Beiträge von jenn

    Hallo Cartoon45,


    ich habe diese Woche meine Mutter verloren, sie ist 49 Jahre alt geworden. Sie hatte eine Hirnblutung und später mehrere Hirninfarkte. Zum Glück ist sie friedlich eingeschlafen.

    Wie sich dein Vater dir gegenüber verhält, ist für dich nicht hilfreich. Er trauert wahrscheinlich nur tief in seinem Innersten und will am besten so schnell wie möglich darüber hinwegkommen. Vielleicht hat er auch Angst, mit dir zu reden, weil er nicht weiß, wie er sich verhalten soll. Habt ihr früher viel miteinander gesprochen?

    Was mir gerade sehr hilft: morgens und abends eine Kerze anzünden neben dem Bild meiner Mutter, ihr Briefe schreiben und meine Gedanken mit ihr teilen.

    Und sich einfach alles gönnen, was man möchte: das Lieblingsessen, eine neue Jacke oder einfach nur einen Tag lang rumliegen. Und vor allem: immer weinen, egal wo, egal wann.

    Vielleicht ist es für dich auch hilfreich, einen Psychologen aufzusuchen. Aus so einer Situation kommt man manchmal nicht alleine raus - vor allem, wenn man niemanden zum Reden hat.

    Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen helfen.


    Liebe Grüße, Jennifer

    Hallo Isabella,


    meine Mutter ist vor 2 Tagen mit 49 Jahren gestorben. Wir haben gerade noch mit ihr telefoniert, vor 3 Wochen, als sie plötzlich aufgelegt hat und nicht mehr ans Telefon ging.

    Ich habe meine Oma zu ihr geschickt, die hat den Notarzt angerufen. Zuerst hieß es, sie hätte einen epileptischen Anfall. Dann stellte sich heraus, dass sie eine schwere Hirnblutung hat. Sie wurde in ein Krankenhaus in meiner Nähe geflogen und dort operiert. Die OP lief sehr gut, sie war nach 2 Tagen wieder wach. Wegen Corona konnte ich aber nur 2 Mal zu ihr. Beim 2. Mal habe ich ganz normal mit ihr geredet. Ein paar Tage später verschlechterte sich ihr Zustand, irgendwann sprach sie auf die Medikamente nicht mehr an. Mir wurde gesagt, dass sie schon mehrere Hirninfarkte hatte. Irgendwann haben sie die Therapie eingestellt und gefragt, ob sie den Beatmungsschlauch ziehen sollen. Sie hätte das alles nicht überlebt.

    Wir beschlossen, sie gehen zu lassen. Ich war bei ihr, bis zum letzten Herzschlag.


    Seit dem Moment, als sie nicht mehr ans Telefon ging, ist die Zeit für mich stehengeblieben. Sie war und ist für mich auch der beste Mensch, den ich kannte. Ich habe mich in deinen Zeilen wiedergefunden und fühle deinen Schmerz. Ich habe von ihr das positive Lebensgefühl geerbt, den alles durchdringenden Optimismus.

    Mir helfen Rituale sehr, seit sie im Krankenhaus war. Jetzt zünde ich jeden Morgen neben ihrem Bild eine Kerze an, damit sie bei mir ist beim Frühstück. Und vorm Schlafengehen, wenn ich ihr noch einen Brief schreibe oder einfach so. Ich habe mir auch ein Tattoo stechen lassen, das hat sie sich gewünscht, als sie noch mit mir sprechen konnte (obwohl sie da auch etwas im Delirium war).

    Was machst du, wenn du sie unendlich vermisst, wenn dich dieses Gefühl überkommt? Wie hast du die letzten Monate überstanden?


    Liebe Grüße , Jennifer