Beiträge von NachtGedanken

    Danke der Nachfrage, im Moment geht es mir recht gut. Ich habe so weit möglich aus Erinnerungen und Tagebucheinträgen den Verlauf der letzten zehn Jahre in einem Zeitdiagramm zusammengefasst - und weiter dazu reflektiert und in mich hineingefühlt.

    Dadurch und durch diesen Thread hier bin ich mir nun ziemlich sicher, dass ich das alles im Großen und Ganzen doch verarbeitet habe. Die Dinge beeinflussen mich jedoch weiterhin indirekt. Beispiel: Vermutlich haben meine jahrelang anhaltenden emotionalen Probleme (die ich nun als größtenteils gelöst betrachte) zu der Antriebslosigkeit geführt, mit der ich weiterhin ringe. Außerdem ist in den letzten Jahren eine Art Internetsucht entstanden, gegen die ich mich wehre - mittlerweile erfolgreich, aber es braucht noch weitere Arbeit.

    Zwar muss ich wie in einem früheren Beitrag erwähnt noch mehr dafür tun, meine Gefühle auch raus zu lassen, aber im Vergleich zu den letzten Jahren geht es mir doch um einiges besser :)

    Die Beziehung zu meiner Mama ist zwar noch ausbaufähig, aber die größten Hürden habe ich über die Jahre doch überwinden können.


    Mir hat der Austausch hier definitiv geholfen, die Vorgänge in meiner Psyche genauer zu verstehen.


    Es ist häufig so, dass meine aktuelle Gefühlslage meine generelle Sicht auf die Welt/mein Leben beeinflusst. Als ich hier angefangen habe zu schreiben, ging es mir aus unterschiedlichen Gründen nicht gut. Dadurch kam mir alles negativer vor und ich habe sozusagen den Überblick verloren darüber, was mich aktuell wie beeinflusst. Einiges hat sich nun entwirrt und mir ist aufgefallen, dass mich die früheren Ereignisse, wie der Tod meiner Oma, wohl doch nicht mehr direkt negativ beeinflussen. Einige Folgen sind wohl noch da, aber auch nicht mehr so gravierend.

    Es war aber trotzdem gut, mich mal wieder mit dem Thema zu befassen. Gerade weil sich dann so was bei rausstellt.




    Kurzfassung: Habe meine Gedanken entwirrt und gemerkt, dass mich frühere Ereignisse doch nicht mehr direkt negativ beeinflussen - indirekt zwar schon noch, aber nicht so sehr.
    Es war hilfreich das herauszufinden.


    LG
    NachtGedanken

    Ich glaube, dass die Ursache war, dass meine Eltern mich für 3 Wochen ganz alleine in eine Kinderfreizeit geschickt haben.

    Boah, so was hätte mich vermutlich auch fertig gemacht. Ich erinnere mich, dass ich als Kind sehr an meiner Mama hing. (Jetzt fühlt es sich merkwürdig an, sowohl "Mama" als auch "Mutter" zu schreiben - bin wohl in einer Übergangsphase). Möglicherweise hing ich aber zu sehr an ihr, sodass ich früher oder später etwas hätte dran ändern müssen... aber nicht so :S

    Stattdessen bin ich also von sehr anhänglich zu emotional entfremdet übergegangen. Teilweise konnte ich das aber wieder zurechtrücken (nach mehreren Jahren)! An manchem muss ich jedoch noch arbeiten.



    ich finde es schade das Du und Deine Mama nicht darüber reden könnt das sie offensichtlich nicht weiß wie es in Dir aussieht.

    Wie gesagt, teilweise funktioniert das inzwischen wieder. Jahrelang war aber tatsächlich "Funkstille". Jetzt ist es eingeschränkt möglich.



    Um so schlimmer und um so heftiger ist es jetzt denn ich habe meine Mama verloren----ein Alptraum aus dem es kein Erwachen gibt.

    Das tut mir sehr leid :(

    Das ist echt schlimm! Wirklich ein Alptraum.


