Beiträge von Fliederblatt

    Erst einmal ein herzliches Dankeschön an euch alle für eure lieben, netten Worte.
    Ich bin jetzt seit Tagen das erste Mal wieder hier. Ich sitze am PC und kann nach den gelesenen Worten endlich mal wieder richtig heulen....
    Leider nimmt das Unglück wohl kein Ende in meiner Familie. Seit vorgestern liegt jetzt mein 19 jähriger Sohn mit einer ernsthaften Bauchspeicheldrüsenentzündung und Gallensteinen im Krankenhaus und wird voraussichtlich zweimal operiert werden müssen.
    Ich habe zur Zeit das Gefühl, dass ich nur noch
    "funktioniere".... , keine Zeit zum Nachdenken, zum Trauern....
    Als ich gestern mit ihm im Krankenhaus bei dem Arzt war, lag wie auf der Intensivstation gleich nebenan durch einen Vorhang getrennt eine junge Frau. Bei ihr wurde es aufeinmal hektisch und ich hörte dann wieder dieses Piepen des Monitors und auf einmal Nulllinie. Wir wurden dann schnell aus dem Zimmer gelotst und ich habe nur noch geheult...
    Ich glaube diese Bilder verrgesse ich nie !
    Als ich jetzt eure Worte gelesen habe, konnte ich nochmal so richtig heulen...
    Eigentlich bin ich nicht gerade religiös. Ich glaube bzw. hoffe zwar, dass es was danach gibt, aber ansonsten gibt mir die Kirche nicht viel.
    Jetzt aber fange ich wieder an zu beten, dass es meinem Sohn bald wieder besser geht und er keine bleibenden Schäden zurück behält.
    Vielleicht gibt es ja doch irgendwo Jemanden der mich erhört ....???

    Danke für euer Mitgefühl...
    @ Chris: abgewechselt haben wir Geschwister uns nicht, wir sind alle fast täglich bei ihr gewesen, neun Wochen lang.
    Zwischendurch haten wir Geschwister schon einige Meinungsverschiedenheiten, da wir uns über die Behandlung unserer Mutter nicht einig waren. Meine Mutter hatte eine Patientenverfügung, die besagte, dass sie nicht an lebensverlängerte Maschinen angeschlossen werden wollte.
    Leider hat meine Schwester, die die Betreuerin war, diese zu spät abgegeben, so dass sie nachdem Herzstillstand schon an der Herz-Lungenmaschine lag und diese ja nicht abgestellt werden konnte.
    Dann kam diese Sache mit der Dialyse. Zunächst hieß es nur mal über Nacht um zu schauen ob die Nieren wieder "anspringen".
    Ich war da schon dagegen, weil ich direkt vermutete, dass dies keine einmalige Sache bleiben würde. So war es dann auch.
    Zwei Wochen vor ihrem Tod, habe ich mich bei dem ärztlichen Beraterteam meiner Krankenkasse kundig gemacht. Mit zwei Ärzten gesprochen, die beide meinten auf dieser Intensivstation würde eindeutig über das Notwendige hinaus terrapiert. Meinen Geschwistern habe ich da schon mittgeteilt, dass ich der Meinung bin, dass wir die Dialyse abstellen lassen sollten.
    Meine beiden Brüder wurden sehr wütend und meinten ich wäre aggressiv und ob ich jetzt zum krankenhaus fahren wollte und den Knopf drücken wollte...
    Ich habe nur noch geheult und konnte drei Tage lang nicht zum Krankenhaus fahren.
    Erst zwei Wochen später haben auch die beiden dann zugestimmt. Aber was musste sie in den beiden Wochen noch leiden...
    Durch das lange Liegen tat ihr wohl alles weh, sie hatte mitlerweile offene Stellen am Po...
    Um den Kreislauf zu stabilisieren hat sie Unmengen von Flüssigkeit bekommen. Sie war wochenlang so aufgedunsen, dass man keine Ähnlichkeit mit unserer Mutter mehr erkennen konnte. Ihre Haut ist aus diesem Grund an vielen Stellen aufgeplatzt...
    Ein menschenwürdiger Tod war das nicht.
    Meine Mutter hat in den Phasen wo sie wach und klar war, bei vollem Bewußtsein ihr "Elend" mitbekommen.
    Ein Mensch der in seinem Körper gefangen war. Sich nicht bewegen konnte, nicht alleine atmen konnte und das Schlimmste ,nicht Reden konnte!!!
    Als die Dialyse abgestellt wurde, haben sie sie in einen narkoseählichen Schlaf gelegt und ihr Morphium gegeben. Gott sei Dank hat sie davon also nichts mitbekommen.
    Tja und an Petra: ich habe drei Kinder wovon der Jüngste gerade mal 4 Jahre ist. Da heißt es sich zusammen nehmen, runterschlucken, alles in sich hinein "fressen".
    Wenn mein Kleiner morgends im Kindergarten ist, sitze ich manchmal da schaue ihr Bild an und heule, und dann gehen mir wieder all die schrecklichen Bilder durch den Kopf.
    Mein Vater war damals von ein auf den anderen Tag nicht mehr da, plötzliches Herzversagen.
    Wenn ich an ihn denke, habe ich Bilder von schönen Augenblicken vor Augen. Denke ich an meine Mutter, sind da nur die Bilder aus dem Krankenhaus....
    Zur Zeit fühle ich mich oft einfach so kraftlos und verzweifelt....
    Ich hoffe, dass es bald besser wird!

