Hallo Christine,
ich war auch sehr enttäuscht über den Beitrag und hab mich gewundert über die Einseitigkeit - ich hatte schon geglaubt, es sei von euch so abgesegnet worden ... schade, dass der Öffentlichkeit so ein verzerrtes Bild vermittelt wurde - aber super, dass du dich gleich gewehrt hast!
Lg
Gini
Beiträge von Gini65
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Liebe Elisabeth,
nie mehr werde ich den Tag heute vor 3 Jahren (Wahnsinn schon 3!) vergessen, deinen Anruf, deine Worte - es war einer der ganz schlimmen Tage - auch in meinem Leben ....Wenn ich dich heute nacht vom Flughafen abholen werde, ist dieser Tag schon fast überstanden. Irgendwie bin ich dankbar, dass ich dich ausgerechnet heute noch sehen und in den Arm nehmen darf.
Fühl dich fest umarmt
Gini -
Hallo nach langer Zeit!
Leider habe ich den Thread vom letzten Jahr nicht mehr gefunden ...
Daher wage ich ein eigenes Posting:Am kommenden Sonntag, 13. Dezember 2009, findet der Gedenktag für früh verstorbene Kinder (in der Schwangerschaft, während oder kurz nach der Geburt) statt.
"Jedes Jahr am 2. Sonntag im Dezember stellen seit vielen Jahren Betroffene rund um die ganze Welt um 19.00 Uhr brennende Kerzen in die Fenster. Während die Kerzen in der einen Zeitzone erlöschen, werden sie in der nächsten entzündet, so daß eine Lichterwelle 24 Stunden die ganze Welt umringt. Jedes Licht im Fenster steht für das Wissen, daß diese Kinder das Leben erhellt haben und daß sie nie vergessen werden. Das Licht steht auch für die Hoffnung, daß die Trauer das Leben der Angehörigen nicht für immer dunkel bleiben läßt. Das Licht schlägt Brücken von einem betroffenen Menschen zum anderen, von einer Familie zur anderen, von einem Haus zum anderen, von einer Stadt zur anderen, von einem Land zum anderen. Es versichert Betroffene der Solidarität untereinander. Es wärmt ein wenig das kalt gewordenen Leben und wird sich ausbreiten, wie es ein erster Sonnenstrahl am Morgen tut".
Auch wenn der Gedenktag in erster Linie für Kinder geschaffen wurde, die augenscheinlich nicht oder nur kurz gelebt haben, meine ich persönlich, dass man ALLER verstorbenen Kinder gedenken kann/soll/darf....
Es gibt auch mittlerweile einige offizielle Gedenkfeiern in ganz Österreich, ich als Tirolerin möchte nur verweisen auf
Dom St. Jakob, Innsbruck .... bereits um 14.00 Uhr
Veitskapelle, Pfarrkirche Schwaz .... 19.00 UhrLiebe Grüße
Gini
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Liebe Christine
Danke für deine Nachricht! Den 21. September lasse ich seit einiger Zeit immer kommen wie er kommt, außer einem Besuch auf dem Friedhof gibt es keine Fixpunkte oder so. Aber natürlich viele Gedanken an damals. Auch mit Tränen in den Augen, aber immer auch mit Dankbarkeit, Georg gekannt zu haben und in dem Gefühl, dass das Leben, wie es sich jetzt für uns entwickelt hat, nur so und nicht anders möglich war; gerade so als ob er mir die Augen geöffnet und den Weg geebnet hätte.
Ich habe das Glück, zwei gesunde "nachgeborene" Kinder zu haben, die Georg sicher nicht ersetzen, sollen sie auch nicht. Dennoch bin ich ziemlich sicher, dass ich - wäre Georg bei uns geblieben - nicht noch zwei Kinder bekommen hätte (so belastbar bin ich nicht ). Weil ich mir aber mittlerweile das Leben ohne eines von diesen beiden lebenden Kindern nicht mehr vorstellen kann, akzeptiere ich den Lauf der Dinge mit einer gewissen Dankbarkeit. Klingt das schlimm? Oder grausam? Nun ja, so ist es. (So nun ist das auch endlich einmal heraus!)Liebe Grüße
Gini -
Liebe Chrisi
Vielen Dank für deine Antwort. Besonders gestaltet ist übertrieben. Am Morgen habe ich mit Elisabeth telefoniert war schon mal gut.
