Beiträge von Daniel_M

    Hallo liebes Trauerforum,


    habe lange nichts mehr von mir hören lassen- vieles hat sich seit meinem letzten Eintrag getan... "Die Zeit heilt Wunden doch vergessen kann ich´s nie..." heißt es in einem Lied einer deutschen Band, und sie haben damit Recht...
    Mittlerweile bin ich stolzer Vater einer gesunden, kleinen Tochter - ständig stellt sich mir die Frage: Muss jemand gehen, damit für jemanden anderen Platz auf Erden ist?? Vielleicht ist es so, vielleicht wird man kurz bevor "er" einen holt vor die Wahl gestellt??!! Bestimmt wäre mein verstorbener Papa sehr stolz auf das kleine Enkelkind...


    Die ersten Tage "danach" war ich wirklich sehr froh, mir ein wenig die Trauer von der Seele schreiben zu können. Ein wenig später habe ich dann den Kontakt zu Bekannten und Feunden aufgenommen um den Schmerz zu teilen. Dabei habe ich festgestellt, daß jeder etwas zu verarbeiten hat- der eine mehr, der andere weniger.


    Bei dem "Überbleibsl" aus seiner Wohnung sind mir ein paar Bücher aufgefallen, die sich speziell mit dem Sterben bzw. dem Leben danach auseinandersetzen- dabei zog es mir eine Gänsehaut auf. Erst wollte ich so ein Buch lesen, habe mich dann aber von all diesen schwermütigen Büchern getrennt....


    Hat jemand von euch einen speziellen Buchtipp um alles Geschehene zu verstehen?? Wie geht´s euch mit eurer Trauer die Monate danach??? Erst denkt man jeden Tag mehrmals an den Verstorbenen, langsam jedoch lässt´s nach- meist ertappe ich mich, wenn ich allein mit dem Auto auf der Bahn unterwegs bin, daß ich ganz fest an die schönen Momente denke- oft ist mir so, als wäre er gerade direkt neben mir...



    Liebe Grüße , Daniel_M

    Danke Lepidoptera,


    Thomas D. hat meist sehr schwermütige Texte und Songs, aber dieser trifft Punktgenau. Ich würde sogar behaupten, daß Thomas D. mit dem Song etwas verarbeiten musste !?!


    Ich bin neulich bei diesem Song stecken geblieben: http://www.youtube.com/watch?v=b-7c4VNGOgU&feature=related (URL Funktion geht in diesem Forum anscheinend nicht!!)


    Ich habe heute um ca. 10:00 an letzten Sonntag (Anruf vom KH) denken müssen !!!
    .............................................................................................................................................................................................................................



    Am Sonntag nach dem Krankenhaus sind wir noch bei der Ziehfamilie zugekehrt- da waren mein Bruder und ich schon ewig nicht mehr- meine Freundin überhaupt zum ersten mal!! Warum kommt die Familie immer erst bei solchen Ereignissen zusammen??? Trotz alle dem merkt man einen gewissen "Zusammenhalt", wir haben von dort an (es war ca. 12:00 Mittags) bis 22:00 oder sogar 23:00 zusammen geredet, geweint ja sogar manchmal geschmunzelt, als wir das Leben unseres Papa´s Revue passieren ließen. Fürs Erste hat das jedem Gut getan, doch dann zu Hause, besonders sobald man im Bett liegt, weiß man nicht mehr, an was man denken soll: Gehts ihm jetzt gut, gehts ihm jetzt besser- wie wäre es weitergegangen, gab es noch Rettung für ihn, hätte, wäre, würde, könnte....


    Viel Schlaf war es nicht gerade- in der Nacht auf Montag. Gleich zeitig morgens habe ich micht mit meinem Bruder getroffen, wir sind wieder zu den Zieheltern gefahren. Dort hatten wir um 10:00 mit dem Bestatter ausgemacht, um alles weitere zu besprechen.


    Zur selben Zeit wurde im Krankenhaus eine Obduktion an unserem Vater durchgeführt, um die genaue Todesursache zu ermitteln (vorerst wurde Lungenembolie diagnostiziert)

    ... komme gerade von der Wohnung meines Dad´s- musste zusammen mit meinem Bruder die Persönlichen Dinge zusammenrichten, da uns nächste Woche die Wohnungsräumung bevorsteht, und damit nicht jeder der behilflich ist in intimen Sachen "rumschnüffeln" kann, haben wir vorweg schon einige Sachen in "Sicherheit" gebracht...
    Wahnsinn, er hatte noch Briefe von 1987 aufbewahrt, viele alte Fotos rund um sein ganzes Leben, einen Gipsfuß unserer kleinen Halbschwester, den sie mit ca. 3 Jahren hatte- es war echt sehr emotional, ich habe viele Dinge heute zum ersten mal gesehen- wir Kinder sind ihm demnach wirklich sehr Wichtig gewesen im Leben...


