Welchen Sinn macht das Leben noch?

  • Hallo zusammen,

    ich bin neu hier und habe erst mal (wie vermutlich viele) mitgelesen. Es sind viele berührende Schicksale dabei und es fühlt sich gut an, dass man mit seiner Trauer und allen Emotionen nicht alleine ist, ich fühle mich nicht mehr so fremd mit mir selbst.
    Mein Mann ist vor 4,5 Monaten ganz plötzlich an einem Herzinfarkt gestorben und einerseits fühlt sich die Zeit ohne ihn wie eine Ewigkeit an andererseits habe ich das Gefühl, es wäre erst gestern passiert. Abgesehen von dem Riesenverlust und der Trauer habe ich aber auch Emotionen, die ich von mir nicht kenne. Abgrundtiefe Verzweiflung (manchmal mit dem Wunsch, hinterher sterben zu wollen), Ängste bis hin zu Panikattacken, das Gefühl, dass das Leben sinnlos ist ohne meinen Schatz und das große Vermissen. Ich habe Schlafstörungen, kann nur schlecht essen (habe 25 kg abgenommen und die Kleidung schlackert), innere Unruhe (vor allem morgens) und der schönste Teil des Tages ist, wenn ich ins Bett gehe. Schlafen ist Pause von der Trauer. Ich fühle mich wie ein Baum, wo der Blitz eingeschlagen hat. Die eine Hälfte des Baumes ist umgekippt und ich stehe da als andere Hälfte und versuche, neue Äste und Wurzeln zu bilden, damit ich besser stehen bleibe. Wir hatten so viele Pläne, wollten mit dem Wohnmobil viele Reisen machen und damit unseren Traum von Freiheit verwirklichen. Dieser Traum wurde uns aus den Händen gerissen, schlimm! Es fühlt sich nach einer gestohlenen Zukunft an.
    Ich habe zum Glück liebe Menschen, die mich begleiten aber niemand kann einem die Not, Verzweiflung und Einsamkeit abnehmen, da muss man alleine durch. Am schlimmsten sind die Wochenenden…..

    Wie findet man denn einen neuen Lebenssinn? Das frage ich mich wirklich. Wie macht Ihr das?

    VG Herzschmerz

  • Liebe Herzschmerz,


    oh das ist eine schwere Frage...erst einmal mein Beileid zu Deinen schweren Verlust.

    Es sind doch erst 4,5 Monate da geht noch nicht wirklich viel.

    Für mich war da an ein Leben gar nicht zu denken.

    Wenn Du hier in verschiedenen Wohnzimmern liest wirst Du feststellen das es oft lange sehr lange dauert bis man überhaupt wieder ein anderes Leben leben kann.

    Es ist natürlich immer sehr individuell wir sind Menschen und bei jedem ist es anders.


    Man geht einfach weiter jeden Tag immer Stück für Stück und es gibt viele Schritte zurück.


    Vlg. Linchen

  • Liebe Linchen,

    vielen Dank für Dein Mitgefühl, das tut gut. Ich habe mir schon gedacht, dass das sicher ein langer Prozess ist, bis man sich ein Leben wieder vorstellen kann. Ich habe mir auch fest vorgenommen, einfach jeden Tag Stück für Stück voranzugehen (Rückschläge inbegriffen). Aber ich frage mich schon, wofür ich das tue, das Leben ohne meinen Schatz erscheint mir so sinnfrei….


    VG Herzschmerz

  • liebe Herzschmerz..wir beide haben das gleiche erlebt ..es ist so unwirklich und man kann es nicht glauben..ich weuss wie es dir geht und möchte dir etwas Mut machen.

    Es wird immer eine Wunde bleiben aber ich bin authentisch weine wenn ich weinen will..lache über dies und das und rede mit m Mann immer wie ich es immer getan habe.

    Ich bin immerwieder dankbar für das was wir hatten und haben u d mache weiter denn so hat er mich immer geliebt.

    Ich habe akzptiere was passiert ist und hadere nicht damit.

    Es ist unsere Weg und wir sehn uns'wieder.

    Ein der Natur ist m Mann mir noch näher.

    Vielleicht hilft dir das ein bisschen.

    Ich weiss garnicht wie i h 18 Monate überstanden habe und bis hierher gekommen bin.

    Schritt für Schritt ich streichle sein Gesicht immer auf der cafetasse das gibt mir Kraft und ich zeige m Gefühle und rede mit ihm so wie immer.

    Uch empfange viele Zeichen u d damit habe ich neue Kraft. Es gibt immer auf und ab..aber ich weiss es geht ihm gut und er ist immer da.

