Ein Nachmittag im Schnee 15.01.2010 Zuerst sind wir über einen Forstweg teilweise bergan, bis zu einem Bachbett, durch einen lichten Wald gegangen. Neben der schmalen Brücke, die da weiterführt, ist seit kurzem ein Miniwasserkraftwerk, das den Rest des Wassers, dieses im wahrsten Sinne des Wortes während der Schneeschmelze und nach Gewitterstürmen normalerweise tosenden Wildbaches, jetzt zur Gänze, schon weit oberhalb abzweigt. So sieht man nun von der schmalen Brücke, für Fußgänger und Pferde, nur auf die tonnenschweren Gesteinsbrocken im verschneiten Bachbett. Dabei kann man so richtig nachfühlen wie hier "die Post abgeht" bei reichlich Wasser. Ein kurzes Stück führt uns nun ein schmaler Pfad durch einen dichten Jungwald, von dem wir aber bald nach links abbiegen, und die direkte Flanke des bewaldeten Berghanges ebenfalls auf einen schmalen Pfad weiter hinaufgehen. Nach ca. ¼ Stunde kommen wir zu einer Forststrasse, die über eine andere Streckenführung hier herauf kommt. Auf dieser führt nun unser Spaziergang weiter. Immer leicht ansteigend. An fleißigen Waldarbeitern, die mit Holzschlägerung beschäftigt sind, mit ein paar Grußworten vorbei, zu einem Steinbruch, der ja eigentlich gar kein Steinbruch ist. Warum nicht? Es ist eine riesige ausgehobene Grube mitten an einem über mehre Quadratkilometer ausgedehnten, bewaldeten Berghanges, der durch einen Bergsturz der sich im 1200 Jahrhundert, oberhalb dieser Stelle ereignet hatte, und sogar den Innfluss im Tale für einige Zeit aufstaute, entstanden ist. Darin werden diese tonnenschweren Felsbrocken des "roten Marmors" wie Findlinge geborgen, und zur weitern Verarbeitung aufbereitet. Mit Christa habe ich an einem schönen ungewöhnlich warmen Herbsttag, in diesem Steinbruch, mit seinen übergroßen noch ungeschliffenen roten Marmorblöcken, damals die Foto-Session gemacht. Heute war alles schön mit herrlich weißem Pulverschnee zugedeckt. Hie und da dazu das lichte Rosa des roten Marmors. Im Hintergrund das Inntal, etwas schon weit unten. Und dann schon weiter dahinter, die Skihänge der Berge des Alpachtales. Die Sonne tat der Schönheit noch etwas dazu. Nur unsere Sonnebrillen dämpften das grelle Weiß Nach kurzer Atempause geht es diesen Forstweg, nach dem Steinbruch, noch ca. 1 km weiter, bis wir zu einer Kreuzung mit einer Natur-Rodelbahn kommen. Im Moment liegt aber noch zuwenig Schnee auf dieser, um auch wirklich zügig rodeln zu können. So gehen wir nicht hinab sondern etliche Serpentinen dieser ungemein breiten (fast immer ca. 4m) entlang hinauf. Keine einzige Rodel kommt uns heute entgegen, obwohl man ein frisch gewalztes Band eines Pistengerätes in der Mitte der Rodelbahn erkennen kann. Es ist auch gut so, da wir doch in ein heftiges Gespräch verwickelt sind. Es geht dabei ums Skifahren. Heute, und auch gestern wären so schöne Tage an den Pisten. Dazu sind diese fast leer, da kaum Fremde um diese Jahreszeit hier sind. Und Neuschnee!! Wenn auch nur wenig. Herrliche Temperaturverhältnisse, und purer Sonnenschein. Ach wäre doch heuer, letztes Jahr. Voriges Jahr musste ich so viel Wasser und Nassschnee schaufeln. Heuer ist alles schöner Pulver. Christa und ich könnten die Hänge befahren. Und wenn Christa keine Zeit hätte, würde sie zu mir sagen. Tob dich aus, denn am Wochenende bin ich wieder dabei. Und warum gehe ich, dann nicht Ski fahren? Es Freut nicht. Warum Freut es nicht? Heute traf ich Jemanden vom Hause in dem ich wohne. Fast bekam ich Gutscheine für Tages-Skikarten geschenkt. Ja natürlich könnte ich diese Gutscheine gut gebrauchen, denn heuer ist zum ersten Mal nach Jahren wieder, dass ich mir das Skifahren nicht leisten kann. Aber ich habe abgelehnt. Ja!!... Abgelehnt!!.... Ich will gar nicht Ski fahren gehen. Ohne meiner Christa. Früher machte es mir nichts