Plötzlich Witwer, plötzlich ganz allein

  • Liebe Maike,


    11 Wochen ist unglaublich lang. Hattest du noch die Möglichkeit Kontakt aufzunehmen so wie bei mir mit Kopfbewegungen? War nur 1x und nur kurz. Aber wenigstens weiß ich dass sie mich da gut wahrgenommen hat -auch wenn wir nicht reden konnten.

    Das Gedicht ist sehr schön, danke


    Liebe Grüße

    Billi

  • Lieber Billi,


    Maximilian bewegte oft seine Beine und kaute auf dem Tubus. Wenn ich seine

    Hand drückte, kam aber keine Reaktion.

    Die Ärzte, Pfleger, Pflegerinnen, waren sehr umsichtig, alle Patienten wurden gut betreut

    und ich durfte tägl. bis 21.00 Uhr bleiben. Immer wieder bekamen die Angehörigen gesagt ,dass wir

    Körperkontakt halten sollen, ( nur wenn der Pat. nicht infiziert war) also das Gesicht und Hände streicheln.

    etwas vorlesen und normal mit dem Pat. sprechen. Auch bekamen alle Pat. tägl- KG.

    Leider hat das alles nichts genutzt.


    liebe Grüße

    Maike

  • Liebe Maike,


    Es ist alles so unfassbar traurig. Diese Hilflosigkeit der wir gegenüber stehen. Diese Hilflosigkeit, unsere Liebsten dort liegen zu sehen. Sind gefangen mit Schläuchen, Kabeln, Medikamenten. Keine wirkliche Reaktion, kein sprechen, Kein Blick. Nur Angst, Hoffnung und dann Trauer. Unwirklich, der größte Teil von uns ist mitgegangen.

    Dann hörst du die Nachbarn um dich herum, quatschen, sind fröhlich, feiern, grillen. Frühstücken draußen zusammen. Alles normal. Für uns nicht mehr. Nie mehr. Es ist etwas weggebrochen, unwiederbringbar für alle Zeiten.

    Ich versuche mich an viele schöne Momente zu erinnern. Es schmerzt, tut unglaublich weh. Kein Verstehen-warum. Bilder anzusehen, immer lächelnd, immer relaxt. Leuchtende Augen, die mir immer Wärme und Liebe gaben. 🌻

    Liebe Grüße

    Billi

  • Ich kann dich do gut verstehen. Es ist eine riesige Wunde in einem, die sich nicht schließt. Und immer wieder quält einen diese Gewissheit, das man seinen geliebten Partner nie wieder in die Arme nehmen kann. Die Worte "nie wieder " schmerzen so sehr. Ich frage mich oft, was soll ich ohne seine Liebe eigentlich noch hier. Ist das Leben für mich noch lebenswert.

  • Lieber Billi,


    ja, es ist unsagbar traurig, da Max ja 3 Monate auf der Intensivstation lag, konnte ich mit vielen

    Angehörigen sprechen, die Verzweiflung, dass nichts an der Situation ändern zu können, ist bei allen Angehörigen gleich.

    Man fühlt sich hilflos, überfordert, ich war nicht mehr ich selbst.

    Mir ist aufgefallen, dass ich nach dem Tod von Max keine richtige Freude empfinden kann.

    Mir ist irgendwie vieles komplett gleichgültig geworfen.

    Das einzige, was mir noch Spaß macht, ist mein Job. Ja, der Tod kann das ganze Leben zerstören.

    Wir wollten zusammen alt werden, aber es war uns nicht vergönnt.


    Liebe Grüße

    Maike

  • Liebe Maike,

    auch Dein Schicksal berührt mich sehr.

    Ja Elke und ich hatten bis zu ihrer Krankheit so viele gemeinsame Ideen und Ziele.

    Dann kam der radikale Schnitt.

    Und die Welt war plötzlich anders.

    Elke war ja immer mein Lebensinhalt gewesen und jwurde dann jahrelang zu meinem Lebensmittelpunkt.

    Durch die intensive Pflege gab es nur noch sie.

    Ich fühle total mit Dir mit liebe Maike .


    Liebe Grüße

    Matthias

  • Lieber Billi,

    diesen Gedanken hatte/hab ich auch.

    ich denke an jeden von Euch, das ist keine Floskel.

    Vorhin beim Einkauf, grade auch wieder.

    Wenn es mir so abartig geht, wie sehr leidet ihr dann…

    Es ist unmenschlich. Es dürfte nicht existieren. Dieses Leid was einen Menschen, der nichts Böses getan hat, zermetzelt.


    Nicole 🤝

  • Gestern habe ich mich wieder rausgewagt. Der Tag war irgendwie ok aber auch sehr schwierig für mich. Ich musste ständig mit den Tränen kämpfen. Natürlich nochmal von allen Seiten Beileid, auch ernst gemeint. War zu Besuch bei einem Bekannten und seiner Frau. Sie waren wirklich sehr nett und haben sich sehr um mich bemüht. Irgendwann hatte ich trotzdem das Gefühl ich muss hier weg, bin früher gefahren als notwendig. Dann zu meinen Bruder, hatte Geburtstag in die Wirtschaft. Die anderen Gäste lachen , machen Gaudi. Und die lachenden Kinder, lachende Paare, meine Nichten mit Partner.. Ich bin nicht neidisch auf sie, nur sehr, sehr traurig. Letztes Jahr waren wir auch wie heute beim Geburtstag. Ich hab noch ein kurzes Video davon gefunden wo Billi meine Frau und meine Nichte Gaudi machen. Jetzt ist sie nur noch Asche. Ich schau dauernd zur Seite und nach draußen, suche sie und verstehe nicht dass ich sie nicht finde, nicht sehe, kein Zeichen bekomme. Warte auf sie und sie kommt nicht. Den ganzen Tag nur ein Gedanke, wo bist du?

