Beiträge von Michael52

    Hi,
    habe selbst auch Kinder. Sie ziehen grad aus. Alles läuft prima.
    Meine Mutter hatte selbst einen Bruder, der im Krieg jung gestorben ist. Das hat ihr sicher auf die Betreuung ihrer beiden Söhne nachgewirkt, sie hat uns viel Liebe gegeben. Sie stammte aus einer neu zu Wohlstand gekommenen Familie und hatte schon vor dem Krieg alle Vorzüge des Geldes. Das hat sie geprägt. Andererseits war sie in ihrer Naturverbundenheit sparsam und bescheiden.
    Eine Schattenseite für mich war ihre noch engere Beziehung zu unserer einzigen Schwester, auf die ich -nachträglich betrachtet- immer eifersüchtig war. Andererseits hat es mir geholfen, selbstständig zu werden und nicht auf die Zuneigung anderer zu warten. Ich musste immer kämpfen und wurde dadurch innerlich gestärkt.. Mir wurde im Leben in vielen Bereichen nichts geschenkt und erst in den letzten Jahren erkenne ich die Leichtigkeit des Lebens für mich. Wäre mir immer alles zugeflogen, könnte ich jetzt nicht so genießen, wo alles von selbst läuft. Ich kann nach der harten Lebensschule nun entspannen und brauche keine Angst vor der Zukunft zu haben, denn ich habe gelernt, mit Schwierigkeiten umzugehen.
    Alle diese Gedanken und Entwicklungen hängen mit meiner Mutterund unserer gemeinsamen Entwickliung zusammen.
    Vielen Dank für Deine Mail
    Michael

    Hallo Markus,
    dass beim Wandern alles in Bewegung ist, habe ich wieder bemerkt, als mir die vielen "Erleuchtungen" kamen.
    Das Verhältnis zu meiner Mutter habe ich immer als gut in Erinnerung. Sie war immer sehr zugewandt und hat uns Kinder als ihre Hauptaufgabe angesehen. Wir haben viel gesungen, sie hat mich Vokabeln abgefragt, ist mit mir Skilaufen gefahren. Sie hatte immer ein großes Herz, zu ihr konnte ich zum Schmusen kommen. Wir sind zusammen Milch holen gegangen und ich konnte ihr mein Herz ausschütten, soweit ich das damals schon konnte.
    Als sie älter wurde, habe ich sie an Wochenenden betreut und in den Urlaub mitgenommen. Sie wurde nach dem Tod meines Vaters entspannter und ihre unbändige Lebensfreude setzte sich leicht über die Demenz hinweg.
    Soweit zum Verhältnis zu meiner Mutter. Danke, dass Du mir geschrieben hast.
    Viele Grüße


    Michael

    Hallo Markus,
    ich war auf Kurzurlaub, deshalb erst jetzt meine Antwort.
    Ich freue mich sehr, hier so viele mitfühlende Zeitgenossen gefunden zu haben.
    Auf den Jakobsweg hatte ich mir einige Themen mitgenommen und habe auf alle Fragen eine Antwort bekommen, sodass ich am Ende gesagt habe: Alle meine Sorgen sind gelöst (Das hatte ich so noch nie im Leben).
    Das Thema "Tod meiner Mutter" hatte ich so gar nicht im Kopf. Ich dachte, ich sei damit gut umgegangen und hätte es gut verarbeitet. So ist meine Äußerung zum Zuschlagen des Lebensabschnittes zu verstehen. Ich denke, dass so ein Thema immer "in Bewegung bleiben" muss, also nie völlig abgekapselt im Innern ist. Aber ich war dann sehr verwundert zu entdecken, dass ich das Thema gar nicht gut verarbeitet habe, sonst würde ich mich nicht am Thema "letzter Tag-ich war nicht dabei" festhalten.
    Diese Erkenntnis kam mir erst am letzten Wandertag, deshalb habe ich noch keine weiteren Gedanken dazu. Allerdings weiß ich vom Tod meines Vaters vor fast 10 Jahren, dass ich mich da direkt an den PC gesetzt habe und auf einer Internetseite Grabsteine gestaltet habe und viele Dinge geschrieben habe. Diese direkte Auseinandersetzung mit dem Tod meines Vaters hat mir sehr geholfen. Das möchte ich jetzt hier nachholen.
    Viele Grüße
    Michael

    Hallo,
    meine Mutti ist vor fast 2 Jahren gestorben. Ich dachte, ich sei gut damit zurechtgekommen. Als ich jetzt auf dem Jakobsweg ging, habe ich bemerkt, dass ich, wenn ich an meine Mutter denke, nur an ihren Todestag denke, und daran, dass ich wegen einer Kollegin am Todestag nicht bei meiner Mutter war. Das zeigte mir, dass das Thema noch längst nicht erledigt ist. Ich habe diese Seite meines Lebensbuches noch nicht zugeschlagen und möchte das jetzt hier tun.
    Michael