Lieber No99,
zunächst auch dir mein Beileid. Jeder Verlust eines geliebten Menschen ist tragisch und tut schrecklich weh. Vor allem weil man einfach nix machen kann - es bleibt einem einfach nichts anderes übrig, als irgendwie mit dem Erlebten und dem Verlust zu leben.
Ja das stimmt - mit hilft es auch sehr, wenn man über andere Schicksale erfährt. Auch wenn jeder ein anderes "Pinkerl" zu tragen hat, so ist es doch sehr hilfreich und auch beruhigend wenn man weiß dass man mit dem Erlebten nicht alleine ist. Hört sich vielleicht blöd an, aber ich lese seit dem ständig die Traueranzeigen und es ist so richtig beruhigend für mich, wenn ich sehe, dass auch andere das gleiche Schicksal haben und einen geliebten Menschen verloren haben.
Ich weiß dass dieser Hass eigentlich nichts bringt, aber scheinbar ist es so, dass man irgendwie ein Ventil für seine Gefühle braucht. Bei dir ist dieser Hass auf eine Schuldigen nicht möglich, weil du wie du sagst den Verursacher des Unfalls nicht kennst. Aber dieser Schrei auf Vergeltung, dass der Lenkerin das gleiche widerfahren soll wie mir ist irgendwie das einzige, dass mir bleibt um nicht durch zu drehen. Sie ist die einzige auf die ich meine Wut konzentrieren kann - auf wen sonst??
Es bringt mir meinen Bruder nicht zurück, aber es wäre doch beruhigend zu wissen, dass auch sie jemanden verliert und so das selbe durchmachen muss wie ich.
Wie gesagt wäre es aber auch nur beruhigend - es würde mir ja trotzdem nichts von meinem Schmerz nehmen. Mein Bruder fehlt halt überall - ich hatte so ein intensives Verhältnis zu ihm - gerade deshalb ist jetzt aber auch der Schmerz sooooooo extrem.
Es zehrt einfach alles - ich bin so richtig ausgelaugt. Hab nur unendliche Leere in mir. Und das obwohl ich auch meinen Partner habe, der mich wirklich liebt und mir in der schweren Zeit begestanden ist. Aber es ist leider so, dass für alle anderen eh "schon 7 Monate" vergangen sind und es geht jeder davon aus, dass man scheinbar in der Zeit den Verlust verarbeitet hat. Also ich muss sagen dass ich bei weitem noch nicht so weit bin - im Gegenteil - seit zwei Wochen bin ich wieder in einem extremen Tief und versuche halt irgendwie da raus zu kommen ohne dass mein Umfeld viel davon mit bekommt. Man funktioniert halt - aber man lebt nicht.
Keine Ahnung wie es weiter gehen soll