Beiträge von RaoulDuke101

    Danke Andrea.


    Das ist es eben. Im Nachhinein kann ich mir noch so oft einreden, dass ich die Anzeichen dafür hätte sehen können. Aber niemals, niemals, glaubt man, dass eine junge Frau mit 28 Jahren aufeinmal plötzlich stirbt. Kurz bevor sie in den Urlaub flog, wurde sie eben richtig krank. Das erste Mal, dass ich ihr so richtig angesehen habe wie krank sie ist. Da dachte ich noch: "So Mädl, jetzt kriegste mal deine Grippe, die sich ja schon lange angekündigt hat, hoffentlich ist dir das eine Lehre". Und das war es auch. Danach meinte sie noch sie muss sich jetzt mal besser ernähren, mehr Sport machen und auf sich aufpassen. Das war zwei Tage vor ihrem Tod :(.


    Das mit der Ablenkung ist echt so eine Sache. Die ersten beiden Wochen hab ich mich entweder bei Freunden oder bei mir zu Hause eingesperrt. Seit gut 1,5 Wochen schaffe ich es aber vor die Tür zu gehen - ja, ich will es sogar. Anfangs war mir noch jeder (fremde) Mensch zuviel, mittlerweile suche ich den Kontakt, sei es in einer Bar, beim Sport oder sonst wo. Ja und der Schmerz kommt sowieso, aber mit etwas Ablenkung, habe ich das Gefühl, kommt er zumindest etwas seltener. Manchmal fühle ich mich zwar schuldig, wenn ich gerade nicht leide, andererseits denke ich mir was sie davon halten würde. So wie ich sie kennengelernt habe würde sie wohl sowas sagen wie "sei nicht so ein Weichei und heul ständig rum, sondern bring dein Leben auf die Reihe". Ich bin mir sicher, dass hätte sie auch getan - jetzt muss ich nurnoch versuchen das auch zu leben.


    Leider klappt es mit der Arbeit aber noch überhaupt nicht. Glücklicherweise sind die Leute dort aber sehr verständnisvoll. Als das passiert ist war ich erst zwei Wochen in der Firma. Erst für ein dreimonatiges Praktikum mit anschließender Masterarbeit.

    Heute hat mich mein Chef angerufen und mir gesagt, dass ich mir alle Zeit nehmen soll die ich brauche. Sie, die Personalabteilung, die Universität etc unterstützen mich, ich werde weiter bezahlt und wir hängen die fehlenden Wochen einfach hinten dran.


    Ich bin dennoch, glaube ich, auf einem guten Weg, was mir auch gestern von Psychologenseite bestätigt wurde.

    Danke Tigerlily, Lotte, Hasi.


    Das Probetraining war gut. Eine Stunde lang so richtig ausgepowert und dabei kaum die Energie und Zeit dafür gehabt traurig zu sein. Wir haben danach auch gleich einen Vertrag abgeschlossen und jetzt auch wirklich vor das langfristig durchzuziehen. Ein paar neue Impulse im Leben zu setzen scheint mir eine gute Sache.


    Danach war ich noch mit dem Freund, mit dem ich mich dort angemeldet habe, ein Bier trinken. Als der Barkeeper uns das Glas hingestellt hat, ich es in die Hand genommen habe, ist schlagartig der Boden des Glases, fast in einem geraden Schnitt abgebrochen und ich hatte das halbe Bier über meiner Hose. Ich rede mir ein, dass sie das war. Sie hat sich immer köstlich amüsiert wenn mir ein Missgeschick passiert ist.


    Lotte : ich hab mir deinen Beitrag vorhin durchgelesen und kenne das Gefühl der Schuldgefühle. In meinem Hauptbeitrag habe ich ja schon geschildert, dass es ihr schon lange Zeit immer mal wieder nicht so gut ging. Gestern Abend hatte ich die Kraft mir den Chatverlauf des letzten Tages mit ihr anzuschauen. Am 5. in der Früh hat sie mir noch geschrieben, dass es ihr nicht so gut geht. Ich war zwei Tage zuvor bei ihr, als sie aus dem Urlaub zurückkam. Vor dem Urlaub war sie krank, nach dem Urlaub war ich krank. Ich wollte ihr fast noch absagen, weil ich mir dachte "Du bist krank, sie meinte ihr geht es wieder besser, bleib heute lieber mal zu Hause". Da ich sie aber unbedingt sehen wollte und sie mich, hab ich den Gedanken verworfen und bin zu ihr gefahren.

    Wie gesagt: Zwei Tage später fühlte sie sich wieder krank. Ich meinte noch im Scherz zu ihr "wahrscheinlich hab ich dich wieder zurückangesteckt", sie schrieb darauf "nene, ich hab mich nur nicht richtig auskuriert, jetzt grad ne Aspirin genommen, mir gehts schon wieder besser".