    Ich war am Freitag noch bei meinem Hausarzt. Er ist sehr verständnisvoll und mochte Billi. Bedauert es sehr und sagte sie hat wirklich sehr viel Pech gehabt. Hat mir gesagt dass irgendwann die kleinste Veränderung, auch psychisch der Auslöser sein kann. Sie hat in 3 Monaten 13 kg abgenommen, es hat also so im Oktober/November angefangen. Da war ich ja wochenlang im Krankenhaus wegen meiner schweren Operation. Ich hab jetzt erst erfahren wieviel Angst sie um mich hatte. Hat überall umhertelefoniert, sogar beim Nachbarn nachts um 9. Sie hatte eine irre Angst um mich, dachte ich muss sterben. Sie konnte damit überhaupt nicht umgehen. Also war ich wohl der Auslöser auch wenn ich nichts dafür konnte. Kommt von der Zeit genau hin.

    Wäre es nur die Leberzirrhose gewesen hätte sie es wahrscheinlich überlebt. Die Chanchen wären sehr viel größer ohne Herzinfarkt gewesen. Und hätte sie auf mich gehört und Ende Februar wäre gleich zum Arzt hätte sie nicht einen ganzen Monat verschenkt. Da gab es noch keine gelben Augen, keine gelbe Haut, kein gar nichts bis auf den Gewichtsverlust. Hätte, wäre etc. Aber da wär die Chance auch noch viel größer gewesen, hätte dann wahrscheinlich keinen Herzinfarkt gehabt. Auslöser war die Leber. Ich weiß all das bringt sie nicht mehr zurück. Aber doch einige vertane Chancen die ihr vielleicht das Leben gekostet haben. Ich mache ihr dafür keine Vorwürfe, sie hat nicht gewusst wie ernst es war, sie hätte nicht mit ihrem Leben gespielt. Ich wollte sie auch nicht zwingen, sie hätte sich entmündigt gefühlt. Aber der Gedanke daran dass wir uns dann vielleicht doch noch etwas länger haben hätten können...

  • Lieber Billi,


    Dein Satz "jetzt ist sie nur noch Asche"... dieser Gedanke trifft mich auch immer bis ins Mark.


    Es ist unfassbar hart, ungerecht, unbegreiflich... es tut unsagbar weh... damit müssen wir jetzt irgendwie "leben", weiter leben, überleben oder ableben...

  • Lieber Billi,


    Dein Satz "jetzt ist sie nur noch Asche"... dieser Gedanke trifft mich auch immer bis ins Mark.


    Es ist unfassbar hart, ungerecht, unbegreiflich... es tut unsagbar weh... damit müssen wir jetzt irgendwie "leben", weiter leben, überleben oder ableben...

    Liebe Pia,


    Der Gedanke ist hart, sehr hart sogar. Was von ihrer Hülle, ihrem Wsen übrig bleibt.

    Die Seele ist noch da, eine andere für uns nicht greifbare Dimension. Ableben irgendwann wenn meine Frau dazu bereit ist. Jetzt möchte sie das noch nicht, das weiß ich. Warum auch immer...

  • Liebe Pia,

    Der Satz von Billi "jetzt ist sie nur noch Asche" geht mir auch immer im Kopf herum. Ich habe mich auch für eine Urnenbeisetzung entschieden, da ich den Gedanken den geliebten Mann in der Erde als ganzen Körper liegen zu haben nicht ertragen konnte. Aber ihn als Asche zu haben ist auch nicht gut, eigentlich ist nichts gut für die Hinterbliebenen. Man denkt ja immer an den warmen geliebten Körper.

    LG Karin

  • Liebe Karin ❤️


    das ist so oder so einfach nicht vorstellbar... eben weil wir leben, da sind essen trinken, lachen weinen... und dann nichts mehr von dem geliebten Menschen... wer soll das begreifen.

    Für viele ist es "eben so"... für viele eine immer wieder kehrende quälende Frage... 💔

  • Hallo ihr Lieben,

    meine liebste Elke liegt auch in einem Urnengrab.

    Ja es ist schwer vorstellbar.


    Ich habe nach ihrem Übergang alle Haare ,die ich im Bett gefunden habe , gesammelt und in eine Schatulle getan.

    Auch in meinem Bungalow habe ich jedes einzelne Haar gesucht.

    Zum Glück hatte Elke vor 20 Jahren mal eine Locke abgeschnitten.

    Die ist in einer extra Schatulle.


    Es ist alles unbegreiflich. Aber wir müssen damit weiterleben.


    Liebe Grüße an alle

    Matthias

  • Liebe Karin56,


    diese Gedanken sind für alle unerträglich glaub ich...für mich war das auch weil ich wusste Mama wollte eigentlich nicht verbrannt werden, aber eine Erdbestattung wollte sie uns auch nicht zumuten.

    Ich hab eine Aufbahrung gemacht nur für mich und Papa für 1 Tag und es war gut so....ich hatte so Angst das alles von Ihr bei der Verbrennung zerstört würde aber dem war nicht so, denn das was dort noch war war Ihre Hülle aber nicht mehr Mama, Ihre Seele war längst woanders.

    Das war für mich richtig gut.

    Trotzdem habe ich noch eine Haarsträhne abgeschnitten für mich.

    Das einzige was von Ihr noch übrig ist ausser das was man noch in der Urne hat.;(

    Doch der Gedanke lässt einen nicht los....ehrlich ich wüsste nicht was ich getan hätte wenn sie so dort liegen würde.

    So war meine Verzweiflung die ersten Wochen Monate so stark.


    Vlg. Linchen