Seine Mutte habe ich leider viel zu selten gesehen. Sie war eine warmherzige, nette Frau und hat sich immer gefreut, wenn wir mal zu ihnen gekommen sind, was sehr selten der Fall war. Ewald hatte ein etwas zwiespältiges Verhältnis zu seiner Familie. Der Vater der prügelt, die Mutter die es zuläßt. Da baut sich eine innere Wut auf. Ich bin mir dessen mal bewußt geworden und konnte infolge dessen damit umgehen. Er hat das nicht geschafft.
Das "Aufwärmen" beim Begräbnis heute war schlimm. Das Begräbnis von Ewald bin ich halb weggetreten durchgestanden. Das seiner Mutter war mir viel bewußter und hat natürlich viel aufgerührt. Aber schön langsam verstehe ich den Zweck des Totenmahles nach dem Begräbnis. Zuerst hat man gemeinsam getrauert und dann kehrt man gemeinsam ins Leben zurück.
Zurückgekommen habe ich mich mal in die Arbeit gestürzt. Einiges erledigen, Holz schneiden, Gespräche mit hilfreichen Nachbarn. Und jetzt habe ich mir es mal bequem gemacht, ich bin geschafft. Habe natürlich gestern wieder zu kurz geschlafen, bin nach 5 Stunden wach geworden und konnte nicht mehr einschlafen. Obwohl ich kaum was trinke, habe ich mir eine Flasche Bailys gekauft und genieße jetzt ein Schlückchen, das brauche ich jetzt.
Beiträge von Lisabeth
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Liebe Marsue
Ich habe wohl etwas resch geantwortet. Aber mir stößt dieses Konzept der Co-Abhängigkeit etwas sauer auf. Daraus macht man zu leicht ein Etikett für alle, die ein partnerschaftsmässiges Pinkerl zu tragen habem. So etwas wie: selber schuld, da hast du wohl etwas aufzuarbeiten.
Jeder hat etwas aufzuarbeiten. Der eine mehr, der andere weniger. Ewald und ich etwas mehr. Wir hatte beide eine Kindheit, in der Gewalt ein Thema war, nur haben wir es unterschiedlich verarbeitet. Das gab natürlich genug Konfliktpotential. Aber wir sind auch aneinenander gewachsen, haben uns aneinander aufgerichtet. Das alles ist zu komplex fürein Schublädchen einem Etikett drauf. Mir zumindest.
Schönen Abend, Lisabeth -
Bin gerade vom Beten für seine Mutter zurück gekommen. Morgen ist dann ihr Begräbnis.
Mein Gott, um wieviel lieber würde ich Holz schneiden und weiter aufräumen. Den Kopf und Haus und Garten frei kriegen. Aber die Familie war anständig und sie war so eine liebe Frau. Sie hat sich immer gefreut, wenn sie mich gesehen hat. Also muß ich da durch, nochmals alles aufwärmen.
Sie war wie dieser eine Teil von ihm: weich, zart, nachgiebig, gutherzig. Der andere Teil war die harte Schale, die er sich zum Schutz zugelegt hat und auch seine Last war und damit auch meine. -
Liebe marsue
Ich muß noch mal auf deine Antwort eingehen, weil es mir keine Ruhe läßt. Das mit der Co-Abhängigkeit nämlich.
Mein erster Reflex war die Frage, wie du darauf kommst, daß ich co-abhängig wäre. Aber das wäre zu kurz gegriffen. Mich ärgert nämlich die Kategorie als solches schon.
Co-Abhängige: Erstens Menschen, die die Sucht ihres Partners fördern oder zumindest verdecken helfen. Darin schwingt schon fast der Vorwurf mit, daß der Partner eines Süchtigen dies immer tut. Und daß Süchtige eigentlich nicht wirklich liebenswürdig per se sind und damit der Partner immer wegen eigener Probleme bei ihm bleibt.
Zweitens Menschen, die sich in irgendeiner Weise an einen anderen klammern und ihn manipulieren wollen, weil sie sich selbst für nicht liebenswürdig halten.
Na toll. Damit haben wir eine netten schwammige Definition geschaffen, in die wir jeden reinstopfen können, dessen Beziehung nicht immer in glatten Fahrwassern verläuft. Wer eine solche Liebe lebt, der hat ein Selbstwertproblem.
