Hallo ihr lieben,
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das nun der richtige weg ist, um auf eure liebevollen Worte zu Antworten, oder ob man das einzeln machen müsste nach jeder einzelnen Meldung.
Es tut mir unheimlich gut zu wissen, dass ich hier offensichtlich einen neuen Zufluchtsort für meine Trauer gefunden habe. Denn hier gibt es Leute, die antworten. Vielen vielen dank!
Ja wahrscheinlich sollte ich mehr über meinen Schmerz schreiben, aber in dem Moment, wenn ich nur daran denke überkommt mich eine Wahnsinns Welle des Schmerzes, dass ich selbst Angst davor habe, denn wenn er da ist der Schmerz, dann ist er kaum auszuhalten. Und ich fühle mich gleichzeitig schuldig, wenn ich mich und meinen Schmerz so wichtig nehme, wo ihr doch auch alle so viel trauerschmerz geladen habt.
Mein Schatz hat so fürchterlich gelitten. Er hat sich grad erst selbstständig gemacht als yogalehrer und yogatherapeut und war so happy, endlich diesen Schritt gemacht zu haben und dann wird er urplötzlich todkrank, bekommt Darmkrebs, kriegt 9 chemos, weil die Ärzte der Meinung sind er verträgt das schon und verliert innerhalb kürzester zeit 30 Kilo, schaut plötzlich aus wie ein 95 jähriger mann, 1,84 cm mit 50 kg, kämpft, ist verzweifelt, wird bettlägerig bekommt dauernd wasser in die lunge und stirbt. Das alles weil ihm die aerzte von einer op erzaehlen, die verhindern soll, dass wasser in die lunge kommt. Und weil mein schatz so ein zaeher kaempfer war, hat er dass auf sich genommen, um zu verhindern, dass er am lebendigen leib erstickt. Die op ist vorbei aber er wacht nicht mehr auf und ich sitz an seinem bett und kann nur noch seine hand halten, sein gesicht streicheln und zusehen, wie er stirbt, in seinem Mund ein inturbator, auf der Augenbraue verwundet und im Mund fehlt ihm ein zahn, weil er in der Nacht vor der op aus dem Bett gefallen ist, was mir kein Mensch erzählt hat.
Am Vorabend war ich noch bei ihm und hab ihm kalte Umschläge geemacht, weil ihm so heiß war und ihm die fuesse eingecremt habe, weil er das so gerne gehabt hat. Ich hab ihm gefragt ob ich bei ihm sitzen bleiben dürfte. Ich würde gerne die Nacht bei ihm bleiben, aber er hat gesagt, er würde sich dann beim schlafen beobachtet fühlen. Dann hab ich gesagt, ich könnte mich ja daneben in das freie Bett legen einfach um bei ihm zu sein. Aber er hat gemeint ich solle lieber nach Hause gehen und erst wieder am nächsten Tag kommen, wenn dann die op vorbei ist. Ich hab noch gesagt, ich würde aber so gerne noch vor der op zu ihm kommen, aber er hat nur nochmals gesagt, ich solle bitte erst danach kommen. Denn in der früh sei im Spital immer soviel Hektik und später ist es dann ruhiger und das wäre ihm lieber. Mir war das garnicht recht und ich bin sehr sehr schweren Herzens gegangen, wir haben uns noch geküsst und Er vhat noch gesagt ich hätte einen mundgeruch. Innerlich hat mich das traurig gemacht, denn ich wollte ja nichts tun, was für ihn unangenehm war. Ich hab noch gesagt das mir das sehr leid täte und dann haben wir uns noch gegenseitig "ba ba " gesagt. Ich sehe noch immer und immer wieder sein Gesicht vor mir wie er ganz lieb "ba ba " sagt und ich schließe die Tür und sehe während ich die Türe schließe sein liebevolles Gesicht im Türspalt der immer kleiner wird wie er sagt " ba ba. " das is das letzte mal, dass ich ihn lebend und wach gesehen habe. Ich bin dann noch vor der verschlossenen Tür gestanden und hab nicht gewusst was ich tun soll, ob ich Heim gehen soll, oder am Gang in einem Sessel eine Art Nachtwache schieben soll, bin ein paar Schritte weggegangen und dann doch wieder zurück und war vollkommen unsicher was ich denn tun soll. Dann habe ich mich daran erinnert, dass mir mein Mann Monate zuvor versprochen hatte, dass er mir sagen würde, wenn er einmal das Gefühl bekommen sollte, dass es dem ende zugeht. Also habe ich darauf vertraut, dass ja garnichts schlimmes passieren kann, denn sonst würde er es ja fühlen und es mir erzählen. Denn er hat es mir ja versprochen und wir waren iimmer vollkommen ehrlich zueinander und haben uns 100 prozentuig aufeinander verlassen können. Also bin ich dann nach langem hin- und hergerissen sein nach Hause Gefahren.
Am nächsten Tag in der früh hab ich ihm noch ein liebevolles SMS geschickt, was er leider nicht mehr gelesen hatt, wie sich im Nachhinein herausgestellt hat. Allerdings verstehe ich nicht, warum er das nicht gelesen hat, denn es war als ungelesen markiert.
