Plötzlich Witwe mit 57

  • Liebe Birgit...


    nachdem was Du Furchtbares erleben musstest und erleidest könnte ich das auch nicht:!:❤️...

    Ich bin jetzt 10 Jahre ohne Beziehung, ohne partnerschaftliche Nähe... Ich kenne nichts Anderes als Stille... aber frei werde ich wohl auch nie sein... nicht ohne universelle Hilfe... 🙏


    Ich bewundere Dich für Deine Stärke... Es ist unfassbar für mich was Dir passiert ist... 🕯️✨

    Pia

  • Danke Pia


    ich bin nicht stark


    Alles was passiert ,passiert ich kann es nicht ändern


    ich möchte aber auch nicht frei sein ,meine beiden Verstorbenen

    gehören zu mir ,sie sind immer bei mir


    Das hilft mir jeden Tag zu überleben

    ich wünsche dir viel Kraft für alles was auf dich zu kommt


    Traurige Birgit

  • Guten Abend zusammen,


    so viele von euch haben sich hier schon Gedanken gemacht über die Möglichkeit oder Unmöglichkeit einer neuen Liebe, einer neuen Partnerschaft. Mir geht es heute (nach 9 Monaten) so, dass ich es mir (noch?) nicht vorstellen kann, es aber auch nicht kategorisch ausschließen würde. Klar ist mir nur, dass ich das, was mich mit meinem Ralf verbunden hat, nie mehr so erleben werde. Wir beide haben uns getroffen, da war ich 19, hatte gerade mit meinem Studium begonnen, er war 26 und hat promoviert. Fast 38 Jahre haben wir gemeinsam verbracht, das sind etwa zwei Drittel meines Lebens, im Prinzip mein gesamtes Erwachsenenleben. Wir waren sehr unterschiedlich, in vielerlei Hinsicht, aber wir haben uns perfekt ergänzt und uns zusammen ein nahezu perfektes Leben aufgebaut: in unseren beiden Herkunftsfamilien fest verwurzelt, Hausbau, zwei Kinder, intensives Familienleben, gemeinsame Interessen, aber auch Freiraum für jeden von uns für Eigenes, viele Reisen... Wir haben einander rückhaltlos vertraut, haben alles gemeinsam entschieden, uns nie gestritten (mal Genervtsein vom anderen, klar, das gab es, aber fürs Streiten waren bzw. sind wir beide nicht der Typ) und nie auch nur eine Sekunde an Trennung gedacht (auch bei ihm bin ich mir da sehr sicher). Wir gehörten einfach zusammen für dieses Leben, das wussten wir beide. Am Anfang unserer Beziehung haben wir mal über ein Jahr auf gut 20 m2 zusammengelebt, anschließend waren in der Familie alle der Meinung, jetzt könnten wir auch heiraten. ;)


    Was also könnte jetzt noch kommen? Wenn überhaupt, dann etwas ganz anderes, eine tiefe Begegnung zwischen zwei lebens- und leiderfahrenen Menschen vielleicht, die um die Vergänglichkeit und die Gefährdung alles irdischen Lebens wissen? Ja, ich denke das könnte ich mir vorstellen. Gemeinsame Unternehmungen, vielleicht Reisen, sich gegenseitig unterstützen, das auch. Aber noch einmal so eng mit jemandem zusammenleben, den Alltag miteinander teilen ebenso wie das Bankkonto, nein, ich denke das will und kann ich nicht mehr. Und noch einmal mich um jemanden sorgen müssen, vielleicht sogar noch einmal um jemanden trauern müssen? Das wäre ja vermutlich die Konsequenz ... Ein schlechtes Gewissen meinem Mann gegenüber, wenn es denn so käme, hätte ich aber nicht, denn das Leben "auf der anderen Seite" stelle ich mir so vor, dass Gefühle wie Eifersucht dort keinen Platz haben.


    Danke fürs Lesen! Ich hab das heute in erster Linie für mich geschrieben, aber vielleicht hat es ja doch irgendjemand gerne gelesen...

    Ganz liebe Grüße!

  • Oh, ich habe es sehr gerne gelesen. Es ist wunderbar auf den Punkt gebracht.

    Ich stelle mir gerade vor, ich hätte einen Freund und Mann gefunden als ich mit dem Studium begann während er gerade damit zum Ende kam. Toll. Eine schöne Vorstellung. Was hast Du für ein Glück gehabt. Beneidenswert.

    Und ja, um so schlimmer wird wahrscheinlich das Trauern sein.


    Eine andere, dazugewonnene Beziehung nach so viel Trauer und Leid. Sicherlich maximal mit jemandem, der dieses Leid selbst erfahren hat. Und wenn nicht, dann nicht.

    Ralfsheidemarie

  • Ach, ihr Lieben, das freut mich, dass so viele von euch es gerne gelesen haben.