    Hm, da kommt mir eine Idee. Es scheint mir so, als wäre mir durch den Tod meiner Oma so richtig bewusst geworden, dass alle Menschen sterblich sind - eben auch die, die mir sehr nahe stehen. Vorher wirkte das irgendwie... unmöglich. Wohl deshalb hat es mich auch so von den Socken gehauen. Ich glaube, ich habe mich danach als Schutzreaktion ein Stück weit von den Menschen, die ich liebe, distanziert. Das ist aber nicht das Gleiche wie die vorhin beschriebene Distanz zu meiner Mama. Stattdessen spielt(e) wohl beides zusammen. Angst vor dem nächsten Verlust und Entfremdung durch den Rückzug.

    Die Verlustängste machen mir auch beim Thema Partnerschaft Probleme. Auch daran arbeite ich.



    Wie alt warst Du als Deine Oma starb?

    Ich war 13, fast 14. Jetzt bin ich 23.

    Vorher sind zwei Großtanten gestorben, zu denen ich jedoch keine wirkliche emotionale Bindung hatte. Es war zwar irgendwie merkwürdig, dass die Personen nicht mehr da waren, aber traurig war ich nicht, nur verwirrt.



    Das dir die Trauer Außenstehender manchmal näher geht, ist auch nicht ungewöhnlich. Das passiert sogar ganz oft.

    Gut zu wissen. Danke für den Hinweis!



    Ich wünsche euch allen alles Gute! Kommt gut (soweit möglich) durch die schwere Zeit.

    Wie es mir damit geht? Hm... Ich weiß es selbst nicht so ganz. Hab Stimmungsschwankungen und bin mir nicht ganz sicher, welche Gefühle mit was zusammenhängen.


    Eine Sache, die mir aber einfällt, die sicher mit meiner Oma zusammenhängt: Wenn ich abends/nachts Auto fahre (fahre nicht selbst), dann erinnert mich das an früher und dann kommen ein wenig die Gefühle von damals wieder hoch.

    Lange Zeit sind wir im Ort, wo meine Großeltern gewohnt haben, über Nacht geblieben. Aber dann ging das irgendwann nicht mehr und wir sind immer schon abends heim gefahren. Anfangs war es halt nervig/anstrengend aber als einige Zeit später eben meine Oma gestorben ist, habe ich diese Heimfahrten immer mit der Trauer verbunden.


    Ansonsten... es fällt mir schwer tatsächlich zu weinen, wenn mir eigentlich danach zumute ist. Und wenn es doch mal rauskommt, kann ich dabei oft nicht reden, weil meine Kehle wie zugeschnürt ist. Außerdem habe ich Angst/Schamgefühle, vor anderen zu weinen. An diesen Sachen arbeite ich schon.

    Gestern habe ich hier im Forum etwas gelesen und es sind mir die Tränen gekommen. Es ist aber auch wirklich traurig, was die Leute hier so alles erleben. Und dann habe ich versucht, das möglichst frei rauszulassen. Dieser Knoten im Hals hat sich tatsächlich gelockert. Anschließend bin ich mit den etwas verweinten Augen aus meinem Zimmer, wo mich meine Mama gesehen hat. Ihr habe ich kurz erklärt, was los ist. Es hat Überwindung gekostet, aber hat sich befreiend angefühlt. Wir haben uns umarmt! :)


    Jetzt fällt mir was auf... und ich glaube, das ist mir schon mal in den Sinn gekommen. Dadurch, dass sich damals sozusagen jeder für sich zurückgezogen hat, ist eine gewisse emotionale Trennung zwischen meiner Mama und mir entstanden. Das ist über die Jahre wieder besser geworden, aber nun fällt mir wieder ein, dass ich mich so von ihr getrennt und allein gelassen gefühlt habe. Das hat ziemlich weh getan.

    (Hab gerade "Mutter" durch "Mama" ersetzt - früher habe ich immer "Mama" zu ihr gesagt, danach nur noch wenn ich sie direkt angesprochen habe. Sonst habe ich über sie als meine "Mutter" gesprochen/geschrieben, was sich für mich selbst irgendwie distanziert anfühlt).


