Beiträge von Momi89

    Der 1. Jahrestag ist vorbei. Es war ein seltsamer Tag.

    Beim Aufwachen stand er wie ein Berg vor mir.

    Ich habe mir dann von meinen Freunden gewünscht, dass wir während des Radfahrens über Moritz sprechen. Das war traurig und schön.Er war mir dadurch ganz nahe. Ich konnte deutlich sein struppiges Haar spüren, als ich ihm in Gedanken durch das Haar fuhr


    Ach , ich wünsche mir so sehr , ihn wieder spüren zu können, ihn zu riechen, sein Gebrummel zu hören ( auch wenn es oft genervt hat.)

    Heute Abend haben wir eine Kirche gesucht, um ihm eine Kerze anzuzünden.

    Leider waren alle geschlossen

    Deshalb brannte dann eine Kerze auf unserem Abendbrottisch.

    Ich selbst habe heute seinen letzten Lebenstag wie in Zeitlupe nochmals erlebt


    Immer mit der Frage, hätten wir es merken müssen? Das macht mich ganz kirre.

    ich bin in dieser Zeit mit Freunden im Urlaub. Das haben wir schon vor Monaten geplant. Aber je näher der Tag kommt desto unsicherer bin ich ob das gut ist für mich. Wir machen eine Radtour. In den letzten Wochen war Bewegung oft das Einzige was mir half aus dem Gedankenkarussell rauszukommen.

    Wieso war Moritz schon 2 Tage vor seinem Tod so seltsam ? So anders? Wenn es tatsächlich ein plötzlicher Herztod war dann hat er das doch nicht schon 2 Tage vorher merken können?

    Aber wenn es das nicht war, habe ich dann was nicht gemerkt? Hätte man ihm helfen können?

    Es macht mich verrückt und bringt mich nicht weiter.

    Er hat in der Nacht als er starb einmal ganz laut geschrien. Der Schrei war ganz anders als wenn er sonst schon mal in der Nacht geschrien hat. Meistens war das eher ein Stöhnen und Jammern. Aber in der Nacht hat der Schrei sich ganz "normal " angehört, so wie wenn wir schreien. Als ich deshalb nach ihm sah schlief er aber. Und morgens war er einfach gestorben. Und ich habe es nicht bemerkt .

    Guten Abend ihr lieben Mut-Macherinnen,


    Ja, was ihr mir geschrieben habt ,hat mir wirklich Mut gemacht und mir geholfen, meine Gefühle annehmen zu können, auch wenn sie schwierig sind.

    Dadurch ging es mir in den letzten Wochen manchmal sogar gut.

    Ich habe fast ein schlechtes Gewissen das zu schreiben. Darf es mir gut gehen, wo doch Moritz nicht mehr lebt?

    Heute aber wieder eine kleine Panik

    Es ist August. Nie wieder wollte ich diesen Monat erleben. Am 25. Ist Moritz 's Todestag. Ich weiß nicht, was tun mit diesem Tag. Ich will ihn einfach nicht haben. Am liebsten zurück in den Juli 2019 und dann die Zeit anhalten.

    Wie ging es Euch mit dem ersten Todestag? Meine Therapeutin sagt, ich solle es auf mich zukommen lassen, nicht jetzt schon Kopfkino machen, es sei nur ein Datum. Aber ist das wirklich so? Ich tu mich schwer damit, das anzunehmen. Es ist doch für mich ein besonderes Datum, das jetzt für immer bleibt? Und ausgerechnet im Urlaub. Mir graut davor.

    (Sie ist Witwe, hat also auch Trauererfahrung).

    Liebe Helma, auch ich möchte dir mein herzliches Beileid aussprechen.

    Was du schreibst holt auch in mir wieder sehr vieles nach oben. Auch ich frage mich immer wieder, wie waren die letzte Minuten von meinem Sohn, warum habe ich es nicht mitbekommen. War es schlimm für ihn, weil er allein war.

    Die Ärzte sagen wohl, ein plötzlicher Herztod geht ganz schnell. Ich möchte es gerne glauben, aber wir wissen es eben nicht. Und das quält dich und auch mich. Ich kann das total gut verstehen.

