Beiträge von Wp2

    Hallo Sparkel,


    ich fühle mit dir. Ich habe meinen jüngeren Bruder verloren. Allein das zu Schreiben lässt mich schwer atmen und treibt mir schon wieder Tränen in die Augen.


    Ich schreibe dir weil ich möchte, dass du weißt dass ich deine Gefühle irgendwie kenne. Vielleicht fühlen wir nicht exakt das Gleiche, aber ich hatte das Gefühl dass ich ähnliche Gedanken hatte und habe.


    Ich habe die Frage "Wie geht es dir?" in den letzten Wochen und auch heute noch oft gehört. Ich konnte mit der Frage auch nichts anfangen, ich war nicht in der Lage und wollte auch nicht darüber nachdenken. Ich bin diese Fragen meist umgangen und merke wie ich es immernoch teilweise mache. Ich erzähle dann meist was was ich gemacht habe oder was in meiner Umgebung passiert ist. Das sind einfach Fakten über die ich nicht nachdenken muss. Ich weiß dass die Leute um uns herum nicht wissen wie sie uns begegnen sollen, woher auch, dass ist nichts alltägliches und auch ich konnte ihnen nicht sagen was der "richtige" Weg wäre. Aber allein zu wissen dass man nicht allein ist hat mir sehr geholfen, egal was sie geschrieben haben, einfach nur ein Zeichen von aussen ist so viel Wert.


    Einen Alltag wie vorher gibt es bei mir nicht mehr. Dinge ändern sich, ich habe mich seitdem nie mehr gefühlt wie vorher, ich weiß nicht einmal wie es vorher war, wie es sich angefühlt hat. Es ist ein anderer Alltag. Es gibt bessere und schlechtere Tage. Es gibt keinen Tag an dem ich das Geschehene vergessen kann. Aber es gibt Tage da reicht eine Kleinigkeit aus und ich sitze wie ein Häufchen Elend da und heule. Wenn ich eine schlechte Nacht hatte ist das vorprogrammiert. Ich kenne das nicht von mir. So bin ich eigentlich nicht. Aber ich war so vieles nicht bis jetzt. Zum Beispiel habe ich auf Arbeit früher viele verschiedene Dinge gut unter einen Hut bekommen. Ich schaffe das nicht mehr. Ich kann mich nur noch auf wenige Dinge konzentrieren, das mache ich dann aber denke ich ganz gut. Ich habe dadurch aber oft das Gefühl ich wäre verdummt. Meine Kollegen und Chef sind sehr verständnisvoll. Niemand stellt "dumme" Fragen, ich kann zu allen kommen und reden wenn ich mag. Ich wollte es zu Beginn niemanden erzählen, habe aber nach drei Tagen beschlossen dass es so nicht geht, was sollen sie auch denken wenn man nach Wochen wieder auftaucht, man heulend da sitzt, ich war die ganze Zeit angespannt und ja es kostete Überwindung aber es war für mich der richtige Weg.


    So wie du über deine Schwester schreibst, habe ich das Bild einer starken Frau vor mir die ihr Leben liebte und lebte. Das ist sehr schön.


    Liebe Grüße