Beiträge von uffti

    Liebe Marion !


    Und wieder lese ich von Dir ein paar Dinge die ich auch kenne.


    Das mit den Freunden ist klar. Du solltest wieder unter Gesellschaft gehen. Das ist wichtig. Glaub mir. Freunde verliert man auch schon wenn man sich um sie kümmert. Und umso mehr wenn man das nicht mehr tut. Darum hab ich zu Sylvester eher gedrängt unter Leute zu gehen. Vor allem der Freundeskreis zu meiner Astrid hat sich ziemlich aufgelöst. Es ist schon für die bestehende Freunde schwer genug das trauern zu berücksichtigen. Man kommt meist nicht umhin Freude spielen. Mir passierts manchmal, daß ich im Lokal bin mit Leuten und blöd scherze wie wenn nichts wäre und dann geh ich aufs Klo oder in den Garten und weine mal eine Runde weil ich die Freude mit Ihr teilen will (wie letztens in der Fledermaus). Ja, es ist schon wirklich so, daß ich sie mehr vermisse wenn ich glücklich bin als wenn ich traurig bin weil ich sie brauche. Aber trotzdem ist es gut diese, wenn auch ungeteilte, Freude zu haben.


    Und dem kannst Du Dir gewiss sein. Freude ist uns Trauernden nicht verboten. Es ist einfach nur schwieriger geworden es zu geniessen.


    Und ich glaube nicht, daß Du Dir selber Steine in den Weg legst. Den Spruch hab ich auch schon oft gehört. Es ist ja nicht so, daß Du trauerst weil es Dir Spaß macht und Du das einfach abstellen könntest. Es ist wie ein Bierbauch den man vor sich her trägt. Er ist halt einfach da und braucht sehr lang bis er weg ist oder erträglich wird.


    Und das Thema mit dem Sonntag. Ich fahre seit bald 6 Jahren jeden Sonntag um 14:00 auf den Dornbacher Friedhof. Weil Sie eben an einem Sonntag um 14:00 gestorben ist. Ich glaube nicht, daß ich das wieder los krieg. Es ist mir wichtig. Schlechtes Gewissen ? Ich weiß nicht. Eher mich um sie kümmern. Ihr bei Ihrer schwersten Stunde beistehen. So irgendwie. Aber ich verzichte auch darauf, wenn was anderes ansteht. Aber dann ziehe ich mich meistens wenns geht örtlich oder gedanklich um diese Zeit irgendwo zurück. Aber manchmal ist es mir auch schon passiert, daß ich nicht zu dieser Zeit bei Ihr war (=an Sie dachte). Dann tuts mir leid. Das war z.b. als ich mit Paintballs Freunden blaue Flecken verpasste. Oder sie mir :) Wie gesagt Freude ist nicht verboten. Und wenns kommt dann geniessen.


    normal ? was ist schon normal. man wird nicht mehr so unbeschwert. Das stimmt. Ich habe Angst um die Menschen (aber auch meine Katzen) die mir noch geblieben sind. Vorher hab ich mir darum kaum Gedanken gemacht sie zu verlieren. Manchmal denke ich daran wenn ich ihnen gegenübersitze und bin froh, daß sie noch leben. Hmm. Ja. Das ist nicht normal, denk ich. Das wäre gut wenns wieder "normal" wird.


    Und, nun ja, bald ist es 14:00 und ich fahr dann mal wieder ...


    Versuche gemeinsame Aktivitäts Urlaube zu machen. Das war gut für mich. Vielleicht auch für Dich.

