Beiträge von Lumpi

    Hey ihr,


    zunächst erstmal vielen lieben Dank für eure Beiträge. Ich hab so viel geschrieben, ich hätte gar nicht gedacht, dass sich das noch jemand durch liest.
    Mein richtiger Namen ist Kira. Da hat wohl was bei dem Benutzernamen eingeben nicht richtig funktioniert.


    Ich muss euch recht geben, unsere Gesellschaft tut sich mit Tod, Trauer und Krankheit sehr schwer. In den ersten Tagen nach Mike's Tod waren so viele Menschen da, alle die, die sich währrend den ganzen Monaten so selten gemeldet haben, dass man sie schon fast vergessen hatte, sogar Onkel, Tanten, Cousins und Cousinen. Und jetzt traut man sich nicht mehr mit uns zu sprechen, die Nachbarn huschen schnell an uns vorbei, wenn wir vor dem Haus sind. Meine Freunde melden sich auch kaum, ich hab mich selten so allein gefühlt und ich versteh das nicht. Sie begreifen nicht, dass ich der selbe Mensch wie vorher bin!


    Wenn ich an meinen Bruder denke, dann frage ich mich immer, ob der Schmerz den ich fühle, wenn ich wieder einmal realisiere das er nicht da ist, für imeer bleibt? Ihr habt sowas schon mal erlebt. Bei meinen Großeltern war ich zwar traurig das sie gestorben sind, aber sie hatten ein erfülltes Lben und waren bereit zum sterben. Deswegen war ich nur in den ersten Tagen so furchtbar traurig. Aber Mike war nach langem Leidensweg auf dem Weg ins Leben und das tut so weh! Geht das jemals wieder weg? Oder ist es nur die erste Zeit und irgendwann "vergesse" ich den Schmerz? Schließlich bin ich ja erst 18 Jahre und lebe theoretisch noch ein paar Jahrzenhnte, vergisst man es? Wie ist das bei euch?


    Liebe Grüße und vielen Dank für eure schönen Worte! Es tut so gut sie zu lesen und zu wissen, das es jemanden interessiert!

    Hallo liebe Forumsmitglieder,


    zu meinem Bruder hatte ich immer eine ganz besondere Beziehung, anders als zu meiner Schwester. Mike, mein Bruder, war immer für mich da, hat mir immer zu gehört, hat mich getröstet und wenn ich mal weg gebracht oder abgeholt werden musste, dann hat er das immer auch gerne gemacht. Er war 8 Jahre älter als ich. Und er hatte Mukoviszidose, eine Krankheit die sich bei ihm besonders auf die Lunge ausgewirkt hat. Seine Lunge war kaputt und er musste alle drei Monate ins Krankenhaus, eine I.V. Therapie machen. Für ihn stand am Ende seines Lebens entweder der frühe Tod oder eine Lungentransplantation und er hat sich für letzteres entschieden, weil er unbedingt arbeiten und ein normales Leben leben wollte. Trotz seiner weit fortgeschrittenen Krankheit ist er jeden Tag mit zur Firma meines Vaters gefahren und hat so gut es ging versucht zu arbeiten, weil er die Normalität wollte und mit seiner Krankheit die aufsehen erregen wollte.
    Am 15. Februar wurde er dann in die Klinik gebracht, weil er einen Lungenriss hatte. Das war der letzte Tag, an dem er sein zu Hause gesehen hat. Er wurde stationär aufgenommen und auf die Hochdringlichkeitsliste für eine neue Lunge gesetzt. Seine CO² Werte waren einfach viel zu hoch.
    Ganz genau 2 Monate später wurde er transplantiert, hat die neue Lunge bekommen, auf die er so sehr gewartet hatte. Seine Kollegin wurde 3 Wochen vor ihm transplantiert und bei ihr lief alles so gut, nach 2 Wochen war sie von der Intensivstation runter, sie war sein großes Vorbild, so sollte es bei ihm auch sein. Aber er war ganz anders. Mike lag über 3 Monate auf der Intensivstation, hat 2 schwere weitere Nachoperationen, 2 leichtere Nachoperationen und eine Lungenentzündung überstanden, die manchmal nicht mal Leute überleben die nicht chronisch krank sind und über 1,5 Monaten auf der Intensivstation lagen. Für die Ärzte grenzte es an ein Wunder, das er diese Lungenentzündung überstanden hatte.
    Man kann es sich kaum vorstellen, aber die ganzen 3 Monate hat er sich bloß ein enziges Mal beklagt, und zwar 2 tage nach der Transplantation, da hatte er unerträglichen Durst, weil er nichts trinken durfte, danach hat er nie wieder gejammert und irgendetwas in die Richtung gesagt. Dabei musste er so viele Schmerzen etragen, jeden Tag. Zwischenzeitlich hat er 20 kg Wassereinlagerungen gehabt und einen Luftröhrenschnitt hatte er, sodass er nur dann sprechen konnte, wenn ihm eine spezielle Kanüle aufgesetzt wurde und die hatte er nur wenige Stunden am Tag drauf.
    Und dann wurde es langsam besser, er ist gelaufen, bis zum Eingang der Klinik und hat frische Luft gerochen und war selbst richtig stolz auf seine Leistung, wir alle! Es ging sichtbar Berg auf und Mike hatte immer bessere Laune.. und an einem Tag reißt ganz plötzlich der Anschluss des Lungenflügels an die Luftröhre und die Pulmonalaterie platzt. Die Ärzte und das Pflegepersonal hat zwar noch alles menschenmögliche versucht, aber 22 Stunden später um 7.15 Uhr am 22. Juli 2011 hat sein Herz aufgehört zu schlagen. Wir, meine Mama, mein Papa, meine Schwester und ihr Freund der auch schon zur Familie gehört und ich waren die ganze Nacht bei ihm und haben ihm die Hand gehalten, bis zur letzten Minute.


    Und jetzt einen Monat später, begreife und verstehe ich immer noch nicht warum er noch dem ganzen Leiden, auf dem Weg der Besserung einfach sterben musste. Mein Onkel hat ganz treffend gesagt: Jeus musste nur 3 Tage am Kreuz leiden, Mike 99 Tage auf der Intensivstation. Ich weiß nicht wie ich dieses große schwarze Loch jemals kleiner kriegen soll, es verschlingt alles, jede Freude, jedes Glücksgefühl. Wir hatten noch so viel vor.


    Und da ich mit Kindern zusammen arbeite, werde ich oft auch nach meiner Familie gefragt, werde gefrgt wie viel Geschwister ich habe. Wie viele habe ich denn bloß? Eine Schwester, aber meinen geliebten Mike will ich doch nicht verschweigen, er gehört doch zu mir und ich fühle mich schlecht wenn ich ihn nicht erwähne. Aber ich kann doch nicht jedem meine Trauer aufzwängen, das will doch keiner hören :( Nicht einmal meine Freunde, ich kann an einer Hand abzählen, wie viele sich in der letzten Zeit gemeldet haben :(


    Im Grunde wünsche ich mir nichts sehnlicher als bei ihm zu sein oder ihm im Himmel zu treffen, aber das könnte ich meinen Eltern nicht an tun!


    Das wollte ich mir einmal alles von der Seele reden.. es fällt so schwer mit Familien und Freunden zu reden, die wollen einen immer sofort trösten, aber mich kann man doch nicht trösten. Es gibt doch keinen Trost dafür, das er nicht mehr da ist. Es wurde doch besser!