Beiträge von micky

    Liebe Marsue,


    danke für den Tipp! An einen Flohmarkt hab ich auch schon gedacht, aber es handelt sich um tausende Zinnfiguren und Dutzende von Dioramen (kleine selbstgebaute Schaukästen) und unzählige Ölbilder und Aquarelle - ich bräuchte Jahre um das alles los zu werden. Ich habe aber schon Kontakt zu ehemaligen Sammlerkollegen meines Vaters aufgenommen, da hab ich ein wenig Hoffnung, da sie seine Arbeiten immer sehr bewundert haben...


    Ich kann dich im Schlafzimmer sitzen und heulen sehen - das kann ich sehr gut nachvollziehen. Wir versuchen verzweifelt das Vergangene zu bewahren, auch wenn uns das nur in Form von alten Möbelstücken möglich ist. Aber es stimmt: Die Erinnerung bleibt und die Liebe auch.


    Weißt du, die Wohnung aufzugeben ist vielleicht auch deshalb so schmerzhaft für mich, weil ich hier aufgewachsen bin und die ersten 20 Jahre meines Lebens verbracht habe. Und auch die 27 Jahre danach konnte ich immer hierher kommen, wurde immer warmherzig empfangen, wurde bekocht, hab mich hier immer "zuhause" gefühlt. Es ist für mich undenkbar, dass es diese Wohnung nicht mehr gibt, genauso undenkbar wie, dass es meine Mama nicht mehr gibt...


    Alles Liebe
    Micky

    Liebe Amitola,
    liebe Marsue,

    ich kann nur wiederholen - danke…

    tja, mit dem Zusammenhang zwischen äußerer und innerer Ordnung hast du wohl recht. Das Problem ist nur, dass ich nun schon seit mehr als zwei Wochen wieder in der Wohnung meiner Eltern lebe, weil ich eben alle Dinge durchstöbere und hin und her überlege, was ich damit mache. Mein Vater war ungemein produktiv - hat gemalt und sich künstlerisch betätigt und die Wohnung ist bis zur Decke voll mit seinen Kunstwerken. Das kann ich natürlich nicht in den Mistkübel werfen, aber genauso wenig behalten. Es ist ein Dilemma. Und ich hause hier inmitten von Umzugskartons und halb abgeräumten Wänden – es ist wirklich kaum mehr auszuhalten, ich muss in den nächsten Tagen unbedingt hier raus!

    Hm, Krebs eine Gnade…Ich weiß, auch Elisabeth Kübler-Ross spricht immer wieder davon, dass Krebs ein Segen ist, eben aus diesem Grund, dass man einigermaßen Zeit hat, seinen Abschied vorzubereiten. Ich kann das leider (noch) nicht so sehen. Ich verstehe schon, dass es ein ganz schrecklicher Schock ist, wenn jemand ganz plötzlich aus dem Leben gerissen wird. Noch schwerer zu ertragen ist es, wenn man mit diesem Menschen noch eine Rechnung offen hatte. Es ist nicht auszudenken, wie man empfindet, wenn man in der Früh noch einen Streit hatte und am Abend kommt der geliebte Mensch nicht mehr nach Hause.

    Aber ist es nicht für den Verstorbenen noch schlimmer, so einen Leidensweg wie bei einer Krebserkrankung durchmachen zu müssen? Diese ständige Angst vor Metastasen, diese schrecklichen Schmerzen, die Übelkeit und das nichts-essen-Können, dieses langsame Dahinsiechen…Sowohl bei meinem Vater als auch bei meiner Mutter war es so, dass die beiden ab der letztendlichen Diagnose, dass es wohl keine Hoffnung mehr gibt, körperlich bereits so geschwächt waren, dass sie sich eigentlich kaum mehr auf das Sterben vorbereiten konnten, sofern das überhaupt möglich ist. Was ich als pflegende Angehörige dennoch in dieser Zeit als wohltuend empfunden habe, war, dass ich meine Liebe unbeschränkt zum Ausdruck bringen konnte und, da ich die Möglichkeit hatte, Familienhospizkarenz zu nehmen, meine Zeit beinahe ausschließlich meinen Eltern widmen konnte.

