Plötzlich Witwer, plötzlich ganz allein

  • Hallo liebe Trauernden,


    Hier sind soviel bewegende Schicksale, alles so traurig. Ich muss meine Geschichte, meine Gefühle immer wieder erzählen. Ich kann einfach nicht begreifen was passiert ist, die Welt ist jetzt nur noch grau, ich fühle mich wie durchgeschnitten, mehr als halbiert. Eine lange Geschichte:


    Meine geliebte Frau fühlte sich ab Anfang / Mitte März schlapp, hatte in 3 Monaten 14 kg abgenommen obwohl sie normal gegessen hat. Ich habe schon Ende Februar zu ihr gesagt sie soll zum Arzt und sich untersuchen lassen. Sie schob das dann auf den 22.3. und ging zum Hausarzt zum Gesundheitscheck. Dort wurde festgestellt dass sie Diabetes, zu hohen Blutdruck und Hepatitis hat. Der Arzt schickte sie für weitere .Untersuchungen ins Krankenhaus. Dort wurde außerdem noch eine Leberzirrhose Typ B festgestellt. Sie sagte bei der Aufnahme dass sie seit ein paar Wochen immer wieder starkes Nasenbluten hat. Am 28.3. wurde sie wieder entlassen und wurde krankgeschrieben. Sie musste ab da leichte Blutdrucktabletten nehmen und 4 x täglich Insulin prüfen bzw. spritzen. Sie ging dann am 3.4. und 4.4. wieder in die Arbeit. Am Mittwoch blieb zu Hause, sie war platt und konnte schlecht atmen. Am 7.4. musste ich den Notarzt rufen weil sie fast keine Luft mehr bekam. Im Krankenhaus wurde dann eine doppelseitige Lungenentzündung festgestellt und sie hatte einen Herzinfarkt. Sie bekam 2 Stents. Ich sagte ihr dass ich mir Sorgen mache. Aber doch nicht so, das kriegen wir schon wieder hin. Eine Woche später wurde sie wieder entlassen. Dort sagte sie noch dass es ihr nicht gut geht, keine Reaktion. Der Arzt meinte sie muss auf ihre Leber aufpassen könne damit aber noch 20-25 Jahre leben. Der Hausarzt hat sie 4 Wochen krankgeschrieben, es gab schon einen Rehatermin. Ich war mit dabei weil sie es so wollte. Meine geliebte Sonne lag nur noch auf der Couch, konnte fast nichts essen, war schlapp und nach 3 Schritten erschöpft. Sie war auch irgendwie apathisch. Am 23.4. saßen wir früh kurz draußen. Da sagte sie: Ich glaube die haben mich zu schnell entlassen. Ich habe sie gefragt ob ich sie wieder ins Krankenhaus bringen soll. Das wollte sich am Nachmittag entscheiden. Ich habe sie dann trotzdem sofort ins Krankenhaus gebracht. Sie wollte dann sogar dass ich den Notarzt anrufe weil sie dann gleich drankommt. Ich habe sie dann selbst gefahren und dafür gesorgt dass sie gleich dran kommt. Sie war so schwach dass ich sie mit einen Rollstuhl in die Notaufnahme bringen musste. Das war das 3. Mal Krankenhaus. Dort kam sie in die Überwachungstation. 2 Tage später, am 25.4. hat sie mich morgens noch angerufen und gesagt Guten Morgen, wie geht's dir? Dann kam die Schwester und sie musste aufhören. Das war das letzte Mal. Mittags rief sie nochmal an, war total panisch und ängstlich, ich habe kein Wort verstanden. Dann war die Ärztin dran und sagte sie muss ins Koma weil sie sonst keine Magenspiegelung machen können. Und ich soll kommen, der Oberarzt möchte mich sprechen. Er sagte dass meine Frau schwer krank ist und er nicht sagen kann ob sie es überlebt. Hat sich entschuldigt dass sie nicht auf mich warten konnten, da war sie schon im Koma. Ich war geschockt. Ich fragte wie lange sie im Koma bleiben muss. 2-3 Tage. Sie haben in der darauffolgenden Woche dann zweimal versucht sie zu wecken und mussten jedesmal abbrechen weil der Blutdruck auf 200 ging. Sie hatte starke Blutungen aus Mund und Nase. In dem Kreiskrankenhaus gab ihr der Oberarzt keine Chance mehr. Das war ein Sonntag. Am nächsten Tag sagten sie mir dann sie wird jetzt in ein anderes Krankenhaus verlegt, ein Bett ist frei geworden. Darüber war ich sehr glücklich, es gab vielleicht