    Gut möglich, dass ich den Tod meiner Oma an sich schon verarbeitet habe (zumindest nach 2 Jahren oder so), aber die ganzen "Begleiterscheinungen" haben mich so belastet. Ja... ich habe mich damals ziemlich alleine gelassen gefühlt. Vielleicht ist das der springende Punkt.

    Vielen Dank für eure Rückmeldung :)


    Hab vorhin meine Therapeutin angerufen und gefragt, ob sie unseren nächsten Termin vorverlegen kann. Unabhängig davon werde ich das hier mit ihr nächstes mal besprechen und dafür habe ich mir nun ein paar Stichpunkte aufgeschrieben. Sonst verheddere ich mich zu leicht beim Reden.

    Außerdem habe ich vor, hier weiter aktiv zu sein - mal sehen, wohin das führt. Am besten schreibe ich gleich mal weiter, was mir dazu einfällt.


    Meine Vermutung ist, dass viel damit zusammenhängt, dass meine Familie (also Eltern & Bruder bei denen ich auch jetzt noch wohne) kaum Trauer zeigt.

    Mein Vater ist generell sehr verschlossen und kann nicht wirklich mit Emotionen umgehen, egal ob es seine eigenen sind oder die von anderen Menschen.

    Meine Mutter hat ihre Trauer damals vor uns Kindern versteckt. Ich hatte mal mit ihr darüber geredet. Sie dachte damals, es wäre eine gute Idee - sie wollte uns nicht überfordern durch ihr Weinen und so. Und andererseits war sie natürlich auch zu sehr mit ihrem eigenen Schmerz beschäftigt, um großartig logisch nachzudenken. Ich habe dann halt auch meine Gefühle versteckt und wenn dann meist nur "heimlich" nachts geweint... und irgendwann halt gar nicht mehr.

    Sie meinte im Nachhinein dann selbst, dass ihr Verhalten ungünstig war, aber jetzt isses halt so passiert. Ich bin ihr nicht böse, schließlich wollte sie mir nicht schaden - im Gegenteil.

    Mein Bruder hat das Downsyndrom und vermutlich eine Form des Autismus, weshalb er allgemein die Welt ganz anders wahrnimmt und erst recht ganz anders kommuniziert. (Er ist wohl am ehesten mit einem Kleinkind vergleichbar). Wir wissen deshalb nicht, wie ihn das beeinflusst hat.




    Der Tod Deiner Oma war vielleicht ein "Trigger" , dass andere Emotionen und anderes was in der Vergangenheit vorgefallen ist unbewusst oder bewusst wieder hervorkommen ist.

    Mir fällt nichts Problematisches ein, dass vorher passiert sein könnte. Ich habe auch in Erinnerung, dass ich vorher allgemein viel "positiver" war. Es ist eher so, dass durch den Tod meiner Oma meine unbeschwerte Kindheit abrupt beendet wurde. In gewisser Weise war ich mit 13 quasi noch ein Kind, auch wenn sich die Pubertät schon ein wenig bemerkbar gemacht hatte.




    Doch in Deinen Schilderung lese ich, dass Du trauerst auch dur Deine Melancholie und auch "stellvertretend". Du "erlaubst" Dir durch die Trauer um andere zu trauern: Du trauerst auch so um Deine Oma. Das ist vollkommen OK und jeder trauert individuell.

    Manchmal kommt mir selbst das auch so vor. Nur scheine ich es nicht abschließen zu können. Aber da versuche ich mich jetzt drum zu kümmern.

    Hallo, Forum.

    Weil ich bisher keinen passenderen Ort gefunden habe, schreibe ich nun hier. Vielleicht kann mir ja jemand weiterhelfen.


    Vor mittlerweile fast 10 Jahren ist meine Oma (mütterlicherseits) gestorben. Sie war der erste Mensch, der mir emotional wirklich nahe stand, der gegangen ist. Eigentlich war es vorherzusehen (sie war 89 und in den letzten Monaten ging es mit ihrer Gesundheit deutlich bergab), aber ich habe es damals nicht gecheckt. Als dann die Nachricht kam, hat mich das ziemlich umgehauen und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen soll.


