Beiträge von Petra1981

    Ich musste heute erkennen, dass ich ein Mensch bin, wie ich es niemals sein und werden wollte und bin daher einfach sprachlos über mich. Ich habe in meinem Betrag erzählt, was für ein unglaublich wundervoller und großartiger Mensch Mimi war und habe ständig im selben Atemzug erwähnt, dass wir unsere Liebsten weiterhin im Herzen tragen, niemals tatsächlich getrennt werden können, blablablablabla. Ich habe das Stechen im Herzen überlagert mit ein paar abgehobenen pseudophilisophischen Phrasen. Und das entsetzlichste ist, dass ich nun weiß, warum. Ich hatte in der letzten Zeit Tag und Nacht gearbeitet, neben meiner Vollzeitberufstätigkeit habe ich zusätzlich eine Firma, wobei mehrere Projekte gerade gleichzeitig liefen, die organisiert und reibungslos durchzuführen waren. Heute Nachmittag war das letzte große Projekt dieser Phase abgeschlossen. Und seitdem ist wie eine stechende Flamme mein richtiger Schmerz durch mich geschossen, dass ich Mimi verloren habe. Ich habe meine Gefühle hinaus geschoben, um habe mich im Griff gehabt, um geschäftlich souverän zu agieren. Was für ein Mensch bin ich. Jeder, der mich kennt, weiß doch, dass ich fast ausschließlich aus Herz und Emotion bestehe, dass ich ein sanfter, weicher, sehr femininer Mensch bin. Und ich, gerade ich, verdränge meine Gefühle aus geschäftlichen Gründen, habe mich innerlich "festgehalten" und kann erst jetzt nach der Beerdigung erst den wahren Schmerz fühlen. Ich kann mir das nicht verzeihen, die Welt kann es mir nicht verzeihen. Ich schäme mich so sehr. Mimi war und ist mir doch millionenmal, milliardenmal wichtiger als jedes Projekt. Wieso bin ich erst innerlich zusammengebrochen, als ich beruflich "Zeit" dafür hatte. Ich bin ein schrecklicher Mensch und weiß es erst seit heute.


    Es tut mir so wahnsinnig leid. Ich weiß nicht, was ich falsch gemacht habe, wie hätte ich Mimi beschützen können, was hätte ich tun können, damit ihr nichts passiert, wie und womit habe ich versagt. Wieso lag es nicht in meiner Hand, ihr Wohl und ihre Gesundheit zu schützen. Wieso kommt eine Macht von außen und entreisst mir einen Menschen, den ich brauche, den ich liebe. Wenn ich die Zeit zwei Wochen zurück drehen könnte, dann würde ich auf sie achtgeben, dann würde ich sie schützen wollen, dann würde ich...ich weiß es nicht. Sie ist an plötzlichem Organversagen verstorben, wie hätte ich das aufhalten können, wieso weiß ich nicht, wie man das macht, wieso kann ich es nicht. Ich möchte meine Oma wieder haben. Ich nehme alles zurück, all die Worte, dass ich sie spüren kann im Herzen, dass ich sie immer bei mir fühle. Ich möchte sie mit einer körperlichen Umarmung spüren. Ich möchte mit ihr sprechen, ihr nah sein, mich mit ihr austauschen, ihr zuhören, ihr erzählen. Es gibt doch noch so wahnsinnig viele Worte, die ich ihr sagen möchte. Es gibt noch so wahnsinnig viele Worte, die ich ihr zuhören möchte. Ich möchte ihre Stimme hören und ihre Augen im Gespräch schelmisch blitzen sehen. Und mich von ihr schimpfen lassen, dass ich das Geschirr nicht abwaschen darf, weil sie das machen möchte. Ich kann nun nicht aufhören zu weinen. Es tut so weh und ich vermisse Mimi so sehr.
    Das Herz von Loisiopa ist gebrochen, er kann nicht ohne sie, er will nicht ohne sie. Ich möchte sie ihm wiedergeben, dazu bin ich doch verpflichtet, wenn mir sein Wohl am Herzen liegt, es ist doch die Aufgabe der jüngeren Generation, jenen mit Hingabe Glück zu bescheren, die einem eine wundervolle Kindheit beschert haben. Ich möchte seinen Schmerz zu stillen, ihm das Liebste wieder zurück zu geben. Und ich kann es nicht. Ich fühle mich so ohnmächtig. Und so leer.

    Am 21.Mai 2010 habe ich meine geliebte Oma verloren. Die ganze Familie hatte sie stets Milli genannt, als Kurzform für ihren Namen Ludmilla, was ich als Kleinkind Mimi aussprach, und Mimi ist sie heute bis ins Erachsenenalter für mich geblieben. Ich möchte gerne erzählen, was für ein großartiger Mensch Mimi ist. Und ich schreibe nicht in der Vergangenheit von ihr, da sie für mich immerzu hier sein wird. Mein Herz ist erfüllt von unzähligen wundervollen und großartigen Erinnerungen und so spüre ich ihre Präsenz ganz intenisv, sie wohnt in meinem Herzen und in den Herzen all ihrer Lieben. Mimi ist hier und bei mir, sie hat mir eine unsagbar schöne Kindheit geschenkt und wird mich auch weiterhin in meinem Herzen bei allen weiteren Erlebnissen in meinem Leben begleiten.


