Beiträge von ganzallein

    liebe alle, linchen,

    den weihnachtsbaum habe ich gestern auch geschmueckt. ich habe kaum geschafft unsere weihnachtskiste zu oeffnen, die sogar noch von meinen urgrosseltern stammt. dann habe ich die uralten engel aufgehaengt .... ich hoffe, kornblume, dass es bei mir auch irgendwann leiser wird. gestern habe ich nur geweint und gedacht: wo sind alle hin, meine grosseltern, meine eltern, unser buntes offenes elternhaus.

    mir schrieb gestern eine freundin: die eltern und die zeit mit ihnen haust ein bisschen in den dingen weiter. du traegst auch die schaetze in dir. das stimmt.

    viel kraft allen.

    hallo day2, melina und alle anderen. tja ... weihnachten. mir geht es aehnlich wie dir day2, ich bin auch ganz allein und ohne elternhaus. ich habe noch meine ueber alles geliebte mama, im pflegeheim, mit corona! die hoelle hoert einfach nicht auf dieses jahr. aus deinem eintrag hoert man, wie viel dir deine mutter bedeutet hast. ich find es sehr schoen, was du fuer sie alles getan hast. zu deinem bruder: ich habe freunde, die mir immer wieder sagen dass jeder fuer sich selbst verantwortlich ist und man nichts erwarten soll oder kann. eine aenderung waere wuenschenswert, ist aber kaum zu erwarten. ich habe naemlich aehnliches durch und mich so sehr ueber meine verwandten geaergert. ich tue es immer noch. sie haben sich unmoeglich benommen. nicht mal als mamas katze eingeschlaefert werden musste haben sie mir irgendeine nette nachricht geschrieben. nichts. sie sind sauer, weil ich angeblich die falsche vase abgeliefert habe (obwohl denen rein rechtlich gar nichts zustand, ich aber zu bloed und zu nett war und sie mit einbezogen habe). sie haben sich sogar lustig gemacht, als ich sagte dass ich mich nicht von dingen meiner mama trennen kann. also, du bist nicht allein. viele menschen verlieren menschen und werden dann noch von raffgierigen und unempathischen verwandten gequaelt. kopf hoch!

    Guten Abend Isabell!


    Ich habe beim Lesen gedacht: noch jemand, der ein schreckliches Jahr hatte. Ich habe dieses Jahr einen neuen Job angefangen. Ich habe meinen Vater verloren, meine Tante, meinen Onkel. Ich habe meine Mutter ins Pflegeheim gebracht, den Haushalt aufgeloest, verschenkt und eingelagert. Es hat mir das Herz gebrochen, durch die Buecher zu gehen und Theatertickets aus Budapest 1982 zu finden, gepresste Blumen, meine Mama zu verabschieden. Meine Mama war meine Familie, wir haben die Nabelschnur leider nie ganz durchgeschnitten fuerchte ich. Schon als ich 20 war hatte mein damaliger Freund Angst, was mal mit mir passiert wenn sie krank wird oder stirbt. Dann haben wir Mamas geliebte Katze einschlaefern lassen muessen (Tumore), kurz nachdem wir ihr ein neues liebevolles Zuhause gefunden haben. Ah, und mein Hund war auch im Krankenhaus, hat es aber nochmals geschafft.


    Jetzt sind im Pflegeheim mehrere Mitarbeitende und Bewohnerinnen an Covid-19 erkrankt. Ich habe furchtbare Angst. Wir leben im Ausland und ich kann sie Weihnachten nicht besuchen gehen.


    Wie mein Profilname schon sagt, bin ich mit alldem ganz allein. Meine Grosseltern sind schon lange tot. Furchtbar! Gott sei Dank haben mir Freunde geholfen, ich habe einen verstaendnisvollen Chef, und mein Mann konnte ab und an helfen kommen. Schon wenn ich das schreibe frage ich mich wie das alles real sein kann. Es ist real und irgendwie habe ich es geschafft. Als ich aktiv war (Ausraeumen, Finanz- und Papierkram) ging es mir besser als jetzt. Ich fuehle mich oft so leer. Mir kommt alles wie ein grauer Sonntagnachmittag vor, aber irgendwie noch surrealer. Ich sehe wie extrem ich gealtert bin in den letzten Monaten. Erschreckend.


    Wie Du schon siehst, habe ich keine Tipps. Mir hilft es im Forum mitzulesen und zu wissen: ich bin nicht ganz allein. Auch wenn es einem manchmal so vorkommt. Auch hat mir geholfen, eine feste Routine zu entwickeln. Jeden Tag Sport. Nicht mehr als 9 Stunden arbeiten. Am Wochenende wandern gehen, nicht darueber nachdenken, einfach laufen.


    Ich wuensche Dir und allen Mitlesenden und Mitleidenden einen schoenen Abend!

    Guten Abend, vielen lieben Dank fuer die Rueckmeldungen. StellaKuchen : Es tut gut nicht allein zu sein!! Sehr sehr sehr sogar. Mein herzliches Beileid und vielen Dank. Sturm : leider lebe ich mehrere Flugstunden vom Heim meiner Mutter entfernt. Sie wollte nicht mitkommen, es waere schwierig geworden. Sie liebt das Landleben, ich wohne in einer Stadt, sie kann die Sprache nicht etc. Die Alternative waere gewesen wieder in die Naehe zu ziehen wo ich aufgewachsen bin. Sie hat das auf gar keinen Fall gewollt. Es ist einfach Scheisse (Entschuldigung). Etwas anderes faellt mir gerade nicht ein. Ich habe das Gefuehl, dass mein Mann meint er muesse meine Probleme loesen und alles kompensieren, dabei soll er einfach nur da sein. Wenn ich Biografien von Menschen der Kriegsgeneration lese, dann merke ich wie normal der Tod war. Er ist es nicht mehr. Und die, die besonders viel Tod erfahren haben in der heutigen Zeit in Europa stechen eben heraus. Man muss irgendwie zurecht kommen, nur wie?