    @ Linda- du sprichst mir aus der Seele- genau so war das auch... Er wollte niemanden belasten, weder uns Burschen, noch sonst wem von der Verwandtschaft. Gesundheitlich ging es ihm echt nicht gut, nur leider wusste das lange Zeit niemand eigentlich so richtig- erst seit er gestorben ist, habe ich mich via Google und Wikipedia auf die Suche nach dieser Krankheit gemacht: COPD Grad 4 mit Lungenemphysem- derzeit sterben ca. 15% jährlich in DE daran- bis 2020 soll (laut WHO) COPD die dritthäufigste Todesursache sein. Irgendwie hatte er gar keine Chance, wenn ich den vielen Meinungen und div. Foren Glauben schenken kann- wir haben immer von der Spenderlunge geredet, ab 21.3. sollte doch alles anders werden, sobald die Therapie in Natters beginnen würde... Aber was, wenn sein Körper, sein Herz und alle anderen Organe da gar nicht mitgespielt hätten??? Sind die Diagnosen immer nur Augenauswischerei??? Ich bin mir diesbezüglich nicht sicher- Sicher ist nur, daß er zwar immer gesagt hat, er hätte das Rauchen aufgehört!! Doch befand sich im Mobilen Sauerstoffgerät und auch in der verlassenen Wohnung eine Schachtel mit den von ihm so geliebten Glimmstängeln- ich hasse sie, sie sind an so vielem Schuld !!! Nicht nur bei meinem Dad, bei so vielen Leuten- wer hat die nur erfunden??? dabei habe ich bis vor 7 Jahren noch selber jahrelang gierig daran gezogen!!!


    Nun ja- ich werde euch noch kurz vom SO den 13.3. erzählen, werd mich aber ein wenig kurz halten. Brauche noch ein wenig "Couching" um runter zu kommen!!!



    ..... wir sind also zusammen mit meinem Bruder um ca. 11:30 Uhr im Krankenhaus angekommen. Weil das Personal wusste, daß wir unseren Vater nochmal sehen wollten, haben sie ihn im Aufenthaltsraum der Station aufgebart. Ich wusste erst nicht, ob ich das überhaupt sehen wollte, ob ich mich nicht lieber so an ihn erinnern wollte?! Doch dann gingen wir rein. Der Atem stockt einem, besonders wenn man zum ersten mal einen lieben, verstorbenen Menschen regungslos daliegen sieht!!! Er war unrasiert, was er sonst normalerweise nie war, ich denke sogar, daß gut 3h früher er am Weg ins Bad vorhatte dies zu ändern. Man schaut den Körper an, und wartet darauf, daß er wieder zu atmen beginnt. wartet, und wartet....
    Der Seelsorger hatte die Krankensalbung schon gemacht, die Hände waren zum Gebet gefalltet mit einem Rosenkranz zwischen den Fingern- eine gelbe Blume ragte nach oben, am Tisch ein Kreuz... Er sah wirklich friedlich aus, ich bin froh, daß ich meinen Papa noch so sehen konnte!!! Wir haben alles einige Minuten in Stille verbracht, ich glaube, ich habe da viele schöne Momente revue passieren lassen, dann haben wir uns gegenseitig in den Arm genommen und geweint. Nach einem kurzen Gebet haben wir den Aufenthaltsraum verlassen- vom Pflegepersonal gab es wirklich nette Unterstützung- sein Gepäck wurde uns überreicht...


    Traurig, euer Daniel_M



    P.S.: Bericht über COPD: http://www.pneumologenverband.…/presse/Pressetexte39.pdf

    Es ist so still geworden- alles ist anders- noch vor einer Woche haben wir doch noch telefoniert!!!


