Beiträge von angela2009

    Hallo,


    meine Aussage, daß tote Zellen keiner Würdigung bedürfen, kann ja wohl nicht das Problem sein. Haare sind tote Zellen, aber die allerwenigsten sammeln jedes ausgefallene Haar, um ihm dann zu huldigen. Meiner Meinung nach sind tote "Menschen" eben überhaupt keine Menschen mehr, sie sind nur tote Zellen. Der Mensch selbst ist nicht mehr da. Das ist ja irgendwie die Definition von "tot", zumindest meiner Auffassung nach, und deshalb kann ich den Menschen gar nicht entwürdigen, egal, was ich mit seinen körperlichen Überresten mache. Und wenn Du es schon an Worten aufhängen willst: Ich habe tatsächlich keinen Respekt vor den Toten, sondern vor den Menschen, die jetzt leider nicht mehr da sind.


    Und Jutta: wenn Du wirklich alles freiwillig machst - und ich will das gar nicht anzweifeln - dann ist das ja ok, aber da bist Du eine Ausnahme. Meiner Erfahrung nach ist es eben so, daß Leute (außer den allerallerengsten Verwandten) nicht aus Respekt zu Begräbnissen geben. Zitat: "Ein alter Arbeitskollege von mir ist gestorben und da muß ich mich beim Begräbnis anschauen lassen." Das heißt man "will nicht" (im Sinne von: "ich gehe aus eigenem Antrieb heraus") hingehen, tut's aber trotzdem. Wegen des gesellschaftlichen Drucks. Außerdem sehe ich, daß Du 930 Beiträge in diesem Forum geschrieben hast. Das heißt Du mußt ein überdurchschnittliches "Interesse" (bitte geeigneteres Wort einsetzen) an diesem Thema haben, was meine Familienangehörigen, Freunde und Bekannte sicher nicht haben.


    Warum ich mich damit beschäftige? Man sagt immer, man soll sich möglichst früh mit dem Tod und seinem eigenen Ableben beschäftigen, weil es uns ja jeden Tag treffen kann. Und wenn das einer dann wirklich tut ist das so ungewöhnlich?


    Liebe Grüße,
    Petra

    Hallo,


    was genau verstehst Du denn unter "Tod"? Wenn jede einzelne Zelle eines Menschen der Mensch selber ist, egal wie sehr sie sich verändert, oder wie "tot" sie auch ist, dann verletzt Du die Würde von Menschen von Minute zu Minute. In den letzten Tausenden von Jahren sind viele Menschen gestorben, deren Zellen nicht einfach verschwinden, sondern weiterhin in der Natur zu finden sind. Du steigst auf sie drauf, Du trinkst sie, Du ißt sie. Deiner Definition nach sind wir offensichtlich alle Kannibalen. Ganz abgesehen davon, daß wir auch während des Lebens Zellen verlieren: auf natürlichem Wege oder durch Operationen. Dann müßtest Du also auch gegen die Medizin sein und mit einem großen Plastiksack umhüllt herumlaufen, damit Du nichts von Dir verlierst. Wenn Du wirklich etwas von Menschen hältst, dann kannst Du nicht im Ernst glauben, daß ein toter Mensch der gleiche Mensch ist, der gelebt hat.


    Ich versuche ja, Eure Auffassung zu verstehen, aber egal von welcher Seite ich es auch angehe, die Art, wie wir mit unseren Toten umgehen macht nicht den geringsten Sinn. Was ist z.B. wenn ein Mensch in einem Feuer umkommt und verbrennt? Muß man dann die gesamte Asche vergraben? Und wenn ja, ist es tragbar, daß dieser Mensch zusammen mit dem Haus vergraben wird, das ihn getötet hat?


    Was ist mit der Tatsache, daß sich Menschen nach dem Tod verändern? Egal, ob man sich gleich verbrennen läßt oder eine Erdbestattung hat, der tote Körper verändert sich auch ganz ohne unser Zutun. Wieso können wir die natürlichen Zersetzungsvorgängen nicht akzeptieren und dementsprechend handeln? Alles, was wir in bezug auf Begräbnisse veranstalten, sind Traditionen, die keine rationale Begründung haben. Und wenn Dir nicht jemand gesagt hätte, wie Du zu handeln hast, würdest Du wirklich alles genauso machen wie jetzt? Würdest Du automatisch, von DIr aus, auf die Idee kommen, einen toten Menschen zu verbrennen, in ein Tongefäß zu füllen, zu vergraben, einen Stein drauf zu setzen, Kerzen anzuzünden und Blumen zu pflanzen?


