Beiträge von neuerweg

    Liebe Sandra


    Danke für Deine offenen und lieben Worte - sie berühren mich gerade heute besonders, da ein so trauriger Tag war für mich (seit 77 Tagen bin ich ohne meinen Mann, Geliebten, Förderer, Beschützer, Freund, Partner, Ehemann...).
    Ich verstehe Dich so gut, wenn Du schreibst, dass es einfach traurig macht, wenn Du die vielen Momente nicht mehr teilen kannst mit Deinem geliebten Mann. Natürlich kann man mit der Familie oder Freunden teilen, es ist aber nicht dasselbe, weil man in einer fruchtbaren, guten Beziehung eben so vieles teilt, dass nur diese zwei Menschen wissen und dies ist dann für andere einfach nicht erreichbar. Das können kleine, scheinbar unbedeutende Dinge sein, dass eine Zimmerpflanze wieder blüht oder dass der Celloklang beim Spielen heute besonders schön war oder dass einem gerade etwas besonders Witziges eingefallen ist, worüber man bestimmt zusammen gelacht hätte oder, oder, oder. Du weisst bestimmt auch vieles, was Dich Deinen Mann extrem schmerzlich vermissen lässt.
    Was mir dann jeweils hilft (übrigens auch beim Weinen): wenn ich dann einfach losrede und laut darüber rede, was mich so traurig macht (das geht halt nur zuhause oder auf einem Spaziergang). Es erleichtert mich einerseits und andererseits kann ich es durch die entstehende Distanz zum Gesagten etwas besser "reflektieren".


    Dass Euch der Wunsch nach Kindern verwehrt geblieben ist, tut mir sehr leid. Bestimmt denkst Du auch, dass es jetzt, wo Du alleine bist, vielleicht auch tröstlich wäre, mit Kindern weiterzuleben, die Deinen Mann als guten Vater in Erinnerung hätten. Ich kann mir das gut vorstellen. Auch ich habe schon daran gedacht, denn mein Mann und ich hatten auch keine Kinder, obwohl der Wunsch da war - so ab 30 (bin jetzt 48 und wir waren 28 Jahre zusammen) musste ich mich dann entscheiden, entweder dieser Mann ohne Kinder oder einen anderen Mann suchen, mit dem ich Kinder haben könnte... ich habe mich für meinen geliebten Martin entschieden und weiss, dass dies eine der Entscheidungen in meinem Leben war, die absolut richtig war.
    Mein Trost (ich weiss, er dient nicht allen): vielleicht werde ich in einem anderen Leben dann mal Kinder haben. Zudem habe ich in meinem Beruf täglich Kinder um mich herum und das geniesse ich sehr ;-).


    Mit den Antworten ist es so eine Sache: Hat man eine gefunden für sich, ist man so glücklich darüber, dass man sie sofort weiter geben will und gar nicht bemerkt dabei, dass sie für andere Menschen gar nicht die passende ist. Aber Du hast völlig recht: Man muss einfach AKZEPTIEREN, dass es so ist, wie es ist. Das ist der erste und der schwerste Schritt. Trauer zulassen, weinen, vom geliebten Menschen erzählen (auch mit Freunden), an ihn denken - all das ist dann auch wichtig und führt ja schliesslich dazu, dass man so nach und nach ein klein wenig damit beginnt, einen Teil seines Lebens neu zu gestalten. Das ist einfach unsere nächste Aufgabe. So sehe ich es. Und was ich auch bemerkte: Ich darf und muss mit mir auch nachsichtig sein und darf mich nicht überfordern - trauern braucht Zeit und Raum, auch Raum für Gefühle und Gedanken. Ich versuche es mit Schreiben und es hilft extrem.


    Ich schicke Dir, liebe einen herzhaften, warmen Abendgruss, so quasi von Witwe zu Witwe und bin sicher, dass all die geliebten Ehemänner im Jenseits auch hie und da zur Erde gucken und ihren Frauen über den Kopf streichen - lieber Trostgruss!


