Beiträge von gabrielabk

    Hallo,

    ich heiße Gabriela und möchte meine Geschichte von den letzten 3,5 Jahren erzählen. Damit hoffe ich auf Personen zu treffen, die sowas ähnliches erlebt haben. Zum Austausch etc.. Ich weiß selber noch nicht wie das alles gehen soll.


    Am 5.11.2019 ist mein Vater verstorben.

    Seine und unsere Lebenswende begann am 29.11.2015, zu diesem Zeitpunkt begann ich mein Studium in der Technische Chemie.

    Mein Vater ging zu seiner jährlichen Blutuntersuchung und bekam kurz danach einen Anruf von seinem Hausarzt. Ich war damals bei ihm. Der Arzt sagte 'Bitte so schnell wie möglich zum Krankenhaus XY kommen und sich untersuchen lassen'.

    Sofort sind wir aufgebrochen, und nach sehr langen Wartezeiten kam auch die Diagnose 'Leukämie', sofort wurde mit der Chemotherapie begonnen, da es Lebensbedrohlich für meinen Vater hätte werden können, wenn man damit noch etwas gewartet hätte.

    Darauf hin habe ich mein Studium abgebrochen und mich um ihn gekümmert.


    Nach 6 Monaten am 27.04.2016 bekam mein Vater eine Stammzellentransplantation. Die Chemo und Bestrahlung war hart und grausam, praktisch alle Zellen die Leukozyten etc produzieren mussten zerstört werden etc..

    Soweit so gut.. Die Therapie war gut, die Werte wurden besser (nur ab und zu gab es Komplikationen).

    Doch nach 4-5 Monaten hat mein Vater Augebprobleme bekommen. Keine Therapie hat eingeschlagen. 2017 wurde mein Vater praktisch blind. Er litt sehr darunter, wollte kaum mehr kämpfen. Aber es bestand damals noch die Chance, dass er wieder etwas sehen könnte..


    Es gab Wochen die besser wurden, auch die Sicht hat sich bei ihm verbessert. Da war er so glücklich. Doch dann kamen Wochen wo er Entzündungen in den Augen bekommen hat und alles wurde schlimmer.

    Er hat mir oft genug gesagt, dass er nicht mehr möchte.


    Ende Oktober 2019 sind meine Eltern nach Polen zu der Familie für eine Woche gefahren. Mein Vater konnte sehr selten sein Heimatland seit der Krankheit besuchen, daher war er so glücklich.

    Jedoch hatte er dort immer größere Schwierigkeiten beim Atmen. Es sah wie eine Verkühlung für uns aus (seine Werte zu diesem Zeitpunkt waren fast fantastisch, die Leukämie wurde besiegt und die Abwehrkräfte waren im guten Zustand). Wir beschlossen, dass er mit meiner Schwester am nächsten Tag nach Hause fährt (Samstag) und dann ins Krankenhaus.

    Doch das Auto von meiner Schwester wurde kaputt, und meins bis zum nächsten Tag (Sonntag) beim Mechaniker.

    Am Sonntag in der Früh, haben wir alles dann ins Auto gepackt und meine Mutter hat meinem Vater beim anziehen geholfen. Alles schien gut zu laufen, er konnte sich nicht viel anstrengen aber allgemeine Tätigkeiten hat er durchgeführt ohne etwas zu sagen.

    Dann wollte ich meinen Vater (schon vollständig angezogen) holen und ihm helfen ins Auto zu kommen (er war da leider schon fast vollkommen blind). Er saß auf dem Bett und plötzlich konnte er kaum aufstehen.

    Ich habe auf ihn eingeredet doch er hat nur ganz leise gesagt, dass es ihm schlecht geht. Er hat sich von meiner Mutter verabschiedet und er hat das Bewusstsein verloren.

    Sofort rief meine Mutter bei der Rettung an. Mein Freund und ich legten ihn in die stabile Seitenlage. Nach ungefähr 30 Sekunden habe ich gemerkt, dass er nicht mehr atmet, wir haben ihn sofort auf den Boden gebracht und mit der Reanimation bekommen. Ca. 15min hat es gedauert bis die Rettung kam. Nach 40min hat das Herz wieder angefangen zu schlagen. Obwohl die Sanitäter uns gesagt haben, dass es sehr sehr schlecht aussieht.


    Er kam ins Krankenhaus (3.11.19). Am Dienstag (5.11.19) bekam ich den Anruf dass er verstorben ist.

    Die Ursache war eine Lungenembolie.

    Der einzige Trost für uns war, dass er den ganzen Schmerz nachdem er bewusstlos wurde, nicht mitbekommen hat, er in seinem Heimatland gestorben ist und er nicht mehr leiden muss.

    Die eine Woche war eine der schönsten seit längerem für ihn.


    Ich konnte mich zum Teil verabschieden.

    Und bis vor kurzem ging es mir relativ okay, außer ab und zu heftige Weinanfälle.

    Doch heute haben meine Arbeitskollegen (sie wissen von nichts, ich arbeite erst seit Dezember im neuen Job) über Augenprobleme und Wiederbelebungsmaßnahmen gesprochen, dass zb eine gebrochene Rippe egal wäre, wenn man weiter leben würde.

    Das hat mich komplett aus der Bahn geworfen und seit dem verspüre ich ein starkes ziehen in meiner Brust. Ich habe mich an den schlimmen Moment erinnert.

    Ich weiß nicht so recht wie ich mich beruhigen soll oder wie ich damit umgehen soll.


    Deshalb habe ich beschlossen meine Geschichte hier zu erzählen, es hat zum Teil geholfen darüber zu schreiben..