Beiträge von Charly21

    Liebe Anja!

    Ich verstehe nur zu gut, wie dieser Zustand ist und ich weiß nicht, was schlimmer ist, das Fühlen oder Nichtfühlen. Wenn plötzlich alle Emotionen weg sind, wie wenn da ein Schalter ungelegt wurde und man nur noch eine leere Hülle ist beginnt man stark an sich selbst und auch an dem Gewesen und Gemeinsamen zu zweifeln. Mir geht es zumindest so. Auch meine Therapeutin meint, dass es sich um eine Art Schock handelt, der sich irgendwann wieder lösen wird. Die Frage ist nur wann und wie.
    Das einzige, was mir noch bleibt ist das Wissen (Kopf) darum, wie es vor dem Unfall meines Mannes war und ich hege die Hoffnung, dass durch meine Therapie auch mein Herz langsam versteht, was da passiert ist, damit ich das Geschehene verarbeiten kann und wieder ins Fühlen komme und dadurch wieder Zugang zu meinem Mann finde, der durch das Nichtfühlen blockiert ist. Mich belastest dieser Zustand sehr.
    Ich denke, wir müssen einfach geduldiger mit uns selbst sein und unserem Herzen die Zeit erlauben, die es braucht um zu begreifen auch wenn es schwer fällt.


    LG Charly

    Liebe RoundAn!


    Mein Mann ist vor 5 Monaten bei einem Arbeitsunfall aus dem Leben gerissen worden und ich kann nur sagen, du sprichst mir aus der Seele. Ich finde mich in deinen Worten und Bedenken 1:1 wieder. Mir geht es nämlich wie dir. Bis jetzt hatte ich nicht den Mut hier schreiben, da ich ständig das Gefühl habe, dass bei mir und meinem Trauerprozess etwas nicht stimmt, weil ich nichts oder nur sehr wenig fühlen kann. Mich beschäftigt und belastet das sehr und es ist für mich sehr schwer zum Aushalten und ich fühle mich schlecht dadurch. Ich kann auch nicht stundenlang weinen, fühle mich aber wie du bedrückt, energielos und wie versteinert. Diese „Versteinerung“ ist an besonderen Tage wie Geburtstag usw. besonders schlimm. Ich habe dann oft den Eindruck komplett nehmen mir zu stehen und nur physisch anwesend zu sein. Auch mir wurde erklärt, dass es sich dabei um eine Schutzfunktion handelt und die Psyche nur so viel zulässt, wie man ertragen kann. Mein Psychiater hat mir gesagt, dass im „Überlebensmodus“ keine Zeit für Emotionen ist und dass dieser Zustand andauern kann.
    Diese Erklärung scheint zwar sinnvoll, aber mir hilft diese nicht, da ich fühlen möchte. Meine größte Angst liegt darin, dass dieser Zustand bleibt und ich keinen Zugang mehr finde zu meinem Mann, den Gefühlen zu ihm und unserer
    gemeinsamen Vergangenheit.

    Auch ich könnte bei der Frage „wie geht es dir?“ davonlaufen. Ich habe mir angewöhnt zu sagen „es geht so“ oder „mäßig“. Damit komme ich ganz gut über die Runden und ich bin nicht so sehr in Erklärungsnot.


    Was bei mir auch noch ist, ist dass ich sehr wenig bis kaum von meinem Mann träume. Wie ist das bei dir?


    Liebe Grüße Charly