Es ist nichts mehr von mir über nachdem meine Frau gestorben ist..

  • Hallo zusammen,

    Nach 10 wundervollen Jahren ist meine Frau im Februar von mir gegangen.

    Nach lähmenden Monaten habe ich beschlossen eine Therapie zu beginnen und mir wurde geraten alles aufzuschreiben, mit Menschen zu teilen und festzuhalten- entschuldigt also wenn es länger wird.

    Auch bin ich kein begabter Schreiber der Struktur in sein geschriebenes bringen kann.


    Ich bin 38, meine Frau war 10 Jahre jünger, kennengelernt haben wir uns an ihrem 18 Geburtstag, zwei Tage später war es um uns beide geschehen und wir haben unser gemeinsames Leben begonnen, die 28 Jahre vor ihr war ich immer in Beziehungen, einmal sogar verheiratet doch nie war es auch nur annähernd vergleichbar, nie auch nur ansatzweise ein Ganzes statt zwei Hälften die irgendwie zusammenpassen und doch immer zwei Hälften bleiben.


    Ich könnte Seiten über Seiten schreiben was für ein außergewöhnlicher und toller Mensch sie war, wie warm und liebevoll der Alltag mit ihr war und wie grandios jede einzelne Macke war die sie hatte doch das können andere nicht nachvollziehen also lasse ich es.


    Zahlen hatten scheinbar immer eine Bedeutung bei uns, sie hatte am 25 Feb. Geburtstag starb am 27 Februar -unserem Jahrestag, mein Geburtstag ist am 29 Feb. Alles hat genau zwischen unseren Geburtstagen begonnen und geendet, wir waren 10 Jahre zusammen und der Altersunterschied war 10 Jahre. – selbst in den kitschigsten Romanen oder den abergläubigsten Geschichten kommt sowas nicht vor…


    Gestorben ist sie an einer Hirnblutung, es fing harmlos an, Kopfschmerzen als wir aus waren um uns mit Freunden zu treffen um unseren Tag zu feiern, es folgten Übelkeit und Schwindel, ich habe sie in unser Zuhause gebracht sie ins Bett gelegt und mich um sie gekümmert, sie litt öfters mal an Migräne, doch diesmal war es anders, kurze Zeit darauf war sie nicht mehr ansprechbar, die Rettungskräfte waren schnell da konnten aber im Spital nur mehr ein Koma feststellen aus dem sie nicht mehr erwacht ist, Stunden später war sie nicht mehr da..


    Seither bin ich nicht mehr ich, ich denke jede wache Minute an sie, Stunden werden zu Tagen und es ändert sich nichts, ich gehe wie ein Zombie durch den Tag und „lebe“ nur, mehr ist nicht mehr da..


    Jeder denkt das sein Partner perfekt war, wir waren Vorbild für unseren Freundeskreis wurden beneidet, man sagt die Floskel „große Liebe“ viel zu leichtfertig doch für mich war es genau das, kein Stück weniger.

    Ich hätte nicht eine Sache ändern wollen, nicht an ihrer Art, nicht an ihrem Aussehen, nicht einen Tag auslassen wollen, das habe ich die knapp 30 Jahre davor nicht annähernd erlebt oder mir vorstellen können.- sie war so kitschig es klingt meine absolute Traumfrau und das in jeder Hinsicht für 10 wundervolle Jahre


    Seither weiß ich nicht weiter, der Schmerz vergeht nicht, der Alltag hat seinen Sinn verloren, nie würde mich eine andere Frau auch nur im geringsten interessieren, nicht nach diesen 10 tollen Jahren. Ich habe gelernt wie perfekt es sein kann, es gibt keinen Ersatz für sie.


    Würde ich an ein Leben nach dem Tod glauben wäre ich ihr schon vor langer Zeit ohne zu zögern gefolgt aber so bleibt mir nur das sinnlose bestreiten eines Tages nach dem anderen.

    Mir wurde alles genommen das eine Bedeutung für mich hat, manchmal wünsche ich mir für einen kurzen Moment ich hätte sie nicht kennengelernt um gar nicht zu wissen was man vermissen kann, hätte wie davor mein Leben nur mit 20% gelebt ohne von den restlichen 80% zu wissen, und hasse mich gleichzeitig dafür denn nie hätte ich freiwillig nur auf etwas von ihr verzichtet.