    Giovanna

    Liebe Dschina


    Eben erst auf dieses Forum gestossen, stöbere ich umher und bin auf Deinen Beitrag gestossen. An Deinen Nachrichten bewegen mich zwei Dinge besonders: Eine hast Du an dem Tag geschrieben, als mein Mann gestorben ist (4.12.11. - Herzstillstand) und Du schreibst, dass es selten, aber eben doch hie und da "normal" sei, dass Dein Mann nicht mehr da ist. Ich kenne das Gefühl sehr gut und gleichzeitig schimmert immer auch das Bewusstsein mit, dass er eben doch noch da sein könnte. Ein schlechtes Gewissen müssen wir nicht haben, wenn es plötzlich "normal" zu werden beginnt, wenn wir nicht jederzeit an unseren geliebten Mann denken. Wir müssen hier auf der Erde ja weiterleben und den Alltag meistern, ob nun mit Plätzchen backen, arbeiten oder was auch immer.
    Ich übe mich momentan darin, wenn ich weine, meine Augen nicht zu schliessen, damit ich im "Hier und Jetzt" bleibe - ein Tipp meiner Trauerbegleiterin. Und es ist wirklich verblüffend: ich versinke nicht in Trauer, erhole mich schneller und kann auch noch lossprudeln darüber, was mich denn grad traurig macht. Für mich ein toller Tipp!


    Ich kann Deine Enttäuschung so gut nachvollziehen, wenn Dir die Realität nach einem Traum um den Kopf schlägt. Ich bin die letzten Wochen oft erwacht und habe schlagartig und schockiert verstanden, dass mein Geliebter nicht mehr da ist. Du hast Recht: Die ganz schlimmen Tage können mit schlafen, Musik oder Schreiben oder TV etwas gemildert werden. Bestimmt hast Du noch mehr herausgefunden, was Dir hilft. Auch für mich sind es die Sonntage, da mein Mann auch an einem Sonntag (zwei Tage nach unserem Hochzeitstag) starb.


    Ich habe drei Mal von meinem Mann geträumt und hüte diese Träume wie Edelsteine - es sind mir irgendwie Botschaften von ihm. Und obwohl ich es ziemlich schwierig habe (ich wurde auch finanziell in eine ziemliche Notsituation gestossen), freue ich mich so für meinen Mann, dass er nicht lange leiden und im Spital irgendwie vor sich hin dämmern musste. Ich bin sicher, dass es ihm gut geht, dass er meine Liebe, die ich ihm schicke, als Hilfe und Stärkung erfährt.


    Ich wünsche Dir, liebe Dschina, helle Stunden und die nötige Zuversicht für die weniger hellen.


    Giovanna

    Ich habe meinen Mann vor knapp drei Monaten "gehen lassen müssen". Mitte 40 stehe ich mitten im Berufsleben und gestalte auch meinen Alltag völlig selbständig. Nach aussen hin scheint es, als ob ich den Verlust meines geliebten Mannes, der mir so vieles war, gut verarbeite. Ich komme zurecht, obwohl ich die bekannten Hochs und Tiefs sehr intensiv erlebe.
    Obwohl ich mir mittlerweile professionelle Hilfe holte, die extrem hilfreich und anregend ist, habe ich ein grosses Bedürfnis, mit anderen Menschen, die Ähnliches erlebt haben, auszutauschen. Mein Mann ist zu Hause gestorben, ich habe ihn auch noch zwei Tage zu Hause behalten und erlebte dies als sehr hilfreich. Ich spreche nach wie vor mit ihm und gehe mit vielen Themen rund um Tod, Sterben und "Neuer Weg" ziemlich offen um.
    Vielleicht findet sich ja jemand, der Interesse daran hat, über Erfahrungen auszutauschen - wenn es auch nur ist, einander seine Erlebnisse zu erzählen und dabei voneinander zu lernen... Ich freue mich auf Antwort ;-) ... und da der Benutzername ja nur Symbol sein soll, ich heisse Giovanna.