    Mein Vater war sein Leben lang ein lustiger Kerl, ein Musikant eben- seit dem 15 Lebensjahr immer wieder Gitarrist erst in Jugendbands, dann später div. Duo´s und auch Trio´s vorwiegend Unterhaltungsmusik.... Leider war er kein "Kostverächter", weshalb er auch schon ein uneheliches Kind mit ca. 18 Jahren hatte, bevor er meine Mutter kennen lernte....
    2 gesunde Söhne (davon ich der jüngere) gingen aus dieser Ehe hervor... Viele Jahre waren wir alle glücklich und zufrieden, bis eines Tages ein junges Mädchen (ca. 23) meinem Vater den Kopf verdrehte- kennengelernt hatte er diese natürlich bei einem seiner Musikauftritte in der Schweiz... wenig später wurde die Ehe zu unserer Mutter annuliert, und irgendwann kam dann auch unsere jüngere Halbschwester zur Welt.... so zog es unseren Vater erst in die Schweiz, dann aber doch wieder zurück, wo man mit der neuen Lebensabschnittspartnerin in die Selbstständigkeit wechselte... viele Jahre ging das auch Recht gut, bis mein Vater irgendwann um die 50 Jahre alt wurde, und die junge Frau ca. im Alter knapp über 33 ihn mittsamt der Tochter verlassen hat, und wieder zurück in die Schweiz ging... das denke ich war so der gesundheitliche Knackpunkt im Leben des geliebten Papa, er ist fast daran zerbrochen- hatte alles auf eine Karte gesetzt... ich kann mich noch daran erinnern, daß zur besten Zeit seine Tagesration Cafe bei ca. 35 und Zigaretten bei 2 bis 3 Schachteln gelegen ist in Kombination mit Tabletten gegten Depressionen und ohne etwas zu essen. Eines kann ich trotz dieser schweren Phase trotzdem gut heißen: er hat niemals getrunken !!! - das ging bestimmt so um die 2 Jahre, der selbstständig geführte Betrieb ging mit ihm alleine natürlich den Bach runter, und in einer Blitzaktion hatte er eine Internetbekanntschaft aus der UDSSR geheiratet, nur um nicht alleine zu sein- wir hatten zu dieser Zeit sehr viel Kontakt, leider meist Tel., SMS oder per Mail, weil einfach zu viele km uns trennten, um sich täglich zu treffen. Mit der neuen Frau wurde dann abermals der Wohnort gewechselt, um ein wenig anonymer zu leben... Nun war er noch weiter entfernt als vorher, und man bekam sich höchstens 3-4 x pro Jahr zu Gesicht, der Kontakt blieb aber trotzdem ständig aufrecht... Erst war er überglücklich, jetzt näher bei der jüngeren Tochter, die ja in der CH lebt, zu sein- leider jedoch befand die sich zu diesem Zeitpunkt mitten in der Pupertät, und hat den Kontakt zu ihm abgebrochen...
    so nach ca. 2,5 Jahren wechselte mein Dad dann abermals den Wohnort- von der "neuen" Frau genervt, ließ er diese zurück und siedelte sich etwa 15km in meiner Umgebung an...
    Nun konnten wir uns oft sehen, und ich bin froh- daß wir das auch getan haben. Irgendwie konnte man ihm schon ansehen, daß er nicht mehr der Gesündeste war, er wollte aber das nicht zugeben. Als ich ihm eines Tages bei Auspackarbeiten seines Siedlungsgutes geholfen habe, konnte ich erkennen, wie schwer ihm das Atmen fiel- ständiger Husten, Auswurf usw. - da habe ich ihn zur Rede gestellt: er hatte Probleme mit der Lunge, ausgelöst durch das Rauchen, was er zwar nicht zugegeben hat, ich wusste es aber!!! allerdings war es zum Glück kein Krebs- er zeigte mir die Spray´s, die er benützen musste bei diesen Hustenanfällen. Erst hatte er einen neuen Job ganz in der Nähe, war dann aber immer öfter im Krankenstand... Irgendwann reichten die Spray´s alleine nicht mehr, und er bakam so eine Sauerstoffmaschine nach Hause. Nach einiger Zeit wurde dann noch ein Mobiles-Sauerstoffgerät dazu verordnet. Vom Krankenstand wechselte er mit ca. 58 Jahren in die Frühpension. Eigentlich wollte er uns Jungs nie wirklich sagen, was ihm fehlte- über Umwegen jedoch konnten wir erfahren, daß er COPD IV Patient war- mit einem Lungenvolumen von nur mehr knapp 20-25%, bei mittlerer körperlicher Anstrengung wäre es möglich zu ersticken. Mit vielen Cortisonbehandlungen usw. wurde er nach Asthmaanfällen im Krankenhaus immer wieder aufgepuscht, gerade so, daß er das KH wieder verlassen konnte. Anfällig für jede Art von Grippe, Erkältungen usw. lebte er die letzten Wochen recht zurückgezogen in seinen 4 Wänden, das Ziel vor Augen, ab 21.3.2011 in der Lungenklinik in Natters in Behandlung zu stehen, und evtl. eine Lungentransplantation zu erhalten....


