Beiträge von Jule123

    Hallo ihr Lieben,


    vielen Dank für alle Antworten, entschuldigt bitte, dass ich mich länger nicht gemeldet habe.


    Liebe Claudia, ich habe dich nicht falsch verstanden oder mich angegriffen gefühlt, mach dir da gar keine Gedanken. Trotzdem sehr lieb, dass du nochmal geschrieben hast, dass du mich gerne liest - danke dafür :2:


    Liebe Astrid, auch dir vielen lieben Dank für die lieben Willkommensgrüße. Du hast sicherlich recht mit dem was du geschrieben hast, wobei ich zumindest das mit den Do's und Don'ts bereits gemacht habe - ohne Erfolg. Ich glaube bzw. weiß, dass einige mit meiner "Wesensveränderung" nicht zurecht gekommen sind. Denn das Problem habe ich nur mit einigen wenigen Freunden, die mich bereits vor der Krankheit von meiner Mutter kannten und mir regelmäßig vorwerfen, ich hätte mich so verändert. Die Freundinnen, die mich erst seit 4-5 Jahren kennen, wissen nicht wie ich vorher war und schätzen mich so wie ich bin :)


    Ich hatte seit meinem "Neustart" bei meiner Therapeutin bisher zwei Gespräch und merke, dass es für mich der richtige Weg sein wird - auch wenn dieser nicht einfach werden wird. Ich merke, dass ich schon sehr viel verarbeitet habe - aber genau so, dass da noch Dinge sind, die nochmal genauer angeschaut werden wollen.

    Die letzten Tage wiederum taten unheimlich weh: Mein Vater wird dieses Jahr heiraten.. Auf der einen Seite freue ich mich sehr für ihn, andererseits ist es ein sehr schmerzhafter Gedanke. Ich werde wohl Zeit brauchen, um mich damit zu arrangieren. Gleichzeitig war gestern der Geburtstag meines verstorbenen besten Freundes und die Geburt meines Neffen. Leben und Tod liegt manchmal so nah beieinander..


    Mal schauen wie es weitergeht :)

    Liebe Amitola,


    danke für deinen Text. Du hat sicherlich recht, dass abends nicht mehr so viele antworten. Das ist auch ok, ich schaffe es leider nicht früher. Tagsüber bin ich sehr viel in der Uni und abends ist dann eben der Zeitpunkt, an dem diese Gedanken und Gefühle mit Wucht zum Vorschein kommen, an dem sie mich nicht mehr loslassen und damit eben auch der Zeitpunkt, an dem ich hier schreibe.

    Vielleicht schaffe ich es ja demnächst mal auch früher zu schreiben :5:

    Hallo ihr Lieben,


    vielen Dank auch an Amitola, Nebelfrau und Christine für den warmherzigen Empfang hier :2:

    Nebelfrau, ich danke dir für die Schilderung deiner eigenen Erfahrungen. Es tut mir sehr leid, dass du diese Situationen miterleben musstest. Dennoch tut es mir irgendwo auch "gut", mit diesen Gedanken, Gefühlen und allen weiteren Emotionen nicht mehr alleine zu sein, sondern zu sehen dass es Menschen gibt, denen es ähnlich geht. Das ist bei mir im Freundeskreis kaum der Fall bzw. rede ich dort natürlich auch kaum über das Thema bzw. über die Gedanken, die mich beschäftigen. Es wäre eine zu große Überforderung für meine Freunde, was ja auch völlig verständlich ist.

    Das was du ansprichst, nämlich dass viele Menschen erst gehen können wenn sie alleine sind, war eines der ersten Dinge die der Arzt zu mir gesagt hat. Er sagte, dass er in den Raum kam, meinem Vater gesagt hat dass meine Mutter den Tag nicht mehr schaffen wird und er uns Kindern bescheid sagen soll. Daraufhin hätte meine Mutter für einen Moment plötzlich anders geatmet und sei innerhalb von ein paar Minuten sanft eingeschlafen - viel schneller als es irgendjemand gedacht hätte.. Ich versuche es also auch so zu sehen, dass es ihr vielleicht sogar ein wenig geholfen hat, dass ich nicht da war - wer weiß?