    Ich wünsche dir einen guten Tag.

    Maria

    Liebe Iris,

    Danke dafür das du mir sagst, das diese Neidgefühle auch bei dir vorhanden sind. Ich komme mir manchmal schon sehr garstig vor


    Dazu kommt, ich bin Sozialpädagogin, arbeite schon sehr lange hier in unserem Kindergarten. Nach unserem Urlaub letztes Jahr habe ich mich bis November krank schreiben lassen. Die Vorstellung, Kinder zu sehen, mit den neuen eine Beziehung aufbauen zu müssen war entsetzlich. Ich wollte nie nie wieder mich auf jemanden einlassen müssen.

    Hätte meine Therapeutin mich nicht so gedrängt, wäre ich heute noch zu Hause.

    Im Februar hat unsere ehemalige Chefin gekündigt, und ich ergriff die Chance mich zu bewerben. Jetzt ist es so, dass mich die Arbeit stützt und ein Stück weit hält. Aber ich bin nun auch 3 Tage im Büro und weiter weg vom Geschehen. Die Kinder halte ich "professionell " aus. Aber privat erlebe ich es als Zumutung.


    Sverja, danke für deinen Zuspruch und das an mich denken.


    Liebe traurige Speedy,

    Danke, für alles was du schreibst. Es tut mir sehr weh, das zu lesen. Aber das meiste stimmt und du hast recht.

    Vieles davon konnte ich erst so gaanz langsam selbst erkennen und mir eingestehen.

    Gut tut es, das du schreibst, ich habe es für Moritz gemacht, damit er glücklich leben konnte.

    Ja, es war nicht umsonst.

    Und ja, nun füllt sich die Leere tatsächlich immer mehr mit diesen schmerzhaften, 30 Jahre mir nicht eingestandenen Fragen.

    Und das tut verdammt weh, zu der ganzen anderen Trauer noch dazu.

    Nun muss ich aufhören für heute, endlich zur Ruhe kommen in der Hoffnumg, dann ein paar Stunden schlafen zi können.

    In großer Dankbarkeit wünsche ich Euch allen eine friedliche Nacht.:2:

    gerade kam die Erinnerung an"Moritz' s Lied" schmerzlich in mir hoch. Ich möchte es gerne mit euch teilen. Wir haben es ihm Zeit seines Lebens an jedem Geburtstag, bei seiner 1. Kommunion, bei seiner Firmung, und bei der Trauerfeier gesungen:


    Das Erde und Himmel dir blühen,,

    Das Freude sei größer als Mühen.

    Das Zeit auch für Wunder, für Wunder dir bleib,

    und Frieden für Seele und Leib.


    Das habe ich ihm von ganzem Herzen Zeit seines Lebens gewünscht, und letztendlich wünsche ich es ihm immer noch.

    Aber wo bleibt mein Frieden?

    Liebe Tigerlilli,

    "Die Tage frei fließend geschehen lassen "

    ...das hört sich für mich im Moment paradiesisch an. Ich bin weit davon entfernt habe ich das Gefühl.

    Für mich ist es ein Abarbeiten, und abends oft der Gedanke: wie oft noch, ist es immer noch nicht vorbei?"

    Manchmal, wenn ich im Auto sitze, überrascht mich ein:" Jetzt in der Kurve einfach gerade aus fahren"


    Gestern hat mein jüngster Bruder glücklich in unserer Geschwister-app verkündet, das er zum zweiten Mal Opa wird. Und ich verspüre nur Neid kein bisschen Freude darüber.

    Die Welt ist so ungerecht und gemein.

    Hallo Ihr Lieben,

    Danke für eure herzlichen Antworten, die lieben Grüße und Umarmungen.

    Ja, ich möchte mein Leben neu erfinden, aber wie geht das?

    Ich habe 30 Jahre ein "Kleinkind" versorgt.

    Moritz war mit allen seinen Bedürfnissen 100% von anderen Menschen abhängig. Ich habe kein langsames Sich Abnabeln, Erwachsenwerden erlebt. Kein "Ich gehe meinen Weg nun selbst ".

