Erst einmal tut es mir wahnsinnig leid, dass du zwei dir so nahestehende Menschen innerhalb kürzester Zeit verlieren musstest. Dies ist eines der schlimmsten Erlebnisse, die Menschen machen müssen.
Die Erfahrungen, die man auf Rauschmitteln macht, sind meist die Alltagszustände bzw, emotionalen Zustände nur in quasi potenzierter Form. Es ist eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Unbewussten. Heißt, deine Ängste, die du aufgrund der traumatischen Verlusterlebnisse deiner dir nahestehenden Liebsten, also der Verlust deiner Schwester und deines Bruders, entwickelt hast, treten sichtbar und stärker mit allen Begleitängsten unter Drogen in den Vordergrund. Das bedeutet, dass deine Ängste von dir selbst noch viel intensiver und gravierender als im normalen Alltagsbewusstsein wahrgenommen werden. Das ist nichts, was du fürchten musst, sondern es sind die gleichen Ängste, die dich sonst auch begleiten nur eben in diesem Moment viel intensiver und viel näher an deinem Grundkern von dir gefühlt. Der Horror, den du dabei erlebt hast, versucht dir vielleicht nur zu vermitteln, dass du viel mehr durch den Tod in deinen Grundfesten erschüttert und verletzt worden bist, als du dir selbst eingestehen magst und vielleicht viel weniger Kraft für deine Familie hast, wie du gerne hättest? Unbewusste Wahrnehmungen die ins Alltagsbewusstsein einbrechen, versuchen dir zu helfen und nicht dich zu zerstören. Das ist eine der wenigen Feststellungen, die für mich tatsächlich auch noch nach dem Tod meines Freundes unverrückbar sind.
Meines Erachtens ist das Erlebnis einen nahestehenden Menschen zu verlieren viel weitreichender im inneren Seelenleben als die meisten psychologischen Studien bzw. Trauerphasengliederungen erfassen können. Der Tod stellt grundsätzlich Leben an sich in Frage. Diesen Widerspruch irgendwie zu vereinen, ist eine Mammutaufgabe, die vielleicht nie zur Gänze gelingt. Lange Rede kurzer Sinn: Versuch dich den Angstmonstern zu stellen, auch wenn du von Zeit zu Zeit scheiterst. Vielleicht ist Angst dabei tatsächlich ein schlechter Ratgeber und genau das ist die Hilfestellung, furchtlos in der größten Katastrophe zu bleiben?