Beiträge von katou

    Liebe Kathrin, liebe Karla und lieber Josef,


    ich danke euch für eure Worte, es tut wirklich unglaublich gut, das zu lesen. Und auch hier reinzuschreiben und mich meiner Trauer endlich mal wieder zu stellen, die ich aus Angst meistens gar nicht zulassen will.
    Ich erzähle einfach mal ein bisschen, wie es dazu kam.
    Sie war eigentlich schon sehr sehr lange krank - seit ihrem 16. Lebensjahr - aber immer mit Höhen und Tiefen. Sie hatte Magersucht. Es gab aber auch Jahre, in denen es ihr besser ging, sie Normalgewicht hatte und auch eine Ausbildung begonnen. Irgendwann kam die Krankheit dann zurück - so ganz weg war sie eigtenlich auch nie. Sie war immer wieder in Therapie - zwei Wochen nach ihrem Tod hätte sie wieder einen Platz in einer Klinik gehabt. sie hat alles dafür getan, dort so schnell wie möglich hinzukommen, doch hat es nicht mehr gereicht.
    Das letzte Mal, dass ich sie sah, war 5 Wochen vorher, als ich bei meinen Eltern zu Besuch war. Sie kam kaum aus ihrem Zimmer raus, doch als ich mich verabschiedet hab, kam sie, drückte mich ganz lange und sagte mir mehrmals, dass sie mich ganz doll lieb hat und ich ihr auch. Ich bin so froh darüber, dass wir uns auf diese Weise verabschiedet haben, auch wenn wir nicht wussten, dass es für immer sein sollte.
    Ich danke euch dafür, mich so warm willkommen zu heißen. Ihr habt ja auch alle so schreckliche Schicksalsschläge erlitten, die man sich einfach kaum vorstellen kann. Ich denke an euch und nehme eure Kraft und Umarmungen dankbar an, ich schicke euch meine zurück!!!


    Eure Katou

    Meine allerliebste kleine Schwester ist vor einem guten Jahr gestorben. Sie war gerade 22 geworden. Sie war krank, aber der Tod kam plötzlich und unerwartet. Der Artzt sagte noch einen Tag vorher, dass alles in Ordnung sei und man sich keine Sorgen machen müsse. Es ist so furchtbar traurig und auch wenn ich mittlerweile tatsächlich weniger häufig traurig bin, kommt der Schmerz doch immer wieder - ganz plötzlich und drückt mich zu Boden. Dann weiß ich gar nicht wie ich da wieder rauskommen soll und die Tränen laufen mir haltlos über die Wangen. Ich kann auch mit niemandem wirklich drüber reden - ich weiß auch nicht was mich davon abhält, aber ich will irgendwie nicht, obwohl es mir ja vielleicht auch gut tun würde. Wenn ich bei meinem Freund doch mal den Schmerz rauslasse (was fast nie passiert), dann weine ich bloß und sage nichts, weil ich jeden Gedanken in meinem Kopf für zu doof finde, ihn auszusprechen. Was soll man dazu auch sagen? Da gibt es nichts. Diese Trauer, diese unendliche Traurigkeit kann man nicht in Worte fassen.
    Mit meinen Eltern mag ich auch nicht drüber sprechen, ich weiß auch nicht wieso.
    Mir steigt manchmal alles über den Kopf. Ich hätte sie so gerne noch hier. Sie war so lieb und gut und ich vermisse sie so sehr. So sehr so sehr so sehr.
    Und alle anderen Menschen in meiner Umgebung meiden das Thema, ich hab das Gefühl, ich darf nicht mal ihren Namen erwähnen, Geschichten von früher erzählen oder sonstwas. Dann gucken mich alle an wie ein Gespenst als hätten sie Angst vor mir. Dabei ist es doch normal, dass mir ab und zu mal eine Geschichte von ihr einfällt, und würde sie noch leben, fänden das alle auch normal, dass ich irgendwas von ihr erzähle.
    Es ist alles so schwierig geworden. Ich hab sie einfach unendlich doll lieb und genauso traurig bin ich jetzt auch.
    Ich weiß nicht, was ich noch schreiben soll, vielleicht mag mir ja jemand antworten...