    Trotzdem mach ich mir jetzt zumindest zeitweise Vorwürfe wieso ich nicht einfach zu Hause geblieben bin. Vielleicht war meine Krankheit der letzte Funken, der das Ganze ausgelöst hat.

    Aber zum Glück quält mich die Schuld nicht all zu sehr. Sie war stark, eigenständig und manchmal auch sehr eigensinnig. Sie hat es gehasst bevormundet zu werden. Ich konnte nicht in ihren Körper reinschauen und fühlen wieso es ihr immer wieder mal nicht so gut ging, das konnte nur sie und ich glaube, sie hat das zu lange wegignoriert um leistungsfähig zu bleiben. Auch wenns eine blöde Phrase ist, aber "im Nachhinein ist man immer schlauer".

    Wir waren vor etwa drei Monaten auf einem Berg und ich hab mich damals gewundert und teilweise geärgert, dass sie beinahe alle 300m stehen bleiben wollte. Ich dachte halt, da sie kaum Sport macht, ist sie einfach nur ziemlich unfit. Jetzt im Nachhinein könnte ich mir vorstellen, dass damals ihr Herz schon ziemlich schwach war. Leider habe ich das damals ohne zu ahnen was passieren wird nicht so gedeutet.

    Danke Robert, ich hoffe ich kann etwas Kraft aus Spiritualität ziehen. Ich würde gerne daran glauben, tue mir aber noch ziemlich schwer damit und das obwohl ich einen eindeutigen spirituellen Moment mit ihr erlebt habe.


    Ich habe mich jetzt nochmal eine Woche krankschreiben lassen. Irgendwie fällt es mir leichter tagsüber alleine zu Hause zu sein und mich abends mit Freunden zu treffen, als arbeiten zu gehen. Gerade bring ich genug Kraft auf um in ein Kickboxprobetraining zu gehen, ein schon lang gehegter Traum, den ich nun versuche wahr werden zu lassen.


    Heute war ich bei einer Krisenberatung, führte ein kurzes Gespräch und habe mich dazu entschieden einen Psychotherapeuten aufzusuchen. Ich weiss nicht ob es dafür noch zu früh ist, die Trauer ist ja schließlich normal. Aber ich merke, dass jedes Gespräch mir zumindest kurzfristig etwas Erleichterung verschafft.

    Mein Beileid auch zu deinem Verlust.


    Danke ihr beiden. An ihre Handlungen zu denken, wie sie es gut gefunden hätte wie ich weiterlebe, daran denke ich oft - manchmal hilft es mir, manchmal schmerzt es dann noch mehr :(, aber das ist wahrscheinlich ein langwieriger Prozess.


    Zu dem zweiten Punkt:

    Ich war bis zu diesem Zeitpunkt ein sehr rationaler Mensch. Alles religiöse bzw. spirituelle war schon immer für mich etwas weltfremd. Auf der Beerdigung hatte ich aber dann einen sehr spirituellen, surrealen Moment, den ich mir nicht nehmen lassen werde - einfach schon aus dem Grund weil es mir hilft.


    Trotzdem können mir diese "übernatürlichen" Gedanken auch nur zeitweise helfen. Oft falle ich in meine Rationalität zurück und denke mir "scheiße sie ist einfach nur tot und existiert nicht mehr". Ich hoffe in der Zukunft wird sich das etwas ändern.

    Hallo zusammen,


    wie die Meisten hier, leide ich stark unter dem Verlust eines geliebten Mitmenschen. Am 6.10 habe ich meine Freundin tot aufgefunden. Sie starb im Alter von nur 28 Jahren.


    Ich würde dazu gerne kurz meine Geschichte schildern.


    Am 5.10 war ich abends auf einer Party eingeladen. Meine Freundin arbeitete an dem Tag, soviel wusste ich, bis etwa 8 oder 9 Uhr abends. Was sie danach vorhatte war mir nicht bewusst, da wir es prinzipiell vermieden haben uns ständig über Whatsapp auszutauschen wo wir uns gerade befinden, was wir gerade tun. Gegen 20Uhr schrieb sie mir noch einen Witz, auf den ich dann gegen 23Uhr mit einem anderem Witz antwortete. Nach dem Abschicken blieb lediglich ein Haken bei WhatsApp stehen, also wurde die Nachricht nicht zugestellt. Ich machte mir abends zwar etwas Gedanken, hielt es aber nicht für ungewöhnlich, denn vielleicht lag sie schon im Bett, war mit Freundin was trinken und der Akku war leer etc. Als ich am nächsten Tag aufstand und gegen 9 die Nachricht noch nicht zugestellt war, machte ich mir langsam Sorgen. Sie schaute eigentlich immer sofort aufs Handy nachdem sie aufgestanden ist. Ich wartete noch bis etwa 12Uhr, da ich wusste, dass sie gegen 13Uhr arbeiten musste. Nachdem die Nachricht immernoch nicht zugestellt war, rief ich mehrmals an, aber das Handy war aus. Danach fuhr ich in die Arbeit. Der Kollege meinte er wartet auch schon auf sie und konnte sie nicht erreichen. Nun war ich richtig in Sorge.