    Mir wurde gesagt „irgendwann“ fängt man wieder
    an zu „gestalten“, mir wurde gesagt man muss Phasen der Trauer überwinden, doch
    ich wüsste nicht was ich „gestalten“ soll und kann mit diesen Phasen nichts
    anfangen. Ich bin nicht wütend, zornig oder leugne was passiert ist zu
    verhandeln gibt es auch nichts und akzeptieren musste ich es schon an dem Tag
    als sie von mir ging


    Ich weiß es gibt keine Lösung die mir irgendjemand von euch anbieten kann,
    Trost spenden ist ebenso nett gemeint aber sinnlos, ich wollte nur meine Geschichte
    irgendwo niederschreiben und danke jedem der sie sich durchgelesen hat.


    Dieses Forum schien mir nur der geeignete Ort dafür zu sein dies öffentlich zu
    machen.


    Ich hoffe euch geht es besser, ich wünsche auch alles Glück der Welt und die
    Klarheit dieses Glück auch zu erkennen und es mit jeder Faser zu genießen !


    Ich hatte es für 10 Jahre.


    Liebe Grüße

  • Lieber Chrono!


    Es tut mir so leid, dass du deine Frau verloren hast!

    Willkommen hier im Forum!


    Du hast ganz Recht, jedes Trösten und jedes Wort kann den Schmerz nicht nehmen.

    Jeder muss für sich durch diese Trauer gehen, man ist da ein Stück weit einsam.

    Das Schreiben hat vielen von uns hier gut getan.

    Hoffentlich, wird es auch dir helfen, deine Gedanken und Gefühle zu ordnen.

    Auch die Gemeinschaft und dass man weiß, man ist in seinem Schmerz nicht alleine, hilft ein Stück weit!


    Ich wünsche dir vorerst einfach, dass du dich hier wohl und angenommen fühlst mit deinem Schmerz!

    Viel Kraft!

    Hedi

  • LIeber Chrono!

    Du schreibst mir aus der Seele, bei mir waren es 32 Jahre die wir zusammen sein durften und seit dreienhalb Monaten ist mein Leben praktisch beendet.

    Auch ich dachte daran, meinem Mann nachzufolgen, habe aber schließlich aus dem Grund, weil ich glaube, dass es ein Leben nach dem Tod gibt, davon Abstand genommen, weil ich die starke Vermutung hege, dass wir hier sind um unser Leben zu meistern und zu lernen und dass mich ein Freitod meinem geliebten Mann nicht wieder näher gebracht hätte, sondern im Gegenteil, dass man es bereut, wenn man eine solche Entscheidung trifft.

    Meine Hoffnung ist, dass ich mich darauf freuen kann ihn wieder zu sehen, wenn ich mein Leben so wie es das Schicksal geplant hat, zu Ende gelebt habe.

  • Dankeschön,
    Vielleicht hilft es gegen die gefühlte dauernde "Stille" (mir fällt kein besseres Wort ein dafür) die mich seit 7 Monaten begleitet wenn ich gelegentlich etwas schreibe - ich werde es merken.

    Die letzten Monate habe ich jeden Tag mit ihr geredet auch wenn es in meinen eigenen Augen blödsinnig ist, an eine höhere Macht zu glauben hilft hier ev. mehr als meine Einstellung, aber ich kann und konnte nicht anders.
    Ich hätte ihr so viel sagen wollen auch wenn zwischen und nie etwas unausgesprochen geblieben ist, hätte ich gewusst das es an diesem Tag ein Ende findet, mich millionenfach bedankt und ihr zum tausendsten mal gesagt das sie das beste war das mir je widerfahren ist.
    Ihr gesagt das sie wunderschön ist und ich mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen kann.

    Ach was soll ich sagen es geht wohl jedem hier auf die eine oder andere Art genau so.
    Danke jedenfalls fürs zuhören bzw zu-lesen


  • Hallo Chrono,


    zufälligerweise hatte meine Freundin am selben Tag Geburtstag! Die Zahlen schlagen also nochmal zu.

    Ich glaube auch nicht an ein Leben nach dem Tod oder eine höhere Macht und rede trotzdem manchmal mit ihr. Kommt mir auch irgendwie blödsinnig vor, aber es hilft.

    Diese Gedanken des "Nicht-Kennenlernens" hatte ich heute auch wieder. Aber unsere Menschen haben so viel gegeben, da hätte ich nicht auf ein Kennenlernen und Lieben verzichten wollen.

    Willkommen in diesem sch*** Club, dem niemand beitreten wollte.