doch noch eine Chance. Ich war jeden Tag 3-4 Stunden bei ihr, die letzten 2 Tage fast dauernd. Hab mit ihr geredet, sie gestreichelt, sie gelobt, die Füße, Beine, Hände und Arme massiert und versucht ihr Mut zu zusprechen. Im Kreiskrankenhaus war sie mal an 2 Tagen wacher, wir konnten kurz mit Kopfbewegungen kommunizieren. Als ich zu ihr sagte Das wird schon wieder hat sie energisch mit dem Kopf verneint. Sie wusste es also schon. Als ich ihr sagte dass wir am 15.7. in Urlaub fahren wollen und sie sich so sehr darauf freut hat sie einmal bejaht. Auch darauf ob ich ihre Beine hochhalten soll. Die Ärzte waren mit dem Verlauf auf unterem Niveau zufrieden. Sie machte schon Atemübungen, teilweise eineinhalb Stunden ohne Hilfe. Aber sie wurde nicht wach obwohl sie kein Schlafmittel mehr bekam. Sie sagten das liegt an den Medikamenten und an der Leberzirrhose. Da dauert es länger. Ich dachte vielleicht noch ein paar Tage, dann darf ich endlich wieder ihre wundervollen Augen sehen und mit ihr sprechen. Sie versuchte schon zu husten und bewegte manchmal den Kopf und den Mund. Das war noch vorletzten Sonntag so. Am Dienstag Vormittag wurde ich vom Krankenhaus angerufen. Die Werte sind nachts rapide runter gegangen und sie blutet stark. Die Ärztin sagte sie wird den Tag wohl nicht überleben. Ich fuhr natürlich sofort rein und blieb bei ihr. Bis nachts um 11 die Ärztin meinte ich soll nach Hause fahren um zu schlafen und sie rufen sofort an wenn es schlimmer wird. Ich fuhr in der Früh wieder rein, blieb den ganzen Tag bei ihr und fuhr nachts wieder. Dann kam um 7 Uhr morgens der Anruf. Berufsverkehr, Stau. Der Chefarzt hat mich dann mit den Worten empfangen dass sie vor ca. 20 Minuten gestorben ist. Ich hoffe sie musste nicht leiden, aber sie hat sicher mitbekommen wie es um sie steht und sehr viel Angst gehabt. Sie war so unglaublich tapfer, hat gekämpft wie eine Löwin. Es war zu spät. Mein Hausarzt ist mit dem Chefarzt der Klinik befreundet. Er sagte meine Frau wäre mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wegen der schweren Krankheit in Kombination mit dem langen Koma nicht mir gewesen wie vorher. Gedächtnisschwund, Orientierungslosigkeit, eventuell ein Leben lang an die Dialyse, viele Tabletten, ständig zu Ärzten, kein Urlaub. Das hätte sie glaube ich nicht gewollt. Es war ihr nicht vergönnt noch ein paar Jahre mehr Leben zu dürfen. Jeder Tag mit ihr war Sonnenschein. SIE war meine Sonne, mein Leben, meine Erfüllung und wird es immer bleiben. Ein Gutmensch. Wir hatten eine ehrliche, fürsorgliche und humorvolle Partnerschaft, haben uns gemeinsam aus dem Dreck gezogen. Haben auch mal gestritten, ist normal. Wir waren so innig miteinander verschmolzen, so vertraut und liebevoll. Ich vermisse sie so sehr und kann einfach nicht glauben was mit ihr geschehen ist. Sie wird immer in meinen Herzen bleiben. So schnell, so brutal, so früh. DAS hat sie absolut nicht verdient Ich kann auch nicht verstehen warum sie im ersten Krankenhaus mit dem Koma nicht auf mich gewartet haben. Ich war eine halbe Stunde später da. Was wollte meine Frau mir sagen? Ich hätte vorher noch mit den Ärzten reden können und dann mit meiner Frau. Hätte sie gewusst wie unglaublich gering ihre Chancen sind hätte sie das mit dem Koma nicht gewollt. Wir waren 15 Jahre zusammen. Ich danke ihr für diese wunderschöne, erfüllte Zeit. Jede Sekunde war Leben und Freude. Nun ist nur noch Stille, Einsamkeit. Alles grau und leblos. Ich werde es nie verstehen, denke ständig sie macht gleich die Tür auf und strahlt mich an. Ihr war immer wichtig dass es mir gut geht. Ich wollte sie immer beschützen, der Tod war stärker. Unendlich traurig, verzweifelt, alles ohne Sinn. Das Leben ist kein Leben mehr...;(