Ja, Ewald war nicht immer der einfachste Mensch. Er trank hin und wieder über den Durst. Er hatte eine überbordende Fantasy, was sich bisweilen in mangelnder Wahrheitslieber ausdrückte. Er konnte auch schon mal verbal angriffig werden, wenn ihm beruflicher und sonstiger Druck zu viel wurde. Und hatte bisweilen schmerzlich wenig respekt vor dem was mir lieb und teuer war. Aber nur bisweilen. Aber er konnte absolut liebenswürdig und aufmerksam sein. Und hatte einen berauschend trockenen Humor. Auch er- und durchtrug er mich im Wechsel, wo er erstaunlich verständnisvoll war. Hin und wieder zwinkerte er mich lachend an und sagte "ja, man merkts, daß du im Wechsel bist" Er pendelte zwischen zwei Seiten, von denen eine sehr liebenswürdig und die andere nicht war. Aber er war über die Jahre ruhiger geworden und ich hatte gelernt, ihn zu lenken, wenn er es zu bunt trieb. Andererseits trieb mich immer wieder die Frage herum, ob mich diese Liebe zu viel Kraft kostet. Das waren die Zeiten, in denen ich an Trennung dachte.
Co-abhängig? Wenn co-abhängig bedeutet, daß ich liebenswürdige Seiten an einem nicht immer ganz einfachem Mann fand, dann bin ich es. Aber dann ist mir dieser Vorwurf (Co-abhängigkeit ist durchaus kein unumstrittener Begriff) von Herzen egal. -
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Liebe marsue
wie in einer Blase ... ja, das trifft es auf den Punkt.
Dabei dachte ich schon, dadurch daß ich mich trennen wollte, würde es nicht so schlimm werden. Irrtum.
Und jetzt setzt es noch eins drauf: sine Mutter ist gestorben. Freilich war es bei ihr Erlösung von langem Leiden. Also muß ich das alles nochmals durchlaufen. Beten am Vorabend. Geleit durch den halben Ort. Hl. Messe. Wie wenn einmal nicht genug gewesen wäre. Aber seine Familie war immer lieb zu mir gewesen. Sie haben sogar das Begräbnis organisiert und bezahlt. Da kann ich mich nicht davor drücken und würde es doch so gerne.Was mir gut tut? Auspowern. Erste Gartenarbeiten. Holz schneiden. Mit der Hand durch die frische Erde des Frühbeetes fahren, durch die frischen Sägespäne. Dem Bach beim Vorbeiströmen zuschauen. Da fühle ich mich für kurze Zeit wieder lebendig.
Vielleicht sollte ich nach dem Begräbnis Holz schneiden. -
Das mit dem *auf mich achten*ist so eine Sache. Ich esse aus Pflichtgefühl, ich trinke, weil sonst mein eher schwachbrüstiger Kreislauf kollabiert. Aber seit Tagen liegt mein geliebtes Akkordeon in einer Ecke und starrt mich an.
Ich habe erst vor zwei Jahren mit dem Spielen begonnen und hatte viel Freude dran. Aber ich schaffe es derzeit nicht, es zu nehmen und zu üben. Als stünde mir so viel Freude nicht zu. Und gleichzeitig habe ich Angst, wieder in eine Depression zu fallen (ich hatte in jungen Jahren jahrelang drunter zu leiden) und wieder mal alles, was mir lieb und teuer ist, achtlos fallen zu lassen. Die letzte Stunde habe ich abgesagt, das wäre mir zu viel gewesen. Aber jetzt sollte ich weiter machen. Ich möchte weiter machen. Und kann mich doch nicht aufraffen. Ist wohl auch ein Symptom. -
Vor 11 Tagen ist mein Lebenspartner gestorben. Herzinfarkt. Morgens um 6 ging er in die Arbeit, die erste Baustelle nach der Winterpause. Um 9h läutete die Schwägerin an, um mir die Nachricht zu überbringen, er arbeitete bei seinem Bruder.
Es war nicht immer einfach mit ihm, ich dachte mehrmalss an Trennung, schaute mich halbherzig nach einer neuen Wohnung um. Aber nur halbherzig. Und dann fällt er einfach um. Er hat sich so verdammt mit seiner Gesundheit gespielt, wußte daß seine Artherien verstopft sind. Aber ich habe ständig die Fragen zu beantworten, warum er sich nicht operieren hat lassen, dabei wußte ich nicht mal was davon. Ich muß alles entsorgen, was er sich alles aus Gutherzigkeit andrehen hat lassen. Seiner Sammelwut Herr werden. Ich habe irgendwie eine Mordswut.
Und ich vermisse ihn so sehr. Bin noch immer gelähmt vor Trauer Mache mr Vorwürfe, daß ich ihn icht zum Arzt begleitet habe, denn alleine wäre er nie gegangen. Komme mit meiner Wut nicht zurande. Fühle mich einsam und verlassen. Ich vermisse ihn so sehr.