    Liebe Ramona ! Ich heiß übrigens Mario und sowas wie eine Jungwitwergruppe gibts schon. Die nächste runde fängt bald wieder an und ich überlege mich dafür anzumelden. Obwohl ich schon eine Trauergruppe in Großrußbach besuche. Aber die hat gemischte Trauerfälle und ich bemerke immer wieder, daß man sehr unterschiedlich trauert.


    http://www.caritas-wien.at/fil…ng_verwitwet2014_mail.pdf


    Hier auch noch für aktive Trauernde : http://www.caritas-wien.at/fil…e_Fruehjahr_2014_mail.pdf


    Ich glaub das wichtige bei einer Trauergruppe ist nicht ständig über die Trauer zu sprechen. Das macht es inflationär. Ich finde es fast besser ganz normal zu plaudern über alles aber mit der Gewissheit seine Trauer nicht verbergen zu müssen, wie es im üblichen Umfeld erwartet wird. Wenn ich über etwas plaudere passiert es immer wieder, daß ich mir einen Satz verkneifen muß weil ich da die Astrid erwähnen will und ich vorher checken muß ob die Leute damit umgehen können.


    und ja ich liebe meine Astrid.


    immer noch.

    Liebe Ramona ! Die Beschreibung Deines Schicksals erweckt wieder Erinnerungen. Ja, die ersten zwei Jahre sind am Schlimmsten. Und ich kann nicht wirklich sagen, daß es 'besser' wird. Darum trau ich mich ja auch fast gar nicht mehr hier schreiben. Man soll ja positiv denken. Was ich aber sagen kann ist, und das ist hoffentlich positiv genug, daß es anders wird. Die akuten Schmerzen werden vergehen und gehen in eine Art Wetterfühligkeit über. Wenn man das so beschreiben kann. Man darf natürlich nicht drauf greifen. Sich genau daran Erinnern zu wollen, Mit Leuten drüber reden, Photos ansehen oder gemeinsame Dinge ausgraben sind tabu. Darf man eigentlich nicht. Sonst ists keine Wetterfühligkeit mehr sondern so wie bei Dir jetzt. Tut ziemlich weh. Sehr weh. Auch nach fünf Jahren bei mir. Deswegen wird das Jammertal nie enden. Das stimmt schon. ABER (deswegen mache ich diesen POST überhaupt) :) Es gibt andere Täler. Man muß nicht immer im Jammertal bleiben. Es werden sich Möglichkeiten aufzeigen die Abwechslung bieten, wieder etwas Lebensfreude zu geniessen. Oder hat er gesagt, daß Du mit ihm gehen sollst ? Eben. Meine Astrid auch nicht. Man kann aber trotzdem bei Ihnen bleiben. Und klar, das mit dem Sinn im Leben und das man für das WIR gelebt hat, das bleibt mir bis heute. Darum bin ich ja nach fünf Jahren in diesem Forum aufgelaufen. Seitdem ich mit der Astrid zusammen war ist mir klar geworden, daß das meine Bestimmung war. Ich kann Dir nur raten Gelegenheiten zu nutzen, auch wenn einem ein schlechtes Gewissen oder eine Lustlosigkeit plagt. Manchmal ist es ganz gut was daraus entsteht. Manchmal besser als zuhause alles nasszuweinen. Ich werde meinem Freund jedenfalls ewig Dankbar sein, daß er mich zu der Afrikareise mitgenommen hat. Dafür hätte ich nach dem Tod sowas von überhaupt keine Motivation gehabt und war dann doch froh das gemacht zu haben. Dafür hab ich Afrika nassgeweint. Die habens eh gebraucht :) Ich wünsche Dir noch viel Kraft und Unterstützung. Du wirst wieder glückliche Momente haben. Das kann ich Dir versprechen.