    Und was ist mit anderen Kulturen? Sind alle Kulturen, die Tote anders behandeln als wir, von schlechten Menschen gebildet worden? Und wenn ja, was genau macht uns so moralisch überlegen?


    Ich habe schon Menschen verloren, die mir viel bedeutet haben, aber das heißt nicht, daß ich deshalb mein Hirn ausschalten muß. Natürlich vermissen wir diese Menschen, aber nichts, was wir tun, wird sie zurückbringen und ich habe nicht das Bedürfnis, meinen "Respekt" offen zu zeigen. Wenn wir Blumen auf Gräber legen, ist das höchstens 10 % wahrer Respekt und 90 % "hoffentlich reden die Verwandten nicht schlecht über mich". Darauf kann ich verzichten. Im Leben und im Tod.


    Liebe Grüße,
    Petra

    Hallo,


    ja, ich habe in erster Linie von meinem eigenen Begräbnis gesprochen. Wenn die Entscheidung über die Begräbnisse anderer bei mir läge, würde ich es auch so handhaben. Wenn mir der Betreffende allerdings vorher sagt, wie er es haben möchte, dann richte ich mich nach seinen Wünschen. Immerhin ist es ja sein Begräbnis.


    Trotzdem solltet Ihr verstehen, daß mich Eure Meinung ebenso entsetzt wie Euch die meine. Was habt Ihr denn an diesem Menschen geliebt? Haut, Haare, Fett, Leberzellen,…? Oder das, was er Euch gegeben hat? Die Gedanken, die er mit Euch geteilt hat, die Freude, die er geschenkt hat... Das sind die Dinge, die meiner Meinung nach von einem Menschen bleiben sollten, und die kann man gar nicht zerstören, selbst wenn man wollte. Ich finde Begräbnisse, so wie wir sie zelebrieren, einfach nur wahnsinnig oberflächlich und sinnlos. Sie haben nichts damit zu tun, wieviel man von einem Menschen hält, sondern sind ein gesellschaftlicher Zwang. Wie oft wart Ihr schon auf Begräbnissen, obwohl Ihr eigentlich gar nicht gehen wolltet???


    Liebe Grüße,
    Petra

    Hallo,


    erstmal danke für die Antwort, der Artikel hat meine Einstellung aber nicht geändert. :) Ich habe auch gar nichts daran auszusetzen, wenn jemand ein schönes Begräbnis haben will. Aber ich hätte halt gerne auch die Möglichkeit, meinen Wünschen nachzugehen.


    Ich hätte aber noch eine Frage bezüglich des Sarges: Was genau zählt denn schon als "Sarg"? Ich meine, tut's eine einfache Holzkiste auch? Ich finde es einfach unerträglich, daß Menschen an einem wunderschönen Sarg arbeiten, der dann ohne guten Grund zerstört wird, anstatt daß sie mehr von ihrem Leben genießen können. Und wenn's um die "Verbrennungsenergie" geht, müßte es ja normales Brennholz auch tun, oder?


    Liebe Grüße,
    Petra

    Hallo,


    ich lebe in Graz und soweit ich sehe, kommt die billigste Feuerbestattung auf stolze 1975 €:
    http://www.grazer-bestattung.a…ise_1002/preise_feuer.pdf
    Das Paket inkludiert:
    Stadtüberführung, Kremation
    8 Kerzen elektrisch, 6 Kirschlorbeer, Einbettung, hygienische Versorgung: will ich alles nicht
    Sarg: WOZU????????


    Theoretisch müßte es also wesentlich billiger gehen. Ich bin davon überzeugt, daß wir nach dem Tod nichts weiter sind als nutzlose Zellen, die keiner Würdigung bedürfen und ich empfinde es als Verletzung meiner persönlichen Freiheit und Menschenwürde, bestattet werden zu müssen. Daher meine Frage: was ist die absolute Minimalbestattung? Kann man sich z.B. ins Ausland fliegen lassen, wo man zusammen mit anderen verbrannt wird und die Asche verstreut oder als Dünger eingesetzt wird? Wäre für jeden Tip dankbar.


    Liebe Grüße,
    Petra