hallo!
ich arbeite seit kurzem im hospiz. es ist mir ein anliegen, trauernde angehörige betreuen zu können.
ich suche leute, die um jemanden trauern, die bereit sind mit mir über das sterben, die zeit davor und die zeit danach zu reden. es ist mir wichtig, zu verstehen was betroffene angehörigen erleben und fühlen.
bin für jedes gespräch dankbar.
mail an: museum33@gmx.at
Beiträge von robert
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Ja, eben ist die Geschichte unglaublich, aber leider wahr! Im Prinzip war es schwierig, unseren Bruder zu unterstützen, er hat 20 Jahre in Deutschland gelebt, und ist wohl irgendwie, irgendwann mit dem Leben nicht mehr zurechtgekommen. Wir hatten leider wenig Einblick, denn im Urlaub ließ er nie irgendwelche Probleme erkennen. Da ich seinen schriftlichen "Nachlaß" gesichtet habe, worum wiederum ebenfalls meine Eltern sich nicht kümmern wollten, bekam ich doch ein bißchen Einblick in seine - alles andere als - "heile Welt". Im Prinzip ist er als "Sandler" gestorben. Alle Versuche Arbeit + Wohnung zu beschaffen, als er Mitte der 90er Jahre zurückkehrte, nahm er nicht an. Meine Eltern machen sich Vorwürfe, daß sie ihrem Sohn nicht zu helfen in der Lage waren. Es wird - eben zu diesen Tagen - um Allerheiligen (31.10. Geburtstag - 9.11. Todestag) und Weihnachten schon darüber geredet, aber nur das Nötigste. Manchmal kramt meine Mutter Bilder hervor, mit dem kleinen "Buben" und hat wässrige Augen. Oder wenn in der Gemeinde tragische Todesfälle passieren, wo Eltern ihre Kinder verlieren, dann sagt sie immer: "Ich weiß wie das ist, wenn man ein Kind verliert!" Nur abgeschlossen - das ist die Frage - hat sie nicht, und werden sie wohl auch nicht. Ich war in Klagenfurt und hab mir sein Grab zeigen lassen. Ich hab mit einer meiner Schwestern zusammen ein Grabkreuz mit seinem Namen aufgestellt, damit er nicht länger unbekannt ist. Aber Abschiedsritual, Gedenkgottesdienst, oder alle möglichen Vorschläge, die wir Geschwister brachten, wurden von unseren Eltern rigoros abgelehnt! Ich weiß eben oft nicht, woran ich bin, versuche auch immer meinen Eltern die Gelegenheit zu geben, daß ich mit ihnen zum Grab hinfahre, solang es noch existiert - lehnen sie ab. Ja, manchmal sprechen sie über ihn, aber nicht oft. Und mein Gefühl ist, daß sie sich furchtbare Vorwürfe machen, daß ihr Sohn "unter der Brücke" starb. Aber kann man einem 37-jährigen vorschreiben, was er zu tun hat, wie er zu leben hat? Ich hab mir auch lange Vorwürfe gemacht, mache ich mir auch heut noch, aber ich muß zugeben, er hat meine Hilfe, so auch die Hilfe meiner Geschwister nie angenommen.
Vielleicht ist deshalb so schwierig zu begreifen und zu verstehen?! Weil man hilflos und machtlos zusehen mußte, und weil man sich ärgert, nicht doch energischer eingeschritten zu haben - ein ewig drehender Kreis...... -
Hallo!
Es ist etwas kompliziert: Mein Bruder verstarb 1997 (er verbrannte alkohlisiert bei einem Lagerfeuer in Klagenfurt) und konnte erst 2002 identifiziert werden. In der Zwischenzeit lebten wir in Ungewissheit. Er wurde 1998 in Klagenfurt in einem Armengrab als Unbekannter bestattet. In erster Linie war die Schlampigkeit der Dorfpolizei schuld daran, dass die Abgängigkeitsanzeige nie bearbeitet wurde. Durch Zufall kam ich bei einer Anzeige in der TT dahinter, als ich mich an die Kripo wandte. Meine Eltern waren natürlich schockiert über die Umstände und verziehen mir lange nicht, denn lieber hätten sie in der Ungewissheit weitergelebt, daß er irgendwann doch wieder kommen könnte. Grad um Allerheiligen (sein Geburts- + Todestag sind wenige Tage auseinander) und Weihnachten sind für unsere Familie sehr schlimm. Hat jemand ähnlich Erfahrungen gemacht? Eine Exhumierung und Überführung in unsere Heimatgemeinde wäre im Sinne der Geschwister gewesen, nicht aber im Sinn der Eltern, die ihn ruhen lassen möchten, auch noch nie an seinem Grab waren. Was ist Eure Meinung dazu?