    Es war der 10.3.2011, als es ihm den ganzen Tag schon relativ schlecht ging- nie wollte er jemandem unnötig zur Last fallen, weshalb er auch so lange mit dem Notruf zum Roten Kreuz gewartet hatte. Erst um 2:00 in der Nacht zum 11.3. setzte er den Notruf ab, als er beinahe an einem Anfall erstickt wäre- die Rettungskräfte leisteten ganze Arbeit, nach der Erstversorgung konnte er stationär im KH aufgenommen werden, und mit viel Antibiotika war er Freitag-Mittags auch schon wieder recht ansprechbar....
    Samstag konnte er sogar ein wenig aufstehen, und hatte zu vielen Verwandten und Freunden tel. Kontakt- stolz hatte er noch erzählt, daß er weiterkämpfen würde, um noch Enkelchen erleben zu können (da wir im Juli ein Baby erwarten). Äpfel waren noch sein Wunsch, da das Krankenhausessen so fad schmecken würde....


    am Sonntag den 13.3.2011 um 9:48 klingelte mein Handy und am Display war eine mir unbekannte Nummer zu sehen:


    "Hallo, spreche ich mit Daniel M.??? leider ist ihr Vater heute morgens am Weg zum WC Kollabiert- Wiederbelebungsversuche wurden nach ca. 30min eingestellt- Voraussichtlich Lungenembolie...Es tut mir Leid, wollen sie ihren Vater nochmal sehen???"


    ich werde diesen Anruf nie vergessen- man erstarrt im ersten Moment, möchte aufwachen von diesem bösen Traum- es kann doch nicht sein, wir haben doch erst noch telefoniert einige Stunden vorher??? was soll ich jetzt tun??? was kann ich tun???


    "Nein, bitte nicht.... Bitte nicht... " konnte ich noch ins Telefon flehen, die Stimme verzerrt, Tränenübersäht.... zum Glück war meine Freundin da, und konnte es mir ansehen, was geschehen war- schließlich ist sie Krankenschwester auf genau dieser Station, wegen der Schwangerschaft jedoch an Wochenenden nicht mehr dienstlich eingeteilt....


    ----


    So, liebe Freunde- leider muss ich für heute an dieser Stelle Schluß machen- ich kann nicht mehr, es kommt alles wieder hoch....


    Es tut gut zu schreiben, ich könnte es jetzt sogar alles einfach wieder löschen- und trotzdem hätte es mir geholfen....
    Aber ich glaube, ich bin hier bei euch im Forum gut aufgehoben.
    Auch wenn hier jeder sein eigenes "Päckchen" zu tragen hat, wie ich in ein,zwei Threads bereits gelesen habe....


    Wer meiner Geschichte nichts abgewinnen kann, soll sie einfach nicht lesen und auch nicht kommentieren....
    Für diejenigen jedoch, die es mitfühlen können, werde ich demnächst weitermachen...


    Ich möchte einfach alles Verarbeiten können, und die Gewissheit haben, daß es ihm jetzt gutgeht !!!!



    Ruhe in Frieden, Papa


    Bis bald, liebe Freunde


    Daniel_M

    Daniel_M


    vielen Dank für eure netten Antworten- hier bin ich wieder....


    Es gibt viel zu Verarbeiten, lasst mir ein wenig Zeit- dann werde ich euch von der heutigen Verabschiedung berichten!!!


    Liebe Grüsse


    Daniel_M

    Hallo zusammen,


    ich bin neu hier- habe das Forum über Google gefunden....


    Kurz zu mir:


    ich werde am kommenden SA 31 Jahre, habe mich bis ich ca. 20 Jahre alt war nicht viel um den Tod gekümmert... doch immerwieder holt er einen ein, erst sind es Kollegen aus der Schule, die irgendwie tragisch aus dem LEben scheiden, dann die Oma, die im Alter von 95 Jahren friedlich einschläft- der Onkel nach längerer Krankheit usw.
    Traurige Momente im Leben- wahrlich....


    doch nun ist am SO plötzlich der eigene Vater im Alter von 59 Jahren nach längerer Krankheit im KH Zams verstorben... da bricht plötzlich die Welt zusammen.... Warum, Warum jetzt, Warum überhaupt- ist alles gesagt, was gesagt werden wollte- ist alles getan, was getan werden wollte, ist alles passiert, was passieren hätte sollen ????
    Es reißt mir ein rießieges Loch in mein Herz....


    in knapp 2.5h werden wir Abschied nehmen am Friedhof in Landeck, und ich habe Angst davor- Angst, weil es das Endgültige für mich bedeutet- Angst, ihn ein letztes mal zu sehen (real zu sehen) - Angst davor, was danach kommen mag.... Wo ist er jetzt gerade??? ist er noch da, oder ist er schon in seiner "neuen Wohnung" ???
    sieht er mich, sieht er meinen Schmerz- kann er ihn fühlen???


    ????


    Schön, ein Forum gefunden zu haben, das einen Versteht- und evtl. auch zuhört- falls nicht, ist es auch egal- ich wollte das nur loswerden....



    Daniel M- des Vater´s Sohn