Dann bin ich spontan zu einer kleinen Wallfahrtskapelle in unserer Nähe gegangen - mit meinem kleinen Lauser David in der Rückentrage ... und obwohl ich seit Wochen Rückenschmerzen hatte, hat es mir keine Probleme bereitet (Hilfe von oben?). Am Nachmittag ist mein Mann früher von der Arbeit nach Hause und wir sind zum Friedhof gefahren und haben Blumen gebracht. Meine Tochter Sarah (5 Jahre) hat angefangen Happy Birthday zu singen! Das fand ich rührend und amüsant zugleich.Liebe Grüße
Gini -
Hallo zusammen,
Ich bin ja nicht die eifrige Schreiberin, aber aus gegebenem Anlass will ich mich mal wieder melden.
Morgen ist Georgs Geburtstag - und es ist erstaunlich, wie es einen nach 9 Jahren immer noch einholt, natürlich nicht in der Heftigkeit wie in den ersten Jahren, aber immer wieder. Knödel im Hals, weinerliche Stimmung, antriebslos, reizbar .... "vor 9 Jahren um diese Zeit" ... um dann immer die gleiche Wetterlage wie damals (nicht lachen, aber am 9. September war es in all den Jahren nur 1 oder 2x regnerisch). Über das schöne Wetter freue ich mich natürlich schon!Danke und liebe Grüße
Gini -
Hallo an alle
in den vergangenen Wochen habe ich immer wieder versucht, mich einzuloggen, konnte aber nicht schreiben ... ich kann's kaum glauben, dass es jetzt klappt!
Vieles wurde schon erwähnt ...
was sonst noch hilft (bzw. mir persönlich geholfen hat):
weinen, viel weinen und dann schlafen
in ein Kissen schreien (oder irgendwo, wo einen sicher keiner hört)
Geschirr zerschlagen (ein alter Teller findet sich immer) - in einer bestimmten Phase der Trauer
professionelle Begleitung / Therapie
lesen bzw. gesagt bekommen, wie Trauer abläuft (und damit zu wissen, dass man schon "normal" ist und nicht den Verstand verliert)
Fotos anschauen, und sei es 100 x am Tag
alleine spazieren gehen
zu wissen, dass es Leute gibt, die für einen beten/an einen denken
jeden Tag eine Kerze anzünden
eine Erinnerungsecke gestaltenwas nicht hilft:
gedrängt werden (z.B. zu Aktivitäten)
unbedachte Worte
wenn einem alles abgenommen wird im Zusammenhang mit der Beerdigung
zuviel Nähe von den "falschen" Leuten (eine Umarmung muss "stimmig" sein; ist aber schwierig)Liebe Grüße
Gini -
Lieber Markus, vielen Dank.
Ehrlich gesagt wusste ich das nicht, dass ein Notarzteinsatz ohne Klinikeinweisung möglich ist! Und auf die Idee, mit der Rettungsleitstelle alles zu besprechen, bin ich gar nicht erst gekommen. Vielleicht hilft mir das beim nächstenmal.
Liebe Grüße
Gini
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Liebe Chris, liebe Kate
entschuldigung, dass ich bisher nicht geantwortet habe auf eureFragen - für manche muss ich selber noch eine Antwort finden.
Heute möchte ich gern was loswerden, das ein bisschen off-topic ist. Denn eigentlich ist es nicht mehr Trauer, was ich empfinde. Ich glaube, die Trauer habe ich im Wesentlichen gut durchgearbeitet. Außerdem habe ich noch zwei gesunde Kinder bekommen, die mich sehr beanspruchen und - ja - auch mit dem Verlust ein Stück weit versöhnt haben.