    Er hat erst im Wohnheim, seit 10 Jahren in einer Einrichtung für erwachsene Menschen mit schwerer Behinderung gelebt

    D.h. wir waren wohl räumlich getrennt, aber seelisch fast symbiotisch


    Sein Tod ist wie eine Amputation ohne Betäubung.

    Ich hatte wegen dieser ganzen Belastung vor einigen Jahren fast ein Burnout.

    Damals habe ich die Reissleine gezogen, bin in Kur, habe eine Therapie begonnen.

    Die hätte eigentlich im September beendet werden sollen

    Ich war auf einem guten Weg...

    Gott sei Dank hat die KK nochmal eine Verlängerung bewilligt. Aber seitdem ist meine Trauer so mächtig , das für anderes wenig Raum ist . Wie ich schon geschrieben habe, es geht nicht mehr weiter, ich drehe mich im Kreis .


    Und jedes Wochenende ist eine fast nicht zu bewältigende Aufgabe.

    Ich dachte, irgendwann ist das Schlimmste vorbei, geht es wieder aufwärts.

    Aber nichts davon kann ich spüren. Eher im Gegenteil. Ich möchte jammern und klagen und nicht aufhören damit.

    Und draußen scheint die Sonne, und selbst das erlebe ich als Zumutung.

    Liebe Gabi ,Liebe Sverja, Liebe Luse (und ich), und all ihr lieben Anderen die mir hier ein bisschen Trost geben durch ihre Anteilnahme,


    Heute komme ich gerade von meiner Therapie und habe viel nachzudenken.

    Ich hatte heute so viel Wut auf alle die, die einfach ihr Leben weiterleben als wenn nichts passiert wäre. Wo doch für mich die Welt stehengeblieben ist , nichts mehr ist wie es war. Und mein Herz weigert sich, das einfach hinzunehmen. Faktisch ist mein Leben nun viel einfacher: Keine Verantwortung mehr keine schlaflosen Nächte, keine Arzt- und Kliniktermine mehr , keine körperliche Schwerarbeit mehr, ich kann kochen wann und was ich will, keine Streitereien mit Sozialamt, KK, Wohnheim, Tagesgruppe usw


    Und doch täte ich das alles sofort wieder liebend gerne.

    Nein, Gabi, ich muss dir widersprechen unser Verlust ist sehr wohl ein Verlust und keine Illusion.

    Moritz war sein ganzes Leben lang sehr nah an der geistigen Welt . Die Antroposophen sagen, das diese besonderen Menschen unser Karma und die Geistwesen wahrnehmen können. Und ich glaube das, ich habe es bei Moritz oft erlebt. Er hat oft sehr intensiv an mir vorbei geschaut ins Unendliche .

    Und wer weiß, mit wem er da Kontakt hatte. An seinem letzten Tag ging sein Blick nur noch in den Himmel. Heute denke ich, er hat sich Vorbereitet.

    Er war auch müde, lebensmüde.

    Sein Leben war oft sehr anstrengend für ihn, auch für mich.

    Ach, ich drehe mich im Kreis. Finde einfach den Ausgang nicht.

    Ich wünsche Euch allen eine ruhige Nacht und schlaft, wenn ihr könnt.

    Maria

    liebe traurige Speedy,

    Danke für deinen Wunsch ein paar Anekdoten zu hören . Dein Interesse tut mir richtig gut.

    Als Moritz das erste Mal im Wasser auf einen Delfin traf hatte er absolut kein Interesse daran. Wir waren ja alle so aufgeregt und neugierig auf seine Reaktion. Aber es kam keine. 3 Tage mühten sich die Therapeutin und der Delfin. Dann sagte ich: " Man könnte ihm auch eine Gummiente ins Wasser. Die würde ihn genauso interessieren ".

    Aber am 4.Tag ging der Knoten auf. Der Delfin schwamm an die Füße von Moritz und berührte sie mit der Schnauze, mit seiner Flosse, mit seinem ganzen Körper, und Moritz war total aus dem Häuschen. Er lachte und lachte. Und hielt die Füße ganz lang gestreckt und ganz steif. Er bekam gar nicht genug davon.