    Ich bin Mimi so sehr dankbar für ihr herzliches und liebevolles Wesen, für ihr großes Herz. In meiner Kindheit bin ich mit ihr und Loisiopa (Alois) wandern und spazieren gegangen, sie hat mir das Kochen beigebracht und mir gezeigt, wie man Socken strickt, wir haben zusammen gezeichnet und genäht und gebastelt. In meinem Aufwachsen war sie eindeutig die Hauptperson. Sehr oft sind meine Eltern, ich, Mimi und Loisiopa zum Heurigen gefahren und haben viel Wunderschönes miteinander erlebt. Immer schon war sie eine aufopfernde Person und hat nur an das Wohl aller Menschen gedacht, die ihr nahe stehen. Am 09.10. ist sie 84 Jahre alt gewesen. Seit 64 Jahren ist sie mit Loisiopa verheiratet. Die beiden waren immer Alles füreinander. Als Loisiopa vor mehreren Jahren krank und pflegebedürftig geworden ist, hat sie sich um ihn gekümmert, ihn umsorgt und war in jeder Minute für ihn da. Umso geschockter waren wir, als sie ganz plötzlich nach einer Operation, nach der sie sich bereits erholt hatte, verstorben ist. Loisiopa kann es nicht verkraften, sein zweites Ich nun nicht mehr körperlich um sich zu haben, jeden aus der Familie spricht er verwirrt mit Milli an, er hat innig darum gebeten, gemeinsam mit ihr begraben zu werden, er möchte ohne sie nicht sein.


    Gestern fand die Beerdigung statt. Ihren Sarg zu sehen war für mich einfach nur unwirklich. Ich spüre ihre Präsenz die ganze Zeit, als wäre sie bei der Trauerfeier neben mir, neben uns gestanden, ich kann sie die ganze Zeit spüren. Daher weiß ich nun, dass es keine leeren Worte sind, wenn man sagt, dass eine geliebte Person im eigenen Herz wohnt. Dass man sie mit sich trägt bei jedem Schritt, was auch immer man tut. Dass man einen Menschen nicht richtig "verlieren" kann, dass ein Mensch nicht "entschwindet", sondern eine tiefe innere Verbundenheit einander immer nah sein lässt, auch wenn man sich nicht mehr sehen kann.


    Wir machen uns so schreckliche Sorgen um Loisiopa. Es geht ihm körperlich nicht gut und sein Herz ist gebrochen. Er muss die Wohnung verlassen, in der er mit Mimi sein Leben verbracht hat und wohnt nun bei Traude, seiner Tochter, bis eine kleine Wohnung im selben Gebäude frei ist, da er lieber alleine wohnen möchte.


    Ich vermisse Mimi so sehr, dass mir manchmal alles weh tut. Dann strömt wieder das warme Gefühl durch mein Herz, das mir von ihr ausrichtet "Ich bin hier." Ich weiß im Inneren, ich habe Mimi nicht verloren. Ich bin so sehr mit ihr verbunden, sie ist ein Teil von mir, ein Teil meines Lebens, ich trage sie in meinem Herzen.


    Ich habe mich bei der Beerdigung richtig geschämt, dass ich nicht wie die anderen Familienmitglieder um sie weinen konnte. Ich weine nicht in der Öffentlichkeit, dann gibt es bei mir keine Tränen, ich kann nur im Stillen und Geheimen weinen. Ich hoffe, niemand hat es so aufgefasst, als wäre ich nicht in tiefer Trauer.


    Ich habe Mimi zusammen mit einer Rose einen Brief in die Ruhestätte ihres Körpers geworfen. Natürlich kann ich nicht schriftlich festhalten, was ich ihr alles zu sagen habe. Das Hineinwerfen des Briefes war für mich ein symbolischer Akt, noch viele, viele, viele Worte mehr erreichen sie, wenn ich sie in meinem Herzen an sie richte.


    Ich vermisse sie so sehr.



    Liebe Mimi!
    Ich danke dir von ganzem Herzen für all die wunderschönen Momente, die du mir geschenkt hast. Du warst und bist ein ganz wichtiger und großer Teil meines Lebens. Dir verdanke ich, dass meine Kindheit wunderschön war. Ich trage alle Erlebnisse und Augenblicke mit dir tief in meinem Herzen und werde dich auch zukünftig immerzu, jederzeit in meinem Herzen tragen. Was auch immer ich noch in meinem Leben erlebe, du bist bei mir. Du gehörst zu meinem Leben. Für mich bist du immer da und wirst auch immer da sein. Meine Liebe zu dir lässt dich immerzu anwesend sein, was auch immer ich erlebe, wo auch immer ich bin, was ich auch tue. Ich danke dir, dass du ein so wundervoller, großartiger Mensch bist. Ich kann dir gar nicht in dem richtigen Ausmaß dafür danken, was du mir alles geschenkt hast. Du gehörst zu mir, ich gehöre zu dir, ich werde dich immer vom ganzen Herzen lieb haben und an dich denken. Ich danke dir für alles. Für meine Kindheit und dafür, dass du mich auch weiterhin in meinem Leben begleitest.
    Was gäbe ich dafür, dich noch einmal besuchen zu können, noch einmal mit dir zu sprechen. Habe ich denn nun meine Mimi verloren? Nein. Ich kann dich spüren. Du bist hier. Du bist bei mir. Ich trage dich tief in meinem Herzen. Ich kann dich gar nicht sagen, wie wahnsinnig lieb ich dich habe. Ich danke dir, dass es dich gibt. Du bist mir so unglaublich wichtig. Ohne dich wäre ich nicht die Person, die ich bin. Du warst und bist meine Mimi. Wir haben so vieles Wunderschönes miteinander erlebt. Und werden noch sehr vieles Wunderschöne zusammen erleben, da du in meinem Herzen wohnst.
    Du bist bei mir in jeder Minute. Mit all meiner Liebe für immer und bis in alle Ewigkeit,
    deine Petra