Beiträge von oblivion

    Danke für die Antworten.


    Das eigentlich Schlimme für mich ist, dass ich meinen Schmerz nicht teilen kann. Nach einem Monat fragte mich eine Kollegin, warum mich das immer noch so mitnimmt. So reagieren leider alle in meinem Umfeld. Meine Oma zum Beispiel kommt immer mit dem Argument, dass ich ja eine Halbwaisenpension bekommen würde und jetzt Geld hätte.
    Was ist denn das für ein Trost?


    Auf der anderen Seite bin ich "froh" für ihn, dass er jetzt seine Ruhe hat. Ich muss sagen, meine Mutter ist eine schwierige Person. Sie war sehr grausam zu ihm und mit den Jahren wurde es schon fast unerträglich. Immerhin muss er sich jetzt nicht mehr fertig machen lassen.

    Hallo erstmal,


    ich hoffe, es geht in Ordnung, wenn ich meine Geschichte hier poste. Ich weiß sonst einfach nicht wohin damit, da mein Umfeld es nicht wirklich versteht, dass ich immer noch darunter leide, dass mein Vater gestorben ist. Und ich entschuldige mich dafür, dass es länger wird.


    Er starb am 2.3.2010. Wenn ich so zurückdenke, dann weiß ich keinen Moment, in dem er krank war. Keine Erkältung, nichts. Als er am 1.3. über Brustschmerzen klagte, brachten wir ihn ins Krankenhaus. Man fand nichts. EKG in Ordnung, Blutwerte in Ordnung. Man behielt ihn über Nacht trotzdem noch dort, da man noch ein Leistungsekg und ein CT machen wollte. Ich besuchte ihn am Abend. Man sah ihm an, dass er Schmerzen hatte; generell sah er schlimm aus (blass, leicht zyanotisch), aber er meinte, es wäre schon besser geworden. Wir spazierten ein wenig durch die Gegend und in der Überzeugung, dass er am nächsten Tag sowieso nach Hause gehen durfte, verabschiedete ich mich von ihm.


    Am Tag darauf spielte ich mit dem Gedanken, ihn nochmal zu besuchen, da meine Schule direkt neben dem Krankenhaus ist. Aber ich dachte mir, dass er am Abend sowieso daheim sein würde und wenn nicht, dann könnte ich ihn ja später noch besuchen. Im Nachhinein tuts mir leid, dass ich nicht noch bei ihm vorbeigeschaut hab. Kurz nach halb 3 kam meine Direktorin zu mir und meinte, ich sollte zu meinem Vater, da "es ihm nicht so gut ginge". Ich dachte mir dabei eigentlich nicht wirklich was, bzw wollte ich nichts denken. Ich ging auf die Station und sah in der Ferne am Ende des Ganges zig Ärzte und Pfleger, die sich auf einem Menschen konzentrierten, der am Boden lag. Am Jogginganzug erkannte ich, dass es mein Vater war, den sie da gerade reanimierten. Meldungen des Personals wie "geht der Defi überhaupt?" oder "was ist denn das für eine Sauerei?" machten mir nicht unbedingt Mut. Meine Mutter, die meine Direktorin verständigte, erzählte mir, dass sie kurz davor noch mit ihm telefonierte und ihm bescheid sagte, dass sie in 2 Minuten bei ihm wäre.


    Wir warteten eine Stunde lang, als ein Doktor kam und uns kurz und bündig mitteilte, dass er verstorben ist. Ich fing an zu weinen und bekam dafür nur Unverständnis von meiner Mutter und vom Doktor, der sich daraufhin verdrückte.
    Meine Mutter hat mir erstmal verboten, ihn anzusehen, aber das hab ich mir von ihr nicht sagen lassen. Ich hätte seinen Tod wahrscheinlich noch weniger begriffen, als ich es eh schon getan habe.


    Nach ein paar Tagen wollte ich die genaue Todesursache wissen. Sie hatten ihn auf unseren Wunsch hin obduziert. Mir waren die Erklärungen einfach zu schwammig. Ich hörte mir den Bericht an und wollte noch das CT sehen, das sie eine Stunde vor seinem Tod machten. Der Arzt war natürlich nicht begeistert und meinte, es wäre ein anderes CT mit Kontrastmittel geplant gewesen, aber davor sei er verstorben.
    Das CT verschaffte mir dann endlich Klarheit. Der Aortenbogen war stark erweitert. Dieses Aneurysma ist exakt eine Stunde nach der Aufnahme des CTs gerissen. Sie machten ein paar Stunden davor noch einen Herzultraschall, an dem man angeblich noch nichts gesehen hat.


    Nach wie vor tut es mir unheimlich weh, mich damit auseinanderzusetzen. Er war praktisch der einzige Mensch, zu dem ich eine Bindung habe. Mit meiner Mutter komme ich nicht wirklich klar. Er war es, der mich immer wieder aufbaute und für mich da war. Und nun ist er fort. Und der Schmerz wird nicht weniger, er wird täglich mehr.