    Grüße

    Kompaktifizierung

  • Hallo Chrono

    ich fühle mit dir um deinen Verlust. Jeder von uns hier hat seinen geliebten einzigartigen Partner verloren.

    Vielleicht tröstet es Dich es von der anderen Seite zu betrachten. Ich versuche so die Trauer erträglicher zu gestalten.

    Was wäre wenn ich diesen wundervollen Menschen nicht kennengelernt hätte. Ich hätte diese schöne Zeit nicht mit Ihr erlebt. Mein Leben wäre um soviel ärmer gewesen.

    Ich denke dann an viele schöne Erlebnisse mir Ihr zurück.

    Ich muß dabei auch weinen aber kann auch sehen was ich Schönes mit ihr erlebt habe.


    Dann denke ich an die vielen Ehen die nach einigen Jahren schon im täglichen Streit ersticken und in ewiger Feindschaft enden. Oder andere, die nie ihre Traumfrau treffen. Und sage mir daß wir nur ganz wenige Tage unserer gemeinsamen 33 Jahre mit Unstimmigkeiten vergeudet haben, stattdessen jeden Tag gemeinsam gelebt und genossen haben. Wir haben fast jeden Tag etwas gemeinsam unternommen und dadurch wohl mehr erlebt als viele andere Paare die bis ins hohe Alter zusammenbleiben dürfen.


    Ich hätte meiner geliebten Frau gegönnt daß sie die Hochzeit einer ihrer Töchter erlebt hätte oder die Geburt eines Enkelkinds. Dass sie gesehen hätte daß ihr Erbe und ihre Schönheit noch eine Generation weitergegeben wird.

    Ich weine um ihre Lebenszeit und versuche nicht um mich zu weinen denn ich muß lernen nicht im Selbstmitleid zu baden.


    Wir sind alle hier gegen unseren Willen in diese schlimmste aller Lebenslagen geworfen worden. Wir können die Zeit nicht bis zum verlorenen Glück zurückdrehen nur wage hoffen daß es irgendwann erträglicher wird.

    Schreibe deine Gedanken und Gefühle hier rein - es hilft

  • Lieber Chrono,

    auch ich möchte dich hier herzlich willkommen heißen.


    Es tut mir leid, dass du so überraschend deine Frau verloren hast und deine Welt jetzt in Millionen Scherben liegt.

    Ja, nichts auf der Welt bereitet uns auf so eine grausame Situation vor.


    Das ganze Leben verändert sich durch so einen Schicksalsschlag.


    Ich finde Hans Egon Holthusen hat das sehr treffend formuliert:

    "Mein Herz fühlt aus den Angeln sich gehoben,

    und alle Horizonte sind verschoben"


    Ich finde, genau soo fühlt sich das an ! Zumindest war es das, was ich bei allen Trauerfällen, die ich bis jetzt durchleiden musste, spürte. (Ich habe mehrere, mir sehr liebe, nahestehende Menschen verloren )

    Alles ist plötzlich so anders. Nichts ist mehr, wie es einmal war und es wird auch nie mehr so werden, wie es war ... da kann man nichts "schönreden" und ich denke, am Anfang bleibt nur, diesen bodenlosen Schmerz auszuhalten. Was anderes ist uns - glaube ich - nicht möglich - und das ist schon verdammt viel.... Versuchen hinzunehmen - tief ausatmen - aushalten und darauf vertrauen, dass sich die Qualität des Schmerzes irgendwie ändert... Irgendwann! Nicht heute, nicht morgen aber irgendwann! Dieser Zeitpunkt wird kommen, lieber Chrono - versprochen - aber das kann/ wird dauern! Manchmal sehr lange...

    Lass dir Zeit. Setz dich nicht unter Druck und vor allem, lass dich nicht von anderen unter Druck setzen. DU ALLEIN weißt, was für DICH richtig ist.


    Ach Chrono, alles ist so unfair!

    In einem einzigen Augenblick wird uns alles geraubt, was uns wichtig ist... und dennoch dreht sich die Welt weiter als wäre nichts weltbewegendes geschehen.Die anderen lachen, feiern, sind unbeschwert, schmieden Zukunftspläne ... nur man selbst...

    man selbst weiß nicht, wie man die nächste Minute, die nächste Stunde, den nächsten Tag überstehen soll/kann oder ob man es überhaupt will ...


    Wie erträgt man, was sich nicht mehr ändern lässt?


