Beiträge von Julien

    Liebe Sverja


    nun ist mein Urlaub vorbei und ich bin wieder im Alltag angekommen. ICh konnte tatsächlich auch zeitweise etwas abschalten und die Auszeit genießen.

    Aber zwischendurch kam immer mal wieder der Gedanke an meinen Vater durch und auch an meine "neu gewonnene Familie" Ich habe auch häufiger von meinem Vater geträumt. In meinen Träumen war er manchmal noch da und manchmal habe ich mit meinen Verwandten über ihn gesprochen. Es bleibt immer so ein Gefühl zurück als wäre er noch am Leben und ich habe ständig so Impulse mich bei ihm melden zu wollen, obwohl das ja nicht mehr möglich ist. Das ist ein komisches Gefühl ?(

    ICh habe es auch mit einem Abschiedsbrief versucht, aber den hab ich auch unvollendet noch weggelegt. Vielleicht bin ich noch nicht in dem Prozess ihn loszulassen und will stattdessen den Kontakt zu ihm nachholen.

    Ich war auch in meinem Urlaub mal wieder bei meiner SHG (habe eine Suchtkarriere hinter mir, lebe aber schon viele Jahre clean) und habe dort ausgesprochen, dass mein Vater gestorben ist. Es war mir wichtig das mal vor Anderen auszusprechen und dennoch kam es mir auch so unwirklich vor...

    Ich glaube meine Trauer ist noch lange nicht abgeschlossen, aber irgendwie hat man das Gefühl vom Umfeld, es muss jetzt auch wieder weitergehen.

    Ich habe auch das Gefühl es gibt keinen Raum mehr für die Trauer, da zu Hause der Alltag weiterläuft und aktuell auch noch meine Mutter mit ihrem Mann aus Bayern zu Besuch ist und ich ihnen natürlich auch gerecht werden will neben der Arbeit.

    zumindest habe ich hier noch einen Ort gefunden an dem ich der Trauer Raum geben kann.

    :2: fürs Zuhören

    Danke für die erneuten Antworten!

    Ich bin am Samstag nach 8 stündiger Fahrt dann zu Hause angekommen und der Tag gestern war irgendwie wie hinter einer Glasscheibe und auch heute fühle ich mich noch benommen. Ich bin heute zur Arbeit gefahren wie ferngesteuert und auch jetzt kann ich mich nicht wirklich fokussieren. Ich frage mich dauernd, ob es besser wäre mich krank schreiben zu lassen oder ob ich die Arbeit durchziehe um weiter im Funktionsmodus zu bleiben. Mein Impuls sagt eigentlich, nimm dich raus, aber mein Pflichtbewusstsein sagt: Zieh es durch, du hast ja ab nächste Woche eh Urlaub. Ich frage mich nur wie hilfreich ich für meine Klienten gerade bin (arbeite im therapeutischen Bereich) Es fällt mir schwer, fürsorglich mit mir umzugehen, aber das kenn ich von mir.

    Sverja danke für die verbundenheitsgefühle!

    Heute war die Beerdigung und ich bin immer noch sehr überwältigt von den Gefühlen. Es war eine schöne Trauerfeier und das schöne bei all dieser Schwere war dass ich den Teil meiner Familie meines Papas also meinen Onkel, meinen Cousin und meinen Halbbruder kennen lernen durfte und wir waren uns alle sehr nah und verbunden obwohl wir uns nicht gekannt haben.

    Ich hoffe ich kann das alles verarbeiten da ich morgen noch eine weite Heimreise mit dem Auto vor mir habe.

    Ich weiß gerade nicht so recht wohin mit mir, allein im hotel Zimmer aber irgendwie ist es auch gut allein zu sein und alles sacken zu lassen. Und ich dachte vielleicht hilft es mir hier meinen Gedanken freiem lauf zu lassen.

    Ich kann mir gerade noch gar nicht vorstellen wie ich ab morgen wieder den Alltag bewältigen soll mit Kind und Arbeit, aber vielleicht hilft genau das: einfach weiter machen.

    Danke für diesen Ort an dem ich Worte aussprechen kann die mir sonst gerade schwer fallen.

    Vielen Dank euch allen für die lieben Rückmeldungen!

    Es tut gut verstanden zu werden und zu wissen, dass man mit diesen ganzen Gefühlen nicht allein ist.