    Das Leben ist anders und es gibt auch schöne Momente..die uns unsere lieben von Herzen gönnen .

    Weiterhin viel Kraft für dich.


    Fühl dich lieb gedrückt und du bist nicht allein..

    Ganz liebe Grüße

    🙏🙏🙏

  • Liebe Herzschmerz,


    das verstehe ich es ist ein Alptraum aus dem man nicht erwacht jeder Tag ist schwer gerade am Anfang.

    So ganz wird es auch nie mehr sein es wird anders aber so richtig gut hmm kommt immer auf den Menschen an.

    Ich für mich trage meinen Schmerz immer mit mir, er ist milder aber gut ist nichts wirklich.


    Dennoch gibt es auch noch die schönen Momente für die es sich lohnt.

    Nicht aufgeben bei mir sind es 3 Jahre 4 Monate 14 Tage.


    Vlg. Linchen

  • Liebe Ostwind, liebe Linchen

    vielen Dank für Eure Antworten. Wenn es bei Dir, Ostwind, so ähnlich war wie bei mir ist auch Dein Mann ganz plötzlich verstorben. Dann weißt Du ja, wie es ist. Erst kann man es nicht glauben, nicht fassen, will man auch nicht. Plötzlich steht das Leben still und ich Kopf, man kommt mit dem Begreifen nicht hinterher. Erst nach der Beerdigung nach 4 Wochen konnte ich den Verlust wirklich begreifen. Das war für mich ein wichtiger Meilenstein. Mein Mann liegt im FriedWald (also in der Natur) und das empfinde ich als sehr tröstlich, ich gehe auch regelmäßig dorthin. Ich spreche auch mit meinem Mann, das tut mir gut und ich fühle ihn dann an meiner Seite. Ich lasse die Trauer auch zu, die ist die Kehrseite der Liebe und will gelebt werden. Am Anfang musste ich erst mal mit den Stimmungsschwankungen klarkommen, mit der Verzweiflung, Sehnsucht, den Ängsten und der Unruhe. Mittlerweile habe ich verstanden, dass alle Emotionen in Wellen kommen und auch wieder gehen. Ich habe sein Bild (und such eines von unserem Wohnmobil) am Kamin stehen zusammen mit den Marienkerzen aus Wallfahrtsorten (die hat mein Mann gesammelt). Ich zünde jeden Abend eine Kerze für ihn an (er hat regelmäßig Kerzen für uns und unsere Kinder angezündet) und fühle mich ihm auf diese Weise nahe, denn das würde ihm gefallen, das weiß ich. Hier halte ich dann Zwiesprache mit ihm. Das hilft. Ich habe auch schon mehrere Zeichen von ihm erhalten, dafür bin ich dankbar. Ich versuche auch, mich an das schöne gemeinsame Leben zu erinnern und dafür dankbar zu sein. Ich glaube, dass Dankbarkeit der Schlüssel zu Zufriedenheit und Glück sind. Auch wenn ich mir momentan nicht vorstellen kann, dass das Leben wieder einigermaßen gut werden kann. Ich glaube auch, dass ich meinen Schatz im Jenseits wiedersehen werde habe aber Angst, dass ich da noch ewig drauf warten muss. Wie soll man das bloß überleben? Wie, wie, wie? Wie macht man bloß weiter? Du, Linchen schreibst, dass es bei Dir über 3 Jahre her ist, das macht mir Angst, es fühlt sich so an, als müsste man jahrelang durch seine persönliche Hölle gehen. Die dunkelt erwartet doch, dass man spätestens nach dem Trauerjahr alles verarbeitet hat. Gut, dass es hier das Forum gibt, mit wem sollte man sonst seine Not teilen, wenn man länger braucht als die Umwelt einem zugesteht.

    Ich drücke Euch auch und bin froh, dass ihr mich versteht und Ihr mir Hoffnung macht, dass es irgendwann auch mal etwas besser wird.

    LG Cathrin

  • Liebe Cathrin,

    mein tiefes Mitgefühl zu deinem furchtbaren Verlust.Ich kann dich gut verstehen,in allem was du schreibst.

    Mein Mann ist vor 10 Monaten plötzlich an multiplem Organversagen gestorben.

    Es tut immer noch schrecklich weh.

    Ich schicke dir eine liebe Umarmung :24:

    Glg🌻Elke

  • Liebe Elke,

    vielen Dank für Dein Mitgefühl. Es tut wirklich gut, sich so verstanden zu fühlen, denn auch bei jeder liebevollen Begleitung von Familienmitgliedern und auch Freunden ist es so, dass sie die Situation auch bei aller Empathie nur bedingt nachvollziehen können. Hier merke ich, dass alle im gleichen Boot sitzen und man mit allen seinen Symptomen und Fragen nicht alleine ist. Das tut gut….

