Super Lesung, tolles Buch!
»Mein Vater war in keiner Sache außergewöhnlich begabt – außer im Leben selbst.«
Wenn ein Sohn so etwas von seinem Vater sagen kann, dann hat der Vater wohl etwas richtig gemacht.
Obwohl der Vater des Autors an Krebs gestorben ist, führt er weiterhin sehr lebendige Dialoge mit ihm...
»Es ist so weit«, sagt mein Vater am Telefon, als meine Mutter mich aus seinem Krankenhauszimmer anruft und ihm den Hörer reicht. Dann sagt er es noch einmal, weil er wohl ahnt, dass ich ihn nicht verstanden habe, ihn nicht verstehen will: »Es ist
so weit.«
Wo ich sei? Im Zug, kurz vor Hannover, sage ich. Früher Freitagnachmittag, der 1. Klasse-Großraumwagen ist gut besetzt.
Ich schaffe es unter Tränen, ihm zu sagen, dass ich ihn sehr liebe und bewundere für alles, was er erreicht hat und ist. Meine
Stimme wird laut und verzerrt sich durch das Weinen zu einem Kreischen. Ich spüre, wie der ganze Großraumwagen still zusammenzuckt – und es ist mir egal.
Er sagt nicht, dass er mich auch liebt oder etwas anderes Pathetisches. Er bedankt sich für meine Worte.
»Ich hoffe, dass ich es rechtzeitig schaffe …«, sage ich.
»Ja, das schaffe ich schon«, sagt er: »Bis nachher!«
Beim Umsteigen in Hannover muss ich den Bahnsteig wechseln. Im Rekordtempo sprinte ich vom Zug die Treppen hinunter und die nächsten Treppen wieder hinauf. Fast renne ich jemanden um, in Angst, zu spät zur wichtigsten Verabredung meines Lebens zu kommen.
Das ist nur eine der vielen ergreifenden Szenen in diesem Buch.
Viele Gedanken über Trauer, Verlust und Erinnerung, für die der Autor Worte findet, bewegen auch mich.
Herzliche Grüße ins Forum
Euer Gustav