    Heute vor drei Wochen ist meine Mutter mit 75 Jahren gestorben. Ich habe noch 2 Schwestrn und 2 Brüder, und seitdem
    unser Vater vor 8 Jahren mit nur 70 Jahren plötzlich verstarb war sie unsere Mitte, unser Hafen...
    Meine Mutter und mein Vater haben nur für ihre Kinder, für ihre Familie gelebt.
    Meine Mutter hatte einen schweren Leidensweg. Schon vor ca 10 Jahren war sie an Bronchialasthma erkrankt, welches sich im Laufe der Jahre immer drastischer verschlechterte, Seit 4 Jahren hing sie am Sauerstoffgerät. Sie lebte zwar bis zuletzt in ihrer Wohnung, konnte dies aber nur noch mit unserer aller Hilfe.
    Selbst der Gang von der Küche zur Toilette war manchmal der reinste Horror für sie, weil sie nicht genug Luft bekam. Sie war an ihre Wohnung gefesselt. Konnte nur wenn einer von uns Zeit hatte, mit dem Rollstuhl raus.
    Früher hat sie viel gehandarbeitet, konnte dies aber schon seit vielen Jahren nicht mehr, wegen Gicht in den Händen.
    Lesen ging wegen ihrer immer schlechter werdenden Augen auch nicht mehr so. Selbst das Fernsehen bereitete ihr in den letzten Monaten Schwierigkeiten.
    Eigentlich hatte jeder von uns Geschwistern seit Jahren Angst ihre Wohnung zu betreten, weil wir dachten sie könnte da "liegen".
    Vor 12 Wochen ist sie dann ins Krankenhaus gekommen mit Verdacht auf Lungenentzündung. In der Nacht bekam sie dort einen kleinen Herzinfarkt und 2 Tage später hatte sie einen Herzstillstand wurde dann 20 Minuten wiederbelebt und in ein anderes Krankenhaus verlegt.
    Dort hat sie dann 9 Wochen am Beatmungsgerät und die ersten zwei Wochen im künstlichen Koma gelegen.
    Die 9 Wochen kann man einfach nicht beschreiben so schrecklich waren diese. Ein auf und ab. Zuerst ging es ihr so mies, dass die Ärzte meinten wir müßten uns auf das Schlimmste vorbereiten, dann auf einmal ging es ihr besser und wir schöpften Hoffnung. Dann wieder ein Rückschlag wieder eine Lungenentzündung, dann wieder besser. Dann bekam sie aus unerklärlichen Gründen starkes Darmbluten....
    Eine weitere Komplikation war dass ihre Nieren schon ziemlich am Anfang nicht mehr richtig arbeiteten und sie an die Dialyse mußte.
    Das Allerschlimmste war, dass sie zwischendurch immer mal einige Tage wach und klar war. Leider konnte sie uns, obwohl sie dies immer versuchte, nichts mehr sagen, da sie durch die Langzeitbeatmung einen Luftröhrenschnitt bekommen hatte.
    Es war einfach grausam sie da liegen zu sehen, zudem mit grossen Schmerzen.
    Erst nachdem wir den Oberarzt bekniet haben die Dialyse abzustellen konnte sie dann in Frieden sterben.
    Wir waren alle bei ihr und ich hielt bis zuletz ihre Hand.
    Selbst ihr Sterben war der reinste Horror. Nachdem auf dem Monitor die Nulllinie war, stellte die Schwester diese ab und bat uns im Vorraum Platz zu nehmen, damit sie unsere Mutter "fertig" machen konnte. Wir saßen da, der Arzt kam drückte sein Beileid aus und ging wieder. Kurz danach kam er wieder und meinte, dass wir spätestens Montag ein Bestattungsinstitut beauftragen müßten. Dann ging er wieder, kam aber kurz danach wieder entsetzt rein und meinte es tät ihm leid aber als die Schwester die Schläuche alle entfernen wollte hätte unsere Mutter wieder geatmet...
    Keiner kann sich vorstellen wie es mir, uns da zu Mute war....
    Also sind wir wieder rein und diese Szenarium ging noch zweimal. Erst nachdem das dritte Mal und dann für 15 Minuten die Nulllinie war wurde sie für Tod erklärt...!!!!
    Jetzt sind drei Wochen seit ihrem Tod vergangen und meine Stimmung wechselt zwischen normal bis unendlich verzweifelt. Mir gehen ständig Bilder von den 9 Wochen im Krankenhaus durch den Kopf, ihr fürchterliches Sterben. Ihre Gesicht, ihre Augen....das fürchterliche Piepsen des Monitors, das Geräusch der Nulllinie....
    Vom Verstand weiß ich natürlich, dass es besser für sie ist erlöst zu sein, aber mein Herz sagt was anderes.
    Ich habe oft das Gefühl mir schnürt jemand die Kehle zu und am liebsten würde ich manchmal nur noch schreien...
    Ich weiß die Zeit heilt alle Wunden, nur habe ich dies Zeit noch nicht gefunden...