Beiträge von DavidPaul

    Liebe Christine, liebe Linda,


    ich danke Euch von Herzen für Eure warmherzigen Nachrichten.


    Ich bin seit ein paar Tagen zu Hause bei Mutter und ja, ich bin in eine schwere Depression gefallen, die Handeln erforderlich macht, welches auch ärztliche Begleitung beinhaltet - ob die Depression nun kam wegen der Trauer um den Vater oder die Trauer ein Symptom der Depression ist, sei erstmal dahingestellt. Letztlich gehört eh alles zusammen - alles auf dieser Welt ist mit allem verbunden, das ist zumindest meine Überzeugung, mein Weltverständnis. Aber an meiner Trauer um den Vater, an meinem tiefen Schmerz, werde ich erst arbeiten können, wenn es mir wieder ein bisschen besser geht...


    Ich drücke Euch dankbar,


    David.

    Liebe Linda,


    vielen Dank.


    Ich habe schöne Kindheitserinnerungen mit meinem Vater. Gut war es bis ich 9 war. Dann hatte er einen Fahrradunfall und schwere Kopfverletzungen, war danach nie mehr der alte, es kamen Aufenthalte der Eltern in einer psychosomatischen Klinink, Fremdgeherei meines manisch-depressiven Vaters, eine starke Übermutter.


    Aber er hat mich immer sehr geliebt. Und hat mir trotzdem nur defizitär geben können. Schöne Erinnerungen sind gemeinsame Fahrradtouren, eine Schneeballschlacht, Fussball. Dabei steigen mir die Tränen in die Augen. ;( Dann fühle ich mich betrogen um mein Seelenglück, dass mein Vater einfach so weg war, mehr oder weniger plötzlich. Finde es so ungerecht, finde es zum Kotzen, verfluche "Gott", falls es ihn denn gibt.


    David.

    Liebes Forum,


    ich möchte mich kurz vorstellen. Ich bin David, 24 Jahre alt. Als ich 15 Jahre alt war habe ich meinen Vater nach dessen langem Kampf gegen den Krebs verloren und: Nie habe ich getrauert. Sagt meine Mutter. Und ich glaube sie hat Recht. Fühlte nie was bei dem Anblick seines Grabes, habe kaum Erinnerungen an die Sterbezeit meines Vaters, wenige Fetzen der Erinnerung an die Beerdigung als ich die Urne trug.


    Ich habe meinen Schmerz betäubt mit vielen Dingen: Leistung in der Schule und im Studium, Zigaretten, Frauen, viele Ortswechsel. Ich bin mir nicht bei allem sicher, ob es nur das als Funktion hatte, aber ich glaube zum großen Teil schon. Frauen haben mir immer gesagt "Lass Dich endlich lieben, David." Und ich habe nie verstanden, was sie meinen und sie dann meist recht bald verlassen. Nun ist in einer Beziehung, in der ich mich gerade befinde all das aufgebrochen, mit dem Unterschied, dass diese Frau mir wichtiger ist als alle zuvor. In dem Moment, indem ich beschloss mich meiner Elsa, mit der ich nun über ein Jahr zusammen bin - und eine schwierige Fernbeziehung führe - wirklich öffnen zu wollen, ging alles wie im Dominoeffekt.


    Jetzt sitze ich in Portugal zum Auslandssemester. Und vermisse meinen Vater und weine und weine und weine. Habe mir Hilfe gesucht bei einer deutschsprachigen Psychologin. Trotzdem fühle ich mich beschämt, dass ich so plötzlich nach 9 Jahren einbreche (zum 2. Mal in meinem Leben). Es gab einen Einbruch vor 5 Jahren, den ich aber damals noch nicht identifizieren konnte als solchen. Damals bin ich wieder nach Hause zurück zu Mama gekrochen und hab einfach nichts gemacht und gewartet. Dass es heute wieder so weit ist, zeigt mir, dass ich etwas ändern muss in meinem Leben. Ich will leben, ich will leben, ich will leben. Irgendwann ein starker und liebender Vater und Ehemann sein.


    Ich frage mich, ob ich depressiv bin - so wie mein Vater es war -, viele Symptome kommen mir bekannt vor oder ob es aufgestaute Trauer ist - oder beides. Ich hab Angst, dass das nie wieder vorbei geht, dass ich "hängen bleibe" in diesem Zustand und nie richtig lebensfähig sein werde. Mein Vater fehlt mir so, er hat mich mit 15 einfach verlassen und ich konnte mich nie wirklich von ihm verabschieden. Als es ihm plötzlich rapide schlechter ging, war ich in Kanada zum Schüleraustausch, kam dann früher zurück, aber die Metasthasen hatten schon sein Hirn erreicht.


    Es ist so plötzlich alles so leer und in meiner Seele fehlt einfach ein riesengroßes Stück: der Vater, der seinen Sohn durch die Pubertät hätte leiten können, auf's Leben vorbereiten können. Und jetzt sitze ich hier mit 24 und weiss nicht mehr vor und nicht mehr zurück. Und gleichzeitig frage ich mich, ob ich wirklich "nur" trauere oder ob etwas anderes mit mir nicht stimmt, 9 (!!) Jahre nach dem Tod des Vaters, meines Vaters Klaus.


    Für Gedanken jeder Art dankend,


    David.