    Ich fuhr zu ihr nach Hause. Erst eine Woche zuvor gab sie mir ihre Hausschlüssel als Vertrauensbeweis (wir waren erst 7 Monate zusammen).

    Da ich zuvor noch nie einfach in ihre Wohnung maschiert bin, klingelte ich zuerst. Nachdem sie nicht reagierte betrat ich das Wohnhaus, stellte mich vor ihre Tür, klopfte und rief, aber sie reagierte nicht. Die Türe lies sich nicht öffnen, da sie, wenn sie zu Hause war, immer den Schlüssel von innen steckte. Also wusste ich, dass sie zu Hause war, aber nicht reagierte. Ich redete mir zuerst noch ein "ja, wahrscheinlich hat sie einfach zuviel getrunken etc." - wurde dabei aber immer nervöser. Dann hörte ich genau hin und hörte einen Wasserhahn laufen - völlig monoton. "Ok" dachte ich mir "wahrscheinlich hat sie wirklich zuviel getrunken, nachts den Hahn aufgemacht und vergessen ihn wieder zu schließen". So richtig hab ich mir das in dem Moment schon aber nicht mehr geglaubt. Deswegen bat ich den Hausbesitzer darum, das Schloß aufzubohren. Nach zermürbenten 15-20Min konnten wir das Schloss aufbohren und den Zylinder rausschlagen. Da die Türe aber abgesperrt war, ließ sie sich weiterhin nicht öffnen. Ich blickte durch das Schlüsselloch und sah sie von dort leblos, zusammengesackt in der Badewanne sitzen. Völlig in Rage tritt ich die Tür ein und lief zu ihr, merkte aber sofort, dass ich viel zu spät bin. Laut der Nachbarin lief das Wasser bereits seit etwa 21.30Uhr.

    Seit wir uns kannten, hatte sie immer mal wieder über Schwäche, Grippesymptome etc. geklagt. Oft war dies für mich nicht erkennbar. Ich sagte zwar immer wieder zu ihr "schone dich doch bitte ein bisschen, geh zum Arzt usw." aber nahm das Ganze nicht so ernst. Vor drei Monaten etwa war sie beim Arzt, der ihr miserable Werte diagnostizierte und sie darum bat, jeden zweiten Tag für die nächsten zwei Wochen für eine Spritze in seine Praxis zu kommen. Leider hab ich nach dem zweiten Mal aufgehört zu fragen, ob sie das auch wirklich macht. Sie arbeitete fast immer sieben Tage die Woche und ließ sich dabei auch nicht beeinflussen. Sie war eine starke, unabhängige Frau, die leider sehr ungern Schwäche zeigte.

    Bei der Obduktion wurde eine Angina in ihrem Blut diagnostiziert, wahrscheinlich setze aufgrund der monatelangen Belastung, dem häufigen Aspirin-Konsum und dem heißen Badewasser das Herz aus.


    Ich bin tieftraurig. Die letzten drei Wochen blieb ich der Arbeit fern und verkroch mich tagsüber zu Hause und suchte Abends das Gespräch mit Freunden. Heute trat ich wieder zur Arbeit an, musste aber gegen 15Uhr flüchten, weil mir dort die Decke auf den Kopf fiel. Morgen werde ich einen psychologischen Notdienst in Anspruch nehmen um mir schnellstmöglich Hilfe zu besorgen, denn während anfangs suizidiale Gedanken für mich absurd waren, haben sie sich die letzten Tage gehäuft.

    Manche möchten vielleicht behaupten, dass wir uns nur sieben Monate kannten und es daher möglicherweise nicht so schwer sein dürfte. Ich hatte zuvor eine siebenjährige und eine vierjährige Beziehung empfand das was ich mit ihr hatte allerdings intensiver als jede Beziehung zu einer anderen Frau zuvor. Ich hatte das Gefühl, mit meinen 33 Jahren, das erste mal richtig verliebt zu sein. Mein neuer Job und die Beziehung zu ihr waren die beiden Standbeine, die mir soviel Glück und Freude bereiteten wie nie zuvor. Ich ging meinen Freunden mit meinem Glück noch auf der Party richtig auf die Nerven, hab damit angegeben und war übermäßig stolz. Und auf einen Schlag ist sie weg. Ich weiss einfach nicht wie ich damit klar kommen soll - alles erscheint mir völlig sinnlos. Ich bin wütend, bin traurig, suche nach Gründe, mache ihr Vorwürfe, dann wieder mir und drehe mich dabei ständig im Kreis.