    Vielen Dank für Deine freundlichen Worte. Es ist sehr gut, daß Du so positiv denkst. Du bist auf einem guten Weg. Ich freu mich für Dich. Ich wünsch Dir ein schönes Sylvester, auch wenn es vielleicht sentimentale Erinnerungen bringen wird. Machs gut, Mario

    Ja, das erste Jahr. Eigentlich das schmerzhafteste, nach der Krankheit an sich. Ich bin beeindruckt, wie tapfer Deine Worte klingen.
    Ich glaub ich war ein Häufchen Elend zu der Zeit. Immer wieder mit Phasen voller Hoffnungsenergie, aber eigentlich doch ziemlich zerstört.
    Auch für mich ist jetzt bis in den April die schlimme Zeit. Sie war ja Krank von November bis April. Von November bis Februar war die schmerzhafteste Zeit für sie und somit auch für mich. Sie hat ja auch am 24.12. Geburtstag. Direkt zu Weihnachten. Ich mach immer noch das Geburtstagsfrühstück für Sie wie immer und jedes Jahr. Obwohl ich diesmal schon am überlegen war es nicht zu tun. Aber ich kann es nicht. Und die Jahre ziehen dahin. Nun, das fünfte Jahr nach Ihrem Tod. Die Welt zieht vorbei und die Astrid und Ich bleiben zurück. Jede Änderung in unserer Umgebung schmerzt etwas. Weil wieder ein Teil der Erinnerung weg ist ? Weil ich nicht will, daß sie die stete Veränderung, das Leben, nicht mehr mitkriegt ? Sowas in der Richtung denke ich.
    Und nun der nahende Jahreswechsel. Bringt wieder Erinnerungen an unser letztes Sylvester mit der Krankheit und den Schmerzen und der Einsamkeit. Wer feiert schon gerne mit jemandem der bald stirbt ? Vorher waren wir zu Sylvester immer unter Leute. In diesem Jahr nicht. Sie konnte nicht mal aufstehen und das Feuerwerk betrachten. Was für eine schmerzhafte Erinnerung. Und das jedes Jahr. Egal ob ich wieder unter Leute bin oder nicht. Wenn ich zu Sylvester meine Freundin umarme. Wie kann man da glücklich sein ? Ich freue mich natürlich, daß ich sie überhaupt umarmen kann. Aber ich kann nicht behaupten, daß ich glücklich bin. Ich bin glücklicher als ohne sie. Und tanzen. Ich vermisse das tanzen mit der Astrid. Wir haben jedes Sylvester getanzt. Und ich mag nicht wirklich tanzen :) Aber ohne Sie vermisse ich es. Absurd. Ich weiß nicht ob Erinnerung mir Kraft gibt. Es kostet mich eher Kraft. Aber es schmerzt zumindest nicht mehr so wie im ersten Jahr. Es wird leichter. Langsam aber doch, wirds leichter den Schmerz zu ertragen. Und doch liebe ich sie.

    So sehr ich Dir (aber auch mir oder vielen anderen) sagen möchte : ja es geht ihm oder ihr gut. Ich kann es nicht sagen. Ich gehe aber fest davon aus, daß mit dem Tod auch das Leid weg ist. Christentum hin oder her. Obwohl ich nicht wirklich an ein Leben nach dem Tod glaube, dazu bin ich zu naturwissenschaftlich verankert, ist die Astrid trotzdem immer irgendwie bei mir. Und auch auch wenn es nur die Gedanken an sie sind. Ich darf auch gar nicht zuviel darüber nachdenken was das jetzt ist. Oder was sie jetzt ist. Ist mir auch eigentlich egal. Ich rede mit Ihr immer noch. Und teile viele Gedanken mit Ihr.


    Aber nach vielen Jahren kann ich Dir sagen, daß irgendwie die Träume die man selten oder häufiger hat (je nachdem was man nimmt ;) etwas dabei helfen.
    Es ist ein unglaublich schönes und für mich das einzige Gefühl der Astrid wieder so nah zu sein wie ich es damals mit Ihr war.
    Hier helfen bei mir Urlaube. Besonders frei träume ich von Ihr wenn ich nicht zu Hause bin.