    Über einen Brief an meinen Papa habe ich auch schon nachgedacht, vielleicht würde es helfen ihm so noch einmal Dinge zu schreiben, die ich ihm gerne gesagt hätte.

    Der Spruch über die Schuld ist sehr schön und sagt mir, dass ich vielleicht nicht so hart mit mir ins Gericht gehen sollte.

    Ich bin sehr dankbar über die Möglichkeit mir hier alles mal von der Seele zu schreiben, weil ich bislang kaum mit Anderen über meine Trauer gesprochen habe. Und ich muss mir immer sagen Hab Geduld! Weil ich diese Trauer, die Wut und den Schmerz nicht ertrage. Ich kann nicht so gut mit diesen Emotionen umgehen und spalte sie dann eher ab. Bislang habe ich auch nur am Tag des Todes geweint und seither nicht mehr.

    Irgendwie passt Trauer auch nicht mehr in unsere Wirklichkeit. Alles um einen herum läuft weiter, es werden Feste gefeiert, getanzt gelacht und man selbst steht wie versteinert da und fühlt nur so eine Leere.


    Vielleicht hilft mir die Beerdigung am Freitag, um die Trauer auch mal zu zu lassen und mit meiner Familie dieses Gefühl gemeinsam zu tragen.

    Hallo an alle


    mein Vater ist vor 4 Wochen verstorben und diese Woche ist die Beerdigung und ich frage mich ständig "Darf ich überhaupt trauern?" Schließlich hatten wir so wenig Kontakt und dennoch traf mich die Nachricht seines Todes mit voller Wucht. Es ist ein bisschen schwieriger zu erklären, aber ich versuche es mal zu beschreiben.
    Meine Mutter hat sich von ihm getrennt als ich 4 Jahre alt war, weil er schwer depressiv war (er hatte eine bipolare Störung). Wir hatten als Kinder kaum Kontakt zu ihm, nur Besuche in der Psychiatrie, die dann aber auch aufhörten. Immer wieder in meinem Leben versuchte ich dann sporadisch den Kontakt aufzubauen, aber durch seine psychische Erkrankung hielt der Kontakt immer nur sehr kurz. Zuletzt hatten wir uns vor ca, 10 Jahren gesehen. Ich bin nun 37 und selbst Mami eines kleinen Jungen und als ich vor kurzem dann meine Tante kennenlernte (seine Schwester) die ich auch zuvor nie gesehen hatte kam in mir der Wunsch auf, ihn doch noch einmal zu kontaktieren. Also rief ich zwei Wochen vor seinem Tod bei ihm an und wir redeten ein bisschen. Ihm ging es gesundheitlich nicht so gut, er hatte gerade eine Lungenentzündung hinter sich. Irgendwas in mir sagte, ich will ihn besuchen. Doch ich tat es nicht, da ich in Norddeutschland lebe und er in Bayern. Ich hatte mir vorgenommen ihn in meinem Sommerurlaub mit meiner Familie zu besuchen, damit er auch seinen Enkel sieht.

    Und dann kam am 13.6. die Nachricht, dass er plötzlich verstorben war.

    Seither bin ich vollkommen neben der Spur, aber ich versuche zu funktionieren, auf Arbeit und für meine Familie. Doch in mir kreisen immer wieder die selben Gedanken: Warum bin ich nicht einfach meinem Impuls gefolgt und habe ihn besucht? Auch wenn er nicht oft Teil meines Lebens war, habe ich ihn immer vermisst und zeitweise nur aus Stolz, weil er sich als Vater ja mal melden müsse den Kontakt wieder abebben lassen. Jetzt denke ich, ich habe so viel Zeit verschenkt und nun ist es zu spät.

    Oft frage ich mich auch, ob ich wirklich trauern darf, weil wir keinen kontinuierlichen Kontakt hatten und ich immer denke, man darf nur um Menschen trauern, denen man nahe stand. Doch irgendwie tief im innern stand ich ihm ja auch nahe auch wenn wir wenig Kontakt hatten, immerhin war er mein Vater und ich habe ihn so oft vermisst.


    Ich hoffe das war nicht alles zu wirr, aber es tat schonmal gut das alles mal mitzuteilen.

    Vielleicht gibt es ja ähnliche Erfahrungen!?


    Danke fürs Zuhören!

    Julien