    Ich fühlte mich in den ersten Monaten, als hätte mich jemand eine Klippe hinuntergestoßen und mir vorher noch das Herz bei lebendigem Leib herausgeschnitten - und niemand, niemand konnte mir den Schmerz nehmen. Alle Worte, die mir gesagt wurden, alle Worte und Gesten, die mich trösten sollten , halfen mir nicht. Zwar habe ich sie gehört/ gesehen - aber sie erreichten mich nicht, sie haben nichts geändert. Manchmal haben sie mich sogar nur wütend gemacht...


    Was u.a. geholfen hat, war Schreiben und Fotografieren.Ich habe Tagebuch geschrieben, Bilder eingeklebt und ich habe viele, viele Briefe an meine lieben Toten geschrieben, Ich habe ihnen diese Briefe dann auch laut vorgelesen und mir , einige Tage später, selbst Antwortbriefe geschrieben. Einige der Antwortbriefe habe mir sogar per Post an mich selbst geschickt und die schönste Briefmarke die ich finden konnte draufgeklebt. Klingt verrückt,nicht war? - hat mir aber geholfen, hat den Schmerz in mir ETWAS gelindert.

    Erst viel später habe ich dieses Forum gefunden und ich bin froh, dieses Forum , bzw die Menschen hier, gefunden zu haben.Ich fühle mich hier gut aufgehoben, manchmal sogar liebevoll gehalten.

    Man kann Trauer nicht miteinander vergleichen. Jeder hier geht anders mit seiner Trauer um, hat andere Bewältigungsstrategien, aber die GEFÜHLE sind ÄHNLICH.( ganz egal ob man ein Kind, einen Ehepartner, die Eltern , ein Geschwister oder einen Freund verliert.)

    Bei den einen ist noch alles ganz frisch, andere sind schon "weiter" in ihrer "Trauerarbeit",...und genau das ist es, was mir so hilft - diese Vielfalt hier. Wenn ich an das Forum denke, fällt mir immer dazu das Bild einer Bergbesteigung ein -Kletterkameraden, angeseilt, sich absichernd, einer für alle, alle für einen usw. ( dabei komme ich aus dem Flachland und bin noch nie geklettert :-) )

    Ich habe schon viel hier lernen dürfen. Hier schreibend, fühle ich mich weniger einsam, fühle ich mich verstanden , manchmal gehalten, manchmal LIEBEVOLL getreten ( wenn notwendig ). Wir passen aufeinander auf!

    Ich muss nichts beschönigen, nichts erklären, darf fühlen, wie ich gerade fühle...Jeder trauert auf seine eigene Art und Weise und dennoch gehen wir den gleichen Weg und das verbindet und hilft mir durch den Kummer.


    Ich hoffe, dass du das auch irgendwann so sehen und sagen kannst. Ich hoffe, dass du hier bekommst, was DU gerade BRAUCHST, um zu überleben bzw. dich ins Leben zurück zu "kämpfen"


    Hier versteht jeder, was der Verlust deiner Frau für dich bedeutet.


    Das Schreiben hier ändert zwar nicht deine Situation,. aber es erleichtert, macht einiges erträglicher...

    Also... schreibe, schreibe, schreibe!

    Wir begleiten dich gerne ein Stück deines Weges, sind virtuell für dich da - wenn du es willst. Wir sind hier!


    Wenn du möchtest,dann schreibe ruhig mehr über deine Frau. Warum sollten wir das nicht nachvollziehen können? Im Gegenteil, ich glaube, ich darf jetzt auch im Namen der anderen sprechen: wir würden deine Traumfrau gerne näher kennenlernen. Wenn es dir gut tut, lass uns an eurer Liebe teilhaben...


    Du schreibst, du seist kein

    Zitat:

    "begabter Schreiber".

    Na und?

    Wie du an meinem Beitrag siehst, bin ich das auch nicht! Und dazu kommen noch meine vielen Grammatik- und Rechschreibfehler! Ich schreibe trotzdem!:P Schließlich ist das hier kein "wer schreibt die besten, schönsten, begnadensten, klügsten.... Beiträge" Wettbewerb und es geht auch nicht um den Literaturnobelpreis...Und die Struktur entwickelt sich ja auch erst beim Schreiben.... Also - schreibe "frisch von der Leber weg" was dich bedrückt, was dich beschäftigt.

    Übrigens, ich fand deine Beiträge sehr gut formuliert und strukturiert...


    Lieber Chrono, ich wünsche dir viel Kraft, Mut, Geduld, Kreativität und noch vieles mehr.

