Liebe Sandra, Chrisu und Karla
Wir bedauern sehr, dass Sie unser Anliegen als so unpassend und unpersönlich empfunden haben. Gerne nehmen wir auch zur Kenntnis, dass der Beginn unseres Anliegens als sogar „schrecklich“ empfunden wird und er eventuell eher in das Unterforum „Dies & Das“ hätte gestellt werden sollen.
Wir stimmen völlig mit Ihnen überein, dass dieses Forum ein Ort der gegenseitigen Unterstützung und der gemeinsamen Bewältigung von Trauer sein soll – ein „positives Fleckerl Internet“. Es ist uns auch bewusst, dass jede/jeder seine/ihre Trauer auf eine ganz individuelle Art und Weise verarbeitet. Die eine wichtige Gemeinsamkeit ist: Alle haben einen Verlust erlitten, der mit starker Trauer einhergeht. Der Unterschied besteht darin, dass – wie Sie alle betont haben – jede Person anders mit dieser Trauer umgeht. Auch wenn für alle Betroffenen eine Welt zusammenbricht, sind einige besonders schwer belastet und haben starke Mühe, auch nach Jahren, in ihren Alltag zurückkehren zu können. Dies ist mit starkem Leiden verbunden und bedarf einer Therapie.
Heute wird im Bereich der Psychologie und Psychotherapie mit den Diagnosekriterien des ICD-10 (International Classification of Diseases) gearbeitet. Nur durch die Erfüllung dieser Diagnosekriterien werden die Kosten einer Therapie von den Versicherungen anerkannt und übernommen. Dieses Diagnosemanual wird derzeit überarbeitet. Eine wichtige Neuerung besteht darin, dass Trauernden endlich ein angemessener Platz zukommen soll und Personen, welche lange und intensiv aufgrund eines Verlustes leiden, dadurch bessere Unterstützung erhalten können (vgl. anhaltende/prolongierte/ komplexe Trauer). Diese Diagnosekriterien müssen jedoch durch wissenschaftliche Studien abgesichert werden. Dabei werden auch „unpersönliche“ Fragebögen eingesetzt. Wir würden ebenfalls lieber persönliche Gespräche führen und ganz individuell auf jede Einzelperson eingehen, aber dafür fehlen uns leider die Mittel (wie Zeit, Geld, Personal).
Weiterhin ist natürlich nicht nur die Diagnose wichtig, auch die Therapie soll an individuelle Bedürfnisse angepasst werden. Um dies zu erreichen, muss jedoch zuerst sichergestellt werden, was überhaupt die Bedürfnisse von Trauernden sind und welche Ressourcen Betroffene zur Verfügung haben, um ihre Trauer zu bewältigen. Obwohl sich die Psychologie schon seit längerer Zeit mit diesem Thema befasst, sehen wir im Bereich der Trauerbewältigung weiteres Verbesserungspotenzial.
Da nur Trauernde sagen können, was Trauernde brauchen und wie Trauernde einen Verlust bewältigen, sind wir auf Ihre Hilfe angewiesen und deshalb haben wir auch diesen Aufruf in das Forum gestellt. Auch wenn kein direkter individueller Nutzen für Sie aus dieser Studie hervorgeht, werden wir doch unser Möglichstes tun, dass Ihr Beitrag in der Beratung und Therapie den zukünftigen Trauernden zugutekommt. Da unsere Arbeitsgruppe Trauerforschung selbst zur Hälfte aus Personen besteht, welche einen schweren Verlust in der Vergangenheit erlitten haben, ist uns dies eine Herzensangelegenheit.
Vielen Dank für Ihr Verständnis
Liebe Grüsse
Rahel Bachem und die Arbeitsgruppe Trauerforschung