Ich musste heute erkennen, dass ich ein Mensch bin, wie ich es niemals sein und werden wollte und bin daher einfach sprachlos über mich. Ich habe in meinem Betrag erzählt, was für ein unglaublich wundervoller und großartiger Mensch Mimi war und habe ständig im selben Atemzug erwähnt, dass wir unsere Liebsten weiterhin im Herzen tragen, niemals tatsächlich getrennt werden können, blablablablabla. Ich habe das Stechen im Herzen überlagert mit ein paar abgehobenen pseudophilisophischen Phrasen. Und das entsetzlichste ist, dass ich nun weiß, warum. Ich hatte in der letzten Zeit Tag und Nacht gearbeitet, neben meiner Vollzeitberufstätigkeit habe ich zusätzlich eine Firma, wobei mehrere Projekte gerade gleichzeitig liefen, die organisiert und reibungslos durchzuführen waren. Heute Nachmittag war das letzte große Projekt dieser Phase abgeschlossen. Und seitdem ist wie eine stechende Flamme mein richtiger Schmerz durch mich geschossen, dass ich Mimi verloren habe. Ich habe meine Gefühle hinaus geschoben, um habe mich im Griff gehabt, um geschäftlich souverän zu agieren. Was für ein Mensch bin ich. Jeder, der mich kennt, weiß doch, dass ich fast ausschließlich aus Herz und Emotion bestehe, dass ich ein sanfter, weicher, sehr femininer Mensch bin. Und ich, gerade ich, verdränge meine Gefühle aus geschäftlichen Gründen, habe mich innerlich "festgehalten" und kann erst jetzt nach der Beerdigung erst den wahren Schmerz fühlen. Ich kann mir das nicht verzeihen, die Welt kann es mir nicht verzeihen. Ich schäme mich so sehr. Mimi war und ist mir doch millionenmal, milliardenmal wichtiger als jedes Projekt. Wieso bin ich erst innerlich zusammengebrochen, als ich beruflich "Zeit" dafür hatte. Ich bin ein schrecklicher Mensch und weiß es erst seit heute.
Es tut mir so wahnsinnig leid. Ich weiß nicht, was ich falsch gemacht habe, wie hätte ich Mimi beschützen können, was hätte ich tun können, damit ihr nichts passiert, wie und womit habe ich versagt. Wieso lag es nicht in meiner Hand, ihr Wohl und ihre Gesundheit zu schützen. Wieso kommt eine Macht von außen und entreisst mir einen Menschen, den ich brauche, den ich liebe. Wenn ich die Zeit zwei Wochen zurück drehen könnte, dann würde ich auf sie achtgeben, dann würde ich sie schützen wollen, dann würde ich...ich weiß es nicht. Sie ist an plötzlichem Organversagen verstorben, wie hätte ich das aufhalten können, wieso weiß ich nicht, wie man das macht, wieso kann ich es nicht. Ich möchte meine Oma wieder haben. Ich nehme alles zurück, all die Worte, dass ich sie spüren kann im Herzen, dass ich sie immer bei mir fühle. Ich möchte sie mit einer körperlichen Umarmung spüren. Ich möchte mit ihr sprechen, ihr nah sein, mich mit ihr austauschen, ihr zuhören, ihr erzählen. Es gibt doch noch so wahnsinnig viele Worte, die ich ihr sagen möchte. Es gibt noch so wahnsinnig viele Worte, die ich ihr zuhören möchte. Ich möchte ihre Stimme hören und ihre Augen im Gespräch schelmisch blitzen sehen. Und mich von ihr schimpfen lassen, dass ich das Geschirr nicht abwaschen darf, weil sie das machen möchte. Ich kann nun nicht aufhören zu weinen. Es tut so weh und ich vermisse Mimi so sehr.
Das Herz von Loisiopa ist gebrochen, er kann nicht ohne sie, er will nicht ohne sie. Ich möchte sie ihm wiedergeben, dazu bin ich doch verpflichtet, wenn mir sein Wohl am Herzen liegt, es ist doch die Aufgabe der jüngeren Generation, jenen mit Hingabe Glück zu bescheren, die einem eine wundervolle Kindheit beschert haben. Ich möchte seinen Schmerz zu stillen, ihm das Liebste wieder zurück zu geben. Und ich kann es nicht. Ich fühle mich so ohnmächtig. Und so leer.