Beiträge von H10

    Hallo Daniel,


    ich kann mir vorstellen, dass dieser Tag besonders schwierig ist. Bei mir ist es schon in einem Monat so weit. Ich kann es immer noch nicht fassen, ein Jahr und es fühlt sich doch alles noch so frisch an.


    Die Idee mit der Flaschenpost finde ich sehr sehr schön. So etwas in der Art habe ich auch geplant. Vielleicht nicht gerade an diesem Tag - noch kann ich das irgendwie nicht - aber auf jeden Fall, wenn ich mich dazu bereit fühle.


    Es ist so schlimm, sie fehlt mir jeden Tag, jede Minute, Sekunde. Aber es muss weiter gehen, für sie. Sie hätte das so gewollt.


    Ganz liebe Grüsse,

    H10

    Hallo Daniel und alle anderen,


    ich klinke mich einmal in Deinen Thread ein, da ich Deine Gefühle und Gedanken zum Muttertag sehr nachempfinden kann. Trauer hat so viele Gesichter, es ist ein ständiges Auf und Ab und ich erlebe immer wieder neue Seiten an der Trauer und an mir.


    Für mich war der Muttertag einer der schlimmsten Tage, seitdem meine Mama nicht mehr da ist. Ich war bewusst alleine, denn das tut mir eigentlich immer sehr gut. In diesem speziellen Fall hat es mir aber nicht wirklich gut getan und auch ich habe mich auch so ausgeschlossen von all den fröhlichen Menschen an diesem wunderschön sonnigen Tag gefühlt. Und meine negativen Gedanken in Richtung all dieser unbeschwerten Menschen haben mich überrascht. So bin ich normalerweise überhaupt nicht, bin wenig neidisch und eifersüchtig, aber an diesem Tag - ja, ich gebe es zu - war ich das und ich habe mich für diese Gedanken wirklich geschämt. Ich hoffe, das ist normal und geht wieder weg. :13:Denn das macht mich zusätzlich fertig. Auch diese ganze bescheuerte Werbung davor, das geht ja gefühlt schon Wochen vorher los..... es war nicht zum Aushalten. Ich war wütend, traurig und extrem genervt.


    Nuja, der Tag ist zum Glück vorbei, hätte nicht gedacht, dass das so schlimm wird, zumal meine Mutter nicht einmal sooooo viel Wert auf diesen Tag gelegt hat. Das alles hatte ich wohl unterschätzt. :(


    Es ist nach wie vor schlimm, auch wenn es bessere Tage gibt, liegt immer ein Schleier von Trauer und Wehmut auf meiner Seele - immer, always, toujours. Der geht nicht weg. Für mich fühlt sich das so an: es gibt ein Leben davor und ein Leben danach. Danach muss man sich erst einmal zurecht finden.


    Vorallem ist man ja mit der Trauer alleine, ich möchte niemanden damit belasten und ich behalte meine tiefsten Gefühle für mich, mache Vieles mit mir selbst aus. Wer so etwas noch nicht erlebt hat, kann es einfach nicht nachempfinden und schiebt das Thema weit weg. Was ich auch verstehe, akzeptiere und niemandem einen Vorwurf mache. Es ist einfach so. Deswegen möchte ich hier schreiben, denn Du und alle die hier sind, können nachempfinden und ich denke, es tut auch einfach mal gut, seinen Gefühlen etwas Freiheit zu verschaffen.


    Ganz liebe Grüße

    H10

    Zitat

    ich habe meine Mama am 15. Dezember 2020 verloren, alles ging so schnell.

    Ich kann hier niemanden trösten, weil ich selber noch viel Trost bräuchte und ich bin froh um dieses Forum, es holt mich aus meinem Gedankenkarussell

    Das tut mir sehr leid, Nasch. Ich weiss, trösten kann man kaum. Man kann darüber reden (viele, ich kann es nicht:)), man kann für die Zeit und die schönen Erinnerungen dankbar sein und was mir hilft, wenn es ganz schlimm ist, dann mache ich mir bewusst, dass meine Mama auf jeden Fall nicht will, dass ich so leide.


