Es ist gefühlt eine Ewigkeit her, seitdem ich mich hier angemeldet habe und meinen damals noch frischen Schmerz mitteilen konnte. Das hat mir sehr gut getan und geholfen, die erste Zeit nach dem Tod meines Partners zu überstehen.
Auch das Lesen anderer Lebensgeschichten und Schicksale war dabei ganz wichtig.
Irgendwann habe ich gemerkt, dass es mir nicht ausreicht, "nur" hier zu schreiben und zu lesen. Das Leben hat mich eingeholt und nicht zugelassen, in der Stille oder Einsamkeit zu versinken. Auch wenn es teilweise sehr negative menschliche Erfahrungen waren, bin ich heute dankbar dafür.
Alles hat mich gefühlt wieder stärker gemacht; mein Kampfgeist und mein (Über-)Lebenswille war irgendwann wieder erwacht.
Aber es war ein sehr harter und auch anstrengender Weg mit vielen Rückschlägen.
Heute weiß ich, dass ich im Leben einiges richtig gemacht haben muss, denn mehrere liebe Freunde aus meinem "alten" Leben, aber auch durch die Situation neu gewonnene Menschen haben mir zurück ins Leben geholfen bzw. war es eine gegenseitige, sehr bewusste Hilfe.
Auch eine insgesamt 6wöchige Reha, auf die ich letztendlich 9 (!!) Monate warten musste, hat mich unheimlich viel über mich selbst gelehrt.
Trotzdem weder dort, noch in der folgenden Nachsorge das Thema Trauer und Verarbeitung von Leid wirklich aufgegriffen wurde, konnte ich sehr vieles Erlernte für mich umsetzen. Mein Weg ist heute ein ganz anderer; Menschen mit negativer Ausstrahlung und damit Energie werden von mir (soweit das möglich ist - im Berufsleben leider nicht immer) "losgelassen".
Der extreme Schmerz wurde irgendwann weniger und ist mittlerweile ganz weg. Geblieben ist ab und zu Trauer, welche ich dann zulasse, wenn ich alleine bin. Zudem bin ich immer wieder am Grab meines Partners, rede mit ihm und habe weiter das Gefühl, dass er um mich herum ist und gut auf mich achtet. Mit seinen Eltern (die ja ihr einziges Kind verloren haben), telefoniere ich mindestens einmal wöchentlich. Da wir 75 km auseinander wohnen und natürlich coronabedingt sehen wir uns relativ selten.
Seine Kinder und Enkel, welche auch alle weit weg wohnen, haben mir kürzlich zum Geburtstag einen wunderschönen Blumenstrauß zukommen lassen. Obwohl wir auch weiter telefonischen Kontakt haben, hatte ich gar nicht damit gerechnet und ich bin noch immer gerührt, weil ich offenbar in ihrem Leben ein wichtiger Mensch geblieben bin.
Das sind alles gute und positive Dinge, die uns durch meinen Partner und seine schwere Krankheit als Familie miteinander verbinden. Das nimmt uns niemand mehr.
Natürlich bleibe ich weiter an der "Aufarbeitung" der durch die schwere Erkrankung gemachten Erlebnisse und seines plötzlichen Todes dran. Im neuen Jahr und jetzt mit viel mehr Kraft und Energie als noch im ersten Jahr nach seinem Tod werde ich das mit Hilfe eines Psychologen - den ich noch finden muss - in Einzelgesprächen versuchen (sowohl die Reha und auch die Nachsorge waren immer Gruppentherapien).
Ich wünsche allen hier, dass sie sich die Zeit zum Trauern um ihre Liebsten nehmen können - mir wurde sie beispielsweise auch durch meinen Arbeitgeber nicht gewährt - und das Jeder irgendwann nur noch mit viel Liebe an seinen Angehörigen denkt und die guten und positiven Erinnerungen ganz oben im Herzen bleiben können!