Da ich ihm versprochen hatte nicht vor der op zu kommen, hab ich nur angerufen und gefragt, wann er dran kommt. Die haben mir gesagt, sie wüssten es noch nicht so genau und ich sollte in einer Stunde wieder anrufen. Als ich dann später anrief, sagten die mir, er wäre vor 15 min in den op gebracht worden, was mich dann sehr fertig gemacht hat, denn nun war es sozusagen fix, ich konnte ihn, selbst wenn ich noch gewollt hätte vor der Op nicht mehr sehen. Ich war sehr nervös und habe dann beschlossen ich fahre trotzdem rein ins Spital, denn mein Versprechen, nicht vor der op zu kommen hatte ich ja eingehalten. So wollte ich zumindest wenn er aufwacht bei ihm sein. Unterwegs hat mich dann der Chirurg angerufen, ich sollte kommen, denn es sieht nicht gut aus und mein Mann wird vermutlich nicht mehr aufwachen. Im Spital hat er mich dann zu meinem noch narkotisierten Mann geführt, brutal die Bettdecke gehoben und mir gezeigt, dass sie insgesamt nun 4 Drainagen anlegen mussten. Der arme Körper meines Mannes war von der op noch frisch blutverschmiert und ungesäubert. Er sah fuehrchterlich arm und schwach und verletzt aus. Der chirurg hat dauern auf mich eingeredet, dass dies besser wäre für meinen Mann, da es sons am lebendigen Leib ersticken müsste und dass sie alles getan hätten. Immer wieder ist er gekommen und hat mir das erzählt und mich darüber informiert, dass er innen schon völlig verkrebst sei und ich hab mich garnicht ausgekannt und gefragt, was er denn will von mir und warum er mich dauernd vom bett meines mannes zu sich holt, um mir immer dasselbe zu erzählen, denn ich hab das nun eh schon kapiert. Und ich hab ihn gefragt, ob es denn noch was gibt, was er jetzt von mir erwartet, weil er mir immer dasselbe erzählt. Denn es hat mich fürchterlich genervt. Irgendwie hatte ich dass Gefühl, dass er für sich selbst eine Rechtfertigung gesucht hat. Dann hat er mich endlich in Ruhe gelassen und ich bin bei meinem Geliebten Schatz gesessen und habe festgestellt, dass er an der Augenbraue einen verband hatte und ein Zahn gefehlt hat und ein anderer abgebrochen war, denn er hatte ja den inturbator im Mund. Dadurch war ja sein Mund offen. Die Schwester sagte, er wäre schon so zur Op gebracht worden. Sie hat dann herumtelefoniert und herausgefunden, dass er in der Nacht aus dem Bett gefallen war und sich dabei beide Drainagen, die er in der Lunge hatte rausgerissen hatte. Denn die Lungen.Drainagen führten links und rechts zu je einer Flasche , die am Bett montiert waren. Das war alles fürchterlich. Alleine die Vorstellung, dass er solch schlimme Dinge in der Nacht davor erleben müsste und mich niemand verständigt hatte. Er hat mir so unendlich leid getan. Ich hab ihm seine Hand gehalten und mit ihm geredet, dass ich bei ihm bin und dass er der beste Mann auf der ganzen Welt sei und ich ihn liebe und er sich nicht sorgen solle um mich. Es war so fürchterlich.... Und dass es mir so leid tut, dass er so Leiden musste. Dann hab ich noch seinen Sohn (25) verständigt, der dann auch gekommen ist und wir sind bei ihm gesessen und haben abwechselnd mit ihm gesprochen, auch wenn er nicht bei Bewusstsein war. Ich hab ihm dann noch gesagt wenn er loslassen möchte, dann soll er dies ruhig tun. Es wäre schon ok, er solle das tun, was er möchte und nicht dabei an mich denken. Dann nach einiger zeit hat alles begonnen zu sinken, der Blutdruck und die Sauerstoffsättigung und alle möglichen anderen Werte. ....und dann haben mich die aerzte gefragt, ob sie lebensverlängernde Maßnahmen ergreifen sollen und ich hab nein gesagt, denn wenn er gehen will, dann ist das seine Entscheidung.... Und dann ist er gestorben. Ein letzte ziemlich lautes ausatmen war das letzte was ich von ihm hörte und dann war es vorbei. Von 8:30 an bis 15.00 Uhr bin ich bei ihm gesessen. Um Punkt 15: 00 am 20. Aug. 2010 ist er gestorben. Ich hab ihn noch einmal geküsst und dann bin ich noch ein paar Minuten sitzen geblieben und dann sind wir gegangen, sein Sohn und ich.
.... Und nun bin ich allein und muss immer an dieses letzte "ba ba " denken und dass ich nicht bei ihm war, nach dem Sturz und vor der op.
Er war mein alles und ist es immer noch .. Und ja, ich gehe zu einer Therapeutin, seit zwei Jahren..und ich kann mich trotzdem nicht daran gewöhnen.
....das waren die letzten Stunden mit meinem Mann. Mein Mann war ein sehr fescher Mann mit einem gepflegten schnurrbart. Es muss für ihn fürchterlich gewesen sein , seinen schönen Körper so verfallen zusehen...und trotzdem ist mir auch das Bild meines kranken Mannes sehr ans Herz gewachsen. Ich hätte alles für ihn getan und oft habe ich darum gebeten, dass Gott doch lieber mich sterben lassen soll aber nicht meinen Mann, denn er war ein so guter und er war Grade so happy mit seiner Selbstständigkeit und ich hätte es ihm so sehr gewünschten dieses leben zu leben, dass er sich so mühsam erarbeitet hat. ..... Aber es sollte wohl nicht sein...