Meine zutiefst geliebte Oma ist am 6.3. mit unerwartet an Herzversagen gestorben. Sie war immmer eine sehr rüstige und lebensfrohe Frau, doch in der letzten Zeit wurde sie zunehmend schwächer, jedoch niemals pflegebedürftig.
Sie war für mich die "gute Seele" in unserem 4-Generationen-Haus, wohnte in einer Einliegerwohnung bei meinen Eltern einen Stockwerk unter mit.
Hier fängt das Problem an: Seit ich denken kann, schimpft und lästern meine Mutter ständig über meiner Oma. Ich war meist zu feige, um ihr kontra zu geben, habe jedoch innerlich immer gelitten. In gewisser Weise aber bin ich von meiner Mutter noch "abhängig", da ich Alleinerziehend ist und sie öfter meinen Sohn betreut. So habe ich wohl geschwiegen.
Ich habe meine Oma immer geliebt. Als Kind, wenn mich meine Mutter genervt hat oder ich ihre kühle, gefühlslose Art mich gekränkt hat bin ich zu meiner Oma, die in ihrer offenen, liebevollen und herzlichen Art genau das Gegenteil meiner Mutter war.
Nun ist sie nicht mehr da. Die Welt ist für mich eine andere. Das haus ist ohne sie kühl und leer. Mein Schmerz so unendlich groß.
Ich habe soviel Schuldgefühle, daß ich in letzter Zeit so wenig für sie da war, zu wenig. Mein Sohn war zumindest oft bei ihr und sie hatte riesen Freude mit ihm.
Ich bin seit der Trennung von meinem Mann depressiv, zeitlich als alleinerziehende Mutter gestresst. Aber dennoch läßt mein Gefühl nicht los, ich hätte sie viel öfter besuchen MÜSSEN. Regelmäßig. Mit ihr reden wie früher. Mir ihre Lebensgeschichte (wenn auch zum 100. mal;-aber ich liebte es) erzählen lassen.
Wenn ich sie besucht habe, habe ich mich regelrecht zu ihr reingeschlichen, damit meine Mutter nicht wieder mit doofen Kommentaren kommt und dann noch heftiger über Oma lästert. Ich hätte meiner Mutter entschlossener entgegentreten müssen und zu meiner Oma stehen sollen.
All das ist zu spät. Ich bereue so viel. Und kann es nicht mehr gutmachen.
Ich bin mir aufgrund einer eigenen Erfahrung, ich wäre fast mal gestorben sicher, daß uns geliebte Personen im Augenblick des Todes "abholen". Und freue mich sehnsüchtig auf diesen Moment. Vielleicht werden wir friedlich zusammensein und selbst meine Oma und meine Mutter werden - wenn leider nicht im Leben - sich gegenzeitig verzeihen.
Ich hoffe so sehr, Oma verzeiht mir, daß ich sowenig für sie da war.
Unendlich traurige Grüße,
Iis