• Guten Abend in die Runde,


    puh, viel los war hier... Claudia Amitola ist gegangen, Katharina gleich noch dazu...


    Ich bin in den vergangenen Wochen gefühlt in der Unterwelt gewesen und noch nicht wieder ganz im kompletten Leben drin. Bin viertel durch Europa gereist, einmal Dänemark, einmal Berlin, momentan erkrankt, Habe mir in Berlin einen Virus eingefangen und bin einfach nur dankbar, dass er sich gerade auf mir niedergelassen hat. Die Reisen waren gut getarnt mit Landschaft und mit Metropolenleben, doch untendrunter lauerten alte Wunden, die nach Offenlegung schrien und dem Offenlegen gebe ich gerade mit Unterstützung der Krankschreibung nach. Ich befinde mich seit der Rückkehr nun in der zweiten Woche zu Hause und habe nach mindestens 6 Jahren voller Elternbetreuung, Familientheater und beruflicher Überlastung zum ersten Mal 2 x 5 Tage am Stück Zeit für mich ganz allein. Zeit für mich ganz allein... Ich bin so dankbar, dass ich in der ersten Woche ein bisschen Schnupfen, viel Husten und keine Stimme mehr hatte - kein Sprechenmüssen, kein Telefon, kein What'sApp und Geschichten - einfach nur STILLE und physisch völlig unverändert fit und in Form war und nun, in der zweiten Woche, sind die Erkältungssymptome bis auf die Schwachstelle Sprechen weg und dafür fühle ich mich geistig super, jedoch physisch platt und habe so die Zeit und die Ruhe, auf dem Sofa zu hocken, Schreibübungen zu machen, zu lesen und draußen wirklich kleine Wege zurückzulegen. Ich mistete gestern im Schlafzimmer alte Dämonen aus in die diversen Mülltonnen, schaffte wieder etwas Platz und Ordnung um mich und übte echtes Loslassen. Ich räuchere das Haus mit "Palo Santo" aus - ein wunderbares Holz aus Peru und treibe auch damit böse Energien in die Flucht.


    Ich bin momentan voll mit meinem eigenen Kram und komme im Forum kaum nach - v iellelicht öffnet sich hier auch wieder etwas.


    Was die Trauer angeht, die mich hergeführt hat, verändert sich vieles. Seit mein Vater zu seiner Frau mit ins Grab gewandert ist, ist das Grab nicht mehr mein Sprachort, um mit meiner Mutter im Kontakt zu sein. Der neue Sarg obenauf stört für mich die Verbindung, die zu Lebzeiten ja nie wirklich gegeben war. Ich fahre gelegentlich hin, versorge die Pflanzen und halte alles sicherlich hübsch und in Ordnung, wie sich das vor allem meine Mutter vermutlich gewünscht hätte - doch mehr auch nimmer. Früher war Allerheiligen neben St. Martin immer "mein" Dunkeljahreszeitenfest, noch vor Weihnachten - da war ich in diesem Jahr erstmals verreist und habe nicht mal eine Kerze neben die Tür gestellt. Ich hatte einfach keine Lust. Bin sehr in der Aufarbeitung von Altem, so voller endlich empfundenem Zorn, wahrgenommener Kindereinsamkeit und Verständnis für MICH - die beiden haben sich für andere Wege entschieden, die ich nicht teilen oder verstehen muss.


    Bin mal gespannt, wie Weihnachten so werden wird. Beide Eltern tot, Familienkontakte gibt es so keine, der eine Sohn vagabundiert seit Jahren durch die Weltgeschichte und der andere ist während unseres Urlaubs quasi unbekannt verzogen. Ich weiß, wo er ungefähr wohnt, mehr auch nicht und seine Lebensgefährtin kann Weihnachten nichts abgewinnen. Nun denn. Wir laden niemanden ein, es muss niemand kommen, wir verstehen uns auch zu zweit und mein Bäumchen werde ich so oder so ansingen. Vielleicht kommen am zweiten Tag Freundinnen zum Musizieren - alles ist im Fluss, alles ist offen. Blieben wir alleine, wäre es vollkommen okay für mich. Weihnachten ohne Theater, würde gerade gut passen.


    Vorher reisen wir weiter - an die Mosel, nach Lübeck, an die Saar und zwischen den Jahren nach Hamburg. Wir haben Karten fürs Silvesterkonzert gebucht und darauf freue ich mich riesig. Mein Leben ist manchmal schwer, doch zwischendrin irreal schön.


    Und... Ich habe vielleicht einen neuen Gitarrenlehrer gefunden. Vergangenen Montag war ich zum Kennenlernen - mit allen Blockaden und Ängsten dieser Welt, die sich wie Basaltklumpen auf meine Finger setzten, doch irgendwie ging es trotzdem - vielleicht habe ich eine gute Adresse gefunden. Es gibt keinen Vertrag, was ich als sehr befreiend empfinde und ich werde voraussichtlich einmal monatlich für eine volle Stunde hinfahren. Schaumermal - momentan überwiegt die Freude die Angst.

    Herzensgrüße,

    Hayat

  • Mein Leben ist manchmal schwer, doch zwischendrin irreal schön.

    ich wünsche dir ein befreiendes Gesunden und dass du das Schwere annehmen und das irreal Schöne genießen kannst.

    Sei lieb gegrüßt

    Astrid.