  • Lieber Bill,


    Ich möchten dir mein aufrichtiges Beileid aussprechen..

    Es ist schön, dass du uns gefunden hast, denn alle Mitglieder des Forums

    wissen wie man sich fühlt, wenn das Liebste was wir haben, uns verlässt.


    ein leises Willkommen

    Maike

  • Lieber Bill ,

    dein Leid berührt mich zutiefst lieber Bill,weil es mich an das Schicksal meiner liebsten Elke erinnert . Sie hatte auch Leberzirrhose Child B mit der Prognose 6 Wochen bis maximal ein halbes Jahr.

    Später kam Diabetes hinzu.


    Ich habe ihr meine ganze Liebe und Kraft geschenkt und wie durch ein Wunder hat sie noch 6 1/2 Jahre gelebt.

    Es tut mir so leid für dich lieber Bill

    Ich fühle total mit Dir mit.


    Ich sende von ganzem Herzen ganz viel Kraft.

    Du bist hier gut aufgehoben in diesem Forums und ich heiße Dich herzlich willkommen

    Viele Grüße

    Matthias

  • Lieber Billi

    Zunächst einmal mein tiefstes Mitgefühl und fühl dich willkommen auf unserer Insel der Trauernden - keiner von uns wollte hier landen aber hier wirst du verstanden und getragen, hier wird dir immer zugehört, und hier kannst du alles schreiben was dir auf der Seele und dem Herzen liegt. Umgeben von vielen lieben mitfühlenden Menschen die sich irgendwie zurück kämpfen nach den persönlichen Tragödien.

    Mein geliebter Schatz ist am 13.4. einfach in der Arbeit zusammen gebrochen und war trotz sofortiger Reanimation nach 50 Minuten tot - mit 58 Jahren. Mir hat die Polizei die Nachricht überbracht als ich dachte er kommt nach Hause. Wir wollten 6 Tage später auf Urlaub fliegen - statt glücklich am Meer zu sitzen musste ich seine Verabschiedung durchstehen.

    Wie bei dir war er mein persönlicher Lottosechser wir haben uns bedingungslos geliebt und hatten beide keine lustige Vergangenheit- aber miteinander haben wir alles geschafft. Wir wären im Oktober 10 Jahre zusammen gewesen und im September 6 Jahre verheiratet.

    Mach zu Beginn kleine Schritte, überfordere dich nicht und lass deine Trauer zu. Hier zu schreiben hilft ungemein

    Ich schicke dir eine Umarmung :24:

    Liebe Grüße Karin

  • Liebe Maike,


    herzlichen Dank für die netten Worte.

    Liebe Grüße

    Billi

  • Hallo Bill,Mir geht es Gefühlsmäßig genauso.Das Forum hilft mir beim überleben.Schön das du hierhin gefunden hast.

    Kathi:30:

    Hallo Kathi,


    Danke für deine lieben Worte. Du hast recht - darüber zu reden hilft ein wenig. Zumindest für den Augenblick.

    Billi 🌻

  • Liebe Karin,


    Danke für sein mitfühlenden Worte. Dein Schicksal berührt mich sehr. Man wird von heute auf morgen aus DEM Leben gerissen, es ist alles komplett anders, nur noch Mist. Herzliches Beileid noch und eine herzliche Umarmung

    Liebe Grüße

    Billi 🌻

  • Lieber Bill,

    Du hast ein ähnliches Schicksal wie ich .