    Es tut mir leid, dass Dein Mann auch so plötzlich gestorben ist obwohl ich nicht weiß ob es „einfacher“ ist, wenn man sich z. B. wegen einer Erkrankung versuchen kann, sich vorzubereiten….. wahrscheinlich nicht….

    Lg Herzschmerz

  • Liebe Herzschmerz,


    nein das ist es keines Falls das ist sogar unmenschlich grauenhaft.

    Beides ist schrecklich Beides ist grauenhaft.

    Nun ja für alle anderen geht das Leben weiter und nach wenigen Wochen erwartet man das alles gut ist nach ein paar Monaten ja merkt man das wir ja anfangen zu nerven und sie zu belasten mit der Trauer.

    Also finden wir andere Wege wie dieses Forum.


    Vlg. Linchen

  • Liebe Linchen, ist es das, was Du erlebt hast? War Dein Verlust nicht plötzlich sondern ein langes Leiden? Falls ja, tut mir das wirklich leid. Dem Liebsten helfen zu wollen und nicht zu können.

    Und Du hast recht, für andere geht das Leben weiter und man will auch niemandem zur Last fallen, gut, dass mannshoch hier austauschen kannst…..

    Lg Herzschmerz

  • Liebe Cathrin,

    herzliche Anteilnahme zu deinem großen Verlust. Mein Mann ist auch plötzlich im Januar an einer Lungenembolie draußen gestorben. Null Abschied.

    Alles erscheint einem leer und sinnlos. Habe mir genau wie du gewünscht, hinterher zu sterben, aber das wird uns wohl nicht so einfach erfüllt.

    Hoffe und bete jeden Tag für ein Wiedersehen und es tut gut, wenn es hier Leute gibt, die auch daran glauben. Habe einen Trauerspruch gelesen: Trauer hat drei

    Stufen, Anfang, Mitte und der Rest deines Lebens. Ich glaube , das fühlen viele hier und es tut gut, sich mit Betroffenen auszutauschen.

    Wir müssen es schaffen, jeden einzelnen Tag und auch noch die Nacht zu bewältigen. Nichtbetroffene meinen ja, es müsste einem doch allmählich wieder gut

    gehen. Aber wir haben das Gefühl, gut wird es nie mehr.

    LG

    Zausel

  • Liebe Zausel,

    vielen Dank für Deine Nachricht. Es tut mir gut zu hören, dass Du auch hinterhersterben wolltest, das gibt mir das Gefühl, nicht völlig ab vom Wege zu sein. Denn das ist ein Gedanke, der einen sich etwas Angst macht und ich hab er mich gefragt, ob das denn noch normal ist. Es tut mir leid, was Euch zugestoßen ist, diese brutale Trennung. Es kommt einem tatsächlich sinnlos vor, alleine weiterzumachen…,, aber man muss ja. Ich frage mich dann eben nur wie? Aber es schon richtig, man kann nur einen Schritt nach dem anderen, Tag für Tag und Nacht für Nacht vorankommen. Und ich habe das Gefühl, das wird noch ewig dauern…. Aber so ist das wohl, wenn man den Lieblingsmenschen verloren hat, man muss sich ein Stück weit Dich selber wiederfinden und vor allem einen neuen Lebenssinn finden, das wird ein hartes Stück Arbeit werden. Es fällt mir schwer, diese Prüfung als Lernprozess im Leben anzunehmen, ich weiß nicht, aber wer braucht solche Prüfungen schon, um daran zu „reifen“.
    LG Herzschmerz

  • Liebe Herzschmerz,

    Nein, solche „ Prüfungen „ braucht man wirklich nicht und dieses Leben, nach dem Tod eines geliebten Menschen, hätten wir uns niemals so vorstellen können.

    Mein Mann starb im Januar, nach 6 Wochen an Lungenkrebs nach der 2. Chemotherapie.

    Er war sportlich, Nichtraucher, trank keinen Alkohol und war ein lebenszugewandter Mensch. Vorbei. Schrecklich. Einfach weg.

    Das ist schwer zu akzeptieren und zu begreifen.

    Ich verstehe deine Gedanken und Schmerzen sehr, sehr gut. Diese Sinnlosigkeit und die Schwierigkeit, seinen Platz im Leben zu finden.

    Man funktioniert, aber Leben kann man das noch nicht nennen.

    Eine sehr schwere Zeit die du durchleben musst, ich wünsche dir so viel Kraft um diese Wellen und Turbulenzen annehmen zu können.

