Liebe Veronika!
Ich kann dich sehr gut verstehen was du durchmachst. Mir geht es genauso. Mein Mann ist am 31.Jänner 2014 verstorben. Anfangs ging es noch - ich hatte sehr viele Erledigungen zu machen. Der Schmerz und die Trauer wurden dann aber täglich schlimmer - man hat das Gefühl, der Schmerz zerreißt die Seele. Am liebsten möchte man auch sterben.
Mein Glück ist, dass ich seit fast 3 Jahren einen Hund habe. Er heißt Addae. Er trauert noch immer sehr um sein Herrl. Zu Hause spielt er nicht mehr mit seinen Spielsachen, er liegt nur traurig herum. Sehr lebendig ist er nur bei den Spaziergängen - da vergisst er seine Trauer und mir tut es auch gut mit anderen Hundebesitzern zu reden.
Nur wegen dem Hund habe ich mich zusammengerissen, bin aufgestanden und mit ihm viel spazieren gegangen.
Ich habe keine Kinder und auch keine Verwandten in Österreich. Zum Glück habe ich 2 sehr gute Freundinnen. Seit einem Jahr bin ich in Pension und wir wollten mit meinem Mann in der Pension sehr viele Reisen unternehmen. Vor allem wollten wir endlich einmal den Winter in Spanien verbringen. Zur Zeit habe ich überhaupt keine Lust mehr wegzufahren.
Einen guten Rat kann ich dir und allen, die einen großen Verlust erlitten haben, geben: Besuche ein Trauerseminar. Ich hatte das Glück, dass ich im Internet ein Trauerseminar fand, das vom 28. bis 30. März stattfand. Danach ging es mir wirkllich besser. Das Wochenende war zwar sehr anstrengend, wir haben bis spät in der Nacht gearbeitet, wir haben viel geweint, aber auch gelacht. Und sehr wertvoll war, dass ich durch dieses Seminar viele neue Freunde gewonnen habe. Die Gruppe (14 TeilnehmerInnen) war großartig. Es verstehen
dich nämlich nur Menschen, die Ähnliches erlebt haben.
Sehr enttäuscht bin ich über viele Menschen, von denen ich dachte, es wären Freundinnen. Ich wurde von meinen ehemaligen Kolleginnen bis heute nicht einmal angerufen. Einige schrieben ein SMS - und das wars. Es gibt auch Menschen, die einem aus dem Weg gehen, weil sie nicht wissen was sie sagen sollen. Fast fremde Menschen haben mich spontan umarmt und gedrückt - das tut einem so gut. Ich bin diesen Leuten aber gar nicht mehr böse, sie wissen leider nicht wie man mit Tod und Trauer umgehen soll - das lernt man in unserer Gesellschaft ja nicht mehr.
Die Gefühle wie Wut, Zorn, Schuld, etc. sind ganz normal - die macht jeder durch. Ich hatte so viele Schuldgefühle - hätte ich doch noch mehr für meinen Mann getan, wäre ich doch etwas früher an seinem Sterbetag ins Krankenhaus gekommen - usw. Ich habe im letzten Jahr sehr viel mit meinem Mann durchgemacht (er starb an einem Hirntumor) und ich bin oft bis an die Grenzen meiner Belastbarkeit gegangen und trotzdem kamen die Schuldgefühle.
Liebe Veronika, jetzt habe ich wieder einmal lange mein Leid geklagt, aber es geht auch mir wieder besser, wenn man ein Forum hat, wo man seine Trauer und seinen Schmerz beschreiben kann und wo man Menschen findet, die eiin gleiches Schicksal haben.
Ganz herzliche Grüße und alles Gute
sendet dir
Heidi