Guten Morgen!
Vielen Dank für Eure wohltuenden und aufbauenden Worte!
Die letzten Wochen war ich kraftlos und habe nur funktioniert.
Mein Sohn hatte am Freitag Geburtstag. Meine Kids, der Kindesvater mit Freundin und ich waren Essen. Eigentlich, wenn man gut drauf ist, war es schön. ABER... es war sehr anstrengend für mich. Ich habe mich daran erfreut, dass meine Kids mal einen Moment der Unbeschwertheit hatten. Ich? Ich konnte mich nur schwer an Gesprächen beteiligen, die Augen waren feucht, ich war kraftlos. Das ganze hat ca. 1,5 - 2 Stunden gedauert. Ich war danach fix und alle. Mental durch. Ich wollt nur noch in mein Bett. Das hat mich umgehauen, dass mich das soooo geschlaucht hat.
Am Freitag wird die Beisetzung sein. Je näher der Tag rückt, umso mehr habe ich Angst davor, und umso mehr falle ich in ein Loch. Die Momente des weinens werden immer mehr. Gedankenblitze in denen mir Lutz erscheint nehmen zu. Ich habe das Gefühl verrückt zu werden. Ich interpretiere Dinge, die nicht so sind. Im Wohnzimmer stehen noch zwei Desinfektionsspender. Einer davon schräg. Der Gedanke, dass es Lutz war. Gibt er mir ein Zeichen? Ist er hier? Das war bestimmt Lutz! Oder: In der Küche war ein Stecker aus der Steckdose. Spontane körperliche Reaktion Stecker wieder reinstecken. Gedanklich: Halt Stopp warte! Was ist, wenn Lutz das war. Steck den Stecker nicht wieder rein. Was ist, wenn das Endgerät an diesem Stecker defekt ist? Will er mich warnen? Das lässt mir dann keine Ruhe. Es darf niemand diesen Stecker anfassen. Im Endeffekt war es mein Sohn, der diesen Steckplatz benutzt hat und ihn vergessen hat wieder reinzustecken. Aber so geht es die ganze Zeit.
Der Redner war vorletzte Woche Freitag da. Wie soll man einen Menschen beschreiben für den es keine Worte gibt? Ein Gefühl kann man nicht beschreiben. Danach habe ich das Gefühl gehabt, dass ich dem Redner nichts über Lutz mitgeteilt habe. In diesem Moment konnte nicht tiefer über Lutz nachdenken. Es verschlägt mir dann einfach die Stimme und die Gefühlswelle ist dann sooo stark, dass gar nichts mehr geht.
ich erwarte nicht viel von der Rede. Was soll der Redner daraus machen, wenn er kein Futter bekommt?! Die Stunde mit dem Redner war so schnell vorbei...
In meinen Träumen gehe ich den Weg auf den Friedhof, zur Trauerkapelle. Ich habe das Gefühl in Ohnmacht zu fallen...
Ich habe mir ein Tattoo stechen lassen. Das wollte ich schon machen bevor Lutz aus der REHA entlassen wird, aber dann wurde er doch schneller entlassen. Zum Glück...
Ein Jiminy Cricket, welcher mit seinen Händen ein Herz formt. Lutz war mein Jiminy Cricket - mein Gewissen. Nun aber mit Engelsflügeln. Er steht auf der Erdkugel vom "Der kleine Prinz". Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
Wenn ich hier im Forum lese, dann fühle ich mich sicher und verstanden.
Tagsüber bin ich beschäftigt. Sobald es dunkel wird, falle ich... kraftlos... ich habe das Gefühl keinen Rückzug mehr zu haben. Lutz hat mich aufgefangen, er hat mir mentalen Halt gegeben. Jetzt ist da nichts mehr.
Heute ist wieder Sonntag - besonders schwer...
Habt einen schönen Sonntag.
Liebe Grüße
hummelchen