    Liebe Ralfsheidemarie, ja, ich bin mir sehr bewusst, dass ich in meinem Leben schon sehr viel Glück gehabt habe, gerade auch mit meinem Ralf. Ob das wirklich das Trauern schlimmer macht? Ich denke eigentlich gar nicht so. Dass, was in der Vergangenheit war, wird ja durch sein abruptes Ende nicht entwertet, vielleicht sogar im Gegenteil. Als meine Söhne nach ihrem Abitur bei uns ausgezogen sind, um woanders zu studieren, habe ich auch nicht über das sog. Empty-Nest-Syndrom geklagt, sondern mir gesagt, ich hatte/wir hatten eine wunderbare 20 Jahre dauernde Familienzeit. Ich habe nichts versäumt, sondern alles intensiv erlebt und ausgekostet. Und ich denke, so ähnlich kann ich es jetzt auch sehen. Natürlich wäre es schön gewesen, wenn es weitergegangen wäre, wenn wir auch seine Rentnerzeit noch gemeinsam hätten gestalten können, wenn wir gemeinsam hätten alt werden können. Aber das was war und was gut war, das bleibt ja gut, auch wenn es zu Ende gegangen ist.


    Auf deiner Seite habe ich gelesen, was dir gestern alles passiert ist. Ein wirklich merkwürdiger und schlimmer Tag und es tut mir sehr leid, dass dich das alles so sehr mitgenommen hat. Aber so wie ich dich hier kennengelernt habe, wirst du dich davon sicher nicht abhalten lassen, deine Wohnmobil-Touren weiter zu unternehmen und das ist gut so! Ich wünsche dir und Renate eine sehr schöne, anregende und tröstende Zeit zusammen, auch wenn es jetzt ein bisschen später wird. Und danke für den Link auf diese Psychologie-Seite über das Jammern, die kannte ich noch gar nicht. Eine ganz wunderbare Seite mit sehr vielen bedenkenswerten Inhalten, finde ich.


    Liebe Grüße an alle Mitlesenden!

  • Ihr Lieben,

    heute war ich im Trauercafé, zum zweiten Mal überhaupt erst. Bei uns wird das vom örtlichen Hospizdienst angeboten, coronabedingt ohne Kaffee, ohne Kuchen, im Stuhlkreis mit viel Abstand, aber immerhin ohne Maske. Wir waren nur zu fünft, zwei sehr nette und einfühlsame Trauerbegleiterinnen und wir drei trauernden Frauen, alle in diesem Jahr verwitwet. Vielleicht gerade weil wir in so kleinen Kreis waren, ich fand es sehr intensiv. Wir konnten alle drei unsere traurigen Geschichten sehr ausführlich erzählen, und was sehr schön war, es ist ganz spontan eine unglaubliche Nähe zwischen uns eigentlich sehr unterschiedlichen Frauen entstanden, einfach aufgrund des gleichen Schicksals. Aber ich war doch sehr aufgewühlt hinterher. Ich glaube es war beides, also sowohl das eigene Erlebte noch mal so präsent zu haben als auch die schlimmen Erlebnisse der anderen zu hören. Ob mir das wirklich gut tut? Meinem Migränekopf eher nicht, das spüre ich jetzt schon, aber vielleicht war es notwendige Trauerarbeit? Gut dass es nur einmal im Monat stattfindet...

  • Liebe Schnuckel, so einfach ist das ja leider nicht bei mir, meiner Seele/Psyche hat es sicher gut getan, meinem Migränekopf eher nicht... Aber ich freue mich für dich, wenn du es für dich so empfindest. Hab gerade von deinem Gespräch mit der Trauerbegleiterin gelesen.


    Liebe Mischi, genau das, ja. Ich denke ich werde schon noch mal hingehen, aber zu oft geht ohnehin nicht, das macht mein Kopf gar nicht mit. Ich muss ja nicht nur sehen, dass ich an dem Tag migränefrei bin, es dürfen auch in den nächsten Tagen keine wichtigen Sachen anstehen. Wir haben uns heute aber auch sehr auf die Umstände des Todes und die allererste Zeit konzentriert, das ist ja vielleicht nicht immer so. Vielleicht kann man ja auch mal über die Dinge sprechen, die einem geholfen haben bzw. helfen. Oder was anderes, was nicht so sehr aufwühlt. Mal sehen... Beim letzten Mal waren wir zu acht, da habe ich es als nicht so schlimm empfunden.

  • Sabiene und Mischi 💞


    das ist so ähnlich wie eine Gruppentherapie, heißt, in gewissem Sinn trägt man den Schmerz der Anderen mit, so wie diese meinen mittragen.