    Der Tod meines besten Freundes ist wie gesagt erst wenige Monate her und war ein weiterer schwerer Schlag für mich. Wir kannten uns 23 Jahre lang, waren wie Geschwister, uns konnte nichts trennen - bis es zu dieser Motorradfahrt im September kam. Wir fahren beide leidenschaftlich gerne Motorrad und fuhren unsere Lieblingsstrecke. Er fuhr wieder einmal am oberen Geschwindigkeitslimit, fing plötzlich an leichte Schlangenlinien zu fahren, geriet dann auf die Gegenfahrbahn und wurde frontal von einem Auto erfasst. Ich habe alles gesehen und konnte nichts tun. Wir versuchten ihn wiederzubeleben, bevor der Krankenwagen kam - es konnte ihm keiner mehr helfen ;(

    Auch hier stellt sich mir so oft die Frage, ob ich irgendetwas hätte tun können.. Ich weiß dass dem nicht so ist, aber diese Hilflosigkeit ist furchtbar. Ich träume jede Nacht davon, sehe die Bilder vor mir :13:

    Vor 6 Jahren habe ich 4 Freunde bei einem Autounfall verloren (der Unfall ging durch die Medien. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht sagen, da ich meine Anonymität wahren möchte). Ich verstehe das nicht, wieso passiert mir das alles? Manche Menschen sagen, dass das meine "Lebensprüfung" sei und alles im Leben irgendwie und irgendwann einen Sinn macht. Aber wie soll das Sinn machen? Ich habe innerhalb von 6 Jahren meine Mutter, meinen besten Freund und 4 Freunde verloren. Das klingt wie in einem schlechten Film und so fühle ich mich manchmal auch, aber so ist es leider nicht.. :13:


    Ich weiß jetzt besser, dass meine Gefühle normal sind. Und trotzdem wünsche ich mir im Moment einfach wieder (wie ganz viele sicherlich) die Vergangenheit hinter mir zu lassen, abschließen zu können. Ich bin durch die Geschehnisse sehr erwachsen für mein Alter - teilweise viel zu erwachsen, womit auch meine Freunde manchmal Schwierigkeiten haben. Ich möchte ein ganz normales Leben haben :(


    Entschuldigt den langen Text. Es tut unheimlich gut in diesem Forum zu schreiben. Danke euch allen!

    Hallo an alle,


    Entschuldigt bitte, dass ich mich erst jetzt wieder melde. Ich weiß gar nicht wie ich euch für den lieben Empfang hier im Forum danken soll.. :2:

    Es tut unbeschreiblich gut zu wissen, dass man mit all dem nicht alleine ist, dass man trotz allem irgendwie doch "normal" ist und das meine Gefühle es auch sind.


    Vielen Dank für den interessanten Link. Über diese Phasen habe ich damals kurz nach dem Tod von meiner Mutter etwas gelesen, war damals aber noch viel zu nah an dem Geschehenen dran um alles verstehen zu können. Das ging jetzt besser - danke dafür!


    Liebe Blaumeise, ich danke dir von Herzen für diesen langen und einfühlsamen Text und für die Schilderung deiner Erfahrungen. Es tut mir leid, dass du auch schon so viel erleben musstest! Diese Gefühle kenne ich: Das Entsetzen, wenn andere schlecht über ihre Mutter reden, den Neid, die Wut - einfach alles.

    Schon meine Therapeutin sagte damals, dass ich zu hart mit mir umgehen würde (leider tue ich das häufiger) und ich alles getan hätte (und noch mehr) was damals möglich gewesen wäre.

    Und trotzdem fühle ich immer wieder auch die Wut auf meine Mutter, dass ich "wegen ihr" so viel meiner Jugend und der "besten Zeit meines Lebens" verpasst habe. Ich habe nach ihrem Tod angefangen mich selbst zu verletzen und war 4 Jahre lang essgestört. Das habe ich alle vollständig hinter mir gelassen, trotzdem hatte ich nicht das "normale" Leben eines jungen Erwachsenen, das ich mir immer gewünscht habe. Dabei kann sie für all das nichts, das weiß ich genau, denn sie hat es sich sicherlich nicht ausgesucht. Daher kommen auch meine Schuldgefühle..


    Ich habe am Freitag meine Therapeutin kontaktiert und im Gespräch gemerkt, dass es mittlerweile doch einige Dinge gibt, die ich in diesem Zusammenhang nochmal bearbeiten sollte/möchte. Sie hat mir angeboten nochmal für mich da zu sein, sodass ich ab dieser Woche nochmal einige Termine bei ihr wahrnehmen werde. Ich hoffe, dass mich das auch nochmal etwas weiter bringt :)


    Danke euch allen nochmal und euch ebenfalls alles Gute! Ich finde das Forum toll, hier werde ich auf jeden Fall weiter bleiben :2:

    Hallo,


    ich habe mich neu hier angemeldet und weiß ehrlich gesagt gar nicht genau warum eigentlich.. Ich glaube ich suche Menschen, mit denen ich mich ein bisschen austauschen kann, da dies in meinem Alltag kaum möglich ist. Das ist sicherlich auch meinem Alter geschuldet: Mein Name ist Jule, ich bin 24 Jahre alt und habe meine Mutter vor 6 Jahren und 4 Monaten verloren. Einen Tag nach meinem 18. Geburtstag, den sie unbedingt noch erleben wollte und für den sie gekämpft hat, ist sie eingeschlafen.

