Beiträge von erla

    danke für die Fragen"
    ich weiß nicht,wie es euch da ergeht,aber zumeist finde ich es sehr schwierig,mit menschen über meine mama zu sprechen,die sie nur kannten.Menschen,die keine weitreichenden Emotionen mit ihrem Tod verbinden.Ich fühle mich in solchen Situationen schnell,als würde ich die Stimmung auf einen Tiefpunkt ziehen.Schließlich tut es allen "sehr Leid",was passiert ist.
    Mit meiner Schwester stehe ich in ständigem Kontakt,ich spreche mit ihr auch viel über ihre Krankheit,ihre eigentlich notwendige Therapie,aber sie blockt immer wieder ab.Heute wollte sie eigentlich bei der von ihr preferierten Ärztin anrufen.Hat sie aber nicht.
    Was die Bilder betrifft..Wie gesagt hatte meine Mama Krebs.Im Magenbereich und sie musste viel brechen,wurde am Ende künstlich ernährt.Habt ihr Erfahrungen mit an Krebs erkrankten Menschen erlebt?Wenn ich mich wirklich schlecht fühle dann sehe ich zumeist, wie sie damals Blut brach,auf der Palliativstation lag,alle total ungehalten waren.Jeder hat versucht,nicht zu schreien,zu zeigen,wie erschrocken er war.Sie hat mich angesehen,und ich weiß,wie erschrocken sie war.Ich sehe sie auch viel in ihrem Krankenbett in unserem Wohnzimmer liegen,mit den Schläuchen.Wie sie dann schläft und denke daran,wieviel Abgst ich sooft hatte,dass jeder Atemzug der letzte sein könnte.Wie ihr Äußeres immer weniger dem meiner Mutter glich.Es ist fürchterlich mir vor Augen zu führen,wie sie Stück für Stück verfallen ist.Äußerlich und innerlich.
    Wir haben sie zuhause gepflegt,mithilfe eines Pflegedienstes.Bevor das Bett fürs Wohnzimmer kam haben wir sie jeden Abend zu dritt ins Schlafzimmer getragen.Mein Vater und mein Bruder ihren Körper, meine Schwester oder ich dann die Nahrung, den Tropf, die Chemo.
    Es ist einfach so, dass ich mit meinem "für sie dasein" nicht zufrieden bin.Ich wünschte,ich hätte mehr tun können.Und diese Unzufriedenheit,Angst,Uneinverstandenheit zeigt sich in Angst.Wie bei Kindern,wenn es dunkel ist.Zuerst dachte ich,es läge an dem Haus und den Erinnerungen,den schlimmen Bildern und der ständigen Anwesenheit des Todes.Ich bin ausgezogen,wohne jetzt in einem Apartment und muss feststellen, dass es nur langsam besser wird.
    Mein Vater war wunderschön für meine Mama da.Ich war so stolz auf ihn,auf meine Mama auch,weil sie mir Angst genommen hat indem sie mir und uns gezeigt hat,dass man keine Angst haben muss.Ihr jüngster Bruder starb vor 20 Jahren an Krebs und ich denke, dass sie fest davon überzeugt war, ihn zu treffen.Wie unsere Hündin, die kurz zuvor gegangen ist.
    Umso erschrockener war ich dann,als ich von der neuen Bekanntschaft unseres Vaters erfuhr.Angefangen hat das wohl im Mai,die offizielle Bekanntgabe seiner neuen Partnerschaft im Juli.
    Alle waren entsetzt.Er hat ja nichtmal ein Jar gewartet und konnte auch nicht verstehen,warum er von allen Seiten dafür kritisiert wird und wurde.Ich muss sagen,dass das unsere Beziehung weitesgehend kaputt gemacht hat.Erst fand ich auch seine Freundin ***,mittlerweile hab ich mich mehr oder weniger damit abgefunden und bin auch müde geworden,ständig contra zu sein.Schade drum.Ich habe viel mit meinem Vater darüber gestritten,und jedesmal endete darin,dass sowohl er als auch ich total aufgelöst waren unter Tränen.Essenzen gab es nie.Er ist halt ein totaler Pragmatiker,wollte dann auch schnell ein neues Schlafzimmer mit Wasserbett und hat Mama dann in den Keller verlegt,wo die Sachen bis heute liegen, weil ich mich nicht in der Lage fühle,auszusortieren.
    So stoßen Arten von Verarbeitung aufeinander.
    Danke fürs wiederrum zuhören und gute Nacht!

    Guten Abend,oder vielleicht auch schon fast gute Nacht?
    Ich kann noch nicht schlafen.
    Heute war wieder einer der Abende,an dem ich sehr fest an meine Mama gedacht habe.Sie ist im Dezember 2008 an Krebs verstorben.Und auch,wenn ich das Gefühl habe,objektiv betrachtet mein Leben geregelt zu bekommen,verstören mich so oft all die Erinnerungen.
    Es ist nicht so,als ob ich nicht lachen könnte.Ich meistere auch meine Ausbildung,plane zu studieren und habe einen festen Freund,den ich sehr,sehr lieb habe.
    Dennoch sehe ich ganz oft Bilder in meinem Kopf, muss weinen, fühle mich so orientierungslos und -unwillig,da die weiblichen Erwaschsenen "Bezugspersonen" meines Alltags meine arbeitswütige Chefin und die neue Freundin meines Vaters sind.Beide keine Vorbilder.
    Am Anfang habe ich noch gemalt,Musik gehört..ja.
    Mittlerweile stehe ich da eher ideenlos und unfähig vor weißen Blättern oder belächele mich selbt.
    Meine ältere Schwester verdrängt ihre Realität,manchmal habe ich Angst,sie tut sich was an.Ihre Depression wurde bereits fachärztlich konstatiert,sie verweigert allerdings Therapien,hat sich stattdessen einen Hund angeschafft(was ich im Prinzip sehr befürworte),einen Stundenjob ohne Ausbildung und bestimmt ihre Medikation quasi selbst.Auch das sorgt mich sehr.
    Schlussendlich habe ich einfach das Gefühl,zu platzen.
    Nicht mehr genau zu wissen,was Liebe eigentlich bedeutet.Momentan scheint es mir,als könnte ich niemanden außer meiner Mutter lieben.Einfach,weil sie immer ehrlich war.Und mich trotz all meines verzapften Mumpitz trotzdem geliebt hat,was mir vielleicht zu spät bewusst wurde und wird.Und weil ich spüre,wie sehr ich jemanden vermissen kann.
    So recht weiß ich nicht,was ich von psychologischen Beratungsstellen halten soll?
    Ich dachte bisher halt immer,dass ich alleine damit zurecht kommen kann.
    Aber ich drehe langsam durch,weil ich panisch werde und Dinge sehe und ich einfach nicht mehr in der Luft hängen will.Emotional.