    In der Folge habe ich mich "verschlossen", emotional zurückgezogen und das Ganze deshalb wohl nie richtig verarbeitet. Etwa zwei Jahre danach habe ich durch eine Schulfreundin gelernt, über psychische Probleme, etc. zu sprechen und in diesem Zusammenhang habe ich versucht, den Tod meiner Oma zu verarbeiten. Zu diesem Zeitpunkt habe ich deutlich gemerkt, dass ich nicht richtig darüber hinweggekommen bin.

    Jetzt sind acht weitere Jahre vergangen, aber irgendwie lässt mich die Sache immer noch nicht los. Ich habe das Gefühl seit ihrem Tod etwas mit mir rum zu schleppen. Kennt ihr diese schweren Eisenkugeln aus Comics und so, die Gefängnisinsassen ans Bein gekettet werden? Es fühlt sich so als, als würde an meiner Psyche so ein Ding zerren. Irgendwie komme ich voran, aber irgendwie läuft es doch nicht so richtig.

    Ich habe seitdem einen Hang zur Melancholie und möglicherweise deswegen seit 6-7 Jahren durchgehend Probleme mit Antriebslosigkeit. Das Abi habe ich gerade noch gut überstanden, weil es erst Ende der 11. Klasse so richtig angefangen hat und das 12. Schuljahr ging quasi nur noch ein halbes Jahr. Wäre noch ein weiteres Schuljahr gekommen, hätten meinen Noten wohl einen ziemlichen Sturzflug hingelegt. Das Studium, das ich nun versuche abzuschließen, ist fast schon eine einzige Qual, weil ich es kaum schaffe, zu lernen. Muss mich ständig zu irgendwas zwingen. Auch im Alltag und im Bezug auf Hobbieprojekte - es betrifft also auch eigentlich angenehme Dinge.

    Eine andere Metapher dafür, wie ich mich oft fühle: Ich bin in einem Strudel gefangen, der versucht, mich in die Tiefe zu reißen. Seit Jahren muss ich dagegen ankämpfen, um nicht vollends in einem dunklen, tiefen Loch zu versinken. In guten Phasen spüre ich den Sog kaum, in schlechten Phasen habe ich das Gefühl, mit geht jeden Moment die Kraft aus... aber irgendwie muss ich immer strampeln, ich komme nicht wirklich los davon.


    In der Zwischenzeit sind beide Opas und eine Großtante gestorben, die mir ähnlich am Herzen lagen wie meine Oma. Bei ihnen habe ich es kommen sehen, aber ich finde selbst dafür habe ich ziemlich wenig getrauert. Ein bisschen schon, eben auch im Vorhinein schon, aber da kam echt nicht viel. Und noch merkwürdiger: wenn ich (fremde) Menschen um jemanden trauern sehe, löst das deutlich stärkere Trauer in mir aus, obwohl mich die Situation gar nicht persönlich betrifft. Einmal hat mich der Tod einer Person und v.a. die Reaktion der Hinterbliebenen in einem Videospiel so mitgenommen, dass ich 2-3 Tage nicht zur Schule gehen konnte. So etwas ähnliches ist später noch einmal passiert.

    Außerdem weine ich seit dem Tod meiner Oma nur noch selten - einmal alle paar Monate. Mir ist häufiger mal danach zumute, aber irgendwas blockiert mich da. Jedoch ist das in letzter Zeit ein klein wenig besser geworden - Musik hat geholfen. An sich ist die Blockade jedoch noch da.


    Ich befinde mich in psychotherapeutischer Behandlung (kognitive Verhaltenstherapie), jedoch liegt der Fokus dort auf meiner Sozialphobie (die vor dem Ganzen schon vorhanden war). Zwar habe ich vor, beim nächsten Termin die Problematik hier anzusprechen, aber ich fühle mich dort nicht am richtigen Ort, um meine Gefühle wirklich rauszulassen.