    Ich finde das sehr schön, dass auch dein Ex – Mann, liebe Amitola, dir zur Seite steht. Mir voraus hast du allerdings, dass eure Gefühle offenbar sehr klar abgegrenzt sind. Ich hoffe, ich schaffe es, meinen Ex – Mann auch „nur“ als Freund zu sehen und katapultiere mich da nicht noch tiefer in ein Gefühlschaos. Im Grunde habe ich wahrscheinlich nie aufgehört, ihn zu lieben, ich kenne ihn ja schon seit 25 Jahren…Ich weiß nicht, ob diese Liebe bedingungslos ist, wie du schreibst, liebe Marsue, wäre sie bedingungslos, würde ich wohl nicht darunter leiden, oder?!

    Ich bemühe mich jedenfalls, eure Ratschläge umzusetzen! Mein neues Mantra: Akzeptiere deine Situation, nimm sie an und lebe deine Gefühle aus… ;) !

    Alles Liebe
    Micky

    Ich habe noch eine Frage an euch. Ich bin sehr verwundert über mich, da meine Gefühle komplett Karusell fahren, ich empfinde alle paar Minuten anders – mal habe ich das Empfinden, ich schaffe das alles schon irgendwie und bin fast schon ein wenig zuversichtlich, kurz darauf macht sich absolute Verzweiflung und Ohnmacht breit.

    Was mich besonders irritiert ist, dass ich im Moment (zumindest scheinbar) mehr darunter leide, dass ich nun die Wohnung meiner Eltern räumen muss und ich mich damit völlig überfordert fühle als ich leide, dass meine Mutter nicht mehr da ist. Es gibt Momente, da fehlt sie mir schrecklich und ich muss ganz furchtbar schluchzen und gebe Geräusche von mir (wenn ich alleine bin ;-)), die mich selbst erschrecken. Aber es gibt auch Momente, da bin ich ihretwegen gar nicht so traurig, da vermisse ich sie gar nicht so sehr, da fühlt sich das alles an, als wäre ihr Fortgehen schon lang vergangen und als hätte ich sie schon ein Stück vergessen. Dabei sind noch nicht einmal drei Wochen vergangen, seit sie nicht mehr da ist…

    Und was mich noch mehr irritiert ist Folgendes: Ich habe meinen Ex – Mann, von dem ich nun schon seit 10 Jahren getrennt bin um Hilfe gebeten. Eine seiner großartigsten Eigenschaften sind sein großes Herz und seine Hilfsbereitschaft. Außerdem hat er mich immer schon auch in schlimmen Phasen aufheitern können und so tun mir stundenlange Gespräche mit ihm jetzt besonders gut. Auch er ist über den Tod meiner Mutter sehr betroffen, denn die beiden mochten sich sehr gerne, also kann er meine momentanen Gefühle sehr gut verstehen.

    Ich habe ja schon geschrieben, dass ich seit dem erneuten Ausbruch der Krankheit meiner Mutter, ganz besonders viel Liebe für sie in mir fühle und diese Liebe seitdem sie gestorben ist sich immer mehr in meinem Herzen ausbreitet. Vielleicht ist das auch der Grund, so meine Vermutung, dass diese Liebe jetzt wieder auf meinen Ex – Mann übergesprungen ist. Ich fühle mich wie ein 15 jähriges Schulmädchen, muss ständig an ihn denken und vergehe vor Sehnsucht. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass diese Liebe einseitig ist…

    Ich habe das Gefühl durchzudrehen. Wie kann das denn passieren, dass ich mich gerade jetzt – in tiefster Trauer und wenn mein Leben sich gerade im ärgsten Chaos befindet in solche romantischen Gefühle verrenne?!? Ist das vielleicht eine Flucht davor, dass ich mich nicht so sehr mit der Trauer auseinander setzten muss?? Oder ist das eine nachvollziehbare Reaktion auf die Einsamkeit, die ich empfinde und die tiefe und schmerzhafte Sehnsucht nach Geborgenheit?? Kennt jemand von euch ähnliche Reaktionen?

    Alles Liebe und seid umarmt
    Micky

    Liebe Amitola,

    ich danke dir vielmals für deine einfühlsamen Worte! Ich bewundere deine Fähigkeit, so aufmerksam zwischen den Zeilen zu lesen und dich in andere Menschen, die du ja gar nicht kennst, hinein zu versetzen, obwohl du selbst trauerst und es dir auch sehr schwer ums Herz ist!