    Aber es wird immer ein Teil fehlen. Es ist still geworden, seit sie nicht mehr da ist. Still, obwohl alles um einen herum genauso laut ist wie vorher. Und genau diese Stille möchte ich gerade leben. In der Stille sein. In der Natur sein.


    Ich habe übrigens das Foto gesehen: toll!


    Zitat

    Mein Mitgefühl zum Verlust deiner geliebten Mama. Es ist normal das man es in gewissen Phasen einfach verdrängen möchte. Manchmal sogar muss, weil man zb auf der Arbeit ist. Aber es holt einen ja doch wieder ein.


    Leider gibt es bei Trauer keine Abkürzungen. Sie darf gelebt werden, damit sie sich irgendwann wandeln kann.

    Was natürlich bei jedem unterschiedlich lange dauert..

    Vielen Dank, Isabel. Es gab keinen Tag, an dem ich nicht geweint habe, ich glaube, im Moment verdränge ich einen Teil aus Selbstschutz. Ich merke, dass ich schwächer werde und das ist unheimlich anstrengend. Ich vermute, der Körper möchte schützen. Ja, das auf und ab kann ich nur bestätigen.


    Aber wie Du schreibst, Abkürzungen gibt es nicht, die Trauer bahnt sich ihren Weg.


    Vielen Dank auch Dir, Linchen. Auch von mir mein Beileid.


    Ja, ich vermute auch, dass es einfach anders wird und nie weggeht. Ich merke schon, dass ich selbst eine andere geworden bin. Ich habe im Moment ganz andere Bedürfnisse, wie noch vor ein paar Monaten. Ich sehne mit nach Ruhe, nach Sinn und kann mit Oberflächlichkeiten null umgehen (konnte ich schon immer schwer, jetzt kann ich es überhaupt nicht mehr:)).


    Ich mache mir auch immer bewusst, dass unsere Mamas nicht wollen, das wir so leiden und traurig sind. Das hilft dann schon ein wenig.

    Ich möchte langsam mehr in die Dankbarkeit kommen, dankbar sein, für die tollen Momente mit ihr, für das, was sie mir mit auf meinen Weg gegeben hat. Auch dadurch lebt sie in gewisser Weise durch mich weiter. Ist ein schöner Gedanke!


    Hallo Tamara. Vielen Dank, auch Dein Verlust tut mir sehr sehr leid. Und es ist sehr gut, dass Du zu einer Psychiaterin gehst. Das hatte ich für mich auch schon in Betracht gezogen. Darüber offen und ehrlich reden zu können ist sicherlich eine gute Stütze auf dem Weg der Trauer. Und man sollte sich jede Hilfe holen, die möglich ist. Ängste, Sorgen, das alles ist ja für den Alltags-Bereich nicht bestimmt. Habe auch gemerkt, dass wenige damit umgehen können.


    Du hast Recht, wenn Du schreibst, dass man auf einen Schlag erwachsen wird. So empfinde ich das im Moment auch. Es kommt mir so vor, als ob ich mich jetzt alleine durchschlagen muss, obwohl ich noch Familie und Freunde habe. Ganz verrückt! Und ja, ich lache auch zwischendurch, aber das Lachen hat sich auch verändert. Die Trauer schwingt immer mit, die Unbeschwertheit ist verlorengegangen. Ich weiss gar nicht, wie ich das beschreiben soll. Das ist nämlich noch verrückter!


    Zitat

    Mir hat das auch wieder Kraft gegeben zu lesen, dass dir meine Worte vielleicht etwas geholfen haben.

    Ich bin mir zu 100% sicher, dass Verstorbene nicht ganz weg sind. Das „Schöne“ am Tod ist, dass wir die Freiheit haben unseren eigenen Weg zu finden damit umzugehen. Ich denke, da gibt es kein richtig und falsch. Ich versuche Tag für Tag mir dieser Freiheit bewusst zu sein und so gut wie möglich zu versuchen das ganze Konzept Tod neu zu bewerten.