    Und bitte, achte auf dich , gehe sorgsam mit dir um.


    Wenn ich darf, würde ich dich jetzt gerne virtuell :24:


    Alles Liebe

    blaumeise

  • Hallo Chrono,

    Ja.. die Sprüche kriege ich auch immer zu hören. "Irgendwann geht es dir besser und du wirst auch wieder glücklich werden..das braucht alles seine Zeit...das Leben geht weiter"

    Bullshit... die haben alle keine Ahnung..die haben ihren Partner ja auch noch.. der ihnen Kraft und Halt gibt. Ich habe meinen Partner von jetzt auf gleich verloren. Aortendissektion...zack und weg.... er war erst 40 .ich bin 39 .. ALLES ist nicht mehr wie es war. Diese Sehnsucht....das Vermissen ist der schlimmste Schmerz.

    Ich denke das du hier sehr gut aufgehoben bist. Wir alle verstehen was du durchmachst. Und glaub mir...ich wünschte ich hätte mich hier auch nicht anmelden müssen. Wir wären am 01.09. In eine grössere Wohnung gezogen.Mietvertrag war sogar schon unterschrieben. Von jetzt auf gleich muss man alleine klar kommen. Ohne den Partner.und genau das kann ich nicht akzeptieren. Wir hatten auch noch so viel vor.

  • Lieber Chrono,

    auch von mir ein herzliches Willkommen.

    Nein, Trost gibt es keinen, Phasen sind überholt und Lösung ist auch keine in Sicht.

    Es ist schrecklich, was ihr gerade durchleiden müsst - ihr alle hier, die seit so kurzer Zeit auf dem Weg der Trauer gehen.


    Und doch habe ich Fragen an dich. Du schreibst:

    Ich bin nicht wütend, zornig oder leugne was passiert ist zu
    verhandeln gibt es auch nichts und akzeptieren musste ich es schon an dem Tag
    als sie von mir ging

    Du bist nicht wütend über diese Hirnblutung?

    Du bist nicht zornig, dass es deine Freundin traf?

    Du würdest nicht am liebsten leugnen, dass es passiert ist, um wieder in dieses schöne Leben zurück zu kehren?

    Du würdest nicht verhandeln, um bessere Bedingungen für dich/euch zu bekommen?


    Akzeptieren, dass etwas geschehen ist und das Realisieren, dass das jetzt das neue Leben ist, das sind in meinen Augen unterschiedliche Dinge.

    Das Wissen, dass es geschehen ist, das haben wir meist sehr schnell. Doch am Morgen aufwachen und dann feststellen: "Scheiße es ist wahr", das

    kennen wohl auch die meisten trauernden Menschen.


    Ich will dir keine Gefühle einreden, die nicht da sind, doch ich frage mich schon, ob sie nicht vielleicht doch da sind. Das würde mich sehr interessieren.


    Ich danke dir, dass du deine Geschichte mit uns geteilt hast und freue mich, dass wir auf ein Stück auf deinem Weg mitgehen dürfen.

    Danke und

    Lg. Astrid.

  • Hallo Astrid,
    Danke für deinen Beitrag, ich hätte sowieso gerade noch etwas geschrieben hier.

    Nein ich bin nicht wütend es ist niemand schuld daran, niemand den ich verantwortlich machen kann, ich glaube nicht an etwas oder jemanden der Dinge lenkt oder das Schicksal oder was weis ich.
    Der Tag an dem ich mit in das Spital gefahren bin und endlose Stunden später das letzte mal ihre Hand gehalten habe war so prägend eindeutig und endgültig das es für mich auch nichts daran zu leugnen oder zu verhandeln gab und gibt, das was sie einmal war, war weg.
    Ihr Körper war für eine Weile noch da aber SIE nicht mehr, das sieht, erkennt und fühlt man.
    Vielleicht geht es anderen die nicht hautnah dabei waren und ihren Partner bei einem Unfall verloren haben anders das kann ich nicht beurteilen.

    Ich kann mich noch genau an jede Sekunde erinnern als es soweit war, rieche wenn ich daran denke auch noch den typischen Spitalsgeruch, höre das klackern der Schuhe auf dieseN Plastikböden, sehe noch vor mir wie sie nur Stunden davor freudig all die Dinge gemacht hat die sie gemacht hat wenn sie sich hübsch machen wollte um etwas zu feiern, sie war die pure Lebensfreude ein emotionaler flippiger, wilder und wunderbarer Mensch nicht was von ihr über geblieben ist.
    Ich weis auch noch haargenau wie es war als die (sehr nette) Ärztin mir erklärt hat was genau passiert ist und dass man hier auch nichts hätte machen können selbst wenn wir sofort ins Spital gefahren wären- ich kann also nicht einmal auf mich selbst wütend sein.