    Ich wollte mich gerne bei Euch bedanken. Für die Antworten hier oder auch im privaten. Danke fürs Lesen, Danke fürs Anteilnehmen, Danke auch für Eure Ratschläge.
    Besonders auch der Tipp von der Christine, daß man heute nicht mehr loslassen muß, läßt einem etwas erleichtert damit umgehen und gibt Anlass sich weiterzuentwickeln.
    Auch ein Märchen aus einem Trauerbuch hat mir Gedanken gegeben. Im Kurzen geht es darum, daß der Trauernden in dem Märchen die Verstorbenen zurufen "Lebe".


    Ich versuche das zu Übertragen auf meine Astrid. Weil ich natürlich weiß, daß sie mich lieber "leben" sieht als trauernd.
    Aber es ist ja nicht so, daß ich trauere weil ich Spaß daran habe, sondern das passiert halt einfach. Man kann sich das ja nicht aussuchen.


    Eigentlich ist es ja so, daß sie ja auch wirklich Leben wollte. Sie hatte sich mit Ihrem Tod nicht abgefunden. Sie war das Leben pur.
    Ich weiß ich sollte Leben, Ich weiß ich darf Leben, und trotzdem hat es einen bitteren Geschmack weil Sie nicht leben darf.

    Ich habe das auch lange getan. Ihre Weste neben mir im Betten liegen haben. Oder auf Ihrem Sessel oder mitgenommen im Auto. Das hab ich dann vor ein zwei Jahren aufgehört.
    Irgendwann ist das dann doch zuviel. Die Christine hat in meinem Initialbeitrag geschrieben, daß das man nicht mehr Loslassen muß. Das ist heute nicht mehr so. Und es ist jetzt nicht so, daß ich losgelassen hätte. Mein Gott, bei weitem nicht. Aber ich hatte keine Kraft mehr, soviel zu trauern wie ich mich erinnern konnte. Das wurde natürlich durch Ihre Sachen die neben mir liegen oder die ich immer mitnehmen mussten deutlich verstärkt.


    Ich kann nur sagen, achte auch auf Deine Kraft und wieviel Du vertragen kannst.


    Ich habe mir dann immer gesagt, aber sie braucht mich doch. Ich kann sie doch nicht alleine lassen. Vielleicht wirst Du diese Gefühle auch haben. Dann wirst Du immer wieder zurückfallen und ihm helfen wollen. Ihm beistehen. Aber irgendwann, später einmal, Euer Schickal ist noch so kurz her, glaubt man, hofft man, denkt man, daß sie jetzt nicht mehr soviel Hilfe brauchen wird wie sie starb. Und alleine lassen, nein, alleine lassen wirst Du Ihn wahrscheinlich und ich sie auch niemals.

    Oh ja. Da kann ich auch ein Lied davon singen. Viele Dinge die ICH habe sind nämlich jetzt gar nicht meine sondern eigentlich Astrid's IHRE oder UNSERE. Aber das darf ich in der Öffentlichkeit nicht sagen um weitere Fragen mit deren Verlegenheiten und Erklärungen zu vermeiden. Man merkt ja, daß Leute nicht wissen, wie man mit so einer impliziten Information (ja das gehört eigentlich meiner verstorbenen Frau) nicht leicht umgehen können. Verstehe ich ja auch natürlich. Aber für mich selber, ist es trotzdem ein weiterer unangenehmer Stich. Und dann stehe ich immer da und erkläre. Ja die Pflanzen, ähm, ja gehören mir. Oder, was Du hast das Buch da gelesen ? Öhm nicht wirklich. Aber vielleicht mal. Ich muß sogar überlegen ob ich bekannt gebe, daß ich an diesen oder jenen Orten schon war, nur weil WIR dort waren um Erklärungen zu vermeiden.


    Aber manchmal, wenn ich weiß, daß ich Leute vermutlich niemals erklären muß, daß meine Astrid gestorben ist, laß ich Sie in dem Glauben. Und mich daher auch ein bißchen. Damit gibt es nicht nur in meinem Gedanken ein WIR (wo es nie weg sein wird) sondern auch in einem ganz klein bißchen realer Welt auch noch.


