Liebe Linda,
die letzten Tage waren sehr schwer für mich zu bewältigen,ich habe viel geweint und hatte einen Streit mit meiner jetzt ältesten Tochter wegen einer belanglosen Sache.Dieser hat sich bereits wieder gelegt aber er hat mich sehr geschwächt.So eine Meinungsverschiedenheit kommt bei uns höchtens einmal im Jahr vor.Ich war auch etwas im Gefühlschaos und habe mich entschuldigt.Die täglichen Aufgaben die ich zu erfüllen habe schaffe ich und manchmal wachse ich über mich hinaus,Tage später falle ich wieder in das tiefe Loch.
Meine Selbstdiagnose hat sich leider bestätigt,ich habe Meniére.Darauf kam ich,als ich letzte Woche morgens aufstehen wollte und von einem starken Drehschwindel und Übelkeit übermannt wurde.Mein HNO Arzt bei dem ich am Montag war hat sofort alle medis abgesetzt und mich neu eingestellt.Ich hasse Medikamente,seit Vanessas Tod noch mehr,aber ich hoffe das sie mir helfen und evtl. sogar mein schlimmes Ohrgeräusch etwas lindern.Im schlimmsten Fall verliere ich auf dem linken Ohr mein Gehör.Wenn wieder ein Anfall kommt(keiner weiß wann das passieren kann)muss ich halt schnell meinen Hausarzt anrufen der mir dann eine Infusion gibt.Das alles schockiert mich überhaupt nicht denn nichts ist schlimmer als der Verlust eines geliebten Menschens.
Immer noch bin ich von Wut,Hass und Trauer total benebelt und gleichzeitig verwirrt vom Seminar und des medialen Abends mit Paul Meek den ich letztes Wochenende besucht habe.Ich lese immer abends im Bett noch ein paar Zeilen und meine Fragen wie es ihr wohl geht beschäftigen mich sehr.Ist es wirklich so bei Menschen die Suizid begehen das sie erstmal schlafen oder wie in einem nebel allein herumirren?Sehen sie wie sehr wir trauern?Ich weiß es nicht.
Ich bin sehr sensibel geworden und denke an alle Menschen dessen Schicksale ich hier lese.Bei jedem könnte ich sofort weinen und in den letzten 2 Wochen haben sich hier in der Gegend zwei Suizidversuche ereignet wovon einer geklappt hat.Eine 48 jährige Frau und Mutter hat sich ebenfalls erhängt und ein junger Mathematiklehrer von der Schule meiner Tochter hat es versucht.Ich finde es so traurig.
Franziska(die jüngere)bekommt Intensivbetreuung vom Jungendamt,die Frau kommt zweimal die Woche zu uns und ist hilfreich und lieb.Lisa-Marie spricht nicht viel aber wenn es sich ergibt reden wir intensiv über Vanessa.Lisa-Marie hat sich als Erinnerung ein Tattoo machen lassen was ich sehr schön finde.
Franziska fragt sich immer wie Vanessa ausgesehen hat und darüber hatten wir ein Gespräch.Auch über das Bild was immer in ihrem Kopf herumschwirrt haben wir gesprochen mit viel Einfühlungsvermögen von mir und ich glaube es geht ihr jetzt etwas besser.Ich habe schreckliche Angst ich könnte sie auch verlieren weil Vanessa in ihrem Abschiedsbrief geschrieben hat ich solle auf sie aufpassen.
Ich weiß nicht ob ich es geschrieben hatte,Vanessas Urne ist seit dem 11.04.2013( ihr 21.Geburtstag)bei uns zu Hause.Für meinen Mann war es eine Erleichterung denn er wollte nicht das an ihrem Grab falsche Tränen geweit werden.Auch Vanessa wollte keine (wortwörtlich)Heuchler an ihrem Grab haben.Für mich ist es aber dennoch immer noch so als wäre sie im Urlaub und sie kommt bald wieder durch die Tür.Für mich hat sich dadurch nichts geändert auch wenn ich es selber so haben wollte.
Ich hatte mir eingeredet,weil mein Mann im Augenblick nicht viel redet,er würde nicht mehr so intensiv trauern aber dem ist nicht so.Er sagte er denkt jeden Tag an sie und so ist es auch bei den Mädels.Jeder muss seinen Weg finden um es etwas erträglicher zu machen und ich versuche es in diesem und einem anderen Forum.
Meine Mutter hat es noch schlimmer,sie ist ja nun alleine in einer neuen Wohnung aber ich besuche sie so oft es geht.Reden tun wir nicht oft über Vanessa weil sie jedesmal in Tränen ausbricht,ich gehe bei ihr langsam an diese Sache heran.Es fällt mir unsagbar schwer aber ich versuche mein bestes.
Ich freue mich hier schreiben zu können und bin glücklich über Rückmeldungen wie die von Dir Linda.
In Gedanken bin ich sehr oft bei euch allen.