    Danach musste ich funktionieren ihre Eltern anrufen, unzählige Gespräche führen, Dinge entscheiden und Sachen erledigen.
    Seither ist es eine gleichbleibende emotionale Stille.
    Ich hoffe das klärt die von mir gefühlte Situation.

    LG Chrono

  • Hallo nochmal,

    Gestern war ein beschi…. bescheidener Tag.

    Die Eltern meiner Frau waren bei mir, wollten reden, weil sie sich Sorgen machten und waren erstaunt direkt verwirrt warum ich die Kleidung meiner Frau noch nicht entsorgt habe, warum ihre Sachen noch im Bad sind, warum ihre Schuhe noch im Vorraum stehen und wieso ich seit Monaten auf dem Sofa schlafe weil ich es nicht aushalte in unserem Bett zu schlafen.

    Einerseits verstehe ich sie, „normal“ ist das nicht aber es ist doch das einzige das noch so ist wie früher, wir haben uns immer gegenseitig aufgezogen das ich in unseren Kästen gerademal 3 Fächer hatte und sie den meisten Platz verbraucht hat und das ihre Convers-Sammlung das halbe Vorzimmer vollgestellt hat.

    Ich konnte bisher ihre Sachen nicht aus dem Kasten nehmen oder woanders hinlegen, SIE hat sie dort hingelegt, ich kann Kleidung nicht so zusammenlegen wie sie, würde ich etwas beiseite legen wäre es nur mehr Kleidung, nicht mehr IHRE- wie ein Foto das man eben nicht weggeben kann weil man es dann nicht mehr anschauen kann, nur greifbarer, realer und noch da.

    Ich kann mich nicht auch noch von diesen kleinen- für andere unverständlichen Sachen trennen.

    Keine Ahnung ob ich verständlich beschreiben kann warum ich es sehe wie ich es sehe…


    Wir haben uns dann nicht unbedingt im Guten verabschiedet, ihre Mutter meinte das sie weiß das ihrer Tochter wirklich sehr glücklich war mit mir da sie oft darüber gesprochen haben, ihr nichts gefehlt hat und sie mir immer dankbar sein wir dafür aber ich loslassen muss und neu beginnen soll

    Sie meinte es würde ihrer Tochter das Herz brechen mich so zu sehen aber sie sieht mich nicht, sie ist nicht mehr da.


    Noch 7 Monate danach bekomme ich immer wieder Anrufe von Menschen die fragen was los ist, wo wir sind, ob alles in Ordnung ist, warum wir nicht zu der und der Veranstaltung gekommen sind, dem und dem Festival oder Wettbewerb,…durch unser gemeinsames Hobby haben wir so viele Menschen kennengelernt, man kannte UNS, wir waren in unserem Bereich sehr aktiv immer auf Achse.

    Ständig stolpert man über Videos von uns, Bilder und Erwähnungen wie toll es doch da und dort war.

    Ich meide die sozialen Medien inzwischen so gut es geht aber Mails, Telefon und sogar Post mit Einladungen kommen noch regelmäßig durch.

    Es kostet mich eine unglaubliche Kraft immer wieder zu erklären, immer wieder die selben Sätze zu hören, immer wieder dankend abzusagen und zu bitten aus Verteilern und dergleichen gelöscht zu werden, immer wieder zu sagen das es so nie wieder sein wird, das wir nicht mehr mitorganisieren können….


    216 Tage sind vergangen, am 10.10. ist meine erste Gruppensitzung bei einer Trauergruppe der Caritas in Wien (wieder diese verdammten Zahlenzufälle.. auf den Tag 10 Jahre Beziehung, 10 Jahre Altersunterschied, 10.10 Gruppenbeginn nach den Einzelgesprächen)…


    Ich bin mir nicht sicher wohin der Weg führt, mich begleitet seit diesem 27 Feb. nur das Gefühl das es nur 3 Abschnitte gibt und gab in meinem Leben, die 28 Jahre vor ihr, zu ihr hin, die Zeit mit ihr und den Weg zum Ende zu das irgendwann in ferner Zukunft wartet.

    Ja ich bin erst 38, manche hatten 20-30-40 Jahre miteinander und noch mehr und schaffen es etwas neues zu starten, jemanden neuen kennenzulernen aber das will ich nicht.