    Falls Du Hilfe brauchst, kannst Du Dich jederzeit an mich wenden.

    Viele liebe Grüße

    Matthias

    Hallo Matthias,


    Danke für deine lieben Worte. Deine Frau hatte auch Leberzirrhose? Das bedaure ich sehr. Bei meiner Frau wurde vorher nichts festgestellt, also vor 2 Jahren. Ich brauche tatsächlich Hilfe, ich schaff das nicht allein. Zum ersten Mal im meinem Leben. Das zieht mir den Boden unter den Füßen weg, ich komme ohne sie überhaupt nicht klar. Ohne Vorwarnung, einfach so weg.

    Liebe Grüße

    Billi

  • Lieber Billi,


    mein herzliches Beileid zu Deinem schweren Verlust, wir alle teilen hier das Schicksal ein schweren Verlust verkraften zu müssen.


    Fühl Dich hier aufgefangen und geborgen.

    Ich denke viele hier können Dir eine große Stütze und Hilfe sein, vor allem unser lieber Matthias65 ziemlich gleiches Schicksal und auch ein Mann in der selben schrecklichen Situation.


    Vlg. Linchen

  • Lieber Billi,

    mein tiefstes Mitgefühl zu deinem furchtbaren Verlust.

    Schön,dass du zu uns gefunden hast. Hier kannst du jederzeit schreiben was dich bewegt ,und es wird immer jemand kurz darauf antworten.

    Mir hat das Forum schon sehr geholfen.

    Wünsche dir viel Kraft.

    Glg🌻Elke

  • Hallo Linchen,


    Danke für deine Worte und den Tipp, sehr lieb

    Vlg. Billi

  • Liebe Ursula,


    Vielen Dank. Hier sind wirklich viele Menschen die einen verstehen weil wir alle diesen schmerzlichen Verlust ertragen und lernen müssen , damit umzugehen.

    Liebe Grüße

    Billi

  • Hallo liebe Trauergemeinde,


    Es wird mit jedem Tag schwerer, schlimmer, unbegreibarer. Vielleicht könnte meine Frau noch leben wäre sie öfter zum Arzt gegangen. Vielleicht hätte sie / wir ein bisschen mehr Zeit gehabt wäre sie tatsächlich gleich Ende Februar zum Arzt als ich sie darum gebeten habe.

    Wäre, hätte, vielleicht. Ich weiß das bringt nichts mehr, aber es nagt in mir. Auch dieser panische letzte Anruf von ihr bei dem ich kein Wort verstand. Was wollte sie mir sagen, warum diese Angst. Beim Anruf morgens war ihre Stimme noch ganz lieb und normal. Hätte ich was verhindern können wenn sie mit der "Einschläferung" auf mich gewartet hätten. Sie wenigstens beruhigen, genauer informieren ? Warum hat das vorher keiner gesehen. Warum wurde sie nach dem Herzinfarkt nach einer Woche wieder entlassen obwohl sie zum Arzt sagte dass es ihr nicht gut geht ? Ich verstehe das einfach nicht. Ich möchte genau wissen was da los war. Es lässt mich nicht los, kann nicht aufhören ständig darüber zu grübeln. So war ich schon immer. Aber diesmal versetzt es mir den absoluten k.o. Schlag.

    Traurige Grüße

    Billi

  • Lieber Billi,


    mein tiefstes Mitgefühl 💔


    Vielleicht kannst du versuchen ein klärendes Gespräch mit den Ärzten zu suchen, damit deine quälenden Fragen Erleichterung finden.


    Mut und Kraft wünsche ich dir 💚🍀


    Pia 🥀

  • Lieber Billi,


    rufe mich einfach heute Abend an,dann können wir alles weitere besprechen. Auch mit den Ärzten.

    Meine Frau wollte auch nicht ins Krankenhaus und hat zu lange gewartet


    Ich wünsche Dir ganz viel Kraft für alles.

    Melde dich einfach.

    Viele Grüße

    Matthias

  • Liebe Pia,


    Danke dir für deine Anteinahme.


    Liebe Grüße

    Billi