    Guten Abend,

    Ich habe das Gefuehl, dass ich in einem Meer von Trauer versinke und nie wieder hochkomme. Ich brauche dringend Hilfe von anderen Trauernden.


    Als ich ein Kind war verstarb meine Grossmutter, die bei uns wohnte und zu der ich eine sehr enge Verbindung hatte. Alle andere Grosseltern waren schon tot. Als ich Teenager war verstarb mein Papa, dann mein biologischer Vater und gerade mein Onkel und morgen bringe ich meine ueber alles geliebte Mutter ins Heim. Ich halte den Schmerz kaum mehr aus. Eben machten wir noch einen Abendspaziergang, hoerten den Mauerseglern zu und sie sagte: Du bist fuer mich das Allerliebste auf Erden. Beim Ausraeumen gestern fand ich alte Briefe und Kondolenzbriefe zum Tod meines Papas und ich konnte die Nacht nicht schlafen. Wie unser offenes Haus beschrieben wurde, mein Vater und meine Mutter, unser Garten, die Tiere, die Buecher, die Musik. Nix ist mehr da. Und nun werde ich auch meine Mama verlieren. Sie ist zwar physisch noch da, jedoch dement. Morgen fahre ich sie ins Heim, wir haben lange auf einen Platz gewartet. Heute hab ich das Zimmer angeschaut und es kam mir alles surreal vor. Kaum etwas kann sie mitnehmen. Wenn ich an das Ausraeumen des Hauses denke wird mir speiuebel. Wenn ich an meine Mama im Heim denke noch mehr, denn man weiss ja, danach kommt mein altbekannter Freund, der Tod.


    Ich wuerde mich so sehr freuen von anderen Betroffenen zu hoeren. Ich mache mir vor allem dazu Sorgen:

    - Weihnachten. Das wurde bei uns immer sehr gefeiert, zuletzt Mama und ich. Was macht man da? Freunde haben mich eingeladen, ich fuehle mich aber dem nicht gewachsen. Ich kann bei keiner anderen Familie sitzen.

    - Meine Trauer, die mich immer weiter von anderen Menschen abruecken laesst. Ich fuehle mich auf Feiern oft wie ein Aussenseiter und ertappe mich dabei durchzugehen wer noch seine Eltern hat. Das muss noch von meiner Teenagerzeit her ruehrern ("das ist die deren Vater ..."). Ich bekomme Stiche im Herzen wenn mir eine Freundin Gurken vom Papa schenkt oder wenn ich hoere dass die Mama zum Putzen kommt oder abends vorbei kommt weil man einen schrecklichen Tag hatte und Lindenbluetentee bringt. Geht es anderen auch so? Ich habe liebe Freunde die sich kuemmern, nur hat wirklich jede und jeder von ihnen die Eltern, sogar noch die Oma, nur zwei haben schon den Vater verloren. Kommentare von Bekannten: "ist schon krass bei dir", "du solltest mal ein Buch schreiben", oder am schlimmsten "ach, wenn ich das hoere bin ich heilfroh dass ich meine Eltern noch hab. Mein Papa hat einen hohen Cholesterinspiegel. Wir fahren im Herbst an die Ostsee." Toll. Danke.

    - Wie um Himmels Willen soll ich ohne Anker leben, ohne Gelaender und Geruest? Wie ohne ein Elternhaus in das ich zurueck gehen kann? Wie geht ihr damit um wenn es das Elternhaus nicht mehr gibt? Wie soll ich auf eine Dienstreise fahren ohne dass mir meine Mutter "ich sende Dir Englein" schickt???

    - Ich habe grosse Angst, mich von meinem Ehemann zu entfernen. Seine Eltern sind fit, seine Geschwister auch, es gab auch keine anderen Dramen in seinem Leben. Er kann meine tiefe Trauer, mein Verlorensein in der Welt nicht verstehen. Leider haben wir auch keine Kinder bekommen koennen. Gleichzeitig hab ich wahnsinnig Angst ihn zu verlieren, denn er ist ja jetzt meine Familie.

    - Ich habe Angst, dass ich nachdem ich die letzten Jahre nix gemacht habe ausser zu trauern, zu organisieren und zu pflegen und zu arbeiten und ab und an mal wegzugehen, nicht mehr in mein Leben zurueckfinde. Mein letztes "Universum" war die Pflege meiner Mutter. Mir fehlt komplett die Perspektive, ich habe nichts worauf ich mich freuen kann. Es mag absurd klingen, aber als mein Vater starb hatte ich die Liebe, das Leben, die Reisen, die Welt, Studium vor mir. Nun bin ich in der Mitte meines Lebens und denke: was um Himmels Willen soll jetzt noch kommen?

    - Ich bin extrem wuetend. Warum musste ich diese meine Menschen so frueh verlieren? Warum habe ich nicht einmal Geschwister?

    - gibt es auf solche Form von Trauer (frueher Tod der Eltern) spezialisierte Psychologen, Selbsthilfegruppen, etc? Ich brauche etwas was ich online machen kann, denn ich lebe im nichtdeutschsprachigen Ausland. Ich moechte darueber in meiner Muttersprache reden und schreiben.


    Ich freue mich sehr auf Antworten und Eure Gedanken!!