    Und du wirst so wie wir alle auch deinen persönlichen Weg finden. Ich wünsch dir ganz viel Kraft!


    Ja, wir haben die Freiheit, mit der Trauer individuell umzugehen. Ich glaube, das ist auch sehr wichtig, dass man sich das auch zugesteht und sich nicht selbst verurteilt. Jeder Trauerweg ist individuell und es gibt kein richtig oder falsch.


    Ich wünsche auch Dir ganz viel Kraft!


    LG

    Hallo Tereschkowa und Anna,


    vielen Dank für eure schönen Worte. Das tut schon gut. :)

    Ich glaube, der Austausch mit Menschen, die Ähnliches durchleben, kann sehr heilend sein. Viele im Umfeld können schlecht damit umgehen, was ich aber auch durchaus verstehen kann. Nur führt es dazu, dass ich meine Trauer immer mehr wegschliesse, anstatt zuzulassen. Ich habe die Vermutung, dass es hilft, sich zu öffnen (sicher weiss ich das aber auch nicht:)). Auch aus diesem Grund habe ich mich hier angemeldet.


    Anna, für mich ist meine Mama auch nicht gänzlich weg und manchmal spüre ich das sogar. Das hilft mir auch sehr, so sehr, dass ich einmal einen Anflug von Panik bekam, bei dem Gedanken daran, dass es doch anders sein könnte.:) Dein Gedanke gefällt mir sehr, dass es Dir Trost spendet, zu wissen, dass Dein Papa durch Dich weiterleben kann. Den Gedanken finde ich sehr schön und möchte ich auch in mein Leben integrieren. Auch gefällt mir, dass Du die Trauer an sich als nichts Schlechtes bewertest. Denn ich bin eher dazu geneigt, die Trauer negativ zu sehen. Ich denke, das könnte auch helfen.


    LG

    H10 (bin weiblich:))

    Hallo liebes Forum,


    ich musste am 19.09.2020 meine über alles geliebte Mama gehen lassen. Bis heute kann ich nicht aussprechen, was leider Realität ist und ein Teil von mir kann es immer noch nicht glauben. Die ersten zwei Wochen danach habe ich gefühlt nur vor mich hingestarrt, ins Leere gestarrt, konnte es nicht fassen. Diese Phase nenne ich immer die trockene Trauer - wahrscheinlich trifft es Schock eher.


    Nach und nach gelangte die Realität in mein Bewusstsein, doch so ganz entfaltet hat sie sich noch nicht. Das spüre ich. Noch oft schüttle ich den Kopf, wenn es mir bewusst wird, dass sie nicht mehr da ist. Sie war - und ist natürlich immer noch - mein ein und alles, meine Stütze, meine Freundin, einfach meine beste Mama der Welt. Reden kann ich ganz schwierig darüber und ich merke, das ein Teil von mir verdrängt. Aber ich denke, das ist wohl nur normal, denn man muss ja tagsüber funktionieren. Doch wenn die Ruhe kommt, dann kommen auch die Gedanken. Und die Trauer und das unendliche Ziehen im Herzen... wenn ich realisiere.


    Die Zeit im Lockdown macht es nicht unbedingt leichter und gerne möchte ich mir mit schönen Dingen etwas Gutes tun. Doch dass ich im Moment nur wenig Menschen sehe macht mir eigentlich nicht viel aus. Kann eh nur eine kleine Auswahl lieber Menschen um mich haben. Am liebsten bin ich alleine oder mit meinem Partner. Ich habe den leisen Verdacht, dass das Leben nach diesem Verlust für immer anders sein wird.


    Ich weiss nicht, wie die Trauerreise weitergeht. Viele sagen, es wird besser.


    Ich wünsche allen anderen hier auch viel Kraft.


    LG

    H10