Was mir oft sehr zu schaffen macht ist das Traumatische am Verlust von Georg. Gestern war es wieder soweit. David, mein Kleiner, 14 Monate alt, ist krank. Am Heiligen Abend hat er Fieber bekommen, gestern war ich mit den Kindern allein, mein Mann hatte Tag und Nacht Dienst. Mein Baby hatte am Vormittag schon 39,5 Grad Fieber. Plötzlich war sie wieder da, die Panik. Unter Tränen rief ich eine befreundete Mutter von gleichaltrigen Kindern an. Sie kam für eine Stunde vorbei. In der Nacht stieg das Fieber trotz Zäpfchen auf 40 Grad. Warte ich? Rufe ich den Notarzt? Was mache ich? Panik, eine wirklich Woge. Ich kann nichts entscheiden, warte. Schließlich bleibe ich im Bett, schlafe sogar ein bisschen .... Heute ist der Kleine zwar nicht gesund, aber immerhin auf dem Weg der Besserung. Gott sei dank. Aber es war schlimm. Diese Angst kriege ich nur schwer in Griff.
Danke und liebe Grüße
Gini
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Liebe Chris
danke, du bist so herzlich und feinfühlig!
naja, früher bin ich halt extra zum Friedhof gefahren. Georg ist im Heimatort meines Mannes (im Familiengrab) beerdigt. Früher bin ich extra hingefahren, und heute passiert es mir manchmal, dass wir dort sind zum Verwandtenbesuch - und ich gar nicht zum Grab hingehe! Dann bin ich schon manchmal traurig darüber.
Nein, Georg war nicht krank, zumindest nicht offensichtlich; er kam am 9.9.00 zur Welt, 5 Wochen zu früh, aber offensichtlich gesund. Am 6. Tag sind wir nach Hause, die weiteren Tage daheim verliefen normal und gut und problemlos bis zum 20. September. Da wurde er zu Mittag unruhig und weinerlich. Aber da gehst du auch noch nicht zum Arzt. Am Abend sind wir dann zum Kinderarzt, weil er eine fleckige Haut bekam, wir mussten warten, und als wir dann dran waren, schimpfte er mit uns, warum wir denn zu ihm kämen und nicht gleich in die Klinik fahren. Er rief die Rettung, und ab mit Blaulicht in die Klinik. Georg kam auf die Säuglingsintensiv, und wir warteten erst einmal draußen - das waren die schrecklichsten Stunden meines Lebens. Heute noch, wenn ich durch den Wiltener Tunnel fahre, mache ich einen Zeitsprung, sehe ich das Blaulicht von den Tunnelwänden reflektieren. Aber zu diesem Zeitpunkt dachte ich noch "Mensch, der Georg kann einmal seinen Schulfreunden erzählen, dass er schon als Baby mit der Rettung gefahren ist".
Jedenfalls in den folgenden Stunden wurden wir immer wieder zu ihm reingelassen, er hing an unzähligen Leitungen, dann wieder rausgeschickt, um neue zu legen, und man sagte uns, 50:50 dass er leben wird. Bamm! In den späten Abendstunden - wir waren gerade wieder einmal draußen - kam eine Schwester und fragte, ob wir eine Nottaufe machen möchten. Es war schrecklich. Nach der Taufe schickten sie uns in einen Raum zum "schlafen". Doch schon nach einer knappen stunde kamen sie wieder, sie würden jetzt die Maschine abschalten, es ginge zusends schlechter, man hätte ihn schon mehrmals reanimiert.
Die Schwester fragte mich, ob ich Georg noch halten wolle und ich sagte, geben Sie ihn meinem Mann. Das war damals für mich ganz richtig; später aber tat es mir leid, dass ich ihn nicht auch noch gehalten habe. Und überhaupt, ich hätte mehr Zeit noch mit meinem toten Baby verbringen können, aber das hat mir keiner gesagt, und selber kam ich gar nicht auf die Idee.
Puh, das war jetzt lang, und jetzt pack' ich es selber nicht mehr! Danke!
Gini
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Hallo Tina
irgendwie spricht mich die Frage nach dem Grab an. Es ist bei mir ja nun schon 8 Jahre her, dass mein Baby gestorben ist, und ich bin manchmal entsetzt über mich, wie wenig oft ich das Grab besuche. Und wenn, dann bringe ich eine Kerze und bleibe nur kurz, und ich fühle auch irgendwie dort keine Nähe mehr!
