Beiträge von JenNa96

    Alles gut, liebe Sverja. In meiner Geschichte ist es nur leider sehr naheliegend, da die Ärzte selbst darüber aufklärten, dass der Betablocker erst nach zwei Wochen seine volle Wirkung entfaltet und sie nach einer Woche mit da schon niedrigem Puls und ohne Nachkontrollen entlassen wurde. An dem Abend, an dem sie starb hat sie etwa eine halbe Stunde vorher nochmal ihren Blutdruck und auch ihren Puls gemessen und als ich dieses Gerät am nächsten Tag in die Hand bekam war ihr Puls am Vorabend nur bei knapp über 30. Eine Stunde später hat ihr Herz dann einfach aufgehört zu schlagen ohne erkennbare Ursache - genau zwei Wochen nach erstmaliger Gabe. Und man muss leider dazu sagen, dass ihre Dosierung meiner Meinung nach auch sehr enorm war für einen ansonsten unauffälligen Puls und Blutdruck, nur zum Entlasten des Herzens. Daher ist es leider naheliegend…

    Für die Familie meines Freundes ist das gar keine Frage, die hatten mich letztes Jahr schon eingeplant und waren schon fast enttäuscht, dass ich erst spätabends dazu kam. Ich bin also auf keinen Fall alleine. Aber dass es Strenggenommen „Fremde“ sein müssen, die einen auffangen, statt der eigenen Familie, tut dann doch noch weh.

    Mittlerweile komme ich ganz gut damit klar. Es bleibt in einigen Momenten schwierig, zum Beispiel immer dann, wenn ich merke, dass gerade völlig das Verständnis für meine Situation fehlt. Zu Weihnachten zum Beispiel war es sonst jedes Jahr so, dass wir Heiligabend bei der Familie meiner Mama waren und am ersten Weihnachtstag zu der Familie meines Papas eingeladen wurden. 2020 waren meine Mama und ich ganz normal bei ihrer Familie und auch bei der meines Vaters. Als ich 2021 dann erstmalig alleine war, wurde ich widerwillig noch zu der Familie meiner Mama eingeladen, die Familie meines Vaters hatte schlichtweg die Einladung vergessen und ich sie nicht als selbstverständlich gesehen.
    Dieses Jahr bin ich bei der Familie meiner Mutter sogar ausgeladen zu Heiligabend. Sie wollen es dieses Jahr nicht so stressig haben. Von der Familie meines Vaters habe ich bisher nichts gehört, werde mich aber nochmal melden.

    Vielen Dank für deine lieben Worte.


    Ich war mir nicht sicher, ob mir das hier noch hilft nach allem, was ich schon versucht und gemacht habe, aber es tut gut, jemandem davon erzählen zu können, der die Geschichte nicht schon 10x gehört hat.

    Hallo Pia,


    Ich bin froh, dass du so schnell antwortest. Ich habe schon an meiner Offenheit gezweifelt und wollte den Beitrag wieder löschen,

    Ja, es war hart. Mein Papa war 52, meine Mama 47, beide viel zu jung. Und dann immer diese Gedanken, dass es mit anderen Ärzten oder wenn ich sie mehr zu den Ärzten gedrängt hätte anders hätte laufen können.


    Da ich nur einen Halbbruder habe, der mich sofort nach Papas Tod fallen lassen hat, war ich nach Mamas Tod auch familiär sehr alleine. Wenn ich heute darauf zurückblicke bin ich irgendwo stolz, dass ich das alles bis hierhin geschafft habe, weiß aber keineswegs, wie ich das gemacht habe.

    Hallo, ich bin heute auf dieses Forum gestoßen und so froh, meine Geschichte mit Menschen teilen zu können, die meine Gefühle nachvollziehen können.

    Alles begann im Frühling 2020. Mein Vater klagte vermehrt über Unwohlsein, wurde von seinen Ärzten aber immer wieder vertröstet und mit neuen Medikamenten weggeschickt. Eines Tages stand er vor meiner Mama und mir (damals 23 Jahre alt, Studentin und noch Zuhause wohnend) und kündigte an, sofort zum Arzt zu wollen. Aufgrund des Wochenendes ging es direkt ins Krankenhaus. Dank der Corona-Situation durfte meine Mama nicht mit rein. Sie fuhr nach einiger Zeit wieder nach Hause, um mir etwas Sicherheit zu geben. Wenig später kam der erste Anruf, meine Mama solle bitte Klamotten bringen. Mein Vater hätte vor einiger Zeit einen stillen Herzinfarkt gehabt und müsse nun operiert und dann dort bleiben. Sie fuhr sofort los, wurde vor Ort noch beruhigt, dass alles gut würde und fuhr wieder nach Hause. Wenig später der Anruf, mein Vater sei verstorben, es tue Ihnen sehr leid.
    Meine Mama und ich hatten schon immer ein sehr gutes Verhältnis und hielten in den folgenden Monaten zusammen so gut wir konnten.


    Einige Wochen vor dem ersten Todestag meines Vaters, bekam meine Mutter eine Bronchitis. Ihr Husten klang schon immer enorm, seit ich mich erinnern kann, daher machten wir uns anfangs keine Sorgen. Als es immer schlimmer statt besser wurde, ging sie mehrfach zum Arzt. Die ersten Male war alles in Ordnung. Dann entdeckte der Arzt Geräusche in der Lunge und schickte sie sofort ins Krankenhaus. Kaum hatte ich sie dort abgesetzt kam der erste Nervenzusammenbruch. Sie informierte mich später, sie habe Wasser in der Lunge und ich solle ihr bitte Klamotten bringen, sie würde etwas dort bleiben müssen, aber alles halb so wild. Die Ärzte fanden in den nächsten Tagen heraus, dass sie eine Zufuhr zu viel zum Herzen hatte. Eine reine Routine, die bei vielen Menschen vorkäme und manchmal ein Leben lang keine Probleme machen würde. Ich zog für die nächsten Tage zu meinem Freund, um nicht alleine zu sein. Jeder Tag und jede Nacht waren die Hölle. Schließlich waren ihre Werte wieder gut, sodass sie mit einem Termin zur Verödung der Zuleitung das Krankenhaus wieder verlassen durfte. Über die nächsten Tage wurde sie langsam fitter. Nur der Blutdruck und der Puls waren sehr niedrig. Laut den Ärzten angeblich wegen des langen Liegens in der Woche zuvor und nicht aufgrund der Betablocker, die sie seit der Einweisung ins Krankenhaus nehmen musste.

    Eine Woche, nachdem sie entlassen wurde, fand ich sie morgens tot in ihrem Bett, genau 363 Tage nach dem Tod meines Vaters. Für mich brach eine Welt zusammen. Es folgte die Planung einer Beerdigung, ein Umzug und jede Menge Papierkram, aber keine Zeit für Trauer.


    Die Folgen zeigten sich einige Monate später, als ich mit einer Panikattacke ins Krankenhaus kam. Monatelang hatte ich bei jeder Kleinigkeit Todesangst, konnte nicht mehr alleine raus gehen, geschweige denn überhaupt alleine bleiben. Nicht ein mal duschen war möglich, ohne dass jemand neben mir stand. Erst eine Therapie konnte mir in ein einigermaßen normales Leben zurückhelfen. Ich kämpfe noch immer mit Ängsten und Panikattacken, aber es ist weniger geworden.

    So, so weit meine Geschichte und ich bin froh, sie einmal aufgeschrieben zu haben.