    Ich war verwundert darüber, dass du schreibst, ich solle akzeptieren. Es war mir bisher nicht bewusst, dass ich gegen Situationen oder Tatsachen kämpfe, die ich ohnehin nicht verändern kann. Ich muss noch ein wenig darüber nachdenken, aber ich denke, du könntest recht damit haben, dass das eine gewisse Grundhaltung bei mir ist, gegen Windmühlen zu kämpfen…

    Tja, und dass ich sehr in meinem Kopf gefangen bin und mir deshalb in meinem Glauben sehr schwer tue - auch damit hast du ins Schwarze getroffen. Ich war sehr spirituell, bevor mein Vater verstorben ist. Ich bin sogar Yogalehrerin, habe viel meditiert und dachte, oder besser gesagt, fühlte, dass ich auf dem für mich richtigen Weg war und mit meiner Spiritualität meiner Wahrheit ein ganz klein wenig näher rückte. Aber als mein Vater starb, und vor allem eben auch WIE er starb, so derart ohne auch nur das geringste Anzeichen einer Verklärtheit oder etwas Mystischem, das hat meine Spiritualität von einer Minute auf die andere unwiederbringlich zunichte gemacht. Wahrscheinlich war ich auch einfach nur zu dumm und zu naiv zu glauben, ich würde seine Seele oder eine Energieschwingung spüren, wenn sie seinen Körper verlässt oder etwas Ähnliches. Ich weiß; gar nicht genau, was ich mir eigentlich erwartet habe...

    Bei meiner Mutter war es ähnlich, auch wenn meine Erwartungen diesmal nicht ganz so hochgeschraubt waren. Da ich eine so enge Beziehung zu ihr hatte dachte ich, wenn es irgendeine Art von Leben nach dem Tod gibt, dann kann wird sie bestimmt noch einmal zu mir zurück kommen und mir ein Zeichen geben, dass es ihr gut geht. Ich möchte sie nicht fest halten, denn es ist wohl wichtig für sie, nicht hier bei mir gefangen zu sein, sondern ihren Weg weiter gehen zu können, unbeschwert, ohne die Verpflichtung, sich Sorgen um mich machen zu müssen. Ich weiß nicht, ob dies ein Zeichen von ihr ist, aber was ich schon die ganze Zeit spüre ist unendlich viel Liebe im Speziellen für sie, aber auch allgemein, seit sie mich verlassen hat. Vielleicht ist das ihre Energie, die ich in mir trage, denn sie war immer ein sehr warmherziger Mensch. Vielleicht ist sie also ganz nah bei mir und diese Liebe ist die Art und Weise, wie ich ihre Anwesenheit fühle.

    Vielen Dank auch für deine tröstenden Worte zum „Sterbeprozess“;. Das Buch kenne ich noch nicht, aber ich werde es mir besorgen. Ich hoffe wirklich inständig, dass meine Mutter ihre letzten Stunden anders empfunden hat als es für mich ausgesehen hat!

    Liebe Amitola, ich danke dir sehr, dass du mir deine Zeit geschenkt hast, meine Zeilen zu lesen und eine so empfindsame Antwort zu schreiben! Ich schäme mich ein wenig, dass ich einfach so in dieses Forum hinein geplatzt bin und sofort mein Herz aus dem Vollen ausgeschüttet habe, ohne vorher irgendwelche anderen Beiträge zu lesen oder auf irgendjemand anderen einzugehen, aber ich war gestern einfach so verzweifelt, ich wollte, ich musste das irgendwohin hinausschreien. Ich habe normalerweise auch immer ein offenes Ohr für Andere, aber im Moment fürchte ich, bringe ich keine tröstenden Worte für jemand anderen zustande, wenn ich selbst so tief im Sumpf stecke.

    Auch ich umarme dich in Dankbarkeit

    Micky

    Wo soll ich beginnen, mein Leben, meine momentane Situation, meine Trauer, meine Verzweiflung, meine Überforderung zu beschreiben?


    Vielleicht vor fünf Jahren, als mein Vater an Krebs erkrankt ist und meine Mutter und ich ihn während seiner Krankheit und während seines Sterbens begleitet haben.