    Ich bin ein durch und durch logischer, rationaler Mensch dem jeder Sinn für Schicksal, Bestimmung, Religion und Glauben fehlt.

    10 Jahre durfte ich erleben was in jeder Hinsicht genau das war das ich wollte mit genau dem, mit dem ich es wollte – die Menschen und Beziehungen davor waren im Vergleich dazu keine 10% und die danach werden ebenso nie daran heranreichen- wozu also.


    Mir bleiben nur die kleinen Dinge wie Fotos, die Dinge die noch sind wie sie waren in unserer Wohnung, unsere Musik und andere Kleinigkeiten wie unsere Alltagsgeschenke die für andere nichts besonderes sind aber für mich mein wertvollster Besitz wurde.


    Sorry es wurde wieder länger als geplant scheinbar habe ich wirklich das Bedürfnisse Dinge aufzuschreiben.


    Lg Chrono ich hoffe es geht euch besser

  • Hallo lieber Chrono,


    gut, dass du deine Gedanken und Gefühle hier mit uns teilst.


    Was ist schon " normal" ? Wer legt die Kriterien fest?


    Ich finde, in der Trauer gibt es kein falsch oder richtig :!: Jeder geht seinen eigenen Weg und alles hat seine eigene Zeit.

    Wenn du u.a. die Kleider deiner Frau noch nicht wegräumen willst, dann ist das eben NOCH NICHTder richtige Zeitpunkt dafür, dann ist die Zeit noch nicht "reif" dazu.

    Du allein wirst spüren, wann es für DICH richtig ist und dann auch entsprechend handeln. NUR du entscheidest....


    Laß dich bitte nicht von anderen verunsichern - selbst wenn es die eigenen Schwiegereltern sind....


    Du wirst sicherlich noch viele "Sprüche" von anderen hören wie z.B. " Es ist doch nun schon sooo lange her",du MUSST endlich abschließen", "Wirst bald eine neue Partnerin finden", " Musst positiv denken" und so weiter und so fort. Mir hilft immer, solche Sprüche unter der Kategorie "Sprüche, die die Welt nicht braucht" abzulegen und sie nicht allzu nahe an mich "ranzulassen"


    Komm gut durch den Tag


    blaumeise

  • Lieber Chrono, mein Lebensmensch ist seit über 3 Jahren auf der anderen Seite und ich schlafe noch immer in seinen Shirts, habe seine Fotos noch immer im Schlafzimmer und fühle mich ihm noch immer sehr verbunden. Ich "rede" täglich mit ihm und mir scheint es, dass ich auch Antworten bekomme.

    Was ist normal?

    Du musst so leben, wie es dir gut tut, so leben, wie du das Ganze am besten ertragen kannst.


    Es gibt kein Trauerjahr oder einen gewissen Zeitraum, jeder Mensch verarbeitet den Verlust anders , in seinem Tempo und auf seine Weise.


    Ich wünsche dir, dass du wieder Freude am Leben gewinnst, mit deiner Liebe zu ihr im Herzen!

    Die Trauer hört irgendwann einmal auf und weicht dem Gefühl, dass man mit dem geliebten Menschen wunderschöne Zeiten verbracht hat, von ihm gelernt hat und dass das Geschenk der Liebe für immer bei uns bleibt, über die Welten hinweg-denn die Liebe stirbt nie!

  • Hallo Chrono,


    ich glaube wir ähneln uns schon ein wenig in unserer Sichtweise.

    Lass dir nicht einreden, wann du ihre Sachen wegräumen musst. Das ist alleine deine Entscheidung. Wenn du es für richtig hälst die Sachen wegzuräumen ist das genauso in Ordnung, wie wenn du sie noch Monate oder wie lange auch immer rumliegen lässt. Angie hat da Recht, jeder trauert auf seine Weise und Tempo.

    Mit den Alltagsgegenständen und kleinen Geschenken kenne ich auch. Ich hab hier noch einen leeren Amazonkarton liegen. Der kam erst nach dem Unfall an, aber da war Zeug drin, was ich für sie bestellt habe. Konnte den noch nicht wegwerfen. Meine abgelatschten Sneaker vom Abiball und der Beerdigung trage ich auch. Die sind zwar schon fast kaputt, aber trennen will ich mich von den Stinkdingern nicht.