    Vor der Astrid habe ich bis 26 alleine gelebt. Da war ich lange genug ein ICH. Es war dann einfach nur deutlich glücklicher und sinnvoller ein gemeinsames Leben zu führen. Dabei habe ich gelernt das nicht mehr zu wollen. Aber es gibt unterschiedliche Menschen. Ich kenne Beziehungen wo jeder der Partner deutlich mehr ICH hat als ich in meiner Singlezeit, glaub ich :)

    Hallo Ihr lieben Mitfühlenden !


    Ich war schon lange nicht im Internet um mich zum Thema Trauer und Bewältigung zu erkundigen. Ganz zu Beginn, Mai 2008, habe ich es mal versucht. Aber es war mir zuviel mich damit zu beschäftigen. Doch jetzt, fünf Jahre nach dem Tod meiner Astrid, fällt es mir noch immer sehr schwer ein emotional ausgeglichenes Leben zu führen. Ich habe lange versucht alleine damit klar zu kommen. Trauergruppen konnte ich dazu nicht finden. Und zu einem Psychologen wollte ich nicht mehr. Ich bin ja nicht krank nur weil ich trauere. Denk ich. Aber jetzt nach fünf Jahren weiß ich nicht mehr ob das normal ist.


    Nur mal kurz die Geschichte von uns : 2001 haben wir uns kennengelernt. Meine erste Frau. Meine Liebe. Wir sind bald zusammengezogen und hatten eigentlich wunderbare Jahre bis 2007 sie immer mehr Rückenbeschwerden bekam, diese sich verschlimmerten und die Ärzte erst nach sechs Monate draufgekommen sind, daß ihr Leib schon voller Metastasen ist. Sie war 44. Viel zu jung. Innerhalb von extrem harten fünf Monaten, hat sich gezeigt, daß die Anstrengungen die wir gegen die Krankheit unternahmen, zwecklos waren. Im April 2008 ist sie dann, drei Tage nach unserer Hochzeit, sehr plötzlich gestorben. Obwohl es ihr die letzten Wochen eigentlich immer besser ging. Ich war 33 und blieb in der Wohnung mit unserer beiden Katzen allein zurück. Kinder hatten wir leider oder zum Glück keine. Wie auch immer man es betrachtet. Es ist halt einfach nicht passiert.


    Und jetzt, fünf Jahre später, bin ich immer noch in unserer gemeinsamen Wohnung. Habe noch alle Ihre Sachen. Kann nichts davon weggeben. Höchstens einpacken. Manche. handynummer ist immer noch angemeldet, Email wird immer noch abgefragt. Abo's zahl ich weiter unter Ihrem Namen. Unsere Terrasse pflege ich weiter wie sie es getan hat. Eine jede Pflanze die eingeht, tut mir im Herzen weh. Ich hänge noch sehr an ihr. Obwohl ich längst wieder jemanden kennengelernt habe. Wir wohnen getrennt, aber wir treffen uns täglich. Sie kommt mit meiner Trauer nicht klar. Eigentlich hatte ich mir erhofft, daß es mit einer neuen Beziehung besser wird. Aber das tut es nicht wirklich. Es ist schön, wenn wir zusammen sind. Aber alleine fällt mir die Decke auf den Kopf und es muß immer und immer wieder an mein Schatzl denken, oder wie es mit uns war oder wie die Krankheit war.


    Wie sie gestorben ist, habe ich meine restliche Energie dazu verbraucht neuen Sinn im Leben zu finden. Habe einen großen Urlaub mit Freunden gemacht. Bin klettern gegangen. Hab wieder richtig zu arbeiten begonnen, weil ich ja in Pflegekarenz war. Doch das alles war nur Ablenkung. Der Schmerz war und ist immer noch riesig. Ich hab es nur geschafft im echten Leben besser damit klar zu kommen. Viele Leute glauben wahrscheinlich, daß ich das längst alles abgeschlossen habe. Aber das tut es nicht. Das will ich eigentlich nicht. Nicht Sie.


