Hallo Annita und auch ein Hallo in die Forumsrunde!
fast täglich lese ich im Forum, aber meistens fehlt mir die innere Ruhe, um auf Beiträge zu antworten. Füllsel möchte ich nicht beitragen. Ich hoffe, Ihr seid nicht bös darüber. Es heißt nämlich nicht, dass ich kein Interesse an Euch habe. Viele habe so schmerzliche und schlimme verluste erlitten, dass ich für mich denke: Dir geht es gut. Es ist der normale Weg des Lebens, dass Eltern ( bei mir mein Vater) sterben. Schlimm ist es bei anderen. Ich denkedann, dass meine Trauer mit der der anderen nicht zu vergleichen ist. Aber trotzdem ist Trauer da. Der Beitrag vom dir, Annita, hat mich bewogen eine meiner "stillen Stunden" zu nutzen, um zu schreiben.
Mein Vater starb im März 2008, mit 88 Jahren. Wir haben uns immer sehr Nahe gestanden, aber die letzten Wochen mußte er in einem Pflegeheim verbringen, was mir noch jetzt sehr leid tut. Er starb im Krankenhaus an einer Lungenentzündung und ich war nicht bei ihm. Ich wäre es so gern gewesen, aber der Tod kam zu schnell, als dass man mich vorher rufen konnte. Ich habe noch heute das Gefühl, dass man mir meinen Vater weggenommen hat. Ich wäre ihm gern näher gewesen und habe das Gefühl, uns beiden (meinem Vater und mir) hat man etwas vorenthalten. Das sog. Trauerjahr ist vorbei. Ich vermisse ihn immer mehr. Seine Bilder anzuschauen fällt mir oft sehr schwer, aber ich muss es trotzdem machen. Kein Tag vergeht, an dem ich nicht mehrfach an ihn denke, an alles was wir erlebt haben, was er getan hat für mich und meine Familie.usw. Manchmal glaube ich, ich denke in jeder Stunde an ihn. Er durfte 88 Jahre alt werden, und das relativ gesund. Ich bin dankbar dafür, dass wir solange mit einander gehen durften. Aber ich hätte ihn gern noch bei mir. Wenn ich an ihn denke, sehe ich ihn nicht in seinen letzten Wochen, sondern in einer Zeit, wo es ihm gut ging. Man vergißt die letzte Leidenszeit ein wenig. Vergessen ist das falsche Wort, verdrängen ist besser. Ich gehe gern zu ihm auf den Friedhof. Ob ich ihm dort näher bin, als hier zu Huase, wo wir gemeinsam gelebt haben, glaube ich nicht. Er ist nämlich hier im Haus für mich überall. Wenn ich im Garten arbeite, ist er immer irgendwie dabei. Klingt merkwürdig, oder? Aber ich bin sicher, Ihr versteht, was ich damit meine. In meinen Gedanken rede ich mit ihm.
Im Trauerjahr war ich zwischendurch der Meinung, ich hätte alles gut verarbeitet. Das war aber ein Trugschluss. Immer wenn man meint, dass es so ist, holt mich die Trauer ein. Winzige Kleinigkeiten reichen auch heute noch aus. Ein Opa mit seinem Enkel z.B. Schon denke ich an meinen Vater und meinen Sohn und mir kommen die Tränen. Manchmal helfen mir die Tränen aber auch wieder ein wenig.Verarbeitet ist das alles noch nicht. Und das Vermissen wird mehr. Viel Trauerarbeit kommt auch jetzt noch. Aber meinen Mitmenschen will ich das alles gar nicht so zeigen. Viele können diese Trauer nicht nachvollziehen. Immerhin ist ein alter Mensch gestorben. Aber ein für mich sehr wichtiger und sehr lieber. Ich hätte ihn so gern hier bei mir. So wie früher.
Meine Mutter leidet an Demenz. Sie hat hat ihren Mann und seinen Tod schon fast vergessen. Durch die Krankheit wird sie mir immer fremder. Sie müßte eigentlich mit mir trauern, sagt mein Gefühl. Und mein Verstand sagt, sie ist krank und weiß nichts wehr. Demenz ist ein Abschied zu Lebzeiten.
Etwas über ein Jahr ist seitdem vergangen. Man gewöhnt ishc an vieles. Das Leben richtet sich anders ein. Aber der Platz eines lieben Menschen im Herzen bleibt immer von diesem besetzt. Egal wie alt, wie krank er war. Die Trauer ist für jeden Menschen anders, für den, der trauert und auch um wen man trauert. Aber Trauer ist da. Und sie ist ein Zeichen der Liebe und wichtig.
Liebe Grüße
Sanne