    Meine Mutter und ich hatten immer schon eine sehr enge, Viele sagen viel zu enge Bindung, aber als wir uns gemeinsam um meinen Vater gesorgt haben und ihn zu Hause bis zu seinem Tod betreut haben – ich bin damals in den letzten Wochen in die Wohnung meiner Eltern gezogen und habe mich von meiner Arbeit freistellen lassen – sind wir noch enger zusammen gewachsen. Auch danach natürlich, als wir gemeinsam getrauert haben und ich versucht habe, meine Mutter in ihrem Schmerz und ihrer Trauer beizustehen – die beiden waren seit ihrer frühesten Jugend, knappe 60 Jahre lang ein Paar gewesen.


    Meine Mutter ist dann vor knapp einem Jahr selbst an Krebs erkrankt und seit dieser Zeit habe ich praktisch mein eigenes Leben aufgegeben und war für sie da. Während der Operationen, während der Chemotherapie, als sie im Krankenhaus oder auch zu Hause war. Abgesehen von drei Monaten, die ich in meiner eigenen Wohnung verbracht habe, habe ich das ganze letzte Jahr in ihrer Wohnung auf der Couch geschlafen, um ihr beistehen zu können.


    Vor Weihnachten bekam sie den letzten Zyklus Chemotherapie und danach hat sie sich bis Anfang April scheinbar recht gut erholt, bis die Krankheit erneut zugeschlagen hat. Sehr heftig, unvorstellbar schmerzhaft und grausam. Vor zweieinhalb Wochen ist sie gestorben. Zu Hause in ihrem eigenen Bett. Ich habe keine Geschwister, keine nahen Verwandten, keine Kinder und seit knapp zwei Jahren auch keinen Partner. Ich habe mich in den letzten Tagen alleine um sie gekümmert. Ihr Morphium gespritzt, war für sie da, Tag und Nacht. Sie hat ganz schrecklich gelitten in den letzten Wochen ihres Lebens, besonders die letzten Tage waren ein einziger Kampf. Trotzdem hat sie alles sehr, sehr tapfer ertragen. Doch leider gab es keine Spur von friedlichem Einschlafen oder einem verklärten Gesichtsausdruck während des letzten Atemzuges, wie man das so oft hören oder lesen kann.


    In den letzten Wochen, als ich neben dem Bett meiner Mutter saß und ihre Hand hielt, habe ich viele Bücher gelesen – das tibetische Buch vom Leben und vom Sterben und einige Bücher über Seelenwanderung und von Elisabeth Kübler-Ross und den Nahtoderfahrungen, die sie beschrieben hat. Doch nichts war mystisch am Sterben meiner Mutter, nichts verklärt, nichts, was darauf hindeutet, dass sie durch einen Lichttunnel gegangen ist oder irgendetwas Schönes oder Tröstliches zu Gesicht bekommen hätte. Sie hat geschäumt und erbrochen und als ich ihr nach ihrem letzten Atemzug abermals ihr Gesicht abgewischt hatte, habe ich bemerkt, dass ihr Mund ganz fest zusammengepresst war. Sie konnte die letzten zwei Tage nicht mehr sprechen und deshalb weiß ich auch nicht, wie sie ihr Sterben selbst erlebt hat, ob sie Schmerzen hatte oder was sie gefühlt hat. Das empfand ich besonders schlimm, dass sie ganz plötzlich, von einer Minute zur anderen zu schwach zum Sprechen wurde, obwohl sie geistig völlig klar war und ich von nun an nicht mehr mit ihr kommunizieren konnte.


    Nun ist sie, wie gesagt, seit zweieinhalb Wochen nicht mehr hier. Ich habe ihren 17jährigen Hund geerbt und muss nun die Wohnung meiner Eltern räumen, in der ich schon meine Kindheit verbracht habe und die die beiden beinahe 50 Jahre lang bewohnt haben.


    Ich bin kurz nach dem Tod meiner Mutter mit dem Hund für ein paar Tage in meine Wohnung gezogen, doch der alte Herr fühlt sich dort derart unwohl, dass er mir einige Male in die Wohnung gepinkelt hat und so bin ich mit ihm wieder in die Wohnung meiner Eltern gezogen. Auch aus dem Grund, dass ich in Ruhe alle Kästen und Schubladen durchschauen kann, um zu sehen, was ich behalten möchte und was ich weggeben muss.


