Beiträge von valentina46

    Liebe Maki, liebe Christine,


    zunächst einmal vielen Dank für die lieben Worte – es tut gut, diese zu lesen. Vor allem wo es teilweise sehr erschütternd ist, dass die eigenen Eltern, manche Freunde und langjährigen Arbeitskolleginnen kein Verständnis aufbringen können oder vielmehr wollen.


    Es tut mir leid, dass ich mich erst jetzt wieder „melde“, aber da mein Lebensgefährte diese Woche seinen 44. Geburtstag gefeiert hätte und die Erinnerungen an den letzten noch so frisch sind, bin ich wieder in ein „tiefes Loch gefallen“ und habe mich sehr zurückgezogen.


    Bezüglich der Verordnung der Medikamente (Antidepressiva und Schlafpulver): Es wurden mir Schlafpulver verschrieben, die keinerlei Abhängigkeit verursachen – dafür aber auch nicht so stark wirken.
    Dass mir so schnell Antidepressiva verordnet wurden, liegt wohl daran, dass ich schon vor Jahren einen (halbherzigen) Selbstmordversuch – eher ein Schrei nach Hilfe - hinter mir habe und eventuell gefährdet sein könnte. Damals war ich 3 Wochen stationär in einer psychiatrischen Abteilung – anschließend ein Jahr lang Therapie – medikamentös und psychotherapeutisch. Mein Leben ist im Allgemeinen nicht einfach verlaufen und ich habe einige schwierige und belastende Erlebnisse hinter mir (u.a. Vergewaltigung durch einen vermeintlichen Freund). Mein Vertrauen in die mir nahestehenden Menschen war im Verlauf meines Lebens immer wieder stark enttäuschend. Ich bin leider nach wie vor ein zu gutgläubiger Mensch – ich glaube grundsätzlich immer das Beste bei allen Menschen die ich kennenlerne und die nett zu mir sind. Das war schon immer eines meiner größten Probleme, die immer wieder Schmerz verursacht haben.


    Ich habe zu viel zu verarbeiten – u.a. das Verhältnis zu meiner nicht gerade liebevollen Mutter, deren Kommentar zum Tod meines Lebensgefährten in etwa so war: „Na super, da sind wir 6 Tage in Italien und erfahren von 2 Todesfällen“ (der andere Todesfall war der Mann ihrer Cousine, mit dem sie kaum Kontakt hatte, und den sie auch nicht wirklich mochte – er ist mit ca. 70 Jahren verstorben). Am Tag nachdem Andi gestorben ist (Montag), habe ich meinen Vater angerufen (er hatte Geburtstag) und ihm zwar gratuliert, aber auch die traurige Nachricht überbracht. Meine Mutter hat mich erst am Freitag (als sie wieder in Österreich waren – da ist es billiger zu telefonieren) angerufen und gefragt, wie es mir geht. Mehr brauche ich dazu wohl nicht zu erwähnen…


    Ich habe in meinem Leben bisher 4 Menschen verloren, die mir nahestanden (meine Cousine (14), meinen Opa (ca. 80), meine Oma (ca. 80), und nun Andi…) Zu meiner Cousine hatte ich kein sehr intensives Verhältnis, aber es war doch eine Freundschaft vorhanden. Mit 14 Jahren sterben zu müssen (ich war damals 15) konnte ich nicht begreifen. Mein Opa war… na ja… man sagt so etwas nicht über Verstorbene, aber er war kein sehr netter und lieber Mensch, tw. sehr böse zu meiner Oma. Der Tod meiner Oma hat mir sehr zu schaffen gemacht (ich war dabei, als sie gestorben ist), aber über all das bin ich ganz gut hinweg gekommen.
    Der Verlust von Andi ist für mich… ich kann es nicht beschreiben… so schmerzhaft, so unfassbar. Er wurde mir „einfach so“ aus dem Leben gerissen. Er war ein so guter und lieber Mensch und ich bin dankbar, dass ich ihn gekannt habe.


    Danke nochmals für die lieben und verständnisvollen Worte!
    Alles Liebe
    valentina

    Hallo,
    ich bin neu hier und habe einige Einträge gelesen – es ist furchtbar, welche Schicksalsschläge manche Menschen ertragen müssen. Da ich selbst sehr verzweifelt bin wünsche ich allen viel Kraft damit fertig zu werden!