    Ziemlich genau ein Jahr vorher gab es die Diagnose Lungenkrebs. Mit 46, Nichtraucherin, nie Alkohol und immer gesund gelebt. Natürlich stellt man sich die Frage, ob das fair ist - aber danach fragt niemand..

    Es war ein Jahr mit viel Auf und Ab, der Tumor saß im rechten Lungenflügel, wurde in einer OP komplett entfernt. "Ihre Mutter wird wieder ganz gesund, der Tumor konnte vollständig entfernt werden und hatte noch nicht gestreut". Ein paar Monate später kam meine Mutter mit starken Schmerzen ins Krankenhaus. Das Ergebnis: Metastasen in der Lunge und der Leber. Nach zahlreichen Chemos und Bestrahlungen der noch größere Schock: Nichts von beidem schlägt an, die Art der Tumorzellen scheint völlig resistent gegen jegliche Art von Chemo und Bestrahlung. Man konnte nichts mehr tun.

    In den nächsten Wochen kamen Metastasen im Kopf, in den Knochen und am Herzen dazu. Sie hat gelitten, wollte aber partout nicht ins Krankenhaus. Mein Vater holte sie nach Hause (irgendwo verständlich, aber auch völlig verantwortungslos), war aber selbst oft arbeiten, sodass ich mit 17 Jahren für sie verantwortlich war - was mich natürlich völlig überfordert hat. In den nächsten Monaten musste sie immer wieder ins KH, es ging ihr zunehmend schlechter. Sie wurde depressiv, ich war ebenfalls Angriffspunkt ihrer Verzweiflung und ihrer Launen, habe mir sogar teilweise gewünscht dass sie stirbt, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe. Sie war wütend auf mich, dass ich ihr nicht helfen wollte zu sterben. Und trotzdem habe ich sie immer geliebt, wollte und war auch für sie da, bin über meine Grenzen gegangen. Am Ende, an meinem 18. Geburtstag, hat sie mich nicht mehr erkannt, wusste nicht wer ich bin. Einen Tag später ist sie eingeschlafen und ich war 10 Minuten zu spät.


    Das Ganze ist 6 Jahre her, ich habe eine Therapie gemacht und dachte, dass ich das alles so gut wie es eben möglich ist verarbeitet. Seit dem Tod meines besten Freundes vor einigen Monaten beschäftigt mich das Ganze wieder sehr. Ich frage mich, ob ich genug für sie da war. Ich fühle mich schuldig und furchtbar egoistisch, weil ich mir manchmal gewünscht habe, dass sie stirbt. Ich frage mich, ob ich mehr für sie hätte tun können. Ich mache mir Vorwürfe, dass ich bei ihrem Tod nicht dabei war: Mein Vater rief mich an, dass ich so schnell wie möglich ins KH kommen soll - und ich habe nicht nachgedacht und erst noch 20 Minuten meine Schuldaufgaben gemacht, bevor ich gefahren bin. Ich hatte Angst, dass sie mich wieder nicht erkennt - das hat mich tags zuvor förmlich zerrissen. Im Nachhinein mache ich mir furchtbare Vorwürfe, dass ich nicht alles stehen und liegen gelassen habe, das andere Dinge wichtiger waren als meine sterbende Mutter.

    Nach meiner Therapie kam ich im Alltag gut klar, habe mein Abi gut gemacht, mein Studium begonnen und vor kurzer Zeit sehr gut abgeschlossen. Und trotzdem kommt immer wieder dieser große Schmerzen und der Wunsch, dass ich diesen Lebensabschnitt mit meiner Mama zusammen erleben könnte.

    Dazu kommt in letzter Zeit ein immer größer werdender Neid auf Freundinnen, die sich mit ihrer Mutter auf einen Kaffee treffen, die zusammen shoppen oder auf den Weihnachtsmarkt gehen. Ja, Neid, ich würde mir das auch so sehr wünschen. Ich vermisse sie so und wenn ich daran denke, dass ich sie nie mehr wieder sehen werde, zerreißt es mich förmlich.. ;(


    Ist das "normal"? Gibt es hier Menschen, die sehr ähnlich fühlen? Ich würde mich über einen Austausch sehr freuen!


    Liebe Grüße

    Jule