    Und nach einer Woche war er dazu bereit, den Delfin zu berühren sich an ihm festzuhalten und mit ihm zu schwimmen .

    Es war genial.


    Als wir ein Jahr später wieder dort waren, war ich gespannt auf seine Reaktion. Wir konnten uns nicht so richtig vorstellen, das er sich erinnert.

    Ich hatte ihn auf dem Schoß als sein Delphin vorbeischwamm und klickte. Und er hörte es, und hüpfte mir vor Begeisterung fast vom Schoß.

    Damit war die Sache entschieden. Er lernte jedes Jahr mehr, und letztes Jahr ist er fast jeden Tag allein mit seinem Delphin im Affentempo durchs Becken geschwommen und war glücklich.

    heute war wieder so ein trauriger, tränenreicher Tag.

    Ich habe mich mit Moritz oft sehr allein und außen vor gefühlt.

    Aber dieses Alleinsein-Gefühl jetzt ist unvergleichlich viel heftiger.

    Warum wird das jetzt alles so heftig?

    Ich danke Euch allen für Euer Mitgefühl.

    Eure Antworten zu lesen tat mir gut.

    Ich bin seit ein paar Tagen wieder tief in meine Trauer eingetaucht. Das schmerzt so sehr. Ich denke, deshalb habe ich hier auch dieses Forum gefunden. An manchen Tagen weiß ich einfach nicht wohin mit meiner Trauer.

    Ich war mit Moritz allein. Sein Vater hat es nicht ertragen, ein schwerbehindertes Kind zu haben.

    IIch habe schon gute Freunde, die sich bemühen mich zu verstehen , und trotzdem habe ich das Gefühl, letztendlich bin ich mit meiner Trauer doch allein.

    Er war an seinem letzten Tag so komisch, so anders wie sonst. Hatte fast keine Mimik mehr, ein Gesicht fast wie eine Maske. Und er hat fast nur noch in den Himmel geschaut. Er konnte ja nicht sprechen , konnte deshalb ja auch nicht sagen wie es ihm geht. Aber ich habe gemerkt, irgendetwas ist. Und nach seinem Mittagsschlaf habe ich ihm seinen MP 3 Player auf die Ohren mit seiner Lieblingsmusik von Michael Jackson, da hat er einen totalen Lachanfall bekommen, und ich habe mich selbst beruhigt,mir gesagt, es ist doch alles in Ordnung.

    Nach dem Abendessen haben wir unseren Abendspaziergang gemacht durch den Wald. Ich bin immer wieder stehen geblieben, habe auf die Bäume, die Wolken, den Himmel gezeigt und gesagt: "Schau Moritz, so schön ist die Welt "

    Ich hatte das Gefühl, ich muss ihn davon überzeugen.

    Als er im Bett war hat meine Schwester ihm noch sein Schlaflied gesungen, und bei der Zeile "Morgen früh, wenn Gott will, wirst du wieder geweckt" dachte ich, dieses Lied darf sie nicht mehr singen.

    Ich habe die ganze Nacht nichts von ihm gehört. Und morgens fand ich ihn eiskalt und steif im Bett.

    Mein Sohn Moritz ist letztes Jahr in der Türkei gestorben. Wir waren wie schon die letzten 8 Jahre auch, zur Delfintherapie dort. Er ist 30 Jahre, 3 Monate, 3 Wochen und 3 Tage alt geworden.

    Er war schwer mehrfach behindert, und ich wusste immer, dass er nicht alt wird. Und trotzdem, es war viel zu früh und ich kann es bis heute nicht fassen. Er fehlt mir so, vor allem jetzt im Sommer. Das war seine Zeit die Wärme tat ihm gut.


    Im Aöltag bei der Arbeit funktioniere ich, aber Zuhause kann ich meistens nichts Sinnvolles tun, Tiger durch die Wohnung , bin froh wenn der Tag vorbei ist und kann Nachts nicht mehr gut schlafen.