    Ich suche nach einer Art von Trauer die nicht an meiner Lebensenergie zehrt. Als sie starb, so fühle ich mich, ist es als wenn der größte Teil meiner Lebensenergie mit Ihr gegangen ist. Das fast noch immer tägliche weinen bei irgendwelchen Erinnerungen nimmt den Rest. Fünf Jahre danach fühl ich mich immer noch so leer. Keine Kraft etwas neues zu starten. Neu zu beginnen. Eigentlich wäre ich mit jetzt 39 ja noch nicht sooo alt. Aber ich fühle mich wie ein alter Mann. Besonders wenn ich sie wöchentlich am Friedhof besuche.


    Fast alle gemeinsamen Bekanntschaften haben sich aufgelöst. Es gibt nur eine Freundin die übrig ist, mit der ich manchmal etwas (!) über sie reden kann. Oder aber ich mit meiner Mutter zu der ich ein gutes Verhältnis habe. Astrid und Sie haben sich sehr gut verstanden. Aber trotzdem kann man auch mit der Freundin oder meiner Mutter kaum über Astrid oder die Zeit nach Ihr reden. Auch sie trauern und wollen eigentlich nicht wirklich daran erinnert werden. Bei meiner Mutter kommt natürlich die Sorge um mich dazu. Da sie selber die letzten Jahre an Lungenkrebs gelitten hat, will ich ihr natürlich auch keine Sorgen machen. Sie ist zum Glück schon 3 Jahre rezidivfrei.


    Aber ich weiß nicht was ich tu wenn noch etwas passiert. Ich hab keine Kraft mehr für einen weiteren Schicksalsschlag. Wie machen das blos andere Menschen ?


    Seit ein paar Monaten besuche ich eine Trauergruppe im Weinviertel. Aber ich bemerke, daß Trauer nicht gleich Trauer ist. Wenn jemand über seine Eltern oder Kinder trauert ist das eine andere Trauer als die über den eigenen Partner glaube ich. Und so stehe ich wieder allein da und weiß nicht weiter.


    Ich lese auch ein Buch über Trauer. Aber meine Trauer "wegtanzen" ist nicht meins. Das ist mir zu esoterisch. Ich bein emotional ein sehr weicher Mann, aber trotzdem sehr realitätsbewusst im echten Leben. Die Astrid hatte während Ihrer Krankheit einige esoterische Menschen bei sich. Rutengänger, Lebensberater, Energietherapeuten, Kinesiologin, ... Ich habs auch versucht zu glauben. Ist mir ja nichts anderes übrig geblieben. Ich hätte alles getan um die Astrid zu retten. Wollte sogar kündigen. Aber meine Firma wollte doch lieber eine Pflegekarenz.


    Und so suche ich noch immer nach einem Weg um lebenswert weiterleben zu können.


    Es wäre schön wenn hier jemand in Wien oder Umgebung einen Tipp für eine Trauergruppe für trauernde Partner hätte.
    Weil irgendwelche Bücher lesen oder nur etwas im Internet über Trauer zu lesen ist mir zu fremd.


    Ich muß irgendwas tun damit ich wieder Lebensenergie bekommen ohne die Astrid loslassen zu müssen. Weil ich es nicht kann.
    Ich weiß nicht mal genau, was das heißt, aber es klingt genau danach was ich eigentlich nicht will.
    Ich will immer bei Ihr, mit Ihr sein. Sie hatte immer wieder Angst, daß ich sie verlassen könne wie sie krank war. Das war doch undenkbar. Und genauso ist es jetzt noch immer.


    Ich muß aufhören. Ich weine schon wieder zuviel. Das zehrt so.
    Und lese immer wieder, daß es vielen von Euch nicht viel besser geht.


    Mario