Lieber Philsdad,
schön, dass du den Weg in dieses Forum gefunden hast. Ja, er ist unerträglich, dieser Schmerz. Man will nicht wahrhaben, was geschehen ist, wer soll da Trost spenden? Ich habe meinen Sohn, der nur 27 Jahre alt werden durfte, am 28. Januar, vielleicht auch am 29. diesen Jahres, verloren. Er studierte in Berlin, wohnte alleine. Erst als wir keinen Kontakt mehr zu ihm bekamen, wurde die Tür gewaltsam geöffnet. Da war er schon ein paar Tage tot und wir konnten ihn leider nicht mehr sehen. Uns wurde davon abgeraten. Es ist gut und wichtig, dass du Phil noch sehen kannst. Wie die anderen Muttis schon schrieben, kann hier jede nachvollziehen, was es bedeutet, wenn das eigene Kind vor einem gehen musste. Es fühlt sich so falsch an. Weine, schreie, lass die Trauer raus, mach das, was dir guttut, Hauptsache, es hilft. Die Trauer ist überwältigend, ja, aber sie ist wichtig und herausfordernd. Ich hatte eine schwierige, lieblose Kindheit und habe eine schwerkranke Tochter, deren Leben ein paar Mal am seidenen Faden hing. Natürlich fragt man sich, was hat man verbrochen, dass man so hart bestraft wird? Aber so ist es ja nicht, niemand wird für etwas "bestraft". Man fragt sich, "warum ich immer?", aber darauf wird es keine Antwort geben. Mein Mann und ich haben unseren Kindern ein liebevolles, verlässliches Zuhause gegeben. Und trotzdem schlug das Schicksal zu. Ich gehe jetzt schon etwas zuversichtlicher durchs Leben und hoffe für dich, dass auch dir das gelingt. Das Forum wird dir ganz bestimmt eine große Hilfe sein können, denn alle, die hier schreiben, haben das Schlimmste erlebt, was einer Mutter oder einem Vater widerfahren kann. Wir können uns gegenseitig helfen und Mut zusprechen. Gerade in der ersten Zeit ist man so hilflos und ohnmächtig, kann das Geschehene nicht akzeptieren. Man hat Gedanken, die man nicht haben sollte. Das ist normal, aber es wird auch langsam wieder besser. Schreibe dir alles von der Seele, wir sind füreinander da.
Sei ganz lieb umarmt,
Gisa