    Es dauert und geht tatsächlich nur Schritt für Schritt. Die Schwingungen deines Mannes sind noch um dich herum, das spürst du anhand der Zeichen die du bemerkst, das ist schmerzhaft und wunderbar zugleich.

    Nein, einfach wird es nicht, nur mit der Zeit immer ein kleines bisschen anders aber die Trauer wird bleiben, ich hoffe nur für dich, mich und alle hier, das sie sich irgendwann vom Schmerz in Frieden umwandeln wird.

    Ich wünsche dir alles Gute und ganz viel Kraft.

    Elisabeth

  • Liebe Elisa,

    Das tut mir leid zu lesen, dass Dein Mann auch so schnell gestorben ist, Lungenkrebs ist tückisch….. Vor allem wenn Dein Mann einen gesunden Lebensstil hatte rechnet man so gar nicht damit. Da hadert man und tut sich schwer, den Schicksalsschlag anzunehmen. Ich finde auch, dass funktionieren nichts mit Leben zu tun hat und kann mir ein gutes Leben momentan nicht vorstellen. Ich hoffe darauf, das ich irgendwann wieder einen Lebenssinn sehe und mein Leben in Ordnung finde. Damit wäre ich schon zufrieden. Ich weiß auch nicht, ob mehr noch mal gehen könnte, vorstellen kann ich es mir nicht. Wir haben unser Liebstes verloren und müssen uns jetzt einfach ins Leben zurück kämpfen…. Ich finde es aber schön mir vorzustellen, dass mein Schatz als mein Schutzengel an meiner Seite ist. Sehr tröstlich! Und die Zeichen, ja, sie sind schmerzlich aber auch schön.
    Ich wünsche Dir auch viel Kraft für Deinen Weg.

    Lg Herzschmerz

  • Hallo zusammen,

    heute ist irgendwie ein schwerer Tag. Ich habe mich nach dem Wochenende aus dem Bett gequält und bin zur Arbeit gefahren. Da sitze ich mit Themen, die mich nur sehr bedingt berühren. Ich habe vor 4 Wochen wieder angefangen zu arbeiten und fühle mich immer noch ein Stück weit fremd mit meinem Job. Irgendwie erscheint mir alles vergleichsweise banal (mein Job hatte mir bisher immer Spaß gemacht). Billi schreibt, die Trauer verändert Menschen, ich empfinde das auch so. Viele Dinge machen keinen Spaß mehr oder sind völlig unwichtig geworden. Keinerlei Freude mehr an irgendwas…. Manchmal macht mir das Angst weil ich mich frage, ob Mann ggfs. zum „Zombie“ wird. Außer den schlimmen Emotionen kommen kaum noch positive durch, obwohl ich mich täglich aktiv darum bemühe und auch diesen Alptraum versuchen will mit einer positiven Einstellung anzugehen aber das ist viel einfacher gesagt als getan. Und gutgemeinte Ratschläge helfen da leider auch nicht weiter.
    ich bin einerseits froh, wenn Wochenende ist andererseits quälen einen die einsamen Wochenenden auch. Oh Mann! Wird das jemals besser? Ich vermisse meinen Schatz gefühlt dich immer mehr, Hilfe, was soll man bloß tun? Ich sitze hier und funktioniere wie ein Roboter, von außen merkt vermutlich niemand etwas, es sei denn, man kennt mich gut…..

    Schlimmer Tag heute…

    Lg Herzschmerz

  • Liebe Herzschmerz,


    ja dieses Gefühl kenne ich, wir alle hier.

    Es wird anders sogar besser aber es dauert einfach.

    Geduld mit sich selber Geduld mit allem was mit diesem ungewollten Leben zu tun hat.

    Immer Stück für Stück und leider oft auch viele Stücke zurück.


    Vlg. Linchen

  • Liebe Linchen, liebe es muss weiter gehen,

    Gut zu hören, dass es auch wieder besser wird. Das die Trauer ganz weg geht glaube ich nicht, sie wird einen begleiten. Ganz bestimmt ist es auch so, dass der Umgang mit der Trauer mal besser klappt und dann wieder ein Rückschritt erfolgt, das habe ich auch so erlebt und das wird sicher auch so weitergehen.
    danke, dass Ihr geschrieben habt! Es tut gut zu wissen, dass man immer schreiben kann und dann liebe, wohltuende Antworten kommen.

    Lg Herzschmerz

  • Liebe Herzschmerz,


    dafür gibt es dieses Forum um sich gegenseitig zu schützen.

    Die schlimmste Zeit kommt ja noch für uns und vor allem gerade für Euch die noch am Anfang stehen.

    Das schaffen wir nur zusammen....:24:


    Vlg. Linchen