aus, auch Alleine zu gehen. Im Gegenteil, fuhr dann dafür zügiger. Bis man die Oberschenkel spüren konnte. Nach 3 Stunden intensiven Skifahrens, hatte ich Freude und fuhr meistens wieder heim. Voriges Jahr war ich noch einmal nach Christas Verabschiedung Skifahren. Hatte ja eine Saisonkarte. Dachte, es sei leichter als zuhause herum zu sitzen. Lenkt ab. Aber Nein. Nach einer Stunde fuhr ich bei schönstem Wetter wieder heim. Nicht ganz. In ein Kaffee zum Zeitung lesen. Das Lenkte wirklich ab. Und heute will ich überhaupt nicht mehr Skifahren. Nicht Alleine. Es ist nicht mehr schön genug. Ich selbst habe erst vor 6 Jahren wieder damit angefangen. Nach 25 Jahren Pause. Kannte da Jemanden der mich dazu aufgemuntert hat. Geholfen hat, bei Ausrüstung aussuchen. Und so weiter. So wie ich es zu Beginn des vorigen Winters auch bei Christa tat. Aufgemuntert. Die Schönheiten gezeigt. Und Christa war gleich begeistert, wie ich Jahre zuvor. Ein Winter ohne Skifahren, konnte ich mir bis zum Ende des letzten Winters überhaupt nicht vorstellen. Bin Traurig über diese Situation. Nein es ist nicht ein Verkriechen vor sich selbst. Was mich stört beim Skifahren, ist die Fröhlichkeit, die Unbeschwertheit die auf den Pisten immerzu herrscht. Das Lachen, und Träumen von Glückseligkeit, in den Hütten. Genau das was ich eben vorher auch in mir hatte. Was aber nicht mehr funktioniert, ohne mich selbst dabei anzulügen. Ich kann nicht Lügen. Ich habe es nie gekonnt. Zu mir sagte man immer: "Du kannst nicht Lügen, denn Dir merkt man es an." Oben beim Start der Rodelbahn angekommen, könnte man noch weiter diesen Weg wandern. Aber wir nehmen nun den dort abzweigenden Weg wieder hinunter ins Tal. Er ist viel steiler, als der den wir herauf gekommen sind. Große Tafeln zeigen hier auf diesem ein striktes Rodelverbot an. Obwohl, hier wäre es ja erst richtig Rasant. Aber eben Rasant. Dieser Weg führt über einer steilen Wand entlang. Man kann schon zwischen den Bäumen einen dort unterhalb befindlichen Skihang für die Kleinen erkennen. Und einiges an Kinderfreuden hören. Zuerst geht es unterhalb eines uralten Einseselliftes hindurch. Dieser ist aber nur noch im Sommer in Betrieb. Vor Jahren gab es auch auf dieser Seite hoch über unserer Wegstrecke ein Skigebiet. Später dann macht es einen Rechtsknick, und bald danach geht es noch mal unter diesem Sessellift hindurch. Zur linken Hand sieht man zu einer Kirche am Ende eines sehr engen Seitentales hinab. Jetzt im Winter sieht man erst so richtig diese eng anliegenden Gebäude rundherum um diese Kirche, die sogar erst vor kurzem zu einer Basilika empor gehoben wurde. Die letzten Jahre wurde hier alles renoviert. Auch der Turm vor dem Zerfall gerettet, und mit neuen Glocken aus der Gießerei Grassmayr behängt. Später können wir dann sogar deren Klänge hören. Durch den Laubwald der jetzt ganz leer von sonst undurchsichtigen Blättern ist, sieht man jetzt von hier hoch oben erst, wie riesengroß die Gesamtanlage der Grundstücke rund um diese Basilika sind. Die kleinste Stadt Österreichs hätte darin fast Platz. Steht man aber unmittelbar vor dieser Kirche, kann man dies nicht einmal erahnen. Und die meisten Gläubigen stehen nur unmittelbar davor. Sicherlich war in früheren Zeiten hier eine große Mautstelle. Denn dieser enge Durchgang am Ende dieses Tales, war bestimmt eine zwar beschwerliche, aber versteckte Ausweichstrecke von Bayern nach Tirol. Am Ende des Weges kommen wir zu jener Skipiste mit dem kurzen Tellerschlepplift, wo wir schon zuvor das Kinderlachen vernommen haben. Auf dem im unteren, schon fast ebenen Teil, hängt ein Babyliftseil fast bis zum Boden durch, damit auch die Kleinsten unter den zukünftigen Rennläufern damit hinauf gezogen werden können. Entlang dieser Piste gehen wir hinunter zur Einsessellift -Talstation. Vor zwei Tagen als ich hier bei leichtem Schneefall angekommen bin, bemühten sich gerade etliche Skilehrer des einheimischen Clubs den Kleinsten unter den Kleinen (bis 5 Jahre) das stehen auf den nur 50cm langen Bretteln. Heute findet gerade zu dieser Zeit ein Skirennen mit Lautsprecheransage der einzelnen Knirpse auf Skiern statt. Drei Tore und der Zieleinlauf sind von diesen zu bewältigen. Zwei von ihnen sind immer zur gleichen Zeit auf der Strecke. Denn schnell geht es trotz vieler Anfeuerungsrufe der am Rande stehenden Eltern ja doch nicht hinunter. Wir verbringen einige Zeit mit grinsenden Gesichtern am Pistenrand. Nach einer längeren Erholungspause bei Sport Ossi, den halben Japaner, geht es dann über eine Abkürzung zurück. Diese Abkürzung führt am Pistenrand der anderen Seite bis ganz nach oben zum Ende des Hanges. Nur noch einzelne unentwegte junge Skifans fahren hier noch die Piste hinunter. Der Lift wird jetzt bald schließen. Obwohl das letzte Viertel der Piste etwas steiler ist, ist es Aufgrund der guten festen Schneelage nicht beschwerlicher zu gehen. Wir kommen aber durch diese Abkürung direkt auf den untersten Teil der Rodelbahn von vorhin. Nur ein kurzes fast ebenes Stück dieser entlang, und wir sind wieder am Forstweg zum Steinbruch, die vor uns waagrecht stehende Sonne mitten im Gesicht. Bald wird sie ganz, hinter den vor uns so weit entferntem Bergrücken untergehen. Der dichte hohe Nadelwald zur unserer linken, ist immer noch mit dem Neuschnee, von vor zwei Tagen bedeckt. Unsere Spuren im Schnee, die wir beim herauf gehen gemacht haben, sind mittlerweile auch von andern Spuren überlagert worden. Obwohl gesehen hatten wir außer den Waldarbeitern Niemanden. Aber auch diese sind immer noch bei ihrer Arbeit. Man hört etwas tief unter uns ihre Motorsägen immer wieder aufheulen. Den Steinbruch lassen wir schnell hinter uns. Die Sonne scheint jetzt schon zwischen den Baumwipfeln in einem leuchtenden Orange durch. Die Kirchtürme und sonstigen höheren Gebäude, der weit entfernten Ortschaften im Tal, spiegeln dieses Orange wieder zurück. Leichter Dunst steigt im Tal auf. Es ist als würde sich dieses mit einer leichten flaumigen Decke zudecken. Der Schnee unter den Füßen hat wieder zu knirschen angefangen, da es auch um eine Spur wieder kühler wurde, und die durch die Sonnenstrahlen am Nachmittag leicht angewärmte Oberfläche des Schnees nun wieder gefriert. Es ist einfach herrlich, wenn unter den Schuhsohlen der Schnee bei jedem Schritt so richtig kernig knirscht. Den gleichen Abkürzungspfad zum unteren Querweg können wir nicht nehmen, da die ersten 3 Meter einfach zu steil, und dadurch die Gefahr von ausrutschen wegen des Schnees zu hoch ist. Aber ein paar hundert Meter weiter, weiß ich einen andern verschneiten Pfad, den ich schon letzthin gespurt habe. Diesen Pfad kenne ich vom Sommer, denn da ist er mit soviel Hochgras und Brombeerstauden durchzogen, dass er nicht begehbar ist. Aber im Winter eben schon. Von meinen Spuren von vor zwei Tagen ist nichts mehr zu erkennen. Sehr wohl aber sind in der Zwischenzeit etliche Rehe oder auch Hirsche hier gewandert. Neben und in diesen Abdrücken spuren wir den Weg auf das Neue. Bald ist der untere Weg erreicht. Die Sonne nicht mehr sichtbar. Nur der nun dunkelorange Schein über dem Bergkamm, wo noch kurz vorher diese darüber stand ist zu sehen. In dem lichten Wald nach der Brücke neben dem Wasserkraftwerk, fängt die Luft zu gefrieren an. Die Bäume werden immer mehr schemenhafter, durch den leichten Schleier in Form von aufkommendem Nebel. Aber bald sind wir ja wieder zu Hause. Es war ein herrlicher Nachmittag. Ich sage Danke zu meinen Begleitern. Ihr ward mir eine gute Unterhaltung. Nur Du meine liebe Christa, Du warst heute so schweigsam. WalterK.