Am Anfang bin ich mindestens zweimal im Monat die 70 km hin-retour gefahren, an jedem 9. und jedem 21. (Geburts- und Sterbetag) und manchmal noch dazwischen einmal. Das ging so fast 2 Jahre, dann habe ich hin und wieder einen Tag ausgelassen, und als meine Tochter geboren wurde, ging es nicht mehr so leicht.
Und dann habe ich auch am Anfang manchmal irgendwelche Leute, die mir wichtig waren (gute Arbeitskollegin, Patin, ...) mitgenommen - wahrscheinlich aus Angst vor dem Vergessen, Georg wurde ja nur 12 Tage alt - das war aber jedesmal eine herbe Enttäuschung. Die Leute fühlten sich genötigt, irgendetwas zu sagen, und das war mir dann auch nicht recht.
Danke fürs Lesen
Gini
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Lieber Markus
Vielen, vielen Dank für deine ermutigenden Worte. Ehrlich, ich hätte nicht gedacht, dass dies so positiv aufgenommen würde. Und stimmt, in meiner eigenen Familie ist Trauern ein Tabu. Kaum jemand spricht den Namen unserer Verstorbenen aus. Umso wichtiger sind Orte wie diese hier. Danke!
Liebe kleine Schwester
Schön, auch dich hier anzutreffen, wenngleich der Anlass so traurig ist. Vielleicht ist dieses Forum der Raum, in dem deine Erstarrung ein Stück weit aufbrechen kann. Ich wünsche es dir! Auch dein Verlust ist schmerzlich, schließlich war Andreas dein Patenkind, dein erstgeborener Neffe und zudem einfach ein Netter.
Fühl dich auch von mir umarmt
Gini
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Liebe Elisabeth
Ja, geh zum Arzt. Es geht um zwei Wochen Krankenstand!
Besser jetzt als du packst es später nicht mehr. Du musst nicht stark sein, wenn es über deine Kräfte geht.
Fühl dich umarmt
Gini -
Liebe Chris, Tina, Linda und besonders Elisabeth
Euch allen danke für euer herzliches Willkommen!
Dabei war ich so unsicher, und es tat mir schon leid, dass ich gepostet habe. Jetzt bin ich direkt gerührt. Und ich werde mich bestimmt zu Wort melden, wenn die Zeit reif ist. Im Moment fließen eher die Tränen, weniger die Worte.
Liebe Grüße
Gini
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Liebe Elisabeth, liebe Forumsteilnehmer
Seit einiger Zeit lese ich hier drin, genauer gesagt am Abend von Andreas’ Namenstag habe ich deine Einträge entdeckt. Und zuerst einmal musste ich furchtbar weinen. Dann plagte mich das schlechte Gewissen, ich kam mir wie ein „Spion“ vor. Am Telefon kam das Thema auch nie zur Sprache. Mehrere Male spielte ich mich mit dem Gedanken mich selber registrieren zu lassen, ließ es aber bleiben. Ich dachte: „Elisabeth mag es vielleicht lieber hier anonym zu schreiben“, ich dachte „Gini, du gehörst hier nicht hin“.
Heute aber habe ich in Tinas Thread eure Erlebnisse mit dem direkten Abschied gelesen – und ich sitze hier und kann gar nicht aufhören zu weinen. Ich dachte für mich, es ist überstanden, aber es gibt wohl Dinge, die nie heilen. Für mich ist das halt der Abschied, den ich nicht oder nicht zur Genüge hatte! Vielleicht habe ich doch noch einiges aufzuarbeiten ...
Elisabeth, wenn du nicht willst, dass deine beste Freundin sich hier herumtreibt, dann habe ich ganz bestimmt Verständnis! Dann bin ich auch gleich wieder weg! Versprochen! Jetzt aber weg damit, sonst packt mich wieder die Feigheit.
Ich umarme dich
und liebe Grüße an die anderen hierGini