    Meine Situation ist sehr kompliziert, ich versuche mich aber so kurz wie möglich zu fassen:


    Heute vor 4 Wochen (am 9.10.2011) ist mein Lebensgefährte Andi plötzlich gestorben. Er hat sich am frühen Abend ins Bett gelegt, da er sich nicht wohl gefühlt hat (Übelkeit, Sodbrennen). Hab noch öfter nach ihm gesehen, irgendwann ist er eingeschlafen. Als ich mich um 21:30 Uhr selbst schlafen legen wollte, habe ich bemerkt, dass er so seltsam ruhig war. Er lag auf der Seite. Ich bin sofort hin, habe gesehen, dass er blaue Lippen hatte und seine linke Hand war seltsam grau und eiskalt. In diesem Moment wusste ich dass er tot ist. Ich habe die Rettung angerufen, während der Wartezeit versucht ihn wiederzubeleben (Herzmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung). Der Notarzt hat noch lange mit dem Defibrillator versucht ihn zurückzuholen – keine Chance – Hinterwand-Infarkt. Ich bekam Beruhigungstropfen, da ich einen Nervenzusammenbruch hatte. Die Polizei kam, hat mich befragt und aus der Wohnung „geworfen“ (ich war dort aus div. Umständen nicht gemeldet). Ich durfte nichts mitnehmen, bin mit dem Nachthemd und einer Jacke gegangen.


    Wir waren leider nur 1 wundervolles Jahr zusammen. Ich war/bin noch mit meinem Mann (44) verheiratet, mit dem ich nun auch wieder zusammenlebe (freundschaftlich). Mein Mann ist krank (lungentransplantiert) und die Trennung vor einem Jahr hat ihm (aber auch mir) sehr schwer zugesetzt. Ich hatte immer ein schlechtes Gewissen und ihn irgendwie auch weiterhin geliebt. Musste damals schon professionelle Hilfe annehmen. Der Grund der Trennung war in erster Linie, weil mich mein Mann in einen „goldenen Käfig“ gesperrt hat. Ich glaube mir wurde damals alles zu viel. Bitte nicht falsch verstehen – trotz der Trennung war ich immer für ihn da. Habe mind. einmal pro Woche bei ihm übernachtet, noch öfter wenn er krank war. Ich hätte ihn auch niemals im Stich gelassen, wenn es wirklich „ernst“ geworden wäre (erneute Transplantation o.ä.). Mein Andi war so verständnisvoll und hat dies auch akzeptiert.
    All die Jahre mit meinem Mann war ich ständig in zu extremer Sorge um ihn, habe nächtelang nicht geschlafen, wenn er krank war und starken Husten hatte. Ich hatte permanent Angst, ihn zu verlieren.


    Andi, mein Lebensgefährte, war äußerlich das Gegenteil: groß, stark und vermeintlich gesund. Und nun das… Ich habe auch ihn geliebt – er war immer so verständnisvoll, warmherzig, lieb zu mir und ein so guter Mensch. Ich kann einfach nicht verstehen, warum er mich verlassen musste. Es hat keinerlei Anzeichen für einen Herzinfarkt gegeben.


    Seit Mittwoch nehme ich Antidepressiva und Schlafpulver. Zusätzlich werde ich demnächst mit einer Psychotherapie beginnen. Ohne professionelle Hilfe schaffe ich es nicht. Ich kann derzeit kaum außer Haus gehen, versuche jegliche soziale Kontakte zu vermeiden.


    Jetzt habe ich große Angst, dass ich auch meinen Mann verlieren könnte – er ist derzeit eine wichtige Stütze für mich. Er wurde vor fast 15 Jahren transplantiert und es geht ihm dahingehend recht gut. Aber über ihn „schwebt immer das Damoklesschwert“. Bei ihm muss ich damit rechnen, dass auch er auf einmal nicht mehr für mich da ist.


    Ich habe das Gefühl, noch nicht „richtig“ um Andi getrauert zu haben. Ich denke, ich war zuerst in einem Schockzustand, dann Selbstvorwürfe, dass ich zu spät bemerkt habe, dass er einen Herzinfarkt hatte (warum habe ich nicht schon früher nach ihm gesehen?), schließlich ist mein Zustand in Depressionen übergegangen. Derzeit vermeide ich es Fotos von Andi anzusehen oder alles, das mich an ihn erinnert. Ist es „normal“ die Trauer zu vermeiden? Geht es auch anderen so?


    Liebe Grüße
    Valentina46