Beiträge von FLKBRG

    Hallo Linchen und natürlich auch Hallo Sverja,


    vielen Dank für eure Antworten (wenn während meines Tippens jemand dazu kommt, bitte nicht böse sein!)


    Ich versuche mal Schritt für Schritt auf alles einzugehen. Der Tag ist für mich durch das Schreiben des Beitrags eigentlich schon wieder mehr oder weniger gelaufen, weil er wieder alles hochgeholt hat - desto mehr freu ich mich über euren lieben Worte!

    Also erst mal zu Deinem Papa er scheint auch gute Seiten gehabt zu haben, die Frage stellt sich ob Ihr Euch ausgesprochen habt über die Dinge die Dir bis heute Probleme bereiten.

    Ja, das haben wir..das war das besagte Gespräch am Geburtstag meiner Schwester. Wir saßen fast 4h zusammen, haben uns unterhalten, ich hab ihm auch gesagt, wie meine Mama sich dabei fühlt (was er im nächsten Alkoholstadium ihr dann vorgeworfen hat, wie böse Sie über Ihn denken würde..). Er war auch irgendwo einsichtig...


    was ich jetzt erst vor kurzem Erfahren habe ist, dass er wusste, dass es Zuende geht, nur niemandem etwas gesagt hat. Er kam eines Tages vom Arzt, sagte, dass er seine Tabletten absetzen kann, dass seine Werte sehr viel besser sind. Vor ca. 2 Wochen haben wir nun endlich auch den Bericht aus dem KH bekommen (so viele Gründe für den Tod, der Alkohol war aber am Ende ausschlaggebend) - und auch der Hausarzt hat meiner Mutter dann sagen können, was los war. Alles war gelogen, die Tabletten hätten nie abgesetzt werden dürfen, er wusste dass er, wenn er keine Reha macht, sterben wird. Das war nochmal ein riesiger "Schlag in die Fresse", wenn ich das so ausdrücken darf.

    Jeder hat etwas anderes was einem gut tut aber das Kopfkino das geht eine Weile es wird aber wieder anders es dauert etwas.

    Das Kopfkino geht von "gut" zu "schlecht". Mal habe ich Träume von Ihm und meinem Großvater zusammen, wie wir im Schrebergarten sitzen, ein Bier trinken und gemeinsam lachen. Einen Tag später sehe ich Ihn, wie er dort im Krankenhaus an all den Schläuchen hing und bei mir im Schlafzimmer steht, ohne irgendwas zu sagen. Dieses Bild hab ich von meinem Opa zum Glück gar nicht, ich sehe ihn nur wie er vor seiner Krankheit war.

    Vielleicht denkst Du mal über ein Trauertagebuch nach um einfach Deine Gedanken aufzuschreiben und zu sortieren.


    Vielleicht auch Briefe direkt an Deinen Vater oder an Deinen Großvater Du kannst Sie später ja mal verbrennen in einer kleinen Gedenkzeremonie z.B.

    Natur raus gehen in die Natur hilft auch vielen.

    Oder Du bist jemand der Menschen um sich braucht das weiß ich natürlich nicht.

    Das ist tatsächlich eine Idee, über die ich bisher nicht mal nachgedacht habe - Danke für den Tip! Vielleicht bring ich es übers Herz, mein Gedanke war, das ganze in Musik zu verpacken, was ich früher gerne mit meinen Gefühlen gemacht habe. Menschen um mich rum brauch ich (bis auf meine Lebensgefährtin) eigentlich nicht unbedingt. Ich besuche meine Großmutter jede Woche mindestens ein mal um mit Ihr zu frühstücken und stehe natürlich regelmäßig mit meiner Mutter in Kontakt, sei es per WhatsApp, Telefon oder Kurzbesuche.

    Das erfordert eine sehr, sehr, sehr grosse Kraft von dem Menschen der daran JA, ERKRANKT iat.

    Nicht jeder hat sie . Das ist in dem Sinne nicht verwerflich wenn dieser Erkrankte alleine lebt.

    Das hat dein Vater nicht . Er lebte mit euch KINDERN und seiner FRAU...


    Aus deinem TRAUERTEXT , ja DU TRAUERST lese ich heraus das ihr vermutlich geschlagen wurdet und deine Mama vermutlich noch vor kurzem

    Ja, das mit der enormen Kraft, die dafür nötig ist, das weiß ich. Ich war selbst mal Suchtkrank und es ist nicht leicht, aus sowas rauszukommen, wenn man es nicht möchte.


    Ich war der einzige, der von ihm geschlagen wurde - meine Mutter oder Schwestern hat er nie angerührt. Aber wie du weiter unten im Text schon sagtest, man soll nicht schlecht über die Toten reden, und das alles ist auch einfach vergeben und vergessen.

    Natuerlich ist es nur mein Gefuehl.

    DU konntest weitaus besser mit ihm "klar kommen" weil es eine räumliche Distanz gab und selbst Telefongespräche sind etwas völlig anderes als sich gegenueber zu sitzen , den Menschen MIT allen Sinnen WAHRZUNEHMEN...

    Er hat sich nicht nur für mich mehr zu einem Vater entwickelt als vorher. Meine kleinste Schwester ist meinen Eltern hinterhergezogen, weil sie ohne Mama nicht wollte, und auch dort ist das Verhältnis wesentlich besser geworden. Es war halt "nur" der Alkohol, der immer wieder zu Streitgesprächen geführt.