    Die Converse-Sammlung deiner Frau hat mich ein wenig zum Schmunzeln gebracht. Meine Freundin hatte sich vor kurzem auch an Vans und Converse erfreut. Aber immer gebraucht kaufen, ist ja viel günstiger!


    Deinen gewählten Nickname finde ich interessant. Hat der eine tiefere Bedeutung? Die Zeit ist schon ein verrücktes Konzept.


    Grüße

    Kompaktifizierung

  • ja..genauso sehe ich das auch! Jeder trauert anders. Bei mir war es so das ich alles sofort weggeräumt habe. Wirklich alles.. ich habe die Klamotten alle zu seinen Eltern gebracht. Was mich irgendwie beruhigt ist wenn ich mir Bilder von ihm/uns anschaue.. oder ich seine sprachnachrichten anhöre um deine Stimme zu hören.

    Bei meiner Freundin die im Mai ihren Verlobten verloren hat ist es anders. Sie hat alles so gelassen wie es ist.. nur hat sie alle Bilder weggeräumt. Sie konnte seine Klamotten bis heute noch nicht wegräumen. Fotos und Sprachnachrichten kann sie sich nicht antun.. ich merke bei mir auch das viele denken.... jetzt sind fast 4 Monate rum und es muss mir ja besser gehen... oder dasces irgendwie erwartet wird. Und wenn ich dann sage das es keinen Tag gibt wo ich nicht weine und ihn sehr vermisse kommt ..... ja....das ist normal und wird auch wieder besser. Hilft nicht wirklich. Es ist einfach nur scheisse und tut so unendlich weh das ich manchmal nicht weiss wohin mit dem Schmerz. Ich heule dann los weil es mich irgendwie auch befreit. Ich bin so verzweifelt weil ich ihn nirgendwo mehr finden kann .. wie so'n Labyrinth.. ohne Ziel...es ist einfach ein schlimmes Gefühl.

  • Bei mir ist es zwar noch nicht so lange her, aber bei mir in der Wohnung sieht es so aus, als wäre er nur kurz weg gegangen, alles ist noch da und er könnte jederzeit zurück kommen und weitermachen wie vorher. An der Garderobe hängt noch eine ungewaschenen Jacke von ihm, da rieche ich immer dran, wenn mir danach ist. Und die Pyjamas und T-Shirts von ihm habe ich daheim auch immer an. Draußen trage ich immer schwarz und das wird auch so bleiben, bis ich das Gefühl habe, dass ich etwas anderes brauche.

    Dazu kommt, dass ich die Wohnung nun alleine bewohne und ich will auch niemand bei mir haben, auch keinen Besuch, da bin ich ganz eigen.

  • Lieber Chrono,

    es ist genau richtig, was die anderen geschrieben haben.

    Trauer verläuft bei jedem anders. Manche wollen die Sachen gleich wegräumen, um es besser fassen zu können.

    Andere brauchen dafür Monate, Jahre,...

    Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem du dich von manchen Dingen trennen wirst können. Andere Dinge werden

    lange oder für immer in deinem Leben sein.

    Wir werden immer die Bergschuhe unseres Sohnes aufbewahren, die er 5 Tage vor seinem Tod bekam und mit denen

    er nur eine Wanderung gemacht hat.


    Du bist sehr rational. Und du schreibst von Emotionslosigkeit. Die kann ich, wenn du über deine Frau schreibst, nicht
    finden. Da scheinst du vor Glück und Freude überzufließen. Wenn du von der Zeit seit ihrem Tod schreibst, kommt bei

    mir Verzweiflung und Vermissen und Traurigkeit an. Ich finde dich nicht emotionslos. Rational ja - und das ist auch kein Fehler.


    Für heute wünsche ich dir einen erträglichen Tag.

    Lg. Astrid.

  • es klingt verrückt.. ich habe seine Bürste noch mit seinen Haaren drin....die kann ich nicht weg tun... ich rieche da manchmal auch noch dran.. wegen dem haargel was er immer benutzt hat. Wo ich ihn eine Woche nach seinem Tod das letzte mal sah hab ich mit der linken Hand seine Hände festgehalten und mit der anderen über seine Haare gestreichelt und seine Stirn geküsst.. und da rochen seine Haare immer noch nach seinem Gel... deswegen kann ich sie nicht weg tun. Und das Parfum was ich bei ihm so toll fand hab ich behalten. In seinen T-Shirts schlafe ich auch.

    Es gibt so urnenketten. Die hab ich auch... mit Haaren von ihm drin... dann hab ich etwas von ihm bei mir.