    Ich merke nun aber, dass mir mehr und mehr die Kraft ausgeht, dass ich in den letzten Tagen nur wie ohnmächtig und gelähmt die vollen Regale und Vitrinen (mein Vater hat Zinnfiguren gesammelt und Dioramen gebaut, sowie wunderschöne Bilder gemalt und war sein ganzes Leben lang künstlerisch sehr produktiv) anstarre und einfach total damit überfordert bin zu entscheiden, was nun mit diesen ganzen Dingen, an denen mein Vater mit vollem Herzen gehangen ist, geschehen soll. Außerdem macht es mich völlig fertig, in dieser Wohnung, die sich seit dem Tod meiner Mutter schlagartig energetisch total verändert hat dahin zu vegetieren.


    Ich habe Freunde, sogar ein paar sehr gute. Allerdings haben alle Familie, teilweise auch kleine Kinder und sind mit ihrem eigenen Leben sehr beschäftigt. Viele bieten ihre Hilfe zumindest bei der Wohnungsräumung an, doch wenn es dann tatsächlich dazu kommt, dass ich jemanden brauche, sieht die Sache dann oft anders aus und es ist plötzlich niemand mehr da.


    Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie ich mich fühle. Mein Leben ist auf so vielen verschiedenen Ebenen aus den Fugen geraten. Allem voran steht natürlich, dass ich die wichtigste Bezugsperson in meinem Leben verloren habe – meine Mutter war ein Leben lang ständig für mich da, manchmal mehr als mir lieb war – ich kann immer noch nicht fassen, dass sie nun einfach vom Erdboden verschwunden ist.


    Was mich auch sehr belastet ist, wie schon erwähnt, die Art und Weise wie sie gestorben ist. Wie furchtbar sie leiden musste und was sie wohl selbst in ihren letzten Stunden empfunden haben muss.


    Dann die Räumung der Wohnung und was nun mit dem Lebenswerk meiner Eltern geschehen soll.


    Und schließlich die totale Einsamkeit – niemanden zu haben, auf den ich mich wirklich verlassen kann, niemanden zu haben, den ich heulend zu jeder Tages- oder Nachtzeit anrufen kann und der mich in den Arm nimmt, wenn gar nichts mehr geht.


    Wenn ich den alten, gebrechlichen Hund nicht hätte (der aber nicht so gebrechlich ist, dass ich es im Moment über´s Herz bringe, ihn einschläfern zu lassen), würde ich einen Koffer packen und mal einige Tage weg fahren – am liebsten so weit wie möglich, aber es würde schon genügen, einfach nur irgendeinen Tapetenwechsel zu haben. Das ist seinetwegen allerdings nicht möglich.


    Ich drehe mich im Moment im Kreis und habe keine Vorstellung, wie ich aus diesem Dilemma in der nächsten Zeit auch nur ansatzweise heraus kommen könnte.


    Geht es jemandem von euch ähnlich? Was sind oder waren eure Erfahrungen? Glaubt ihr, dass unsere geliebten Menschen, die von uns gegangen sind, weiterhin unter uns weilen? Dass es ihnen gut geht, dass sie in irgendeiner Form weiter bestehen? Oder glaubt ihr, dass sie einfach nur in uns, in unseren Herzen und Erinnerungen weiter leben? Natürlich werde ich meine Mutter und auch meinen Vater immer in meinem Herzen tragen und die Liebe besteht weiter, dennoch ist diese Vorstellung für mich nicht sehr tröstlich. Eine tröstliche Vorstellung ist für mich nur, dass Verstorbene als Individuen, die sich ihrer selbst bewusst sind glücklich und zufrieden in irgendeiner Form weiter bestehen. Als Seelen, Energiewesen, oder vielleicht auch wieder inkarnieren. Ich negieren nichts, stelle nicht in Abrede, dass diese Formen des Weiterlebens existieren, aber überzeugt bin ich davon nicht.


    Ich weiß, ich sollte mich gesünder ernähren, mich zu Bewegung aufraffen, ein wenig ausgehen, einfach „normale“ Dinge tun, doch stattdessen habe ich begonnen zu rauchen, esse kaum etwas außer Süßigkeiten und kann mich kaum aufraffen, mal die Treppe statt des Liftes zu benutzen.


    Wie kann es wieder bergauf gehen? Was meint ihr?