    Liebe /r Rène gerade fällt mir auch ein das Rène auch ein weiblicher Vorname ist...

    es ist völlig ernst geschrieben... schreibe unbedingt weiter

    LiebeR ist richtig :) Aber ja, das Spielchen mit Männlich/Weiblich hat mich schon oft (und auch hier wieder) zum schmunzeln gebracht - danke dafür!



    Ich danke euch allen für die netten Worte und werde mich regelmäßig melden, versprochen.


    Liebe Grüße,

    René

    Hallo liebe Mittrauernden,


    ich weiß gar nicht so recht, was ich schreiben soll, also lass ich "einfach mal laufen", wie man so schön sagt...


    Dieses Jahr habe ich gleich zwei Vaterfiguren verloren - erst am 13.03 meinen leiblichen Vater, dann am 04.06. meinen Großvater. Beide waren wie ein Vater für mich, und ich fühle mich einfach gebrochen.


    Das Verhältnis zu meinem richtigen Vater war jahrelang nicht wirklich gut, bis meine Eltern vor ca. 5 Jahren an die Nordsee gezogen sind. Mein Vater hat schon damals gerne mal, auch in der Woche, ein - zwei Gläser harten Alkohol getrunken, hatte wenige Jahre zuvor eine Kur hinter sich, weil es meiner Mutter zu viel wurde. Das ganze hat auch angeschlagen...


    Kurz nachdem Sie dort hoch sind, fing die Trinkerei allerdings wieder an, und das in einem sehr ungesunden Ausmaß. Das Verhältnis zu ihm wurde trotzdem besser (auch wenn ich, meine Schwestern und die Enkelkinder ihm immer wieder sagten, er solle aufhören zu trinken und er sich davon nichts angenommen hat), wir telefonierten regelmäßig, teilweise sogar über eine Stunde lang. Früher waren uns beiden selbst Gespräche, die länger als 5 Minuten dauerten, unangenehm und wir haben Sie vermieden.


    Wir wussten, dass es ihm aufgrund der Alkoholsucht nicht gut ging, er ist auch im vergangen Jahr mehrfach gestürzt, allerdings nie was wildes.


    Das letzte mal mit ihm wirklich mit ihm geredet habe ich am 04.12.2023, am Geburtstag meiner Schwester. Wir haben im Wohnzimmer zusammengesessen, auch was getrunken (ja, ich weiß, ich hätte das nicht unterstützen dürfen, aber er wollte es so, hat auch nicht auf uns gehört.) - danach hat er sehr viel geschlafen, war eher Nachtaktiv, wir haben uns maximal noch in einem Spiel mal geschrieben, wenn ich auch mal Nachts wach war. Am 12.03. hat mich meine Mutter angerufen, Papa ist schwindelig, er ist auf dem Weg ins Krankenhaus. Er war zuhause ansprechbar, es ging ihm "gut", ich solle mir auch keine Sorgen machen, der kommt sicher wieder nach Hause. Im RTW ist er dann plötzlich verstorben. Ich hatte noch "Glück", dass Sie ihn trotz Patientenverfügung reanimert haben (wussten die Rettungssanitäter nichts von, meine Mutter ging ja auch nicht davon aus, dass sowas plötzlich passiert). Der nächste Anruf war dann, dass ich mich bitte verabschieden kommen soll..es waren die schwersten 250 KM, die ich im Auto saß.


    Er war in den letzten Monaten meiner Mutter gegenüber sehr unfair, wir haben teilweise sogar gehofft, dass er endlich geht, es ihm aufgrund einiger Dinge sogar gewünscht..und jetzt, wo er weg ist, frag ich mich, wie ich so denken konnte. Auch wenn er mich als Kind geschlagen hat, der Grund für meine Depressionen (wegen welchen ich noch immer in Behandlung bin)...er fehlt mir, als hätte es die schlechten Dinge nie gegeben.




    Mein Opa ist nochmal was ganz anderes, noch wesentlich schlimmer. Aufgrund der Situation mit meinem Vater hab ich seit dem 16. Lebensjahr bei meinen Großeltern gewohnt, bis ich mir mit 21 meine erste eigene Wohnung leisten konnte. Ich war wie ein Sohn für ihn (er hat seinen 3 Tage nach der Geburt verloren), er für mich immer wie ein Vater, den ich damals nicht so wertgeschätzt habe wie diesen Mann. Für mich ist schon eine Welt zusammengebrochen, als er die Krebsdiagnose bekommen hat. Das letzte Jahr war hart für ihn..mehrere Schlaganfälle, Epilepsie, er hat seinen geliebten Schrebergarten aufgeben müssen (was ihm auch das Herz gebrochen hat). Wir waren 2 Tage vor seinem Tod noch bei ihm, es ging ihm bestens, er war auf dem Weg der Besserung, nachdem er gerade aus einer Reha-Maßnahme kam...


    Jetzt sind beide nicht mehr da. Die Zeit nach dem Tod meines Vaters war schon schwer, als ich auch meinen Großvater verloren habe, hat mein Kopf den Ausschalter betätigt. Ich fühle keine Freude mehr, habe keinen Spaß mehr an nichts. Meine Lebensgefährtin ermahnt mich schon, da ich auch immer wieder gerne zum Glas greife. Nicht, dass ich vorher nicht getrunken hätte, aber es häuft sich mittlerweile doch schon sehr. Ich betäube mich damit, schaffe es so, dass die Gedanken still sind - aber ich möchte natürlich nicht in den Konsum abdriften, weswegen ich mir dieses Forum gesucht habe...


    Wie schafft ihr es, die Gedanken abzustellen, die Leere in euren Herzen zu füllen?


    Liebe Grüße, René