    Es gibt Menschen, die sich abgrenzen können von dem Schmerz anderer und manche eben nicht, was ja auch im Grunde fast nicht möglich ist. Da ist es aber trotz allem Mitgefühl wichtig, Achtsamkeit auf sich selbst zu richten, heißt, entweder ich halte die Situation aus, aus Rücksicht auf die Anderen und es geht mir damit noch schlechter oder ich entziehe mich entsprechend der Situation aus "Selbstachtung", Achtsamkeit für mich. Das hat mit Unhöflichkeit nichts zu tun, sondern dass du gut auf dich achtest bzw. lernst auf dich zu achten. Der Ansprechpartner in der Gruppe seid nicht ihr, sondern der/die Trauer Begleiter oder Therapeut/en.

    Viele Menschen "halten" aus, weil sie nicht auf das hören was in dem Moment richtig und wichtig für sie wäre und sie sich nicht trauen.

    Es gibt einen wichtigen Satz in der Psychotherapie "auch wenn es anderen schlecht geht, darf es mir gut gehen. Das ist nichts anderes als ein gesunder

    "Egoismus", mit dem man einem anderen nicht bewusst schadet, aber sich selbst hilft und das soll ja Sinn und Zweck sein.

    Pia 🌹

  • Umgekehrt gibt es auch Situationen wo einem das schreckliche Schicksal eines einzelnen bei der Bewältigung seines eigenen unterstützt, aber dann muss es auch als gut für mich empfunden werden.


    So... Das war das Wort zum Mittwochabend...

    Habt eine hoffentlich gute Nacht ihr Lieben 🌃🌛✨

  • Liebe Pia,

    danke für deine "Gedanken zur Nacht". Du hast ja Recht mit der Achtsamkeit auf sich selbst, mit der Selbstfürsorge. Das hab ich ja auch gelernt in den letzten Jahren, musste ich lernen. Aber auf der anderen Seite, ich bin nicht so, dass mir die Schicksale anderer nicht nahe gehen, und ich will so auch nicht sein. Ich will berührbar sein und ich halte es auch aus, wenn mir etwas nahe geht. Es gibt in meinem Leben so einiges, das ich tue, obwohl es mir mit ziemlicher Sicherheit eine Migräne einbringt, ich muss es eben nur dosieren, damit es nicht zu häufig wird. Und es war ja auch mein eigenes Erlebtes, was auf einmal wieder so schmerzhaft präsent wurde, und insofern war es vielleicht einfach nur Trauerarbeit, die mal wieder notwendig war.

    Auch dir eine gute Nacht!

  • Liebe Sabiene... Das ist ja was ich meinte, wenn Du entscheidest, dass Du es aushalten kannst, dann hast Du ja schon die nötige Achtsamkeit auf Dich... Das ist doch toll.

    Und dass so ein gemeinsamer Austausch an die Substanz geht ist klar, aber er kann Dich auch weiterbringen.

    Am Anfang als ich hier die vielen Schicksale las, dachte ich, daß fasse ich nicht, begreife es nicht, das ertrage ich nicht... es war stellenweise so unfassbar für mich, weil ich mich so extrem in die Situationen hineinversetzen kann, mir gings am Anfang ganz schlecht damit, wollte mich abmelden, jetzt habe ich für mich einen Weg gefunden damit umzugehen und weil es mir natürlich auch hilft hier bei Euch zu sein.

    Alles Liebe 🌹

  • Liebe Sabiene,


    Da hatte ich ja richtig Glück bei meinem ersten mal im Trauercafe, da ich mich "nur" unwohl fühlte, als Fremde in eine Gemeinschaft zu kommen die schon Jahre besteht, so deplatziert kam ich mir vor.


    Aber wie ich schon erzählte , war es dann sehr schön.


    Es waren 13 oder 14 Leute da, davon ein Mann , es gab Kaffe, Kuchen, Schnittchen.


    Wir saßen alle an einem langen Tisch, normaler Abstand , jeder stellte sich dann vor, weil ich ja neu war, diese Treffen werden hier bei uns im Ort , vom ansässigen Bestattungunternehmen

    geführt .


    Die Betreuerin sagte dazu auch gleich, dass niemand was erzählen muss ,es sei jeden freigestellt über sein Leid zu erzählen, oder nicht.


    Weinen , lachen alles erlaubt , niemand guckt einen komisch an.


    Ansonsten hatte ich schon sehr viele einzel Gespräche mit Seelsorgern .



    So mit 3 Frauen, stell ich mir sehr intensiv vor, wenn jede ihre Geschichte erzählt.

  • Liebe Sabine

    ich war ja auch am Sonntag das erst mal in meinen Tauercafe

    bei euch hörte sich das schöner an ,wir haben zwar alle ohne Masken am Tisch gesessen

    Kaffee getrunken und Kuchen gegessen

    es habe alle durch einander Gesprochen ,die andern kennen sich alle ,ich bin die neue

    Aber es gabt keine Vorstellung nichts ,mal sehen wie es das nächste mal wird


    Aber ich gehe ja noch zur Trauerlebens zeit von Hospiz wo auch meine Betreuerin her ist

    das ist das schöner


    Lg Traurige Birgit